Sloup v Čechách
(Bürgstein)
Sloup (Bürgstein) ist eine überwiegend als Sommerfrische dienende Gemeinde im breiten Tale des Dobranovský potok (Rodowitzer Bach) am Nordwestfusse des Svojkovské vrchy (Schwoikaer Gebirge), etwa 3 km südöstlich von Nový Bor (Haida). Sie hat ungefähr 700 Einwohner und wird wegen ihrer interessanten Denkmäler und ihrer malerischen Umgebung viel besucht. Früher gehörte zu Sloup auch die weiter südwestlich von ihm liegende Gemeinde Janov (Johannesdorf), die heute Teil von Nový Bor ist.
Geschichte
Gesamtansicht von Sloup (Bürgstein) vom Aussichtsturm Na Stráži (Wachstein).
Foto: Jiří Kühn.
Die ganze weite Umgegend war einst vom zusammenhängenden, nur sehr dünn besiedeltem Grenzwald bedeckt. Eine der wenigen archäologisch nachgewiesenen Siedlungen ist gerade der ausgeprägte Felsenklotz des Einsiedlersteines am Südende von Sloup, an dessen Fusse Gegenstände aus der späten Steinzeit, deren Alter zum Ende des 3. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung datiert wird, ausgegraben worden sind. In der Völkerwanderungszeit kamen Lausitzer Sorben in diese Gegend, aber eine zusammenhängende, überwiegend deutsche Besiedlung entstand erst im Laufe der Kolonisation in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Damals gehörte das ganze ausgedehnte Gebiet zwischen Zittau und Česká Lípa (Böhmisch Leipa) den Herren von Ronov, die um 1260 durch die hiesigen Wälder die von Litoměřice (Leitmeritz) und Česká Lípa über Sloup, Radvanec (Rodowitz), Cvikov (Zwickau in Böhmen), Mařenice (Mergtal) und Krompach (Krombach) nach Zittau führende sog. Leipaer Strasse angelegt haben sollen. Wahrscheinlich zum Ende des 13. Jahrhunderts gründete Čeněk z Ojvína in Sloup eine Wachburg, deren Besatzung die Sicherheit der hier durchfahrenden Kaufleute gewährleisten sollte. Unweit von ihr wurde eine Zollstation errichtet, bei der die Maut zu zahlen war. Die Burg Sloupský hrad (Burg Bürgstein) ist zum Jahre 1324 nachgewiesen, als in ihrer Nähe wahrscheinlich auch schon ein Pfarrdorf bestand, das zum ersten Male im Jahre 1352 unter dem Namen Stolpa oder Slup erwähnt wird. Sein Name leitet sich wahrscheinlich von der säulenartigen Gestalt des grossen Einsiedlersteines am Südrande des Dorfes ab.
Zwischen 1346 und 1374 kam dieser Besitz an die Berka z Dubé (Berken von Dauba), die ihn aber nur bis zum 14. Oktober 1412 behielten, als Hynek Hlaváč die Herrschaft Sloup mit der Burg, dem Meierhof und dem Dorfe Radvanec dem Oberlausitzer Edlen Hanns Welfl von Warnsdorf verkaufte. Der nutzte die relativ ruhige Zeitspanne in den ersten Jahren der Hussitenkriege und kaufte am 4. Februar 1424 von Vilém z Ronova das später eingegangene Dorf Nedostojov und das Dorf Janov mitsamt dem Meierhofe. In den Jahren zwischen 1427 und 1440 kam die Herrschaft Sloup unter rätselhaften Umständen an Mikeš Pancíř ze Smojna (Nicklas Panczer von Smoyn), der so wie andere Edlen der Umgebung an der Seite der Lausitzer Sechsstädte stand und ihnen Nachrichten über die Bewegungen der hussitischen Einheiten gab. Gleichzeitig nutzte er aber zusammen mit den Wartenbergern diese unruhigen Zeiten zu Raubzügen in die Lausitz aus. Deswegen sandten die Lausitzer Sechsstädte in den Jahren 1444 und 1445 Strafexpeditionen gegen die Wartenberger und Panczer. Bei der zweiten Strafexpedition wurde auch die Burg Sloup erobert.
Häuser mit ausgeschmückten Giebeln unterhalb der Kirche.
Foto: Jiří Kühn.
Nach 1455 übernahmen Sloup Mikeš´s Söhne Jan (Johann) und Friedmann, die ihn später an Wilhelm von Illburg, der auf der Burg Ronov (Ronburg) bei Stvolínky (Drum) sass, verkauften. Im Januar 1471 wurde aber die Burg Sloup mit den Dörfern Radvanec, Janov, Nedostojov, Lindava (Lindenau) und Záhořín (Sohr) wieder von den Berken von Dauba zurückgekauft, in deren Besitz die Herrschaft dann bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts verblieb. Das letzte Glied dieses Familienzweiges, Adam Berka z Dubé, baute sich 1596 auf der Fläche des damaligen Meierhofes unter dem Felsenklotz des Einsiedlersteines ein bequemeres Schlösschen. Nach seinem Tode am 13. Juli 1607 erbte die Herrschaft seine Witwe Anna, die zwei Jahre später Abraham von Salhausen heiratete. 1617 übernahm Sloup Abrahams Bruder Wolf, der am 3. November 1622 wegen seiner Teilnahme am Ständeaufstand zum Verluste aller Besitztümer verurteilt wurde und im Mai 1623 kaufte die konfiszierte Herrschaft Sloup Zdeněk Lev Libštejnský von Kolovrat.
Im Jahre 1630 waren in Sloup 40 Häuser. Die ganze Gegend wurde damals von den Drangsalen des Dreissigjährigen Krieges betroffen und die Einwohner litten untern häufigen Durchzügen österreichischer und fremder Söldnerarmeen. Bei einem Feldzug in die Gegend von Česká Lípa im Jahre 1639 wurde auch die Burg Sloup erobert und verbrannt. Die Schweden erschienen in Sloup 1648, damals verbargen die Einwohner ihren wertvollsten Besitz in dem schwer zugänglichen Tal mit dem sog. Švédská díra (Schwedenloch) unter dem Slavíček (Slabitschken). Nach dem Ableben des Zdeňek Lev Libštejnský 1640 übernahm sein Sohn Václav František (Wenzel Franz), der Mitglied des Jesuitenordens war, die Besitztümer, kümmerte sich aber nicht besonders um ihre Verwaltung. Nach der 30jährigen Kriege kaufte die durch den Krieg schwer betroffene Herrschaft Sloup seine Stiefmutter Kateřina von Vrtba, der es durch bedächtiges Wirtschaften gelang, die Herrschaft von Schulden zu befreien, sodass sie 1679 dem Sohn aus ihrer zweiten Ehe, Ferdinand Hroznata von Kokořov, eine blühende Herrschaft mit 12 Dörfern vererbte.
Die beschädigte Statue der hl. Rosalia an der Bachbrücke.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahre 1680 wurde der Grossteil von Böhmen von einer Pestepidemie heimgesucht.
Nach einer Sage soll die Ansteckung nach Sloup ein wandernder Müllergeselle
gebracht haben, der in der oberen Mühle übernachtete. Er starb noch in derselben
Nacht und kurz nach ihm folgten ihm alle anderen Bewohner dieser Mühle nach.
Auf dem Pestfriedhof, der unweit des Radvanecký
rybník (Brettteich, Schwalbensee) errichtet wurde, wurden in diesem Jahre
etwa 30 Personen aus Sloup und den umgebenden Dörfern begraben. Die Pestpatronin
war damals die hl. Rosalia, deren Fürbitte man das plötzliche Ausklingen der
Krankheit anrechnete.
Nicht lange nach dem Ende der Pestepidemie wurden die meisten der umliegenden
Herrschaften von einem Bauernaufstand betroffen, zu dessen Unterdrückung Militär
eingesetzt wurde. In Sloup blieb es aber verhältnismässig ruhig, weil auf die
leutselige Frau Kateřina von Vrtba und ihren Sohn nicht viel Beschwerden laut
wurden. Der General Harant z Polžic kehrte am Ende seines Zuges gegen die Aufständischen
im Schloss Sloup ein, und verkündete hier mit der Kommission und dem Kreishauptmann
das Urteil über die Rebellen aus der Herrschaft Horní Police (Ober-Politz).
Die aufregenden Ereignisse des Jahres 1680 im Verein mit den Heiligenlegenden
hatten offensichtlich einen grossen Einfluss auf Ferdinand Hroznata von Kokořov,
der um 1690 den Entschluss fasste, den Felsenklotz am Südrande des Dorfes zu
einem Wallfahrtsort mit einer grossartigen Einsiedelei
auszubauen. Bis zum Verbot der Einsiedler im Jahre 1782 lebten hier 6 Eremiten,
von denen Samuel Görner der bekannteste ist. Die Einsiedelei wurde aber niemals
fertiggestellt, weil Ferdinand Hroznata bereits 1708 starb und seine Erben die
Herrschaft zwei Jahre später dem Grafen Václav Norbert Oktavián Kinsky, dem
Besitzer der Nachbarherrschaft Česká Kamenice (Böhmisch-Kamnitz) und anderer
Güter in Mittel- und Ostböhmen verkauften. Bereits beim Verkauf wurde die Herrschaft
Sloup für dessen Sohn Josef Maximillian bestimmt, der damals aber nur 14 Jahre
alt war. Nach dem Tode des Grafen Norbert 1719 wurde der Besitz vom älteren
Bruder Stefan Wilhelm Ullrich verwaltet.
1726 übernahm Josef Jan Maxmillian Kinsky die Verwaltung der Herrschaft und
übertrug nach Sloup auch seine Hofhaltung. Weil das alte Schlösschen unterhalb
des Burgfelsens seinen Ansprüchen nicht mehr genügte, liess er 1730-1735 im
Dorfe in der Nähe der Kirche der hl. Katharina ein neues Schloss mit einem repräsentativen
Vorhofe bauen.
Ortszentrum mit der Kirche und dem Kinsky-Schloss.
Foto: Jiří Kühn.
Graf Kinsky hat sich in ausserordentlichem Masse um die wirtschaftliche Blüte
der Herrschaft verdient gemacht. Weil die Landwirtschaft in der hiesigen Vorgebirgslandschaft
nicht besonders ergiebig war, unterstützte er hauptsächlich die Heimindustrie
und die manufakturellen handwerklichen Produktionszweige. Er löste allmählich
die herrschaftlichen Meierhöfe auf und vermietete oder verkaufte ihre Grundstücke
an neue Ansiedler. So gründete er drei neue Dörfer, denen er die Namen Josefov
(Josefsdorf), Janov (Johannesdorf) und Maxov (Maxdorf) gab.
Die Einwohner von Sloup und der umliegenden Dörfer lebten vorwiegend von Leinen-Heimweberei;
Graf Kinsky kaufte ihnen das Leinen ab und handelte mit ihm. Er selber gründete
einige Bleichereien und Manufakturen zur Herstellung von Leinen und Garnen,
später gründete er auch eine Baumwollspinnerei und -Weberei. Von 1760 bis 1762
gründete er in Sloup auch Manufakturen zur Herstellung von Barchent und Zwilling.
Im Jahre 1759 errichtete Graf Kinsky in Sloup eine Leinwand-Färberei, aus der
1763 bei einer Erweiterung des Betriebes eine Kattundruckerei entstand. Sie
war die älteste in Böhmen und arbeitete im umgebauten Meierhof unter dem Einsiedlersteine.
Die hölzernen Druckformen wurden in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Einkehrgasthauses
hergestellt, aus dem später, am Anfange des 19. Jahrhunderts, wieder eine Gaststätte,
die berühmte Fichtelschänke entstand. Im Jahre 1768 hatte Sloup bereits 629
Einwohner, die überwiegend für die Unternehmensprojekte des Grafen Kinsky arbeiteten,
der die hier hergestellten Leinen- und Baumwollwaren nach Deutschland, Italien,
England und Spanien verkaufte.
Graf Kinsky blieb aber nicht nur bei der Textilbranche und baute schon 1756
in der Nähe des Einsiedlersteines eine erste
Spiegelschleiferei. Zugleich lud er aus Nürnberg die beiden Fachleute Christian
und Anton Stöhr ein, die in den Jahren 1756-1767 zwei Spiegelschleifereien in
Lindava (Lindenau) einrichteten, nach deren Fertigstellung
die Spiegelscheiferei in Sloup aufgelassen wurde. Im ehemaligen Meierhof unter
dem Einsiedlerstein wurde eine Manufaktur zur Herstellung von künstlerisch geschnitzten,
später auch vergoldeten oder mit eingelegtem Silber und Perlmutt geschmückten
Spiegelrahmen eingerichtet.
Mit Holz verkleidetes einstöckiges Haus mit geschmücktem Giebel und Mansardendach.
Foto: Jiří Kühn.
In die vielversprechende Entwicklung der Herrschaft griffen aber hindernd die
kriegerischen Auseinandersetzungen ein. Im sog. Zweiten Schlesischen Krieg 1744-1745
kamen nach Sloup auch die berüchtigten, nicht nur vom Feinde, sondern auch den
einheimischen Einwohnern gefürchteten Panduren des Baron Trenk. Einige Jahre
mit Missernten und die wachsende Armut führten 1775 auch bei Sloup zu Untertanenaufständen
und nicht viel später, im Jahre 1778, kam es zu einem weiteren Kriege mit Preussen.
Im folgenden Jahre besuchte Nordböhmen der nachmalige Kaiser Josef II., um sich
mit den Umständen des Preusseneinmarsches und den dadurch verursachten Schäden
bekannt zu machen. Am 18. September 1779 übernachtete er im Schloss Sloup und
nahm auch an einer Messe in der hiesigen Kirche teil.
Nur ein halbes Jahr später starb Josef Johann Maxmilian Kinský und wurde am
19. April 1780 in der hiesigen Kirche der hl. Katharina beigesetzt. Da er keine
Nachkommen hatte, übernahm die Herrschaft sein Urenkel Phillip Josef aus der
Zweiglinie der Grafen Kinsky von Chlumec.
Der Anfang des 19. Jahrhunderts war von den Napoleonischen Kriegen betroffen, die auch Sloup nicht ungeschoren liessen. Im August 1813 drangen Einheiten des Armeekorps des polnischen Fürsten Poniatowski in Sloup ein, wobei es zu mehreren Treffen mit österreichischen Husareneinheiten kam; dabei wurde am 28. August das Schloss und die Pfarre in Sloup geplündert. Die Einwohner von Sloup verbargen sich damals im nahen Mühlgrund (Mlýnská dolina).
Die Missernten der Jahre 846 und 1847 und die schlechten Lebensbedingungen der Heim- und Manufakturarbeiter bewirkten in einer Reihe von europäischen Ländern Unruhen, die in den revolutionären Ereignissen des Jahres 1848 ihren Höhepunkt erreichten. In Sloup war dabei der Herrschaftsdirektor Friedrich Thiemann führend, der auch die Gründung der hiesigen Nationalgarde initiierte. Im Oktober fanden sogar gemeinsame Manöver aller Garden aus der Herrschaft Sloup auf den Wiesen am Červený rybník (Rotteich) bei Pihel (Pihl) statt. Ergebnis der revolutionären Ereignisse war die Aufhebung der Robot und aller Verpflichtungen, die die Dorfeinwohner an die früheren Herrschaften banden, und im Jahre 1850 wurde auch ein neues staatliches Verwaltungssystem eingeführt, welches die bisherigen herrschaftlichen Domänen ersetzte.
Einstöckiges Umgebindehaus mit Mansardendach im Nordteil der Gemeinde.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahre 1853 waren in Sloup 16 Bauern und ein grosser Teil der Einwohner beschäftigte
sich mit Heimarbeit. Besonders bemerkenswert war das Schleifen von optischem
Glas, das hier 1678 Georg Görner eingeführt hatte und seine Nachkommen bis in
die 90er Jahre des 19. Jahrhunderts weiterführten, oder die seit der Mitte des
18. Jahrhunderts hier bestehende Holzschnitzerei. Die Herstellung von Rahmen
und andere Holzschnitzerarbeiten führte seit 1865 auch die Firma Karl Müller
in Svojkov (Schwoika) durch. 1850 gründete Franz Witwer in Sloup eine Glas-
und Porzellanmalerei, zwei Jahre später entstand den gräflichen Spiegelschleifereien
eine Konkurrenz durch die Gründung einer neuen Spiegelschleifer-Firma des Josef
Taussig. Seit 1871 entwickelte sich in Sloup auch die Vergoldung und Plattierung
mit Metallfolien.
Im Jahre 1873 entstanden im ehemaligen Meierhof unter dem Felsenklotz
neue Werkstätten zur Ausschmückung von Spiegeln und eine Fabrik mit Dampfbetrieb
zur Herstellung von Rahmen, die aber keine besseren Ergebnisse als die alte
handwerkliche Arbeit hatte. Graf Kinsky kaufte deswegen das Gebäude der ehemaligen
Spiegelschleiferei in Sloup zurück und errichtete in ihr nach einem Umbau 1883
eine Schleiferei von venetianischen Spiegeln, die bald eine guten Ruf bekam.
Damals hatte Sloup bereits 171 Häuser und 1234 Einwohner. Trotzdem hier eine
ganze Reihe von Produktionsstätten bestand, konnten hier keine Voraussetzungen
zu grösseren oder längerdauernden industriellen Produktionsunternehmen entstehen,
wie es in den grösseren Städten der Umgebung stattfand. Im Laufe des 19. Jahrhunderts
baute man deshalb Textilfabriken hauptsächlich in Cvikov
(Zwickau i. Böhmen) und Česká Lípa, während sich das schnell aufwachsende Nový
Bor (Haida) zu einem Zentrum der Glasfabrikation entwickelte.
Wegen seiner attraktiven Lage wurde Sloup aber bereits im
19. Jahrhundert zu einem berühmten Orte, in den begüterte Familien aus Böhmen und
dem benachbarten Sachsen auf Sommerfrische fuhren. Einer besonderen Beliebtheit
erfreute sich die Gaststätte Fichtelschänke, die 1801 am Waldrande südlich des
Dorfes erbaut wurde, und das im Jahre 1873 eröffnete gräflich Kinskysche Hotel
am Kinsky-Schlosse. Unterkunftsmöglichkeiten boten später auch viele Privathäuser
an.
Zur Hebung der Anziehungskraft trug auch der lokale Gebirgsverein bei, dessen
Mitglieder Promenadewege in die Wälder und zu den Felsen der Umgebung des Slavíček
(Slabitschken), die romantisch als die Bürgstein-Schwoikaer Schweiz bezeichnet
wurden, herrichteten und dadurch viele interessante Plätze den Besuchern zugänglich
machten. Am Radvanecký rybník (Brettteich,
Schwalbensee) wurde ein Badeanstalt mit einer Schwimmschule und Bootsverleih,
im Hause der Familie Max ein Dampfbad eingerichtet und das kulturelle Angebot
erreichte seinen Gipfel in der Eröffnung des Waldtheaters
im Jahre 1921.
Platz mit der Kirche und dem Pfarrhaus.
Foto: Jiří Kühn.
In Sloup waren damals mehr als 200 Häuser, aber die Einwohnerzahl stieg nicht mehr weiter. Zu den grösseren Industrieunternehmen gehörte eine Türkischrotfärberei und die Gesellschaft zur Herstellung von Spiegeln und Rahmen, ausserdem gab es hier eine Dampfziegelei, zwei Getreidemühlen und ein herrschaftliches Sägewerk. Das Schloss Sloup gehörte dem Grafen August Philipp Kinsky, nach dessen Tode im Jahre 1940 es von seiner Tochter Marie, die mit dem deutschen Adeligen Wilhelm Emanuel Preysing verheiratet war, übernommen wurde. Vor dem Ende des 2. Weltkrieges ging die Familie Preysing mit der flüchtenden deutschen Wehrmacht nach Baiern.
Nach Kriegsende wurden die deutschen Einwohner von Sloup ausgesiedelt
und ihr Besitz konfisziert. In das Dorf zogen neue Siedler aus dem böhmischen
Binnenland, aber weil viele der früheren Industriebetriebe und Handwerksstätten
eingegangen waren, mussten sie zum grössten Teil zur Arbeit nach Nový
Bor (Haida), Česká Lípa (Böhmisch Leipa) oder Cvikov
(Zwickau in Böhmen) fahren. In Sloup blieben eine kurze Zeit nach dem Kriege
nur die Spiegelschleiferei, die Ziegelei, die Färberei und die Herstellung von
Litzen und Bändern im Betrieb. Nach 1949 wurden allmählich auch die privaten
Handwerksbetriebe eingestellt, wodurch eine weitere Reihe der noch verbliebenen
Arbeitsplätze verschwand. Die Gemeinde versuchte deswegen wenigstens den Ruf
des Ortes als touristisches Erholungszentrum, dessen Hauptattraktion der Einsiedlerstein
und die Badeanstalt am Radvanecký rybník
(Brettteich, Schwalbensee) geblieben sind, aufrechtzuerhalten. Im Dorfe entstand
auch eine Reihe von Vereinen. Der Sportkub "Lužičan" baute einen Spielplatz,
der Theater-, Musik- und Bildungsverein "Mikovec" übernahm die Betreuung des
Waldtheaters, das damals noch einen Stolz der
Gemeinde darstellte. Kurz nach dem Kriege entstanden im Orte auch viele Erholungsheime
und seit dem Anfange der 60er Jahre begann sich die Wochenendhaus-Bewegung zu
entwickeln. Die Zahl der dauernden Bewohner sank aber immer weiter, da die Leute
in die grösseren Städte mit besseren Lebensbedingungen wegzogen. Im Jahre 1960
wurde deshalb das benachbarte Radvanec (Rodowitz) mit dem Dorfe Maxov (Maxdorf)
an Sloup angeschlossen und 1981 wurde Sloup zusammen mit Janov, Maxov, Radvanec
und Svojkov an Nový Bor angegliedert. Zur Wiedererstehung
der selbstständigen Gemeinde Sloup kam es erst 1990.
Den Charakter eines Erholungsortes hat sich Sloup bis heute erhalten können
und in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde es als dörfliche Denkmalszone
ausgewiesen.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten
Der Einsiedlerstein mit der Einsiedelei am Südrande von Sloup (Bürgstein).
Foto: Jiří Kühn.
Das bekannteste und von den Touristen am meisten besuchte Denkmal in Sloup ist
der riesige Felsklotz des Einsiedlersteines mit ausgedehnten Überresten
einer barocken Einsiedelei, dessen steilen
Wände am Südende des Dorfes aufsteigen und der gewöhnlich als Felsenburg
bezeichnet wird. Über die Lage der geschichtlich nachgewiesenen mittelalterlichen
Burg haben wir keine genauen Nachrichten, wahrscheinlich stand sie nicht direkt
auf dem Felsen, sondern unter ihm an seinem Nordfusse, wo sich auch der zu ihr
gehörende Meierhof befand.
Erst 1562 wird neben der Burg zum ersten Male das "Neue Haus" genannt, über
das wir allerdings auch nichts Näheres wissen. Es ist wahrscheinlich von Zikmund
Berka z Dubé erbaut worden. Über das sogenannte Berkenschlösschen, das
sich 1596 Adam Berka z Dubé am Meierhofe an der Nordseite des Felsens bauen
liess, haben wir schon bessere Informationen.
Die Renaissance-Tore des ehemaligen Schlösschens.
Foto: Jiří Kühn.
Verschwunden ist auch der frühere Meierhof, in dessen Gebäuden 1763 die erste Kattundruckerei in Böhmen entstand und in dem später auch künstlerisch geschnitzte Spiegelrahmen hergestellt wurden. Eines der wenigen heute noch bestehenden Gebäude dieses Meierhofes ist das kleine, direkt an der Strasse stehende einstöckige ehemalige Wohnhaus des Amtsdirektors mit einem Mansardendach, in dem 1826 Ferdinand Břetislav Mikovec geboren wurde. An diesem Hause befindet sich seine am 27. September 1936 vom tschechischen Museumsverein in Česká Lípa feierlich enthüllte Gedenktafel.
Hinter dem ehemaligen Meierhofe am Wege nach Janov (Johannesdorf) steht das einstöckige Haus der Familie Max von 1780, in dem die bekannten Bildhauer Josef und Emanuel Max geboren sind. Dieses einstöckige, mit Schiefer verkleidete Haus wurde nach dem Kriege als Bestandteil eines Kinderferienlagers eingerichtet und dabei mit neuen Anbauten versehen. An der Wand dieses Hauses befand sich eine Gedenktafel aus Marmor, die aber um 1943 bei einem Gewitter abgerissen worden ist und nach dem Kriege nicht mehr erneuert wurde.
Im Gasthaus am Ostfusse des Felsens war bis zum 2. Weltkriege ein kleines, vom Bürgsteiner Chronisten Eduard Gerthner und dem Herren Pietschmann eingerichtetes Museum.
Geburtshaus von Ferdinand Břetislav Mikovec mit der Gedenktafel.
Foto: Jiří Kühn.
Haus der Bildhauerfamilie Max.
Foto: Jiří Kühn.
Weiter südlich am Waldrande steht in einer Kurve der Strasse nach Pihel (Pihl) das ehemalige Gasthaus Fichtelschänke, erbaut 1801 an der Stelle eines alten Hauses, in dem früher die hölzernen Kattundruckformen geschnitzt worden sind. Schon viel früher war hier ein Einkehrwirtshaus, das die günstige Lage an der alten Leipaer Strasse nutzte. Dieses einstöckige Umgebindehaus, das sich in seiner ursprünglichen Form bis zum Anfange des 20. Jahrhunderts erhalten hatte, war ein beliebtes Ausflugsziel vieler Sommergäste und Einkehrhaus der Touristen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde es umgebaut und dient heute als Pension.
Hauptfassade des Schlosses.
Foto: Jiří Kühn.
Auf einer Anhöhe in der Mitte des Dorfes ist ein als Park eingerichteter
Platz mit der Kirche und dem Schlosse der Herrschaft Kinsky.
Das Schloss begann 1730 Johann Maximilian Kinsky zu bauen, der nach dem
Brande des alten Schlösschens im Jahre 1733 in das Schloss, das erst zwei Jahre
später fertiggestellt wurde, übersiedelte. Der Name des Baumeisters ist nicht
mit Sicherheit bekannt, wahrscheinlich war es aber Peter Paul Columbani aus
Roudnice (Raudnitz), der auch die nahe Kirche umgebaut hat. Das Schloss besteht
aus dem Hauptgebäude mit zwei Seitenflügeln und hat im Grundrisse die Gestalt
des Buchstaben H; vor ihm befindet sich ein quadratischer, mit ebenerdigen Wirtschaftsgebäuden
umgebener Vorhof. Die Fassade des Hauptgebäudes mit dem Eingangsportal und einem
Balkon im ersten Stocke ist mit einem dreieckigen Giebel und einer Attika versehen,
auf der drei Statuen mythologischer Heroen, der das Himmelsgewölbe tragende
Atlas, die Jagdgöttin Diana und die Saat- und Erntegöttin Ceres stehen. An beiden
Seiten der Durchfahrt stehen in Nischen zwei monumentale Statuengruppen, die
Merkur, den Gott des Handels, mit Argus und den griechischen Heroen Herkules
mit der Königin Omphale darstellen. Alle diese Statuen werden Anton Braun (1709-1742)
zugeschrieben, der seine Lehrjahre bei seinem Onkel Matthias Bernard Braun verbrachte
und nach dessen Tode 1738 die Leitung seiner Bildhauerwerkstätte übernommen
hatte. Das ursprünglich barocke Schloss wurde 1829 von Karl Kinsky im klassizistischen
Stile umgebaut und mit einer neuen Innenausstattung versehen. In einigen Räumen
des ersten Stockes haben sich Decken mit barocker Stuckausschmückung erhalten.
Die Wirtschaftsgebäude des Schlosses mit dem gräflichen Hotel im Hintergrunde.
Foto: Jiří Kühn.
Zugleich mit dem Schloss wurde auch der anliegende Park
gegründet; im Jahre 1750 wurde er erweitert und um 1828 unter Karl Kinsky bekam
er seine heutige Gestalt. In seiner Mitte ist ein bemerkenswerter Springbrunnen
mit einer Neptunstatue aus Sandstein von Anton Max aus der Zeit um 1755.
Im Park wachsen heute mehr als 50 Bäume, von denen die schlanke zypressenförmige
Stieleiche, die Trauer-Rotbuche und der gelbbunte Bergahorn zu den interessantesten
gehören; von den Nadelbäumen wachsen hier die Orientalische Fichte und die Erbsenfrüchtige
Weisszeder. Beachtung verdienen auch alte Eiben und grosse Exemplare der Weymouthskiefer.
An der Aussenmauer des Parkes an der Strasse nach Nový Bor (Haida) steht das
steinerne, am 26. Juni 1904 feierlich enthüllte Emanuel Max-Denkmal, das
nach dem 2. Weltkriege vernichtet und im Jahre 2008 wieder neu enthüllt wurde.
Die Statuengruppe mit Merkur und Argos von Anton Braun in der Schlossdurchfahrt.
Foto: Jiří Kühn.
Die Neptunstatue von Anton Braun im Schlosspark.
Foto: Jiří Kühn.
Die Statuengruppe mit Herkules und Omphale von Anton Braun in der Schlossdurchfahrt.
Foto: Jiří Kühn.
Baufällige Kapelle des hl. Johann von Nepomuk.
Foto: Jiří Kühn.
Vom hinteren Tore des Schlossparkes führt in nordwestlicher Richtung eine etwa
500 m lange Lindenallee zur Kapelle des hl. Johann von Nepomuk. Ihr Grundstein
wurde am 25. April 1738 gelegt und das Chronogramm über dem Eingange enthielt
die Jahreszahl 1739 als Datum ihrer Fertigstellung. Eingeweiht wurde sie 1740.
Sie ist ein achtseitiger Barockbau mit einem rechteckigen Altarraum und einem
seitlichen quadratischen Oratorium und der Sakristei. Über dem Giebel hat sie
einen dreieckigen Schild mit dem Wappen der Familie Kinsky, geschmückt mit einer
Statue des hl. Johann von Nepomuk und zwei Allegorien des Glaubens und der Hoffnung
von Anton Braun. Im Inneren der Kapelle befand sich ein wertvolles Relief des
hl. Georg von Julius Meltzer. Im Jahre 1795 wurde sie zur Begräbniskapelle der
Familie Kinsky umgewandelt und in ihrer Krypta wurden am 1. Mai 1828 Graf Phillip
Josef Kinsky und drei Jahre später sein Nachfolger Karl bestattet. Nach dem
2. Weltkrieg wurde die Innenausstattung der Kapelle der Vernichtung preisgegeben,
der ganze Bau verfiel allmählich und heute befindet er sich in einem sehr schlechten
Zustande.
Neben der Kapelle stand ein Denkmal mit der gusseisernen Büste des Herren Phillip
Kinsky, die Karl Kinsky im Jahre 1828 aufstellen liess. Zu Beginn der 70er Jahre
des 20. Jahrhunderts wurde die Büste gestohlen und heute ist nur noch ein Teil
des Sockels übriggeblieben. Verschwunden ist auch die Statue der Jungfrau Maria
von Anton Braun, die früher neben der Strasse nach Nový Bor (Haida) an der Abzweigung
nach Janov (Johannesdorf) stand.
Das Gebäude des ehemaligen Armenhauses neben dem Schlosse.
Foto: Jiří Kühn.
In der Nachbarschaft des Schlosses liess Graf Josef Maximilian Kinsky 1745 ein
Armenhaus bauen, das seit 1759 gleichzeitig als Waisenhaus diente. Dieses
einstöckige Haus mit einem dreieckigen Giebel über der Mitte der Stirnwand ist
mit einem Fresko des hl. Laurentius geschmückt.
An der Kreuzung der Strassen nach Nový Bor und Cvikov stand schon seit 1759
ein Gasthaus, an dessen Stelle die Herren Kinsky ein Touristenhotel mit
einer grossen Gartenterasse errichten liessen. Eröffnet wurde es 1873 zum Anlasse
der Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers Franz Josef I. und
heute befindet sich in ihm das Restaurant "Národní dům". Unweit von ihm stand
früher das feierlich am 26. Juni 1904 enthüllte Denkmal des Bildhauers Emanuel
Max mit einem Portraitmedaillon von Alois Rieber.
Am Ostrande einer Anhöhe oberhalb des Bachtales gegenüber dem
Schlosse steht die Kirche der hl. Katharina. Zum ersten Male bereits
1327 erwähnt, wurde sie aber später mehrmals umgebaut und verändert. Den tiefgreifendsten
Umbau, durch den sie ihr heutiges Aussehen erhielt, führte in den Jahren 1717
- 1719 der Raudnitzer, aus Italien stammende Baumeister Peter Paul Columbani
durch. Kleinere Veränderungen wurde noch 1787 durchgeführt und im Jahre 1815
wurde an die Kirche ein Turm angebaut.
Sie ist ein dreischiffiger, mit einem dreieckigen Altarraum abgeschlossener
Barockbau mit einem prismatischen Turm an der Nordseite und ist durch zwei quadratische
Seitenkapellen ergänzt. Die westliche Stirnwand ist mit einem dreieckigem Giebel
mit der Statue der Heiligen Katharina in einer Nische gekrönt; über dem Eingange
befindet sich das Kinsky´sche Wappen mit dem Goldenen Vlies. Innen ist die Kirche
mit einem Kreuzgewölbe eingedeckt, in den Seitenschiffen sind Tribünen eingebaut
und den Westteil des Schiffes schliesst eine zweistöckige Empore ab.
Kirche der hl. Katharina.
Foto: Jiří Kühn.
Das Innere der Kirche der hl. Katharina.
Foto: Jiří Kühn.
Den Hochaltar von 1891 schmücken Statuen der hl. Ludmila und
hl. Katharina von Anton Max aus dem Jahre 1776, ausserdem sind hier zwei der
Jungfrau Maria und dem Herz Jesu geweihte Seitenaltäre aus dem 19. Jahrhundert
und ein Barockaltar der hl. Rosalia. Die Kanzel vom Anfange des 19. Jahrhunderts
ist mit einem Christusrelief geschmückt, das Taufbecken mit einer Statuengruppe
der Taufe Jesu stammt aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts. Neben ihm
stand ein Relief Jesu mit der hl. Maria Magdalena im Garten Gethsemane von Julius
Melzer aus der Zeit um 1860 und in einem kleinen Renaissancedenkmal befand sich
ein kleines Marmorrelief der Madonna mit dem Jesuskind von Emanuel Max. Ausserdem
ist hier ein Relief der Kreuzigung in einem klassizistischen Rahmen aus dem
Ende des 18. Jahrhunderts und ein Bild der hl. Katharina vom Anfange des
18. Jahrhunderts vom hiesigen Landsmann Eduard Wessely, von dem auch ein meisterhaft
gearbeiteter Jesus am Kreuze in der Kirchenmitte von der Wölbung herabhängt.
Links vom Hochaltar befindet sich der Grabstein von Josef Maximilian Kinsky
aus dem Jahre 1780 vom Bildhauer J. Brož. Er besteht aus einem Sarkophag mit
einer ein Reliefbildnis des Grafen tragenden Pyramide, die mit dem fürstlichen
Wappen und den Attributen des Handels, der Industrie und der Kunst ausgeschmückt
ist. Die Inschrift auf der Vorderseite der Pyramide erinnert an die Verdienste
des Grafen um den wirtschaftlichen Aufschwung der Herrschaft.
Neben der Kirche steht das spätbarocke Pfarrhaus der mit einem Mansardendach, das 1784-1786 an der Stelle eines älteren hölzernen Hauses gebaut worden ist. In seiner Nachbarschaft steht auf einem hohen Sockel mit Szenen aus den Leiden Jesu Christi die barocke Statuengruppe der Kalvarie von 1740 von Anton Braun. Zwischen der Pfarre und der Kirche steht eine frübarocke Mariensäule aus dem Jahre 1694, die ursprünglich im Walde am "Dutý kámen" (Hohler stein) nahe dem alten Wege nach Pihel (Pihl) stand. 1735 liess sie Amtshauptmann Martin Fleck an der Strasse am Fusse dieses Waldhanges neu aufstellen, von wo sie nach einer Renovierung im Jahre 1843 in die Mitte des neu entstandenen Parkes an der Kirche übertragen wurde; nach dem 2. Weltkriege wurde sie auf ihren heutigen Platz an der Kirche versetzt.
Die barocke Statuengruppe der Kalvarie von Anton Braun."
Foto: Jiří Kühn.
Die Mariensäule an der Kirche.
Foto: Jiří Kühn.
Auf dem freien Platz an der Kirche befand sich ursprünglich
der Friedhof, der bis zum Erlass des die Beerdigung der Toten innerhalb
von Ansiedlungen verbietenden kaiserlichen Dekretes seinem Zwecke diente. An
seiner Statt wurde am 10. Juni 1787 der ehemalige Pestfriedhof am Radvanecký
rybník (Brettteich, Schwalbensee) eingeweiht, aber bereits eine Woche später
wurde ein neuer Friedhof ausserhalb der Gemeinde in der Nähe des Hauses
No. 11 eingerichtet. Dieser diente aber nur bis 1810, als man begann, die Toten
auf dem heutigen Friedhofe östlich der Gemeinde zu beerdigen. Den Platz zwischen
der Kirche und dem Schlosse liess Karl Kinsky um 1830 parkartig ausgestalten.
Auf dem heutigen Friedhofe befindet sich der Grabstein des hiesigen Landsmannes
Ferdinand Břetislav Mikovec von 1864 mit einer Plastik des Prager Bildhauers
Tomáš Seidan. Das Grabmal stand ursprünglich auf dem Friedhof der Prager Kleinseite
in Prag-Košíře, von wo es nach der Auflösung des Friedhofes im Jahre 1911 auf
Ansuchen der Familie nach Sloup übertragen wurde. Auf dem Friedhofe von Sloup
stand früher auch das Grabmal des Bildhauers Josef Max d. Ä. von seinem Sohne
Josef Max d. J.
Auf einer niedrigen Anhöhe in der Nähe des Friedhofes befand sich eine kleine
Höhle, deren Wände mit dem Leuchtmoos Schistostega pennata bedeckt war.
Eine Gruppe von Umgebindehäusern unterhalb der Kirche.
Foto: Jiří Kühn.
In der Gemeinde gibt es eine ganze Reihe wertvoller Umgebinde- und Blockhäuser oder steinerner volkstümlicher Häuser, die meistens vom Ende des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Einige von ihnen haben steinerne Portale, Mansardendächer und mit Schiefer verkleidete Giebel. Eine malerische Gruppe solcher Häuser steht im Tale direkt unterhalb der Kirche, wo z. B. das einstöckige Haus No. 101 mit Mansardendach und das Haus No. 102 mit der Jahreszahl 1763 im steinernen Türrahmen besonders auffällt. Ein interessantes Haus ist auch No. 14 aus dem Jahre 1821 mit der in einer Nische stehenden Statue des hl. Johann von Nepomuk, das Haus No. 78 von 1827, das Bauernhaus No. 109 und viele andere. Vor der Einfahrt in den Bauernhof No. 109 wächst eine etwa 20 m hohe, unter Naturschutz stehende Sommerlinde, die zu den grössten in Nordböhmen gehört. Der Baum hat einen Stammumfang von über 7 m und sein Alter wird auf 300 bis 500 Jahre geschätzt.
Auf der Brücke über den Dobranovský potok-Bach im Oberdorfe
steht eine stark beschädigte Statue der hl. Rosalia aus dem 19. Jahrhundert,
die an Stelle einer älteren Statue der Heiligen, der man das plötzliche Auslöschen
der Pestepidemien der Jahre 1680 und 1713 zurechnete, aufgestellt worden ist.
Ihr gegenüber steht eine Statue des hl. Johann von Nepomuk vom Jahre 1857, die
wahrscheinich auch eine ältere Statue aus dem Jahre 1715 ersetzt. An der Strasse
nach Radvanec (Rodowitz) steht die Statue des hl. Antonius von Padua aus der
Mitte des 18. Jahrhunderts und ein Stück weiter am Radvanecký
rybník ein hohes eisernes Kreuz auf steinernem Sockel, das vom hiesigen
Bauern Görlich im Jahre 1790 errichtet worden ist.
In der Nähe dieses Teiches in Richtung zum später gegründeten Dorfe Maxov (Maxdorf)
wurde 1680 ein Pestfriedhof angelegt, auf dem etwa 30 Personen aus Sloup und
den umgebenden Dörfern begraben wurden. 1724 wurde der Friedhof mit einer steinernen
Mauer eingefriedet und wurde bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts aufrechterhalten,
als der Fabrikant Anton Mitteis die Mauer abriss und die Steine zum Bau seiner
Färberei verwendete. Nach dem Abtrieb des Waldes wurde der Friedhof aufgelassen
und an seiner Stelle entstanden Felder. Im Jahre 1883 wurde hier zum Andenken
ein Pestkreuz aufgestellt, das am 31. 8. 1884 eingeweiht wurde. An die zweite
Pestepidemie im Jahre 1713 erinnerte früher auch eine Pestsäule im Unterdorfe
unterhalb der Samuelova jeskyně (Samuelshöhle).
Staue des hl. Johann von Nepomuk an der Brücke über den Bach.
Foto: Jiří Kühn.
Unter Naturschutz stehende Linde am Bauernhof No. 109.
Foto: Jiří Kühn.
Bedeutende Landsleute und Persönlichkeiten
Das Emanuel-Max-Denkmal an der Strasse nach Nový Bor (Haida).
Foto: Jiří Kühn.
Aus Sloup stammt eine ganze Reihe bedeutender Persönlichkeiten, von denen unzweifelhaft die hervorragenden Bildhauer der Familie Max die bedeutendsten sind. Gründer der Familie war der Holzschnitzer Anton Max (1734-1808), der 1745 nach Sloup kam, um beim Bildhauer Franz Werner die Holzschnitzerei zu erlernen. Graf Josef Maxmilian Kinský liess ihn auf eigene Kosten die Bildhauerkunst in Wien studieren und beschäftigte ihn nach 1753 als Schnitzer der reich geschmückten Spiegelrahmen in der Spiegelfabrik in Sloup. Als Holzschnitzer wurde auch sein Sohn Josef Max d. Ä. (1765-1838) berühmt, der sich aber meistens mit der Bildhauerei von Statuen und Altären der Kirchen beschäftigte. Aus der dritten Generation stammt Josef Max d. J. (1804-1855), dessen Bildhauerwerkstätte in Prag um die Mitte des 19. Jahrhundert zu den meistgesuchten in Böhmen gehörte. Er schuf viele Kirchenstatuen und Grabmäler, seine Statuen schmücken auch die Prager Karlsbrücke. Sein jüngerer Bruder Emanuel Max (1810-1901) liess sich 1849 auch in Prag nieder, seine Bildhauerarbeiten findet man aber an vielen anderen Orten Böhmens und Mährens. Als Anerkennung seines Lebenswerkes erhielt er in seinem Alter den Adelstitel "Ritter von Wachstein", abgeleitet vom Felsenvorsprung Na Stráži (Wachstein).
Eine wichtige Rolle beim Eintritt der Familie Max in die künstlerische Welt spielte der Bildhauer Franz Werner (1721-1755) aus Sloup; Stefan Grossmann wirkte als Holzschnitzer in Wien, Karl Müller schuf Altäre für mehrere Kirchen in der weiteren Umgebung und war später künstlerischer Holzschnitzer in der Röslerschen Klavierfabrik in Česká Lípa (Böhmisch Leipa). Der Bildhauer Eduard Wessely (1817-1892) wirkte vor allem in Prag, wo er auch die Apostelfiguren für die astronomische Turmuhr des Altstädter Rathauses schuf, die beim Brande des Rathauses am Kriegsende im Mai 1945 verbrannten. Aus der Familie Melzer stammten die Bildhauer Anton (1799-1833) und Julius (1823-1853), Kaspar Melzer betätigte sich als Historienmaler. Von Musikern können der Violoncellovirtuose Josef Melzer oder der Geiger Georg Anton Melzer (1782-1843), der nach Riga auswanderte und von hier aus Konzertreisen nach Russland machte, erwähnt werden. Julius Slánský (1841-1873) war Musiklehrer am Proksch´schen Institut in Prag.
Ein bedeutender Landsmann aus Sloup war der tschechische Dichter, Schriftsteller, Dramatiker und Geschichtsforscher Ferdinand Břetislav Mikovec (1826-1862), der überwiegend in Prag wirkte. Er widmete sich auch der Rettung von historischen Denkmälern und war Mitbegründer und langjähriger Redaktor der tschechischen literarischen Zeitschrift "Lumír", um die sich eine grosse Anzahl von hervorragenden Autoren scharte.
Als Unternehmer ragte vor allem Adam Grossmann heraus,
der als Glashänder im spanischen Cadiz wirkte, oder Ludwig Gerthner (1799-1888),
Mitinhaber eines Glasgeschäftes in Amsterdam. Sein Sohn Eduard Gerthner
(1841-1904) schrieb eine Kronik von Sloup (Bürgstein) und betätigte sich als
heimatkundlicher Forscher.
Aus der Optikerfamilie Görner ist der Brillen- und Fernrohrmacher Samuel
Görner, der seit 1718 als Einsiedler in der Samuelova
jeskyně (Samuelshöhle) lebte und 1735 auf die Einsiedelei auf dem Felsblock
des Poustevnický kámen (Einsiedlerstein) übersiedelte,
der bekannteste. Aus dieser Familie stammte auch Anton Görner, von dem berichtet
wird, dass ihn Graf Kinsky auf 3 Jahre nach Nürnberg gesandt hat und der sich
nach seiner Rückkehr an der Einrichtung der ersten Spiegelfabriken beteiligt
haben sollte.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Etwa 3 km nordöstlich von Sloup liegt die bedeutsame Glasmacherstadt Nový Bor (Haida), zu der auch das dicht an den Südteil von Sloup anschliessende Dorf Janov (Johannesdorf) gehört. Aus dem Tale des Dobranovský potok-Baches ragt hier der riesige Felsklotz des Poustevnický kámen (Einsiedlerstein) mit den ausgedehnten Überresten der barocken Einsiedelei in die Höhe. Hinter ihm wird das Tal des Dobranovský potok vom bewaldeten Massive des Slavíček (Slabitschken), an dessen Fusse sich zahlreiche Sandsteinfelsen und Schluchten befinden, abgeschlossen. Im Westen liegt hier das Tal des Cikánský důl (Zigeunergrund) mit der künstlich in den Felsen gegrabenen Cikánská jeskyně (Zigeunerhöhle), im Norden ragt der steile Felsenvorsprung des Felsens Na Stráži (Wachstein) hervor, an dessen Südfusse sich früher das Waldtheater befand. In einen der Felsen oberhalb des Dorfes ist die als Samuelova jeskyně (Samuelshöle) bekannte Einsiedlei eingehauen worden und weiter im Osten ragen aus dem Walde die Gipfel der Sloupské skály (Bürgsteiner Felsen) hervor, die besonders bei den Bergsteigern beliebt sind. Am Südhange des Slavíček befindet sich die Höhle Psí kostel (Hundskirche), der Steinbruch Střelnice (=Schiesstätte) und das Felsental Bukový důl (Buchengrund), im Südwesten schliesst sich der Tisový vrch (Eibenberg) an, aus desen Fusse ein steiler Felsenkamm mit den Svojkovské skály (Schwoikaer Felsen) hervorragt. Am Fusse des Berges liegt Svojkov (Schwoika) mit seiner Felsenburg und hinter dem Dorfe das romantische Tal des Modlivý důl (Betgraben) mit der Felsenkapelle. Im Südwesten von hier an der Strasse von Sloup nach Česká Lípa liegt das Dorf Pihel (Pihl) mit den unscheinbaren Überresten einer Burgstatt auf dem Gipfel des Pihelský vrch (Pihlerberg). Aus den Wäldern östlich von Sloup ragt der auffallende Berg Ortel (Urteilberg) und der niedrigere Šišák (Schieferberg) hervor, an dessen Südfusse die bekannte Záhořínská kaple (Sohrkapelle) steht. Über den Sattel zwischen den beiden Bergen führt die Strasse nach Lindava (Lindenau), eine andere führt westlich von ihr unter dem Ortel-Berg in das nahe Städtchen Cvikov (Zwickau in Böhmen). Am Nordende von Sloup befindet sich der Radvanecký rybník (Brettteich, Schwalbensee) mit einer Badeanstalt, hinter ihm liegt Radvanec (Rodowitz) mit dem Ortsteil Maxov (Maxdorf). Den Charakter der nördlich von hier liegenden Landschaft bestimmen die mit Wald bewachsenen Hügel Strážný (Wachberg), Hrouda (Balleberg), Chudý vrch (Stolleberg) und das unter ihnen liegende romantische Tal Údolí samoty (Tal der Einsamkeit) mit dem Felsen Panenská skála (Jungfernstein) und die Sandsteinfelsen der Havraní skály (Rabenstein) mit einer Aussichtsplattform.