Horní Světlá
(Oberlichtenwalde)
Blick über den unteren Teil des Ortes zum Berg Luž (Lausche).
Foto: Jiří Kühn.
Horní Světlá (Oberlichtenwalde) ist eine malerische Sommerfrische, gelegen in einem kleinen Tal eines rechten Zuflusses der Svitávka auf den Wiesen am Čihadlo (Stückeberg) und Kopřivnice (Nesselberg), etwa 1 km westlich von Dolní Světlá (Niederlichtenwalde) und 3,5 km nordwestlich von Mařenice (Gross Mergtal), wozu es heute administrativ gehört. Teile der Gemeinde sind auch Myslivny (Jägerdörfel), welches nicht ganz 1 km nördlich von hier am Fuße der Lausche liegt und eine Gruppe von heute schon verschwundenen Häusern am Grenzübergang Wache am Sattel oberhalb von Waltersdorf. 2001 hatte die Gemeinde 75 Häuser und 43 Einwohner. Die Siedlung entstand wahrscheinlich während der Kolonisation des böhmischen Grenzgebietes im 14. Jahrhundert auf einem Kahlschlag, der hier durch die Tätigkeit der Glashütten entstanden war. Aus der Zeit um 1300 ist die Existenz einer Glashütte am Hang oberhalb der Talsperre Naděje (Hoffnung) und einer weiteren Hütte, die aller Wahrscheinlichkeit nach im unteren Teil der Gemeinde stand, belegt. Horní und Dolní Světlá (Ober- und Niederlichtenwalde) wurden erstmalig im Jahre 1391 erwähnt, als sie zur Mühlsteiner Herrschaft der Berka von Dauba gehörten. Diese wurde 1532 an die Herrschaft Zákupy (Reichstatt) angegliedert, deren Teil beide Dörfer dann auch bis zur Verwaltungsreform Mitte des 19. Jahrhunderts blieben.
Aus der frühesten Historie der Gemeinde ist fast nichts überliefert. Während der Hussitenkriege im Jahre 1426 wurde sie angeblich vollständig niedergebrannt und 1680 fast von der Pest ausgerottet. 1778 zogen hier preußische Truppen durch und etwa ein Jahr später kam Kaiser Josef II. hierher, um sich mit den Grenzbefestigungen vertraut zu machen.
Holzhäuser in der Mitte des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Bis zum Jahre 1850 hatte Horní Světlá einen eigenen Kretscham und durch die Verwaltungsreform wurde Dolní Světlá (Niederlichtenwalde) angegliedert, das aber schon 1874 wieder selbstständig wurde. Die Gemeinde gehörte zur Pfarre Mařenice (Gross Mergtal) und hatte einen eigenen Friedhof, der am südlichen Ortsrand etwa 1886 angelegt wurde. Er wurde noch bis Juli 1948 genutzt, verwahrloste aber später und wurde 1962 dem Erdboden gleich gemacht. Um das Jahr 1836 wurde in der Dorfmitte eine kleine, steinerne Kapelle mit einem Türmchen erbaut, die 1949 abgerissen wurde und an deren Stellen heute nur noch die Grundmauern verblieben sind. 1841 wurde hier eine Schule eröffnet, die 1883 um eine Klasse erweitert wurde. Zur Gemeinde gehörten auch zwei Forsthäuser in Myslivny (Jägerdörfel) und Hamr (Hammer).
Im Jahre 1869 lebten in Horní Světlá 843 Einwohner, in den folgenden Jahren reduzierte sich deren Anzahl aber Schritt für Schritt. Neben der ertragsarmen Landwirtschaft, ernährten sie sich hauptsächlich von der Arbeit im Wald, dem Holzgeschäft und zu einem großen Teil von der weitverbreiteten Hausspinnerei und –weberei, welche sich teilweise bis zum 1. Weltkrieg halten konnte. Die Frauen hatten auch einen Erwerb in der Herstellung von Rahmen aus Wolle für die Varnsdorfer Webereien. Mit der Verbreitung der industriellen Textilproduktion im Vorgebirge zog es viele Leute zur Arbeit in die Fabriken nach Varnsdorf und Dolní Podluží (Niedergrund) und eine Reihe von ihnen siedelten später dauerhaft dorthin um. Seit 1922 wurden in häuslicher Produktion Matten hergestellt, die zur Fertigung von Rollläden, Tischgedecken, Schattierungen, Hüten, Körben und anderen Produkten dienten und aus schmalen, hölzernen Streifen gewebt und geflochten worden. Mit dem Aufkommen des Tourismus zum Ende des 19. Jahrhunderts konzentrierten sich die Leute auch auf die Unterbringung von Gästen und Světlá wurde zu einer häufig besuchten Sommerfrische. Nach dem 1. Weltkrieg begannen in größerem Maße Wintersportliebhaber hierher zukommen.
