Lindava
(Lindenau)
Lindava (Lindenau) ist ein langgestrecktes, fast 4 km langes Dorf im Tale des Svitávka- (Zwitte-) Baches bachabwärts von Kunratice u Cvikova (Kunnersdorf). Es liegt etwa 4 km östlich von Sloup (Bürgstein) und 3,5 km südöstlich von Cvikov (Zwickau in Böhmen), dessen Ortsteil es heute bildet.
Geschichte
Anhöhe mit der Kirche St. Peter und Paul, im Vordergrunde.
Foto: Jiří Kühn.
Über die Gründung des Dorfes haben sich keine Nachrichten erhalten, sie geschah
spätestens zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Zum ersten Male wird es als Bestandteil
der Herrschaft Milštejn (Mühlstein) der Berka z Dubé (Berken von Dauba) im Jahre
1362 erwähnt, und sein Name "Lindawa - Lindenau" bedeutete wahrscheinlich eine
Wiese oder ein Wäldchen mit Linden.
Das ursprüngliche Dorf wurde wahrscheinlich in den Hussitenkriegen zwischen
1419 und 1436 zum grössten Teile vernichtet und erst später wurde es wieder
neu aufgebaut. Um die Mitte des 15. Jahrhunderte kam es an die Söhne Johann
und Friedmann des Raubritters Mikeš Pancíř ze Smojna (Miksch Panzer von Smoyn),
die es an die Herrschaft Sloup (Bürgstein) anschlossen. Von ihnen kam es auf
eine kurze Zeit an Wilhelm von Illburg, aber bereits am 4. Januar 1471 war Lindava
mit der ganzen Herrschaft Sloup wieder im Besitz der Berka z Dubé.
Lindava lag abseits von den bedeutenden Handelsstrassen, was
am 28. April 1577 auch der Kaiser Rudolf II ausgenutzt haben soll, der auf Nebenstrassen
vor der Pest aus Prag nach Zittau flüchtete.
Um die Verwaltung des Dorfes kümmerte sich von Anfang an der Erbrichter, der
zum ersten Male 1590 erwähnt wird, als Otto Simon dieses Amt inne hatte. Das
Erbgericht befand sich im Anwesen No. 266 unterhalb der Kirche. Im Jahre 1603
verkaufte es der Herrschaftsbesitzer Adam Berka z Dubé an Hans Böhm, in dessen
Familie dann das Richteramt bis 1799 erblich blieb. Im Jahre 1603 war in Lindava
auch ein aus dem Erbrichter und zwölf Geschworenen bestehendes Schwurgericht.
Die Urteile wurden nach der Bestätigung durch die Herrschaft am Galgenberg unter
dem Ortel (Urteilberg) vollstreckt.
Das ehemalige Erbgericht in der Ortsmitte unterhalb der Kirche.
Foto: Jiří Kühn.
Im Besitze der Berka z Dubé blieb die Bürgsteiner Herrschaft bis zum Tode des
Adam Berka am 13. Juli 1607; seine Witwe heiratete zwei Jahre später Johann
Abraham von Salhausen. Im Jahre 1617 übernahm die Herrschaft Johanns Bruder
Wolf, der am 3. November 1622 wegen seiner Teilnahme am Ständeaufstand zum Verlust
aller Besitztümer verurteilt wurde. Die konfiszierte kaufte Herrschaft im Mai
1623 Zdeněk Lev Libštejnský z Kolovrat. Im dreissigjährigen Krieg (1618-1648)
zogen einigemale österreichische und fremde Militärabteilungen durch die Gegend,
Lindava wurde aber anscheinend von grösseren Vernichtungen verschont, da 1648
im Dorfe nur drei wüste Bauernhöfe bestanden. Damals war aber die Herrschaft
bereits im Besitz Zdenkos Sohnes Václav František (Wenzel Franz) der die Herrschaft
nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1640 übernommrn hatte. Im Jahre 1654 kaufte
die Herrschaft Bürgstein Wenzels Stiefmutter, die Gräfin Kateřina z Vrtby, die
in zweiter Ehe mit Jiří Petr Kokořovec z Kokořova (Georg Peter Kokoržowez von
Kokoržow) verheiratet war. In Lindava waren damals 76 Bauernhöfe. Ihre Einwohner
betrieben hauptsächlich Landwirtschaft, Viehzucht, Spinnen und Getreidehandel.
Im Jahre 1679 übernahm Ferdinand Hroznata von Kokořov die Herrschaft; sein Herrschaftsantritt
war von ungünstigen Umständen gezeichnet. Gleich im nächsten Jahre wurde Nordböhmen
von einer Pestepidemie betroffen und nach ihr brach ein grosser Bauernaufstand
aus. Der hatte sich aber auf der Bürgsteiner Herrschaft nicht besonders ausgebreitet,
da auf die umsichtige Frau Katharina und ihren Sohn nicht viel Beschwerden laut
wurden.
Unter Ferdinand Hroznata wurde 1702 in Lindava der Bau einer neuen Kirche abgeschlossen,
die damals zur Pfarre in Cvikov gehörte. Auf
die Gründung einer selbstständigen Pfarre mussten die hiesigen Einwohner allerdings
noch weitere zwanzig Jahre warten.
Im Jahre 1710 kaufte die Herrschaft Sloup von den von Kokořov der Graf Norbert Octavian Kinsky, der damals unter anderem auch die benachbarte Herrschaft Česká Kamenice (Böhmisch-Kamnitz) besass. In dieser Zeit wuchs die Gemeinde sehr schnell und erreichte 1713 bereits eintausend Einwohner. Es lebten hier 49 Bauern, 68 Gärtner, aber auch 30 Handwerker. Im selben Jahre wurde die Gegend wieder von einer Pestepidemie heimgesucht, die in Lindava 6 Opfer forderte.
Im Jahre 1726 übernahm die Verwaltung der Herrschaft Sloup Graf Josef Jan Maxmilián Kinský, der mit seinen Wirtschaftsreformen das Niveau der ganzen Gegend wesentlich erhöhte. Er parzellierte die wenig rentablen Meierhöfe, gründete auf ihren Feldern einige neue Dörfer und unterstützte auf der ganzen Herrschaft die Entwicklung des Gewerbes. Ein Grossteil der Einwohner von Lindava ernährte sich vom häusliches Weben von Leinwand. Graf Kinský kaufte ihnen ihre Erzeugnisse ab und handelte mit ihnen weiter. Im Jahre 1756 gründete er hier auch eine Garnbleiche und ein jahr später auch eine Leinwandbleiche. Im Jahre 1787 gab es im Dorfe bereits 26 Bleichen, die insgesamt etwa 200 Menschen beschäftigten. Bald danach verbreitete sich auch die Verarbeitung von Baumwolle. Die hier hergestellten Leinen- und Baumwollstoffe wurden auch nach England, Spanien, Deutschland und Italien ausgeführt.
Gebäude der ehemaligen Wellnitzer Spiegelschleiferei im Tale des Svitávka- (Zwitte-) Baches.
Foto: Jiří Kühn.
Graf Kinsky beschränkte sich aber nicht nur auf die Textilindustrie und fasste im Jahre 1750 den Entschluss, auf seiner Herrschaft Fabriken zur Herstellung von Spiegeln aufzubauen. Dazu berief er aus Nürnberg Vater und Sohn Christian und Anton Stöhr, die in Lindava zwei Spiegelfabriken einrichteten. Die erste Schleiferei wurde in den Jahren 1756 bis 1760 auf den Gründen des Bauernhofes No. 193 im Niederdorfe gebaut. Sie war mit vier Poliertischen ausgerüstet und zu ihr gehörte auch ein Folienhammer, eine Gipsmühle und Werkstätten zur Herstellung von Spiegelrahmen. Das zum Betrieb der Fabrik notwendige Wasser wurde aus dem Svitávka-Bache durch den sog. Schleifgraben geleitet, der an einigen Stellen mit Steinplatten gedeckt war. Die zweite, die sogenannte Wellnitzer Spiegelschleifere, wurde im Jahre 1767 im Tale des Svitávka-Baches zwischen Svitava (Zwitte) und Velenice (Wellnitz) gebaut. Ursprünglich gehörte sie zum Kataster von Svitava, aber nach der Neuregelung der Gemeidegrenzen im Jahre 1842 kam sie zu Lindava. In dieser Fabrik waren acht Poliertische, die durch eine sinnreich eingerichtete Maschine mit Wasserantrieb betrieben wurden. Der Bau des Wehres und des durch das Felsmassiv geführten Grabens kostete dreimal so viel als die ganze Fabrik einschliesslich der Schleif- und Poliermaschinen. Beide Spiegelschleifereien beschäftigten damals 132 Arbeiter und ausserdem noch eine ganze Reihe von Holzschnitzern, Vergoldern und Künstlern. Es wurden hier die verschiedensten Spiegeltypen hergestellt, von grossen Spiegeln in prunkvollen, künstlerisch geschnitzten Rahmen bis zu den kleinsten Taschenspiegeln. Die Fabriken genossen einen sehr guten Ruf und ihre Produkte gehörten wegen ihrer Schönheit und Reiheit zu den besten der ganzen k. k. österreichischen Monarchie. Mehr als die Hälfte der Spiegel wurde in fast alle Länder Europas ausgeführt und manche Sendungen waren auch nach Süd- und Nordamerika bestimmt.
Trotzdem die Herrschaft Sloup unter Josef Maxmilian Kinský
einen unerhörten wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, war auch diese Zeit durch
Kriege gezeichnet. Im Siebenjährigen Kriege wurden am 3. Juli 1757 die Felder
zwischen Lindava und dem Ortel-Berge von etwa
6000 durchziehenden Preussen verwüstet. In der Gemeinde herrschte damals die
Angst und die Bauern verbargen sich mit ihren Pferden und ihrem Vieh in den
umgebenden Wäldern. Am 15. Juli stiessen bei Lindava österreichische Abteilungen
mit den Preussen, die sich nach der verlorenen Schlacht bei Kolín in Richtung
auf Rumburk zurückzogen, zusammen. Auch der sogenannte Kartoffelrummel im Jahre
1778 lies die Gemeinde nicht ungeschoren. Noch vor seinem Ausbruche bestieg
Kaiser Josef II den Brništský vrch (Laufberg),
um sich in der umliegenden Gegend zu orientieren. Als dann am 1. August die
Preussen in Lindava einzogen, requirierten sie alles Getreide und sollen mit
ihren Ansprüchen den Einwohnern viele Sorgen bereitet haben. Am nächsten Tag
kam es am Brništský vrch (Laufberg) zu einem Gefechte zwischen preussischen
und österreichischen Einheiten. Im September 1779 besuchte Kaiser Josef II abermals
Nordböhmen, um sich von den Umständen des Preusseneinfalles und den dadurch
verursachten Schäden zu überzeugen.
Ein halbes Jahr später, im April 1780 starb Graf Josef Jan Maxmilián Kinský,
und die Herrschaft Sloup übernahm nach ihm Filip Josef Kinský, der Sohn seines
Bruders. Lindava war damals ein reiches Dorf mit mehr als 200 Häusern, in denen
1210 Einwohner lebten.
In den napoleonischen Kriegen war Lindava im Jahre 1813 von österreichischen Husaren besetzt. Die lieferten am 26. August auf den Feldern gegen Cvikov ein Treffen mit den polnischen Ulanen des Fürsten Poniatowski. Auch von verschiedenen Krankheiten blieb die Gemeinde nicht verschont. Im Jahre 1832 forderte die Choleraepidemie in Lindava über 100 Opfer, auch im Jahre 1850 starben an der Cholera etwa 40 Menschen.
Bereits im 18. Jahrhundert, vielelicht auch früher, hat man angeblich östlich von Lindava auf Eisenerz gebaut. Das gewonnene Erz wurde im hiesigen Hammer, der unweit der Abzweigung der Strasse nach Brniště stand, verarbeitet. Der Bergbau war aber nicht besonders ergiebig und die Stollen wurden deshalb bald wieder aufgelassen. Die aufgelassenen Gruben in der nordöstlichen Umgebung des Dorfes wurden noch lange danach "Kuxloch" genannt und noch am Ende des 19. Jahrhunderts soll ein alter Stollen am Věneček (Kränzelberg) bestanden haben. Anstelle des alten Hammers wurde später eine Mahlmühle gebaut, die 1889 ausbrannte.
Die Gemeindehäuser mit der Schule.
Foto: Jiří Kühn.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden weitere Textilfabriken,
Färbereien, Webereien und Kattundruckereien, in denen Baumwollstoffe bedruckt
wurden. Textilprodukte wurden aber auch zum grossen Teile als Heimarbeit hergestellt.
Um 1827 waren in Lindava zwölf Bleichen für Garne, Zwirne und Kattun, zwei Blaufärbereien,
einige Manchesterfärbereien und eine Kattunwalke. Zu den bedeutenderen Textilfabriken
gehörte Schlegels k. k. privilegierte Kattundruckerei und die 1804 gegründete
Kattundruckerei Ignaz Langers mit eigener Blaufärberei und einer Ölmühle. Ihr
Besitzer musste im Jahre 1877 ihren Betrieb einstellen, da er durch verfehlte
Spekulationen grosse Verluste erlitten hatte. Das Gebäude der Druckerei kaufte
dann die Gemeinde und baute sie zu einer Schule um.
Der wichtigste Betrieb in Lindava war Grohmanns Färberei, die in den Jahren
1847-1848 auf den Gründen einer ehemaligen herrschaftlichen Leinwandbleiche
an der Strasse nach Cvikov (Zwickau) erbaut wurde.
Ihr Gründer war Karl Grohmann aus Krásná Lípa
(Schönlinde), der 1832 in die Färberei des Ignaz Martin in Martinovo
údolí (Martinstal) eintrat und sie nach dem Tode des Inhabers mietete. Die
neue Fabrik in Lindava begann am 3. Mai 1849 zu arbeiten. Es wurde in ihr Baumwollgarn
mit Türkischrot gefärbt, später nach ihrer Vergrösserung 1866 wurden auch andere
Farben gefärbt. Im Jahre 1892 wuren in ihr etwa 90 Arbeiter beschäftigt. Zwei
Jahre später übernahm die Fabrik sein Sohn Johann Grohmann, der die Türkischrotfärberei
auch Dampfbetrieb umstellte und 1894 noch eine zweite Buntfärberei anbaute.
Er kaufte auch die alten Gebäude der Färberei in Martinovo údolí und richtete
in ihnen 1879 eine Baumwollgarnbleiche mit Dampfbetrieb ein.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auch die Spiegelfabrikation vergrössert. Im Jahre 1854 wurde im Tale des Svitávka-Baches (Zwittebach) näher bei Velenice (Wellnitz) eine neue, der Rabstein genannte Spiegelfabrik gebaut, in die das Wasser zum Antrieb in einem durch das riesige Felsenmassiv durchgehauenen Tunnel geführt wurde. Im Jahre 1875 wurde auch die benachbarte Welnitzer Spiegelschleiferei umgebaut und ein Jahr später entstand im Oberdorf von Lindava eine vierte Spiegelschleiferei, in die das zum Antrieb verwendete Wasser durch einen Tunnel aus Kunratice (Kunnersdorf) geführt worden ist. Alle diese Spiegelfabriken gehörten damals dem Grafen Kinsky auf Sloup (Bürgstein), der sie am 1. Oktober 1898 der "Ersten Bürgsteiner Vereinigung zur Erzeugung von Rahmen", bestehend aus den Angestellten der Spiegelfabriken unter der Leitung von Wilhelm Pohl und Adalbert Kliment, verpachtete. Graf Kinský behielt sich aber die Aufsicht über die Arbeit dieser Vereinigung vor.
Im Jahre 1869 erreichte Lindava mit 2428 ihre grösste Einwohnerzahl, bis zur Jahrhundertwende sank diese Zahl deutlich ab. Im Jahre 1900 hatte Lindava 317 Häuser, in denen 1524 Einwohner lebten. Sie beschäftigten sich überwiegend mit Landwirtschaft und Viehzucht, es gab hier aber auch viel Fabriksarbeiter, Hausweber, Handwerker und kleine Geschäftsleute. Im Oktober 1905 bekam Lindava auch einen Eisenbahnanschluss durch die am 7. Oktober 1905 fertiggestellte Lokalbahn aus Jablonné (Deutsch-Gabel) nach Cvikov (Zwickau i. Böhmen). Der Bahnhof lag am Nordende des Ortes nahe der Grohmannschen Fabrik.
Noch im Jahre 1920 hatte die Gemeinde 1238 fast ausschliesslich
deutsche Einwohner. Trotzdem wurde hier im Jahre 1929 eine tschechische Minderheitsschule
eröffnet, die von 7 Kindern besucht wurde, deren Eltern man gewisse wirtschaftliche
Vergünstigungen angeboten hatte.
Von den hiesigen Industriebetrieben hatten immer noch die Spiegelschleifereien
eine grosse Bedeutung. Allmählich erwuchs ihnen aber sowohl im Inland als auch
Ausland eine Konkurrenz, sodass der Absatz dieser kostspieligen Erzeugnisse
zurückging. Die Schleifervereinigung betrieb die Spiegelfabriken in Lindava
und Sloup bis 1912, als die Fabriken auf eine kurze
Zeit der Firma John-Breuer verpachtet wurde, aber bereits im Oktober 1913 verkaufte
Graf Kinský die Schleifereien dem Glashändler May aus Prácheň
(Parchen). Die älteste Spiegelschleiferei in unteren Teile von Lindava kaufte
1918 die Firma Eckert und Heidrich, die in ihr bis 1945 verschiedene Zementwaren,
Kunststein und Knochenmehl erzeugte. Die Spiegelfabriken im Tal
des Svitávka-Baches (údolí Svitávky) zwischen Svitava
(Zwitte) und Velenice (Wellnitz) blieben bis in die Jahre der Wirtschaftskrise
um 1930 im Betrieb, während in der Fabrik am oberen Ende des Dorfes die Firma
John aus Sloup (Bürgstein) nach der Einstellung der Spiegelproduktion noch eine
gewisse Zeit Holzwolle herstellte; endlich stellte aber auch diese Fabrik ihren
Betrieb ein.
Das Haus des ehemaligen Kindeferienheimes.
Foto: Jiří Kühn.
An Stelle der ausgebrannten Mühle an der Stasse nach Brniště (Brins) entstand
noch vor dem Ende des 19. Jahrhunderts die Bauwollspinnerei Simon & Elstner,
die dann von Karl Wähner gekauft wurde, der in ihr Papier und Pappe herstellte.
Später richtete hier die Familie Hlubutschek eine mechanische Weberei ein und
von ihr kam die Fabrik an die Firma Fiedler & Co. Die betrieb hier ein eigenes
Elektrizitätswerk, und im Herbst 1920 schloss die Gemeinde mit ihr einen Vertrag
über die Lieferung von Strom an die Gemeinde und gründete dazu eine eigene Lichtgenossenschaft,
die dann im Jahre 1924 das Elektrizitätswerk als gemeindeeigene Einrichtung
übernahm.
Im Jahre 1895 baute Ernst Humborg in Niederlindenau eine Türkischrotfärberei
mit Dampfantrieb. Sein Neffe Oskar verkaufte sie in Jahre 1933 der Firma Rautenstrauch
aus Jablonné (Deutsch-Gabel). In der früher
Schlegelschen, im Jahre 1908 aufgelassenen Leinen- und Bauwolldruckerei errichtete
1920 Erwin Paur aus Arnultovice (Arnsdorf) eine Likör- und Rumfabrik, und bereits
6 Jahre später gingen einige Gebäude an Gustav Pulletz über, der in ihnen Möbel
herstellte. Die Hauptgebäude Nr. 208 und Nr. 210 kaufte im Jahre 1926 die Gemeinde
Střekov (Schreckenstein), die sie mit Unterstützung der weltweit bekannten Aussiger
Firma Georg Schicht zu einem Kinderferienheim ausbaute.
Von der Wirtschaftskrise der 30er Jahre wurden alle hiesigen Industriebetriebe
schwer betroffen und im Juli 1931 stellte auch der bedeutendste von ihnen, die
Grohmannsche Färberei, ihren Betrieb ein.
Kurz vor dem Kriege, im Jahre 1939 hatte Lindava mehr als 300 Häuser, in denen 1149 Einwohner lebten. Im Sommer dieses Jahres wurde in der Gemeinde ein RAD-Lager eingerichtet, dessen Insassen an der Regulierung des Svitávka-Baches (Zwittebach), der alljährlich aus seinen Ufern trat und manchmal auch grössere Schäden anrichtete, arbeiten sollten. Dazu kam es allerdings nicht mehr, weil kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Insassen des hiesigen RAD-Lagers zum aktiven Dienst in der Wehrmacht eingezogen worden sind. Der Gebäudekomplex des Schreckensteiner Kinderferienheimes diente den ganzen Krieg über als Unterkunft für den BDM -Arbeitseinsatz, die verlassenen Fabriksgebäude wurden zur Unterbringung von Flüchtlingen, Umsiedlern und Kriegsgefangenen verwendet. Im Herbst 1944 wurde die ehemalige Wellnitzer Spiegelfabrik mit den dazugehörigen unterirdischen Räumlichkeiten im Tale der Svitávka (Zwittebach) vom Bremer Weser-Konzern eilends zur Herstellung von Schnellfeuerwaffen umgebaut.
Glashütte Ajeto im Niederdorfe.
Foto: Jiří Kühn.
Nach dem Kriege musste der Grossteil der deutschen Einwohner das Dorf verlassen
und in ihre Häuser begannen Umsiedler aus dem Inneren Böhmens einzuziehen. Im
Jahre 1947 hatte die Gemeinde nurmehr 602 Einwohner, so dass eine ganze Reihe
von Häusern unbewohnt blieb, allmählich verkam; mehr als 100 von ihnen mussten
dann später abgerissen werden. Darunter war auch die überwiegende Zahl der grösseren
Gasthäuser und Fabriken mit Ausnahme das Kinderferienheimes, der Samtschneiderei
im Niederdorfe und der Spiegelfabriken im Tale
der Svitávka-Baches. Einige der verlassenen Häuser konnten sich nur deswegen
erhalten, weil sie in den 60er und 70er Jahren zu Sommerwohnungen eingerichtet
worden sind.
Im Jahre 1950 wurde in der Gemeinde ein staatliches Gut errichtet, die Gewerbebetriebe
wurden meistens aufgelassen. Ende Mai 1973 wurde wegen dem Bau der neuen Staatsstrasse
bei Svor (Röhrsdorf) die Personenbeförderung auf
der hiesigen Bahnlinie eingestellt.
Infolge der sich verschlechternden Lebensbedingungen im Dorfe siedelten die
Einwohner allmählich in die Städte der Umgebung über. Bereits im Jahre 1960
wurde deswegen die Nachbargemeinde Svitava (Zwitte) mit
Lindava vereint und vom 1. Januar 1981 wurden beide Gemeinden nach Cvikov
(Zwickau) eingemeindet, wo sie bis heute noch hin gehören.
Erst nach 1989 scheinen sich bessere Zeiten anzubahnen. Am 28. 10. 1994 wurde im verlassenen Gebäude der früherem Samtschneiderei Gebrüder Richter an der Strasse nach Sloup (Bürgstein) eine neue Glashütte zur Herstellung von künstlerischem Glas der Gesellschaft Ajeto eröffnet. Gegründet wurde sie von den Absolventen der Glasfachschule in Nový Bor Libor Fafala und Petr Novotný. Das künstlerische Profil dieser berühmten Glashütte unterliegt ihrem künstlerischen Direktor, dem bekannten Architekten und Designeur Bořek Šípek. Wegen der gediegenen künstlerischen Verarbeitung ihrer Produkte ist die Glashütte Ajeto auch im Ausland gut wohlbekannt.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten
Die barocke Kirche St. Peter und Paul.
Foto: Jiří Kühn.
Auf einer sanften Anhöhe im nordwestlichen Teil des Gemeinde steht die barocke
Kirche St. Peter und Paul, die in den Jahren 1699-1702 neben einer alten
hölzernen Kirche, die vielleicht bereits aus der Zeit um 1500 stammte, gebaut
woeden ist. Sie wurde am 29. Juni 1702 von Dekan Gottfried Griger aus Frýdlant
(Friedland) eingeweiht und gehörte als Filiale zu Cvikov (Zwickau in Böhmen),
bis im Jahre 1722 Lindenau eine selbständige Pfarre erhielt. Die neue Kirche
war ursprünglich ohne Turm und als Glockenturm diente deshalb der alte hölzerne
Turm, der beim Abriss der älteren Kirche stehen gelassen wurde. Im September
1714 wurde an der neuen Kirche ein kleines Glockentürmchen angebaut, das über
100 Jahre seinen Dienst versah. Der alte Holzturm, der auch als Friedhofskapelle
benutzt wurde, ist erst im Jahre 1859 abgetragen worden, als an die Kirche der
neue, 30 Meter hohe steinerne Turm angebaut wurde.
Die Kirche ist ein einschiffiges Gebäude auf rechteckigem Grundriss mit dreieckig
abgeschlossenen Altarraum und einem prismatischenTurm an ihrer Nordseite. An
der Westwand wurde 1851 eine kleine, rechteckige Vorhalle angebaut und 1901
wurde das Innere der Kirche vollständig restauriert und die Wölbungen des Schiffes
und der Altarraumes mit pseudobarocken Stuckdekorationen ausgeschmückt.
Das Innere der Kirche zu St. Peter und Paul.
Foto: Walter Scholz.
Die Kirche hatte vier Altäre und war mit künstlerisch wertvollen Statuen und
Bildern ausgestattet. Den pseudobarocken Hochaltar schmücken an beiden Seiten
Statuen des hl. Johannes und hl. Jakobus, über dem Altarbilde mit dem hl. Petrus
und Paulus schwebt, von Engeln umgeben, die Himmelskönigin mit einem Erdglobus.
An den Kirchenwänden neben dem Altare befinden sich zwei grosse Heiligenstatuen,
an der linken Seite des Altarraumes ist die Kanzel und ihr gegenüber befand
sich früher ein Standbild der Schmerzhaften Mutter Gottes mit einer Engelgruppe
und der das Auge Gottes umfliegenden symbolischen Taube. Die bunt dekorierten
Fenster im Präsbyterium veranschaulichen den hl. Laurentius, die hl. Franziska
von Rom und den hl. Johann von Nepomuk.
Im verbreiteten Kirchenschiffe stehen an den Seiten des Präsbyteriums zwei Altäre,
des hl. Josef und der Jungfrau Maria, an der linken Seite des Kirchenschiffes
befand sich früher der Herz-Jesu-Altar. Ihm gegenüber ist in die Nische des
früheren Einganges ein Beichtstuhl eingebaut worden und über ihm befand sich
ein Relief des hl. Johann von Nepomuk. Das barocke Taufbecken neben dem Altar
stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. An den Seitenwänden des Kirchenschiffes
befinden sich Apostelstatuen aus dem 18. Jahrhundert, die links den hl. Matthias,
den hl. Simon und hl. Matthäus, rechts den hl. Philipp, hl. Andreas und
hl. Thaddäus darstellen. Ausserdem steht hier eine Statue des hl. Antonius und ihr
gegenüber ein grosses Missionskreuz mit den Statuen der Mutter Gottes und des
hl. Johannes.
Hölzerne Empore in der Kirche St. Peter und Paul.
Foto: Walter Scholz.
Die zweistöckige Empore im hinteren Teile der Kirche schmückt eine Plastik der
Heiligen Dreieinigkeit, die vom Hause No. 187 im Niederdorf hierher übertragen
worden ist. Eine Orgel war auf der oberen Empore bereits im Jahre 1736, sie
wurde allerdings später zweimal durch eine neue ersetzt. Die heutige Orgel wurde
im Jahre 1934 von der Firma Rieger aus Krnov (Jägerndorf, Nordmähren) gebaut,
und wurde durch Geldspenden der Emilie Niessig und der Familie des weltbekannten
Industriellen Johann Georg Schicht aus Ústí nad Labem (Aussig) bezahlt. Das
erste Mal erklang sie am Ostersonntag am 1. April 1934. An der Wand unter der
Empore waren früher die Kreuzwegbilder und in der Kirchenvorhalle befand sich
eine Gedenktafel der Gefallenen des ersten Weltkrieges.
Im Turm hingen ursprünglich vier Glocken, von denen sich aber nur die grosse
Glocke aus dem Jahre 1419 erhalten konnte. Sie ist die älteste Glocke der Diözese
von Litoměřice (Leitmeritz) und vielleicht von ganz Böhmen. Sie wiegt 600 kg,
ist 91 cm hoch und hat einen Durchmesser von 1 m. Die restlichen drei Glocken
wurden im Ersten Weltkriege zu Kriegszwecken eingezogen; An ihrer Statt wurde
1918 die kleine, im Türmchen der Wellnitzer Spiegelfabrik hängende Glocke angekauft.
Die 1860 vom Schlossermeister Josef Proft aus Kvítkov (Quittkau) gebaute Turmuhr
schenkte der Lindenauer Bürgermeister und Fabrikant Karl Grohmann.
Das baufällige Gebäude der ehemaligen Pfarre.
Foto: Jiří Kühn.
Der Friedhof an der Kirche wird bereits vor dem Jahre 1714 schriftlich
erwähnt. Im Jahre 1772 wurde er vergrössert und 1854 wurde an seiner Südmauer
ein neues Tor errichtet. In seiner Nähe befindet sich auch die kleine steinerne
"Totenkapelle", die 1859 von Josef Hausmann an der Stelle des ehemaligen hölzernen
Glockenturmes erbaut worden ist. Unter dieser Kapelle sind die Knochenüberreste,
die in früheren Zeiten im Knochenhaus unter dem alten Glockenturm aufbewahrt
worden sind, neu begraben worden. 1876 wurde der Friedhof vergrössert und mit
einer neuen Ziegelmauer eingefriedet. Im Nordwesten grenzt an ihn der neue Friedhof
vom Jahre 1929, in dem sich auch das Priestergrab mit den Namen aller Lindenauer
Pfarrer befindet.
An der Ostseite der Kirche liegt das mit einer Marmorstatue des Jesus Christus
mit dem Kreuz und einer wertvollen, vom Dresdener Bildhauer Franz Schwarz stammenden
Sandsteinstatue des Friedensengels verzierte Grabmal der Familie Grohmann. In
den 20er Jahren wurde neben ihnen noch die marmorne Statue einer Blumen schüttenden
Frauengestalt vom Bildhauer Josef Seiche aus Teplice (Teplitz) aufgestellt.
In ihrer Nachbarschaft steht auf einem steinernen Fundament ein grosses hölzernes
Missionskreuz von 1904.
Neben der Kirche stand die Pfarre mit ihren Wirtschaftsgebäuden,
die auf Kosten der Herrschaft im Jahre 1722, als Lindava eine selbständige Pfarre
bekam, erbaut worden ist. Dieses grosse einstöckige Gebäude mit Ställen und
Scheune wurde später mehrmals umgebaut. An seiner Ostseite befindet sich eine
Veranda, deren Erdgeschoss als Glashaus eingerichtet war. Auf den heutigen Tag
hat sich von der Pfarrwirtschaft nur das allmählich weiter dem Verfall preisgegebene
Hauptgebäude erhalten können. Der bemerkenswerte Renaissance-Flügelaltar, der
wahrscheinlich zu Beginn des 16. Jahrhundert von einem unbekannten Holzschnitzer
aus dem Kreis der Pirnaer Meister geschaffen wurde, wurde am Anfang der
50. Jahre des 20. Jahrhunderts aus der Pfarre in das Kreis-Heimatkundemuseum in
Česká Lípa (Böhmisch Leipa) überführt, wo er in der historischen Exposition
ausgestellt ist.
Im ehemaligen Pfarrhof steht eine barocke Statue des hl. Johann von Nepomuk
aus dem Jahre 1740, deren Sandsteinsockel Reliefe mit Szenen aus dem Leben des
Heiligen schmücken. Sie stand ursprünglich am Friedhofstor vor der Pfarre, von
wo sie 1930 auf den heutigen Ort überführt wurde.
Unter Denkmalschutz stehendes Haus No. 8 unweit der Kirche.
Foto: Jiří Kühn.
In der Gemeinde haben sich bis heute noch einige Häuser der alten Volksarchitektur des Lausitzer Typs mit typischem Umgebinde und Blockbau-Oberteil erhalten. Einige von ihnen haben Portale aus Sandstein und mit Schiefer gedeckte Giebel. An der Strasse unterhalb der Kirche steht das ehemalige Dorfgericht No. 266 mit Blockbau-Stockwerk und einem langen Laubengang an der Traufeseite. Unweit von ihm wurde am 24. Juli 1924 feierlich ein Denkmal der Opfer des Ersten Weltkrieges enthüllt, das 1945 nach Kriegsende vernichtet worden ist. An der gegenüberliegenden Seite steht am Bache noch heute ein unbearbeiteter Steinblock mit den Spuren der Fassung einer Gedenktafel. Am 29. Juli 1928 wurde hier vom hiesigen Turnverein eine Gedenktafel zum Andenken an den 150. Geburtstag des Gründers der deutschen Turnverein-Bewegung Friedrich Ludwig Jahn aufgestellt.
Einstöckiges Umgebindehaus No. 5.
Foto: Jiří Kühn.
Von den übrigen Häusern verdient zum Beispiel das unter der Kirche stehende
Haus No. 5 mit Umgebinde, Blockwerk-Obergeschoss und steinernem Portal Erwähnung,
unweit von ihm steht ein zweites einstöckiges Haus No. 8 mit geschmücktem steinernen
Portal und einem Blockbau-Vorderteil, das im hinteren Teil gemauert ist und
einen hölzernen Laubengang über dem steinernen Erdgeschosse besitzt. Interessant
sind auch die Häuser No. 183, 224 und ander mehr. An der Wand des Hauses
No. 198 im Niederdorfe steht ein grosses Holzkreuz, schön sieht auch das neuhergerichtete
Haus No. 128 mit einem Holz-Laubengang an der Giebelseite aus.
Von den gemauerten Häusern ist vor allem der Bauernhof No. 115 am alten
Wege am Ostrande der Gemeinde interessant, oder das später umgebaute grosse
Gebäude des ehemaligen Kinderferienheimes No. 210 mit einem Mansardendach, gewölbten
Räumlichkeiten und einem steinernen Eingangsportal mit klassizisten Ornamenten
und der Jahreszahl 1804. Interessant sich auch des grosse einstöckige Haus der
Lorenz-Mühle am alten Weg im Oberdorfe, die der Müller Anton Huder 1825
gebaut hatte.
Schön hergerichtetes Bauerngehöft No. 115.
Foto: Jiří Kühn.
Die ehemalige Lorenzmühle.
Foto: Jiří Kühn.
Zu den besonders bemerkenswerten Häusern gehören auch die ehemaligen Spiegelschleifereien im Zwittebach-Tal zwischen Svitava (Zwitte) und Velenice (Wellnitz). Das zu ihrem Antrieb nötige Wasser wurde durch in die Felsen gehauene Tunelle herbeigeführt. Bis heute bestehen in der Umgebung der Schleifereien ausgedehnte unterirdische Höhlungen, die durch den Abbau von Schleifsand zum Schleifen der Spiegel entstanden sind.
In Lindava gab es früher ungefähr 30 Wegkreuze, von
denen aber viele nach dem Zweiten Weltkriege vernichtet worden sind. Das auffallendste
Kreuz ist das grosse Grohmann-Steinkreuz, das am 8. September 1862 vom Fabrikbesitzer
Karl Grohmann in den Feldern an der ehemaligen Strasse nach Cvikov
(Zwickau) errichtet worden ist. Von ihm gibt es eine schöne Rundsicht in die
umgebende Landschaft. Interessant ist auch das Kreuz am ehemaligen Bauernhof
No. 19 im Oberdorf. Seinen steinernen Sockel schmückt ein Relief mit dem knieenden
Christus mit einem Engel im Himmel und an den Seiten gebundene Getreidegarben;
die Aufschrift der Stirnseite gibt kund, dass die Witwe Theresia Schlegel und
ihre Kinder das Kreuz im Jahre 1833 aufstellen liessen.
Am alten Gemeindeweg unweit der Strasse nach Brniště (Brins) steht das Ritschelsche
Kreuz von 1928, das von Josef Ritschel an Stelle eines hölzernen errichtet wurde,
und das Riegertsche Kreuz, welches 1825 von Wenzel Wendler errichtet und im
Jahre 1997 von den Besitzern der hiesigen Sommerwohnungen renoviert worden ist.
Etwa 300 m nördlich des Friedhofes am früheren Pfarrwege stand das sog. Böhmsche
Kreuz vom Jahre 1894, von dem sich bis heute nur noch sein steinernr Sockel
mit einer kleinen Nische erhalten hat. Unweit von ihm standen früher zwei alte
Sandsteinkreuze (Sühnkreuze), die sog. Schwedenkreuze, die angeblich aus dem
Dreissigjährigen Kriege stammten.
Das Riegertsche Kreuz an der alten Dorfstrasse.
Foto: Jiří Kühn.
Kreuz beim Bauernhof No. 19 im Oberdorfe.
Foto: Jiří Kühn.
Bedeutende Landsleute und Persönlichkeiten
Der wohl bedeutendste der hiesigen Landsleute war der Philosoph
und Theologe Anton Günther (1783-1863), der sich zum Lebensziel die Begründung
einer neuen, zum Schutze des christlichen Glaubens dienenden Philosophie machte,
die der modernen Kritik standhalten konnte. Seine Werke erregten unter den Philosophen
grosse Beachtung, fanden aber in kirchlichen Kreisen kein Verständnis. Schweren
Herzens fügte er sich dem kirchlichen Schiedsspruch.
Lindava ist auch Geburtsort einiger Musiker aus der Familie Strohbach,
von denen der bekannteste, Johann Josef Strohbach, aber in dem benachbarten
Svitava (Zwitte) geboren ist. Aus Lindava stammte der
Basssänger Nikolaus Strohbach, der Organist Wenzel Strohbach (+1766),
der Bassist und Fagottvirtuose Anton Strohbach (1708-1757) und der Posaunist
Christian Strohbach. Sein Bruder Georg Johann Strohbach (+1753)
wirkte als ausgezeichneter Basssänger in Prag und nach der Überlieferung wollte
ihn sogar der sächsische Kurfürst für die Dresdener Kapelle gewinnen. Zu den
ausgezeichneten Musikern gehörte auch Josef Sommer (um 1785 - 1873),
der sich auch als Komponist betätigte; im 19. Jahrhundert sind aus Lindava die
Dirigenten Gustav Ackermann und Josef Bredschneider bekannt geworden.
Aus Lindava stammte auch der in Prag wirkende Bildhauer Adolf Henke (*1864),
der sich auf eine ganze Reihe von Museen in der ganzen Welt schmückende Reliefproträte
spezialisierte. Der Bildhauer und Holzschnitzer Franz Puhl (1826-1904)
liess sich in Sloup nieder und schuf Statuen für
viele Kirchen Nordböhmens. Der Weltpriester Josef Nittel (1823-1893)
hat sich in bedeutendem Masse um die naturwissenschaftliche Durchforschung der
hiesigen Gegend verdient gemacht, der Chronist des Augustinianerordens zu
St. Thomas in Prag Pachomius Kreybich (1747-1805) verfasste eine wertvolle
lateinisch geschriebene Chronik dieses Ordens.
Um das Aufblühen von Lindava hat sich in bedeutendem Masse der in Krásná
Lípa (Schönlinde) geborene Fabrikant Karl Grohmann (+1874), der in
den Jahren 1850-1858 Bürgermeister von Lindava war, vedient gemacht. Ein anderer
bedeutender Bürgermeister war 1880 bis 1904 Wilhelm Niesig (1848-1904).
Winteransicht der Kirche St. Peter und Paul.
Foto: Josef Rybička.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Die Landschaft der Umgebung von Lindava wird im Westen von dem auffalenden Gipfel des Ortel (Urteilberg), an dessen Fusse die Strasse in die nahe, besonders durch den Poustevnický kámen (Einsiedlerstein) und das Freibad Radvanecký rybník (Rodowitzer Teich, Schwalbensee) berühmte Sommerfrische Sloup (Bürgstein) führt. In seiner Umgebung gibt es eine ganze Reihe interessanter Felsen, Schluchten und Höhlen, die in den Wäldern am Fusse des Šišák (Schieferberg), Slavíček (Slabitschken) und Tisový vrch (Eibenberg) verborgen liegen. Zu den bekanntesten von ihnen gehören der Modlivý důl (Betgraben) bei Svojkov (Schwoika), der Aussichtsfelsen Na Stráži (Wachstein) und die Samuelova jeskyně (Samuelshöhle) bei Sloup. Im Süden hängt Lindava dicht mit Svitava (Zwitte) zusammen, zu dem auch die in den Wäldern des Fusse des Tisový vrch an der Strasse nach Svojkov liegende kleine Ortschaft Záhořín (Sohr) gehört. Östlich von Svitava liegt das Tal Velenické údolí (Wellnitztal) mit ausgedehnten künstlichen Grotten, die zum Abbau von Sandstein zur Herstellung von Schleifmitteln für die hiesigen Spiegelschleifereien in die Felsen gegraben worden sind. An der Südseite des Tales dehnt sich in der Umgebung der Anhöhe Spálenisko (Weiherberg) zwischen Svitava und Velenice ein bewaldetes Plateau aus, an dessen randlichen Ausläufern sich die unscheinbaren Überreste der Burg Vejrov (Schlossberg) und des Velenický hrádek (Wellnitzer Schlössel) erhalten haben. Aus den Wäldern und Feldern östlich von Lindava ragt der Brništský vrch (Laufberg) und sein niedriger Nachbar Věneček (Kränzelberg) hervor, im Nordosten von Lindava bei Kunratice u Cvikova (Kunnersdorf) ragt der Kovářský vrch (Schmiedsberg) aus dem Tal der Svitávka (Zwittebach) heraus; an seinem Fusse hat man eine Szene aus einer lokalen Sage in den Felsen gearbeitet, der danach den Namen Skála smrti (Totenstein) bekam. Nordwestlich von Lindava liegt das Städtchen Cvikov (Zwickau in Böhmen), dessen Umgebung vom Zelený vrch (Grünberg) mit der Schillerova vyhlídka (Schillerwarte) beherrscht wird. An seiner Westseite liegt der niedrigere Křížový vrch (Kalvarienberg) und von der naheliegenden Gemeinde Drnovec (Kleingrün) nach Süden läuft der kleine Felsenkamm des Dutý kámen (Holhstein) mit bemerkenswerten Felsbildungen hinaus.