Samuelova jeskyně
(Samuelshöhle)

Die Samuelova jeskyně (Samuelshöhle) ist die bescheidene Wohnstatt eines Einsiedlers, die in das Sandstein-Felsmassiv eines nicht besonders hohen Hügels oberhalb des Südendes von Sloup (Bürgstein) ausgehöhlt worden isr. Der Felsen mit der Höhle hiess ursprünglich der Špičatý kámen (Spitziger Stein) und der beste Weg zu ihm führt aus Sloup durch eine Seitenschlucht, oder von der Wegkreuzung südlich des Aussichtspunktes Na Stráži (Wachstein).
Aus dem Wege im unteren Teil der Seitenschlucht zweigt ein steiler, 2003 neu hergerichteter Serpentinen-Pfad zur Höhle hinauf.

Diese Höhle hat am Anfange des 18. Jahrhundert der aus Sloup gebürtige Samuel Görner aus der alten Glasmacherfamilie Görner, in der die Herstellung von optischen Hilfsmitteln eine lange Tradition hatte, errichtet. Er war zwar gelernter Ziergärtner, beschäftigte sich aber auch mit dem Schleifen von Glaslinsen. In der Höhle lebte er von 1718 bis zum 27. April 1735, an dem er auf den Einseidlerstein (skalní poustevna) übersiedelte. Dort hat er sich überwiegend der Gärtnerei gewidmet und ausserdem setzte er seine Arbeiten an der Herstellung von Brillen und Ferngläsern weiter fort. Im Jahre 1742 floh er nach Prag, angeblich aus Furcht vor der Anwerbung durch die Preussen, und nach seiner Rückkehr lebte er eine Zeit lang von der Herstellung von Brenngläsern. Im Jahre 1756 machte er eine Wallfahrt nach Rom und lebte nach seine Rückkehr um das Jahr 1760 wieder als Einsiedler auf dem Skalický vrch (Langenauer Berg). Später zog er auf den Heiligen Berg bei Příbram in eine unbesetzte Einsiedlerhütte, wo man ihm um das Geld, das sich bei ihm Wallfahrer aufgehoben hatten, beraubte und ihn ermordete. Seine Statue mit einem zum Horizont zeigenden Fernrohr ist heute noch das Symbol des Einsiedlersteines am Südrande von Sloup.

In die Höhle tritt man durch einen engen Felsspalt mit einigen Stufen ein, hinter denen sich ein etwa 2 x 2 m grosser, ursprünglich als Küche dienender Vorraum befindet. Aus ihm führt eine breite Türöffnung in ein 6,5 m langes und etwa 2,5 m breites, die ganze Breite des Felsens einnehmendes Wohnzimmer. In seine gegenüberliegende Wände wurden zwei Fenster gehauen und auf der Hauptwand wurde 1897 eine heute nur noch zum Teil leserliche deutsche Inschrift mit Görners kurzen Lebenslauf angebracht. Seit 2002 sind in dieser Höhle zwei neue Tafeln mit der tschechischen und deutschen Version des ursprünglichen Textes angebracht.

An der Westseite des Felsmassives mit der Höhle befindet sich ein kleines natürliches Felsenfenster. Dicht unter dem Gipfel des Massives ist eine Aussichtsplattform hergerichtet worden, auf die man von der Ostseite des Felsens über eine in den Sandstein gehauene und mit einem eisernen Geländer versehene Steintreppe hinaufsteigen kann. Die Aussicht in die Umgebung ist allerdings heute durch hochgewachsene Bäume behindert. Partielle Aussichten auf Sloup gibt es auch vom Gipfel des Felsvorsprunges nördlich des Felsens mit der Höhle.
In der Umgebung der Samuelshöhle gibt es auch einige Felsen, die gelegentlich von Bergsteigern bestiegen werden. An der Aussicht etwa 150 m nordöstlich von der Höhle ist ein Vana (Wanne) genanntes Felsengebilde, direkt gegenüber der Höhle steht einr niedriger überhängender Felsen genannt Samuelova vež (Samuelsturm) und auf einem etwa 300 m weiter südöstlich liegendem Felsvorprung steht ein kleinerer Sandsteinturm, genannt Samotář (Eigenbrötler).
In südlicher Richtung steigt von der Höhle ein steiler, nicht ausgebauter Fusspfad bergauf; er mündet in den alten aussichtsreichen Weg, den sog. Hraběcí stezka (Grafensteig), der sich am Hange des Slavíček oberhalb der Sloupské skály (Bürgsteiner Felsen) entlang windet.

Etwa 400 m nordöstlich der Einsiedler-Höhle Samuelova jeskyně befindet sich an der Nordseite einer kleinen Anhöhe ein kleiner Felsen mit einer kleinen, künstlich zugerichtete Höhle mit einem Fester, der sog. Brejlařská jeskyně (Brillenmacherhöhle). Die Überlieferung will wissen, dass in dieser Höhle Samuel Görner Brillengläser geschliffen hat.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn.