Křížový vrch bei Cvikov
(Kalvarienberg)
Oberes Ende des Kreuzweges mit der Kapelle des Heiligen Grabes.
Foto: Jiří Kühn.
Der Křížový vrch (Kalvarienberg, 437 m), öfters auch nur "Kalvárie" genannt, ist ein niedriger Basalthügel, der einen nordwestlichen Ausläufer des Zelený vrch, etwa 1,5 km nordöstlich von Cvikov (Zwickau in Böhmen) bildet. Der hier aufgeschlossene Basalt zeichnete sich durch eine ungewöhnliche kugelige Absonderung aus und in seinen Hohlräumen fand man häufig Zeolithe, besonders Natrolith und Chabasit. Noch in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde er zur Herstellung von Strassenschotter gebrochen.
Die Anhöhe hiess bis 1728 das Nüssebergel. Im Juni dieses Jahres
siedelte sich hier der Strumpfwirker Johann Franz Richter an, der die Bewilligung
zum Bau einer Einsiedelei bekam und zusammen mit Florian Friedrich einen Wallfahrtsort
zu bauen anfing. Zu Ostern 1729 stellten sie auf dem Gipfelfelsen drei Kreuze
auf, an denen damals zum ersten Male ein Passionsspiel über die Leiden Christi
gespielt worden ist. Das Passionsspiel wurde später auf dem Marktplatz von Cvikov
übertragen, von wo später zum Andenken an die Kreuzigung Christi Büsser grosse
hölzerne Kreuze auf den Berggipfel schleppten.
Im April 1730 wurde mit dem Bau eines steinernen Gottesgrabes, über dem ein
hölzernes Dach mit Lauben stand, begonnen und die fertige Kapelle wurde am 24.
Juli 1735 geweiht. Der Weg zur Kapelle bekam allmählich den Charakter eines
wirklichen Kreuzweges, da einige Wohltäter an ihm auf eigene Kosten 8 gemauerte
Kapellen mit den auf Leinen gemalten wichtigsten Stationen des Leidensweges
Christi bauen liessen. Die Kapellen entstanden eine nach der anderen, und zwar
von oben her; die erste, die die Kreuzigung darstellte, wurde im Mai 1730 eingeweiht
und bis 1736 folgten weitere 5 Stationen. Die zwei zuletzt gebauten Kapellen
kamen erst 1741 und 1747 dazu, wobei die letzte, die die Verurteilung Christi
veranschaulichte, erst 1751 eingeweiht worden ist. Ein Jahr später wurde auf
dem Gipfel ein neues Kreuz aufgestellt, da der Wind das alte umgeworfen hatte.
Im August 1738 begann man auch mit dem Bau einer Einsiedelei, die am 24. Januar
1740 eingeweiht wurde; ihr erster Einwohner war Josef Schür. Auf ihrem Dach
wurde 1762 ein Türmchen mit einer Glocke aufgestellt. Einsiedler lebten hier
bis zum Jahre 1782, in dem Kaiser Josef II in einem k. k. Dekret alle Einsiedeleien
auflöste und der letzte Einsiedler, ein gewisser Reichelt, in den bürgerlichen
Stand zurückkehren musste. Damals begann auch der Verfall der Christi-Grab-Kapelle
und die Versuche der Kirchenobrigkeit, die Passionsspiele zu verbieten und die
Kreuzwegkapellen abzureissen. Der Zwickauer Dekan Ignaz Jaksch löste 1797 die
Passionsspiele in Cvikov auf, setzte sich aber zusammen
mit den Stadteinwohnern für die Erhaltung des Kalvarienberges ein. Nach dem
endgültigen Entscheid der Kirchenobrigkeit vom Jahre 1805 sollte der Kreuzweg
neu in der Kirche von Cvikov eingerichtet werden, die Kapellen auf dem Calvariberge
sollten ihrem Schicksal überlassen und durften nicht repariert werden. Die hölzerne
Kapelle des Grabes Gottes bestand bis 1845, als man an ihrer Stelle aus wohltätigen
Spenden eine neue, am 24. Oktober 1847 eingeweihte steinerne Kapelle baute.
Auf ihrem Altare war ein nach dem Bilde der Kreuzabnahme von Rubens gemaltes
Altarbild. Später wurde die Kapelle 1833 vom Calvarienbergverein renoviert und
im selben Jahre wurde entlang des Kreuzweges eine Lindenallee gepflanzt.
Die unterste Kapelle mit dem Relief Jesus Christus auf dem Ölberge.
Foto: Jiří Kühn.
Kapellen des Kreuzweges.
Foto: Jiří Kühn.
Die Kreuzwegkapellen liess man allmählich verfallen und im
Jahre 1890 standen nur noch 4 von ihnen. Vor dem Ende des 19. Jahrhundets wurden
aber an ihrer Stelle aus wohltätigen Beiträgen 14 neue Kapellen gebaut. In ihren
verglasten Nischen wurden künstlerische, aus Holz geschnitzte Bilder der Firma
Meyer aus München aufgestellt und im Oktober 1900 wurden die Kapellen von Prior
des Kapuzinerklosters in Rumburg eingeweiht.
Auf dem Gipfelfelsen hinter der Kapelle zum Grabe Gottes wurde eine kleine Plattform
zurechtgemacht, auf der eine steinerne Säule mit einem eisernen Kreuz aus dem
Jahre 1830 stand, umgeben von den Statuen der Jungfrau Maria, des hl. Evangelisten
Johannes und der hl. Maria Magdalena aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Auf dieser Plattform waren auch einige Bänkchen, von denen man eine schöne Aussicht
auf Cvikov und Umgebung genoss.
Im Jahre 1923 wurde im Wäldchen hinter der Kapelle ein den Opfern des 1. Weltkrieges
gewidmeter "Heldenhain" eingerichtet und am 14. Oktober feierlich eingeweiht.
Auf Steinblöcken zwischen Rhododendronbüschen wurden mehr als 100 Bronzetafeln
mit den Namen der Gefallenen eingesetzt und alljährlich wurden mit Gottesdiensten
verbundene Prozessionen hierher geführt.
Die Steinsäule und Standbilder auf dem Gipfel vor ihrer Vernichtung im Jahre 2000.
Foto: Jiří Kühn.
Nach dem 2. Weltkriege kümmerte sich niemand mehr um die Kalvarie und sie war den Einflüssen der Witterung und der Zerstörungswut Unbekannter preisgegeben, so dass sie allmählich ihrem Untergange entgegensah. Erst nach 1991 liess sie das Bürgermeisteramt von Cvikov renovieren und es stehen heute in der Lindenalle wieder die Kapellen mit verglasten Reliefbildern aller 14 Kreuzwegstationen und am Fusse des Hanges eine grössere Nischenkapelle mit dem angeblich aus dem Jahre 1732 stammenden Relief des Christus auf dem Ölberg. Die Kapelle am Gipfel wurde unlängst renoviert, ist aber ohne Innenausstattung geblieben. Im Wäldchen hinter der Kapelle sind noch heute Reste der ehemaligen Parkanlage zu erkennen, von den Statuen auf dem Felsen blieben nur noch die hl. Maria Magdalena und die Jungfrau Maria mit abgeschlagenem Kopfe erhalten, die Statue des Evangelisten Johannes wurde im Oktober 2000 gestohlen.
Im bewaldeten Tale am Fusse des Westabhange des Křížový vrch befinden sich viele Sandsteinfelsen, deren Umgebung im vergangenen Jahrhundert als Park hergerichtet wurdet; dieses Gelände befindet sich heute im Areal der Kinderheilanstalt in Cvikov.