Trávník
(Glasert)
Gesamtsicht auf Trávník vom Zelený vrch (Grunberg).
Foto: Jiří Kühn.
Trávník (Glasert) ist ein überwiegend zur Erholung genutztes Dorf, gelegen am östlichen Fuße des Trávnický vrch (Glaserter Berg), etwas 3 km nordöstlich von Cvikov (Zwickau) an der Straße nach Mařenice (Gross Mergtal). Schriftlich wird es erstmals 1391 im Register der Mühlsteiner Herrschaft der Berka von Dubá als „Kratzhart“ erwähnt. In anderen Schriftstücken wird es als „Grashart“ oder „Glashart“ bezeichnet, später setzte sich der Name Glasert durch. Der Ort wurde offenbar auf einem Kahlschlag errichtet, der durch den Betrieb einer Glashütte entstand. Diese soll sich angeblich nahe des Hauses Nr. 57 befunden haben. Im Jahre 1754 hatte das Dorf 45 Häuser unter denen auch eine Mühle war. An der Straße unterhalb des heutigen Schlösschens stand ein hölzerner Glockenturm, welcher seinem Zweck bis zur Errichtung der Kapelle der hl. Familie im Jahre 1802 diente. Während des preußisch-österreichischen Krieges im August 1778 kamen hierher etwa 25.000 preußische Soldaten, die südlich des Dorfes lagerten. Auch im Jahr 1866 kamen erneut die Preußen, die hier Vorräte beschlagnahmten.
Häuser im südlichen Teil der Gemeinde. Unter den Bäumen links befindet sich die Kapelle des hl. Johannis des Täufers.
Foto: Jiří Kühn.
In den Jahren 1851 bis 1852 wurde die Straße von Cvikov (Zwickau) über Trávník und Mařenice (Gross Mergtal) bis zur Staatsgrenze bei Waltersdorf gebaut und 1860 wurde sie um den kleinen Abzweig nach Naděje (Hoffnung) erweitert. Etwa 10 Jahre später erreichte Trávník seine höchste Einwohnerzahl von 467. Die Menschen lebten hier hauptsächlich von der Landwirtschaft, der Waldarbeit und heimischen Handwerkstätigkeiten. Ab 1899 befand sich im Haus Nr. 67 ein Betrieb zur Herstellung von Zementprodukten und einige Leute gingen auch zur Arbeit in die Fabriken in Cvikov (Zwickau). Die Gemeinde gehörte zur Pfarre in Cvikov, wo auch die Bestattungen stattfanden. Als der Zwickauer Friedhof aber von der Kirche an die Straße nach Sloup (Bürgstein) verlegt wurde, legten die Bewohner von Trávník einen eigenen Friedhof an der Straße nach Mařenice (Gross Mergtal) an. Die erste Schule entstand im Jahre 1784 im Haus Nr. 37 von Johann Pech, dessen Sohn Ignaz hier angeblich bis 1853 unterrichtete. Um das Jahr 1793 wurde hinter der Kapelle die Gemeindeschule Nr. 64 gebaut, die 1876 um eine zweite Klasse erweitert wurde. Zwischen 1878 und 1879 wurde sie durch ein neues Schulgebäude ersetzt, das den Kindern aus Trávník und Naděje (Hoffnung) diente und an der Straße die die beiden Ortschaften verbindet gebaut wurde. 1908 wurde im Ort eine Wasserleitung verlegt.
Kapelle des hl. Johannis des Täufers an der Straße nach Mařenice (Gross Mergtal).
Foto: Jiří Kühn.
Um das Jahr 1938 hatte Trávník 86 Häuser und etwa 300 Einwohner. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die ursprüngliche deutsche Bevölkerung vertrieben und aus dem tschechischen Inland kamen neue Umsiedler. Trávník und Naděje (Hoffnung) wurden zu einer Gemeinde vereinigt, die zuerst Sklenařice (Glashütte) genannt wurde. Da aber dieser Ortsname in Tschechien schon mehrmals existierte, wurde der Name Trávník ausgewählt, der von der historischen Bezeichnung „Grashart“ abgeleitet wurde.
Das Dorf war auch unter Sommerfrischlern beliebt, weshalb sich schon im Jahre 1948 hier 13 Ferienhäuser befanden. Nichtsdestotrotz gelang es nicht alle Häuser wieder zu beziehen, weshalb später etwa 30 von ihnen abgerissen wurden. In den 50er Jahren wurde die Schule geschlossen und weitere Einwohner zogen nach und nach in die größeren Gemeinden um. Als Trávník 1960 an Cvikov (Zwickau) angeschlossen wurde, diente es schon überwiegend als Erholungsort und Anfang 2001 lebten hier noch 21 Einwohner.
Die markanteste Dominante von Trávník ist die Villa Zámeček (Schlösschen) mit Turm, die der Kommerzienrat Franz Schier im Jahre 1914 errichten ließ. Während des 2. Weltkrieges befand sich in ihr ein Lazaret, nach 1948 eine Unterkunft für die Arbeiter der Zwickauer Fabriken und später diente sie als Kindererholungseinrichtung. Ende der 80er Jahre sollte hier eine Rehabilitationsanstalt eingerichtet werden, der Umbau wurde aber nicht abgeschlossen und nach 1989 wurde hier einige Jahre lang eine Pension mit Restaurant betrieben. Heute dient sie wieder als Pension.
Villa Zámeček.
Foto: Jiří Kühn.
Kapelle des hl. Johannis des Täufers.
Foto: Jiří Kühn.
An der Straße nach Mařenice (Gross Mergtal) steht die spätbarocke Kapelle des hl. Johannis des Täufers aus dem Jahr 1802, die ursprünglich der hl. Familie geweiht war. Neben der Kapelle stand seit 1771 ein hölzernes Kreuz, das an den Mord am Gutsbesitzer Josef Köhler erinnert und später durch ein Eisenkreuz auf einem steinernen Postament ersetzt wurde.
Am südwestlichen Ausgang des Ortes befindet sich eine Mariensäule, erbaut im Jahr 1761 von Josef Knobloch. Das Postament ist mit dem Relief des hl. Josef verziert und darauf befand sich eine Sandsteinstatue der Mutter Maria, die Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts gestohlen wurde. 2005 wurde die beschädigte Säule renoviert. Die neue Statue wurde aber schon drei Jahre später erneut entwendet. Etwa 1 km von hier steht an der Straße nach Cvikov (Zwickau) das Schicht-Kreuz von 1831. Ein weiteres hübsches Holzkreuz befindet sich am ehemaligen Knespeltor am Hang des Trávnický vrch (Glaserter Berg), von wo aus sich ein schöner Blick in die Landschaft bietet.
Am Haus Nr. 50 im unteren Teil des Dorfes wuchs eine etwa 200 Jahre alte geschützte Sommerlinde mit einem Stammumfang von fast 5,5 m. Bei einem Sturm am 24. Mai 2010 wurde sie aber stark beschädigt und brach Anfang 2013 vollständig auseinander. Heute findet sich nur noch ein kleiner Torso der Linde.
Mariensäule.
Foto: Jiří Kühn.
Die geschützte Sommerlinde im unteren Teil der Gemeinde um das Jahr 2000, als sie sich noch bester Gesundheit erfreute.
Foto: Jiří Kühn.
Torso der geschützte Sommerlinde im August 2015.
Foto: Jiří Kühn.