Häuser im oberen Teil des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahre 1910 wurde von der so genannten Jusl-Quelle unter dem Čihadlo (Stückeberg) eine Wasserleitung nach Mařenice (Gross Mergtal) verlegt und im folgenden Jahre auch in Horní Světlá. 1922 wurde der Ort an das elektrische Netz angeschlossen und 1925 wurde vor der Schule ein Denkmal für 24 hiesige Bürger, die im 1. Weltkrieg gefallen waren, errichtet. Schon 10 Jahre später deutete die politische Situation wieder auf Krieg und in den Jahren 1937 bis 1938 wurden entlang der Staatsgrenze Grenzbefestigungen errichtet, deren Linie südlich des Dorfes entlang des Tales des Hamerský potok (Hammerbachtal) verlief. Ende September 1938 kam es im Grenzgebiet zu zahlreichen Zusammenstößen mit Deutschen und am 24. September wurde die tschechische Zollstation an der Wache angegriffen. Anfang Oktober war das gesamte tschechische Grenzgebiet von der deutschen Wehrmacht besetzt und wenig später löste das Deutsche Reich den 2. Weltkrieg aus. Dieser forderte 38 Gefallene und Vermisste, an die heute eine Gedenktafel in der Kirche in Mařenice (Gross Mergtal) erinnert.
Noch 1939 hatte Horní Světlá 462 Einwohner, aber nach Ende des Krieges mussten die hiesigen deutschen Bewohner das Land verlassen. In den ersten Wochen nach dem Krieg wurden sie zu Fuß über den Übergang an der Wache vertrieben und später in einem Internierungslager in Cvikov (Zwickau i.B.) gesammelt und von hieraus mit dem Zug nach Deutschland deportiert. Zur gleichen Zeit kamen neue tschechische Umsiedler in den Ort, für die aber dieser öde Landstrich nicht besonders verlockend war, weshalb viele von ihnen bald wieder von hier fortgingen. Viele Häuser blieben verwaist und etwa 25 von ihnen wurden im Laufe der 50. und 60. Jahre abgerissen. Andere wurden zur Erholung oder für Kuraufenthalte von Kindern genutzt. Die hiesige Schule wurde nach dem Kriege aufgelöst und die Kinder besuchten dann die Schule in Dolní Světlá (Niederlichtenwalde), welche 1963 geschlossen wurde.
Mitte des Jahres 1946 wurde die Gemeinde, die bis dahin Horní Lichtenwald hieß, in Horní Světlá umbenannt. Im Jahre 1950 lebten hier nur noch 35 Einwohner und am 24. Februar wurde das Dorf deshalb mit Dolní Světlá (Niederlichtenwalde) zu einer Gemeinde zusammengeschlossen, die dann Světlá pod Luží hieß. Diese wurde wiederum ca. 10 Jahre später an Krompach (Krombach) angegliedert. Die Menschen zogen aber auch weiterhin von hier fort und zum 31.12.1972 hatte Horní Světlá schließlich nur noch einen dauerhaften Bewohner. 1981 wurde Krompach (Krombach) mit Dolní und Horní Světlá nach Mařenice (Gross Mergtal) eingemeindet, deren Teil Světlá auch nach der Verselbstständigung von Krompach 1990 blieb.
Säule mit der Statue der Jungfrau Maria.
Foto: Jiří Kühn.
Der ehemalige Friedhof auf der Südseite des Ortes.
Foto: Jiří Kühn.
Im Ort haben sich bis heute eine Reihe von typischen, volkstümlichen Holzbauten mit Umgebinde erhalten, die hauptsächlich zur Erholung dienen. Die Dorfkapelle wurde im Jahre 1949 abgerissen und auch der Großteil der Kleindenkmäler wurde zerstört. An der Straße aus Dolní Světlá (Niederlichtenwalde) gegenüber der Pension Lužanka steht eine Steinsäule mit der Statue der Jungfrau Maria, errichtet ca. 1851 unweit von hier am alten Kirchweg nach Mařenice (Gross Mergtal) und erneuert im Jahr 2005.
Im Wald, westlich des Dorfes, unter dem Gipfel des Berges Kopřivnice (Nesselberg) steht das Denkmal des Wenzel Röbisch, welcher hier am 14. Mai 1913 von einem fallenden Baum erschlagen wurde und auf der südöstlichen Seite des Berges Čihadlo (Stückeberg) befindet sich ein verstecktes Denkmal für Václav Kolomazník aus dem Jahre 1990.