Drnovec
(Klein Grün)

Drnovec (Kleingrün) ist ein kleines Dorf, gelegen am südöstlichen Fuße des Zelený vrch (Grünberg) etwa 1,5 km östlich von Cvikov (Zwickau), dessen Teil es heute ist. Der Ort entstand anscheinend im 14. Jahrhundert und wurde erstmals schriftlich als „Grina“ oder „Agrina“ im Jahre 1391 erwähnt, als er Teil der Mühlsteiner Herrschaft der Berka von Dubá war. Das Dorf wurde offenbar auf einem Gebiet angelegt, welches schon früher durch den Holzbedarf einer Glashütte gerodet wurde. Diese befand sich wahrscheinlich auf der Anhöhe in der Mitte des Ortes. Im Jahre 1777 wurde an dieser Stelle die Kapelle der allerheiligsten Dreifaltigkeit errichtet, die nach dem 2. Weltkrieg abgerissen wurde.
Im Jahre 1680 kam es in der Herrschaft zu einem großen Bauernaufstand, bei dem sich die Aufrührer auf dem Zelený vrch (Grunberg) versteckten und zu deren Ergreifung Soldaten gerufen werden mussten. Die Drnovecer Bauern nahmen auch an einem weiteren Aufstand im Jahre 1775 teil. Zu Kriegszeiten litt Drnovec vor allem unter den durchziehenden Truppen. Während des preußisch-österreichischen Krieges im August 1778 lagerten hier zwei preußische Bataillone und am 4. September plünderten die Preußen das Dorf. Auch während der Napoleonischen Kriege in den Jahren 1809 und 1813 zogen hier oftmals verfeindete aber auch alliierte Truppen durch, die sich nahmen was sie wollten. Im Jahre 1834 standen in Drnovec 55 Häuser. Etwa 12 Jahre später wurde die Straße von Cvikov (Zwickau) über Jablonné (Deutsch Gabel) nach Liberec (Reichenberg) durch den Ort gebaut. Hinter dem Dorf macht die Straße eine scharfe Kehre, um die steile und enge Felsschlucht namens „Hohle“ zu umgehen. Ab 1973 wurde dieser Abschnitt aufgegeben und die neue Straße wurde weiter nach Süden verlegt, wo sie durch eine breite Einkerbung im Kamm des Dutý kamen (Hohlstein) hindurch führt.

Im Jahre 1885 hatte Drnovec schon 92 Häuser, in denen 533 Einwohner lebten. Weiterhin gehörten auch vier der sechs Häuser an der Straße nach Mařenice (Gross Mergtal), die nach einem abgelassenen Teich Rybniční domky (Teichhäuser) genannt wurden, zum Ort. Das fünfte Haus gehört zu Kunratice (Kunnersdorf) und das sechste Haus „U Bendů“ (Bei Benda) befindet sich auf dem Kataster von Mařeničky (Klein Mergtal).
Drnovec gehört zur Pfarre in Cvikov (Zwickau), wo früher auch die Beerdigungen stattfanden. Als der Friedhof in Cvikov von der Kirche an die Bürgsteiner Straße verlegt wurde, legten die Drnovecer sich einen eigenen Friedhof etwa 300m südwestlich des Ortes an. Auch zur Schule gingen die hiesigen Kinder ursprünglich nach Cvikov (Zwickau). Im Winter fand der Unterricht in verschiedenen Häusern in Drnovec statt und im Jahre 1800 wurde eine eigene Schule gegründet. Im Jahre 1872 wurde im Ort eine neue Schule mit einem Klassenzimmer erbaut, die nach 18 Jahren durch einen größeren Bau vom Zwickauer Baumeister Anders mit zwei Klassen ersetzt wurde. In der ursprünglichen Schule entstand ein Gasthaus.

Da der sandige Boden in der Umgebung wenig fruchtbar war, lebten im Ort nur wenige Bauern, allerdings gedieh der Obstanbau. Ein Großteil der Einwohner arbeitete in den Fabriken in Cvikov (Zwickau), insbesondere in der Textilfabrik W. Brass und Söhne, welche 1905 von der Wiener Firma Löwinger & Glas übernommen wurde. Im Jahr 1905 wurde im Ort eine Wasserleitung verlegt, gespeist aus den Quellen am Zelený vrch (Grünberg). Die Elektrifizierung fand 1922 statt. In diesem Jahr wurde auch der Bau der Straße nach Mařeničky (Klein Mergtal) beendet. Eine interessante Attraktion für die Kinder war eine bewegliche Weihnachtskrippe, die von einem Wasserrad angetrieben wurde.
Noch im Jahre 1939 hatte Drnovec 451 Einwohner, deren Anzahl sank aber erheblich durch die Vertreibung der Deutschen nach dem Krieg. 2001 lebten hier 155 dauerhafte Bewohner.

Die Kapelle in der Ortsmitte wurde nach dem 2. Weltkrieg abgerissen und somit ist die einzige Sehenswürdigkeit hier eine etwa 150 Jahre alte, geschützte Winterlinde mit einem Stammumfang von über 4,5 m. Die stark beschädigte Krone musste allerdings im August 2009 umfangreich beschnitten werden. Südlich von Drnovec liegt der bewaldete Kamm des Dutý kamen (Hohlstein) mit seinen interessanten Felsformationen, Reliefen, Aussichten und bemerkenswerten Beispielen von säulenförmig abgelagertem, sogenanntem gefritteten Sandstein. Am alten Weg nach Kunratice (Kunnersdorf) befinden sich die Felsen der Kunratické skály mit einer Felsenkapelle. Direkt oberhalb des Ortes am Hang des Zelený vrch (Grünberg) steht eine hölzerne Schutzhütte, von der aus sich ein herrlicher Blick in die umgebende Landschaft bietet.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Robert Knothe, Oktober 2020.