Modlivý důl
(Betgraben)
Talweitung mit der Felsenkapelle.
Foto: Jiří Kühn.
Der Modlivý důl (Betgraben) ist ein etwa 1 km langes romatisches
Felsental, das tief in den Sandsteinsockel des Slavíček
(Slabitschken) und Tisový vrch (Eibenberg) am nordöstlichen
Rande von Svojkov (Schwoika) eingeschnitten ist.
Dieses Felsental hiess ursprünglich Smolný důl (Pechgraben), da die hiesigen
Köhler auch Pechöfen unterhielten, in denen sie Wagenschmiere herstellten. Erst
später entstand hier ein Wallfahrtsort, über dessen Ursprung man verschiedenen
Sagen erzählt. Nach einer von ihnen starben hier freiwillig der junge Ritter
Jaroslav von Svojkov mit der geliebten Tochter des Braumeisters aus Velenice
(Wellnitz), weil die Eltern des Ritters ihrer Liebe nicht gewogen waren. Eine
andere Sage erzählt, dass hier ein Jüngling seinen Nebenbuhler getötet hat.
Das erste Bild, das den Abschied der Jungfrau Maria und Jesus veranschaulichte,
soll hier im Jahre 1704 ein gewisser Arbeiter Melzer, der als Gehilfe in der
Pihler Brauerei arbeitete, aufgehängt haben, um die Verwünschung dieses düsteren
Ortes zu bannen. Die Herrschaft liess dann den dichten Wald ein wenig lichten
und am Bilde begannen Vorübergehende in Andacht stehenzubleiben. Mit der Zeit
verbreiteten sich Nachrichten über wunderbar erhörte Gebete und als hier im
Jahre 1772 die Bitten der Freifrau von Cervelli aus Svojkov (Schwoika) erhört
wurden, liess sie aus Dankbarkeit eine hölzerne Kapelle bauen, in die Melzers
Bild übertragen wurde.
Die Zahl der Besucher stieg aber weiter und es kamen ganze Prozessionen aus
der Umgebung zur Kapelle. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde deshalb der hölzerne
Bau abgerissen und die Gräfin Elisabeth Kinsky liess eine neue Kapelle in den
Felsen hauen. Diese Arbeit machte der Maurermeister Josef Sacher aus Svojkov.
Kreuz am Anfange des Modlivý důl (Betgraben).
Foto: Jiří Kühn.
Die Quelle "U Strážce" (Beim Wächter).
Foto: Jiří Kühn.
Stirnwand der Felsenkapelle.
Foto: Jiří Kühn.
Der Pfarrer und die Herrschaft in Sloup aber sahen
diese Prozessionen nicht gern und bezeichneten sie als eine Art Götzendienst.
Der Pfarrer liess deswegen die Heiligenbilder und die Danksagungen für erhörte
Wünsche entfernen. Im September 1806 verordnete sogar das bischöfliche Konsistorium,
die Statuen Christi und der Jungfrau Maria aus der Kapelle zu entfernen, um
damit den Prozessionen Einhalt zu tun. Inzwischen sind aber beide Statuen aus
der Kapelle verschwunden und wurden erst nach einigen Monaten in einer sbseitigen
Schlkucht versteckt gefunden. Von hier wurden sie dann mit grosser Feierlichkeit
nach Sloup (Bürgstein) überführt und am 26. Juli 1807 zur Verehrung in der dortigen
Kirche aufgestellt. Seitdem hörten die grossen Prozessionen in den Betgraben
auf und es kamen immer weniger Leute hierher. Zu einer Erneuerung der Prozessionen
kam es erst zur Zeit der grossen Choleraepidemien in den Jahren 1832 und 1850,
als Prozessionen auch aus Česká Lípa (Böhmisch-Leipa) in den Betgraben wallfahrteten.
Im Jahre 1836 wurde die Stirnseite der Kapelle mit einem gotischen, vom Bildhauer
Anton Wagner aus Sloup gearbeiteten Portale geschmückt.
In der Kapelle wurde ein bemerkenswertes Gnadenbild der Jungfrau Maria von der
Bilshauerin Eugenie Hauptmann-Sommer aufgestellt und an den Bäumen hingen wieder
Heiligenbilder. Der religiöse Kult durchdrang sich hier stark mit der wilden
Schönheit des romantischen Felsentales. Die Einstellung der hiesigen Geistlichkeit
zu den hiesigen Wällfahrten änderte sich erst zum Ende des 19. Jahrhunderts,
als man die Kapelle der Jungfrau Maria von Lourdes weihte und das Innere der
Kapelle zu einer Lourdes-Grotte umgestaltet wurde. Auch später zogen noch Prozessionen
aus der weiten Umgebung hierher und sogar der ehemalige Kaiser Ferdinand V.
kam auf seinen Ausfahrten aus dem unweit liegenden Zákupy (Reichstadt) zum Gebete
zur Kapelle.
Am Wege von Svojkov (Schwoika) zur Kapelle richtete man einen Kreuzweg ein und weiter nach
Osten führte eine lange Treppe zu einem "Orarorium" im Talabschluss. Es war
dies eine küntlich in den Felsen gehauene Nische mit einer Sandsteinbildwerk
der Kreuzigung vom Bildhauer Josef Max dem Älteren aus Sloup.
Der Weg zur Kapelle ist mit Bildern des Kreuzweges ausgeschmückt.
Foto: Jiří Kühn.
Eines der Bilder des Kreuzweges.
Foto: Jiří Kühn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Wallfahrtsort weitgehend zerstört, so dass an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert nur noch die Felsenkapelle und die leere Nische des Oratoriums übrig blieben. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2016 wurde dank der Forstverwaltung der tschechischen Republik der Weg durch den Betgraben neu gestaltet und neue Bilder des Kreuzweges angebracht, die nach den Originalgemälden gemalt wurden. Diese befinden sich heute in der St. Wenzelskapelle in Svojkov. Auch der Oratorium am Ende der Schlucht wurde ausgebessert und eine Holztreppe dorthin gebaut. Nach Abschluss der Reparaturarbeiten wurde die Wallfahrtsstätte am 27. November 2016 wiedereröffnet.
Treppe im verengten Teil der Schlucht unterhalb der Felsenkapelle
Foto: Jiří Kühn.
Waldweg mit Treppe zum Oratorium.
Foto: Jiří Kühn.
Der Oratorium am Ende der Schlucht.
Foto: Jiří Kühn.
Der gut zurechtgemachte Fusspfad führt vom ehemaligen herrschaftlichen Gasthaus in Svojkov in das Tal. Hinter den letzten Häusern des Dorfes, wo der Kreuzweg beginnt, steht ein großes Holzkreuz, an dem auch ein Pfad in eine Seitenschlucht zu den Svojkovské skály (Schwoikaer Felsen) abzweigt. Der Hauptweg führt weiter in ein bewaldetes Tal, an dessen Anfang sich ein überdachter Brunnen unter einem kleinen Felsen befindet, der nach dem Kletterturm „Strážce Modlivého dolu“ (Betgraben-Wächter) benannt ist und Pramen u Strážce (Quelle am Wächter) heißt. Im weiteren Verlaufe wird das Tal allmählich enger and geht in eine enge Schlucht über, die auf beiden Seiten von steilen Sandsteinfelsen begrenzt wird. Einige dieser Felsen werden von Bergsteigern, die ihnen Namen wie Novoborská věž (Haidaer Turm), Přeskoková (Übersprungsturm), Strážce Modlivého dolu (Betgraben-Wächter), Houbová věž (Pilzturm) und Žofie (Sophie) gegeben haben, genutzt. In der engsten Stelle des Tales steigt man über einige Stufen in einen kleinen, mit Bänken versehenen breiteren Felsenkessel, an dessen Südseite sich der Felsblock mit der in ihm eingemeisselten Kapelle befindet. Die Kapelle hat einen Hauptraum mit dem Altare und zwei Seitenkammern. Auf dem Altar steht ein im August 2001 geweihtes Jungfrau Maria-Standbild, das die entwendete ursprüngliche Statue ersetzt. Auf dem Felsen gegenüber der Kapelle befinden sich Gedenktafeln für mehrere heimische Bergsteiger. Von der Kapelle steigt links der markierte Wanderweg mit Treppe durch eine enge Seitenschlucht in den Sattel zwischen dem Slavíček und Tisový vrch, während der Waldweg durch das Tal weiter zur leeren Nische des ehemaligen Oratoriums im Talabschluss weiterführt. Von ihr kann man, allerdings ohne Wegmarkierung, nach Süden auf einen Gipfel hinaufsteigen, in dessen Felsen sich ein kleines Kämmerchen mit einem Fenster befindet. Ein ähnlicher Raum befindet sich an dem markierten Wanderweg oberhalb des nördlichen Randes des Betgrabens. Die Aussicht vom Gipfel dieser Anhöhe wird durch hochgewachsene Bäume behindert, schöne Aussichten in die umgebende Landschaft gibt es aber von den Gipfeln der weiter unten aufsteigenden Svojkovské skály (Schwoikaer Felsen). Eine ähnliche Kammer ist auch am rot markierten Wanderweg oberhalb des nördlichen Randes des Betgrabens in einen Sandsteinturm gehauen.