Svor
(Röhrsdorf)
Svor (Röhrsdorf) liegt auf der Südseite des Lausitzer Gebirges, etwa 3 km nordwestlich von Cvikov (Zwickau) und 4,5 km nordöstlich von Nový Bor (Haida). Zu ihm gehören auch die Siedlung Rousínov (Morgentau) und die abgelegene Ortschaft Nová Huť (Neuhütte), die am 1. Januar 2015 insgesamt 658 Einwohner hatten.
Geschichte

Blick auf die Häuser im mittleren Teil des Dorfes vom Bahnhof aus.
Foto: Jiří Kühn.
Die Gemeinde wurde erstmals 1502 als Rigersdorf schriftlich erwähnt, existierte aber höchstwahrscheinlich schon früher. Sie wurde offenbar nach dem Lokator Rüger oder Rüdiger benannt, später wurde der Name jedoch zu Röhrsdorf verballhornt. Der tschechische Name Svor wurde erst am 15. November 1946 offiziell eingeführt.
Svor gehörte ursprünglich zum Milštejn-Besitz der Familie Berka von Dubá, der 1532 dem Besitz von Zákupy (Reichstadt) angegliedert wurde, zu dem die Gemeinde bis zur Verwaltungsreform Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte. Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts war die Herrschafts im Besitz der Familie Berka von Dubá, danach ging sie an die Familie Novohradský von Kolovrat über. Seit dem Dreißigjährigen Krieg wechselten hier zahlreiche weitere Besitzer, darunter von 1632 bis 1689 die Herzöge von Sachsen-Lauenburg und anschließend Großherzogin Anna Marie Františka Toskánská. Ab 1805 befand sich das Gut im Besitz der Habsburger.
Die Grundlage des Dorfes bildeten angeblich ein Adelssitz und mehrere Bauernhöfe, deren Bewohner neben der Landwirtschaft hauptsächlich vom Holzabbau und -transport, der Herstellung von Holzkohle, Wagenschmiere und Ruß lebten. Einige verdienten ihren Lebensunterhalt auch als Fuhrleute auf der alten Straße von Česká Lípa (Böhmisch Leipa) über die Berge nach Rumburk (Rumburg). Bereits 1612 ist in der Gemeinde eine Getreidemühle belegt, deren Kunden jedoch knapp hundert Jahre später teilweise von der neu erbauten Mühle in Rousínov (Morgentau) übernommen wurden. Im Jahr 1750 wurde in den Wäldern nördlich von Svor die Glashütte Nová Huť (Neuhütte) errichtet, deren Betrieb bis etwa 1875 mit Schwierigkeiten aufrechterhalten werden konnte. Nach 1753 begann auch der Bau der Kaiserstraße von Prag nach Rumburk. Der Abschnitt von Bor nach Svor wurde etwa 20 Jahre später fertiggestellt, die Weiterführung nach Rumburk erst 1806. Im Jahr 1790 standen im Dorf bereits 138 Häuser. Drei Jahre später errichtete der örtliche Müller am oberen Ende des Dorfes eine Säge, an der später auch eine Schleiferei für Glasperlen eingerichtet wurde.

Häuser im oberen Teil des Dorfes mit dem Berg Klíč im Hintergrund.
Foto: Jiří Kühn.
Wie anderswo auch, wurde das Leben in Svor durch militärische Feldzüge geprägt. Im August 1778 drangen preußische Truppen hier ein, verdrängten die österreichische Infanterie und marschierten bald weiter nach Česká Lípa. Im Sattel zwischen Klíč (Kleis) und Sokolčík (Falkenberg) ließ sich dabei kurzzeitig der preußische Stab von Prinz Heinrich nieder. Während der Napoleonischen Kriege im Jahr 1813 drangen hier wiederum Truppen des Fürsten Poniatowski und des Marschalls Lefebvre ein, die in den umliegenden Dörfern hohe Kontributionen erhoben. Die Viehbesitzer versteckten sich daher in den Wäldern, um ihre Tiere nicht zu verlieren. Auf einer Anhöhe zwischen Svor und Rousínov entstand damals ein Lager, in dem die Soldaten mehrere Wochen lang blieben.
Im Jahr 1848 erfasste eine revolutionäre Welle Europa, und in den folgenden zwei Jahren fand eine Verwaltungsreform statt, die die herrschaftliche Verwaltung der Ländereien abschaffte und die Verantwortung für die Bevölkerung auf die neu geschaffenen Gemeinden übertrug. Seitdem bildete Svor zusammen mit Rousínov eine Katastralgemeinde. Nach der Aufhebung der Leibeigenschaft begann sich das Handwerk, einschließlich der Glasveredelung, in größerem Umfang zu entwickeln. Bis 1870 entstanden in Svor drei kleinere Glasschleifereien und im benachbarten Rousínov etwa zehn.

Denkmalgeschütztes Fachwerkhaus Nr. 54.
Foto: Jiří Kühn.
Im Juni 1866 brach ein weiterer preußisch-österreichischer Krieg aus. Die preußischen Soldaten lagerten erneut auf der Anhöhe zwischen Svor und Rousínov, während sich der Stab von General Bittenfeld direkt im Dorf einquartierte. Nach dem Krieg begann der Bau der Eisenbahnstrecke von Česká Lípa nach Rumburk, die in dem bergigen Gelände viele anspruchsvolle Erdarbeiten erforderte, darunter auch einen 16 m hohen Damm bei Svor. Im Oktober 1868 war die Strecke fertiggestellt, aber der reguläre Betrieb wurde erst am 16. Januar 1869 nach Fertigstellung der Anschlussstrecke von Děčín (Tetschen) nach Varnsdorf (Warnsdorf) aufgenommen. Die Eisenbahn ermöglichte den Bau neuer Glashütten in der Region, die mit billiger Kohle beheizt werden konnten. Im Herbst 1872 errichtete Gustav Balle in Svor die Glashütte Tereza und nahm im Januar 1873 den Betrieb auf. Im Jahr 1881 übernahm die Firma Münzel und Palme die Hütte. Neben Gebrauchsglas wurden dort auch Halbzeuge hergestellt, die von heimischen Schleifern, Graveuren und Malern in den umliegenden Dörfern veredelt wurden. Mit dem Betrieb der Glashütte war auch die Herstellung von Holzwolle und Kisten zum Verpacken von Glaswaren verbunden. Ab 1901 wurde auch Holzwolle in der ehemaligen Mühle in Svor hergestellt. Am 1. September 1886 wurde die Eisenbahnverbindung von Svor nach Cvikov in Betrieb genommen, die am 7. Oktober 1905 bis nach Jablonné v Podještědí verlängert wurde.

Häuser hinter der Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit.
Foto: Jiří Kühn.
Svor gehörte seit jeher zur Pfarrei Cvikov, weshalb die Verstorbenen aus dieser Gegend in Cvikov beigesetzt wurden. Als jedoch der dortige Friedhof von der Kirche an die Straße nach Sloup (Bürgstein) verlegt wurde, richteten die Einwohner von Svor um das Jahr 1888 einen eigenen Friedhof ein, der auch den Einwohnern von Rousínov diente. Im Frühjahr 1889 kam es in Svor zu einem Großbrand, bei dem sieben Häuser und mehrere Scheunen bis auf die Grundmauern niederbrannten und weitere Häuser schwer beschädigt wurden. Neun Jahre später wurde in der Gemeinde eine Wasserleitung gebaut, die nach Kaiser Franz Joseph benannt wurde.
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Kinder von Svor in verschiedenen Privathäusern unterrichtet. 1879 wurde hier ein neues Schulgebäude errichtet. Im Jahr 1900 hatte Svor 213 Häuser und erreichte mit 1475 Einwohnern seinen höchsten Stand. Die Einwohner lebten neben der Landwirtschaft hauptsächlich vom Weben, Stricken, Glasschleifen und anderen Handwerken. Die Gemeinde hatte ein eigenes Postamt und wurde 1914 an das Stromnetz angeschlossen. Mit der Entwicklung des Tourismus entstand hier auch eine Zweigstelle des Bergvereins für Nordböhmen, dessen Mitglieder sich um die Schutzhütte auf dem Klíč kümmerten und 1911 in einem Wald nördlich der Gemeinde ein Schwimmbad bauten.

Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1924.
Foto: Jiří Kühn.
Im Dezember 1919 wurde in Svor eine zweiklassige tschechische Schule eröffnet, für die im August 1926 ein neues Gebäude fertiggestellt wurde. Die örtliche Glashütte wurde 1919 vom Großunternehmer Josef Riedel erworben, der dort zusätzlich mit der Herstellung von Glasringen und -stäben für die Perlenindustrie in Jablonec begann. In den 1930er Jahren führte J. Reiner hier die Herstellung von halboptischem Glas ein. Da der Bahnhof in Svory bereits in den 1920er Jahren dem wachsenden Verkehr nicht mehr gerecht wurde, musste er erweitert werden, und 1924 wurde ein neues Bahnhofsgebäude errichtet. Die vielversprechende Entwicklung wurde jedoch in den 1930er Jahren durch die Wirtschaftskrise beendet, aufgrund derer ein Großteil der Betriebe geschlossen wurde und viele Menschen ihre Arbeit verloren. Ein Teil der Arbeitslosen arbeitete 1934 an der Befestigung der Ufer und der Regulierung des Baches.
Noch 1939 hatten Svor und Rousínov zusammen 1445 Einwohner, aber nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Großteil der deutschen Bevölkerung vertrieben. 1950 lebten in beiden Dörfern nur noch 825 Menschen, deren Zahl in den folgenden Jahren weiter zurückging. Viele kleinere Produktionsbetriebe und Werkstätten wurden nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. Im Mai 1973 wurde die Eisenbahnstrecke von Svor nach Cvikov wegen des Baus der Hauptstraße von Nový Bor aus stillgelegt. Die Glashütte produzierte weiterhin hauptsächlich Technik- und Schweißglas sowie Quarzröhren für Beleuchtungskörper und wurde erst 2003 endgültig geschlossen.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Svor zusammen mit Rousínov zu einem beliebten Erholungsort. Viele der nach dem Krieg verlassenen Häuser wurden später von Ferienhausbesitzern gekauft. In den 1960er Jahren wurde am Hang des Rousínovský vrch (Hamrich) ein großes Erholungsgebiet errichtet, das hauptsächlich als Kinderferienlager genutzt wurde und bis heute besteht. In den 1970er Jahren wurde dort auch eine kleine Skipiste mit Skilift angelegt, die jedoch später wieder verschwunden ist.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten

Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit.
Foto: Jiří Kühn.
Im Zentrum des Dorfes, neben der Eisenbahnbrücke, steht die spätbarocke Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit mit Mansarddach und Türmchen, die 1788 an der Stelle einer älteren Holzkapelle aus dem Jahr 1745 erbaut wurde. Im Giebel an der Vorderseite befindet sich eine Nische mit einer Holzstatue der Pieta. Im Inneren befindet sich eine eingebaute dreiseitige Holzempore und ein Altar aus dem Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Bild der Heiligen Dreifaltigkeit aus dem 19. Jahrhundert. Die Statue des Heiligen Sebastian stammt aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts und die Statue des Bischofs aus dem dritten Drittel des 18. Jahrhunderts. Neben der Kapelle steht ein Kreuz aus dem Jahr 1826. Am 7. September 1924 wurde an ihrer Westseite ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs enthüllt, das nach 1945 zerstört wurde. Im Jahr 2018 wurde aus den gefundenen Überresten auf der gegenüberliegenden Seite der Kapelle ein Torso des ursprünglichen Denkmals zusammengesetzt.
In der Gemeinde sind auch einige typische Volkshäuser mit Fachwerk und Umgebinde erhalten geblieben. In einer Seitenstraße etwa 160 m östlich der Kapelle steht das denkmalgeschützte einstöckige Fachwerkhaus Nr. 54. In seiner Nähe, an der Brücke über den Bach, steht eine barocke Sandsteinsäule mit einer Statue der Jungfrau Maria aus dem Jahr 1715, die früher in einem nahe gelegenen Garten stand und von der Ende des 20. Jahrhunderts nur noch ein Torso übrig war. Nach der Renovierung im Mai 2014 wurde die Säule an ihrem heutigen Standort aufgestellt. Interessant ist auch das Haus Nr. 165 im oberen Teil des Dorfes, das mit geschnitzten Ornamenten des ehemaligen Besitzers und Bildhauers Vilhelm Schwarzbach (1862-1944) verziert ist.

Steinsäule der Jungfrau Maria aus dem Jahr 1715.
Foto: Jiří Kühn.

Torso eines Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
Foto: Jiří Kühn.

Kapelle an der Straße nach Martinovo Údolí.
Foto: Jiří Kühn.
An der unbefestigten Straße nach Martinovo Údolí (Martinstal) steht eine Marienkapelle aus der Zeit um 1800, deren Fassade zwei Säulen mit einem niedrigen dreieckigen Giebel schmücken. Hinter der Eisenbahnunterführung auf der Nordseite des Dorfes befindet sich eine kleine Quelle, neben der ein Kreuz steht, das im Oktober 2007 vom Rand eines nahe gelegenen Wäldchens hierher versetzt wurde.

Blühende Kastanienbäume bei der Kapelle.
Foto: Jiří Kühn.
Bedeutende Landsleute und Persönlichkeiten
In Svor wurde die Archivarin Marie Válková (1901–1977) geboren, die im Prager Denkmal für nationale Literatur tätig war.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Svor liegt in einem Tal zwischen dem Rousínovský vrch (Hamrich) und dem Klíč (Kleis), dessen mächtiger Gipfel mit weitem Ausblick die gesamte Umgebung dominiert. Von seinem Fuß aus erstreckt sich nach Osten hin der kleine Sokolčík (Falkenberg) mit seiner Goldlilienvegetation, und im bewaldeten Tal hinter Svor liegt der Svorský rybník (Svorer Teich). Südwestlich von Svor liegt die bedeutende Glaserstadt Nový Bor (Haida) mit Arnultovice (Arnsdorf), über denen sich der Borský vrch (Haidaer Berg) mit der Borská skalka (Hasenberg) erhebt, und aus den Wäldern in Richtung Klíč ragen der Pramenný vrch (Bornberg) und der Břidličný vrch (Schieferberg) hervor. Im malerischen Tal oberhalb von Nový Bor liegt das Glaserdorf Polevsko (Blottendorf) mit Jedličná, in dessen Umgebung sich ein gepflegtes Skigebiet befindet. Vom Sattel oberhalb von Jedličná (Tanneberg) führt eine Straße zwischen Medvědí hůrka (Bärenfang), Medvědí vrch (Barhübel) und Malý Buk (Kleiner Buchberg) nach Kytlice (Kittlitz) im Tal des Flusses Kamenice (Kamnitz).
Nach Norden führt von Svor die Hauptstraße nach Rumburk (Rumburg), an der zwischen Velký Buk (Großer Buchberg) und Pěnkavčí vrch (Finkenkoppe) die Einschicht Nová Huť (Neuhütte) liegt, über der sich der Kamm Jelení kameny (Hirschensteine) mit dem Stožecké sedlo (Schöber Sattel) erhebt. Im Tal unterhalb des Střední vrch (Mittelberg) westlich von Nová Huť liegt der Hraniční rybník (Waldsteinteich) mit dem Valdštejnská skála (Waldstein) und den Stříbrné doly (Silbergruben), während nach Osten eine kleine Straße um Bouřný (Friedrichsberg) herum über die Kreuzung U Jana (Beim Johannes) nach Horní Světlá (Oberlichtenwalde) führt. In der Nähe der Kreuzung befindet sich die interessante Sirný pramen (Schwefelquelle).
Nordöstlich von Svor liegt Rousínov (Morgentau), über dem sich der bewaldete Bergrücken Pařez (Klötzerberg) erhebt. Dieser bildet einen Ausläufer der weiter nördlich gelegenen Kobyla (Hengstberg), an deren Hang sich die Höhle Vinný sklep (Weinkeller) befindet. In den Wäldern hinter Rousínov befindet sich eine kleine Anhöhe mit der Burg Rousínovský hrad (Morgentauer Burg), und dahinter, zwischen Trávnický vrch (Glaserter Berg) und Suchý vrch, ragt ein Felsvorsprung mit den Überresten der Burg Milštejn empor. Auf der Nordseite des Suchý vrch befindet sich die unzugängliche Eishöhle und darunter am Hamerský potok der Staudamm Naděje. Südöstlich unterhalb des Suchý vrch (Dürrberg) liegen die Siedlungen Trávník (Glasert) und Naděje (Hoffnung). Über Naděje ragt der Křížová věž (Rabenstein) hervor und im Tal beim benachbarten Hamr (Hammer) sind Überreste alter, in den Fels gehauener Wasserkanäle erhalten geblieben.
Östlich von Svor liegt die Kleinstadt Cvikov (Zwickau) mit dem Martinovo Údolí (Martinstal), dessen Umgebung vom Zelený vrch (Grünberg) mit zwei Aussichtspunkten und dem Křížový vrch (Kreuzberg) mit Kapellen des Kreuzwegs dominiert wird. Unterhalb des Zelený vrch liegt Drnovec (Kleingrün), von dem aus sich der romantisch gestaltete Felsgrat des Dutý kámen (Hohler Stein) nach Süden erstreckt. In den Wäldern zwischen Hrouda (Balleberg) und Strážný (Wachberg) liegt das stille Údolí samoty (Tal der Einsamkeit), durch das ein Weg zu den Havraní skály (Rabenfelsen) und über Radvanec (Rodowitz) zum touristisch attraktiven Sloup (Bürgstein) mit seiner Felsenburg, dem Aussichtsturm Na Stráži (Wachstein) und den Sloupské skály (Sloup-Felsen) führt.
