Martinovo Údolí
(Martinstal)
Heilanstalt für TBC und respiratorische Krankheiten in Martinovo Údolí (Martinstal).
Foto: Jiří Kühn.
Die Ortschaft Martinovo Údolí (Martinstal)
gehört zur Gemeinde Cvikov (Zwickau) und liegt an ihrer Nordwestgrenze an der
durch das Tal des Boberský potok (Boberbach) nach Rousínov (Morgentau) führenden
Strasse. Ihren Namen bekam sie nach dem Lehrer Leopold Martin, der angeblich
mit seinen geistlichen Vorgesetzten in Streit gekommen ist, darum seinen Lehrerberuf
aufgab und gemeinsam mit seinem Freunde Johann Ulbricht im Jahre 1834 im Waldtal
unter dem Bartelův vrch (Bartelberg) ein Heildampfbad gründete. Wahrscheinlich
ging es ihm damit nicht besonders gut, denn nach 6 Jahren verliess er das Heilbad
und übersiedelte nach Česká Lípa (Böhmisch Leipa), wo er weiter als Privatlehrer
wirkte.
Im März 1840 erwarb das Dampfbad in Martinstal Vinzenz Paul, dessen Sohn aus
ihm eine weit und breit bekannte Heilanstalt für eine Reihe von Krankheiten
machte. Nach seinem Tode im Jahre 1918 kaufte diesen Badebetrieb der hiesige
Bezirksrichter Wenzel Turnwald und von ihm kaufte ihn 1922 die Besitzerin der
Zwickauer Färberei Anna Niessner. Diese liess die Anstalt kostspielig zu einem
erstklassigen Sanatorium mit einem schönen Garten umbauen. Drei Jahre später
kauften die vereinten Krankenkassen der Bezirke Česká Kamenice (Böhm. Kamnitz),
Rumburk (Rumburg), Mikulášovice (Nixdorf) und Cvikov (Zwickau), die Anstalt
und eröffneten am 10. Mai 1925 hier feierlich eine Arbeiter-Erholungs- und Kuranstalt.
Zur Verfügung standen Dampf-, Heissluft-, elektrische, Moor- und Medizinalbäder.
Zur Anstalt gehörte auch ein Gasthaus, das schnell zu einem beliebten Ausflugsziel
der Besucher der umliegenden Wälder wurde.
Am Anfange der 30er Jahre des 20. Jh. entstand auf dem gegenüberliegenden Hange
ein vom Architekt Karl Tymich entworfenes modernes Nervensanatorium für den
Verband deutscher Krankenkassen in der Tschechoslowakischen Republik. Ende der
40. Jahre begann man hier Tuberkulosekranke zu behandeln, in den 90. Jahren
machte die Anstalt eine gründliche Renovierung durch und dient heute weiter
als Heilanstalt für TBC und respiratorische Krankheiten. Das ursprüngliche Sanatoriumsgebäude
steht noch und dient der Heilanstalt als Betriebsgebäude.
Etwas näher zur Stadt Cvikov (Zwickau) stand in den 30er Jahren des 19. Jh. eine Rotfärberei, die Ignaz Martin, ein Verwandter des Gründers der Badeanstalt, betrieb. Nach seinem Tode mietete diese Färberei Karl Grohmann, der in den Jahren 1847-1848 eine moderne Färberei in Lindava (Lindenau) errichtet hatte. Da er in seinem Unternehmen erfolgreich wurde, konnte er seine Fabrik stetig erweitern und später kaufte er auch die alten Gebäude in Martinstal, die er 1879 zu einer Baumwoll-Zwirnbleiche mit Dampfbetrieb umbaute. Diese Bleiche arbeitete bis zur allgemeinen Wirtschaftskrise in den 30er Jahren des 20. Jh., ein Teil ihrer Gebäude hat sich noch bis heute erhalten.
Eine der erhalten gebliebenen Gebäude der ehemaligen Bleiche.
Foto: Jiří Kühn.