Velenický hrádek
(Wellnitzer Schloss)
Die erhaltenen Mauerreste des Velenický hrádek (Wellnitzer Schloss).
Foto: Jiří Kühn.
Am Nordostrande von Velenice (Wellnitz) erhebt sich über dem Tale des Svitávka (Zwittebach) ein nicht allzu hoher, steiler und bewaldeter, früher Zámecký vrch (Schlossberg) genannter Felsrücken. Auf seinem Gipfel haben sich die unscheinbaren Überreste einer mittelalterlichen Burgstätte erhalten, die meistens als Velenický hrad (Wellnitzer Schloss) bezeichnet werden. Manchmal trifft man auch den Namen Strahov, der eine gewisse Zeit im 15. Jahrhundert das nahe Dorf Velenice selbst bezeichnete. Der wirkliche Name der Burg ist historisch nicht belegt und auch über seine Geschichte ist nichts bekannt. In älteren Quellen wird berichtet, dass sie am Anfange des 14. Jahrhundert gegründet sein sollte und der Familie der berüchtigten Raubritters Pancíř (Panczer) gehörte. Aus dem Jahre 1369 stammt eine Erwähnung des Mikuláš Pancíř ze Smojna (Niklas Panczer von Schmoyn) auf "Golmicz", was vielleicht der verstümmelte Namen "Wellnitz" sein könnte. Noch vor dem Ende des 14. Jahrhunderts, vielleicht schon 1385, wurde die Burg geschleift, nach einer Volkssage geschah das aber erst im Jahre 1639 durch die Schweden unter General Banner.
Keller im Sandsteinfelsen.
Foto: Jiří Kühn.
Die Burg stand am Ostende des Kammes und den Zugang zu ihr bildete wahrscheinlich
ein am Kamme entlang führender Weg. Einige undeutliche Vertiefungen an seinen
Seiten könnten Reste der aus Holz bestehenden Gebäude der Vorburg darstellen,
von der die eigentliche Burg durch einen flachen Graben getrennt war. Dieser
Graben durchschneidet aber nicht den ganzen Kamm, woraus geschlossen werden
kann, dass er entweder nicht fertiggestellt worden ist oder es sich nur um eine
natürliche Kluft handele. Nach Berichten aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
befanden sich gleich hinter diesem Graben die damals ausgegrabenen, bis 75 cm
starken Grundmauern eines 14 m langen und 8-9 m breiten Gebäudes,
die heute nicht mehr sichtbar sind. Unterhalb der Burg befinden sich auf den
steil abfallenden Hängen einige Terrassen, die wahrscheinlich erst kurz vor
dem Ende des 19. Jahrhundert entstanden sind, als der Förster Sperling der damaligen
gräflichen Forstverwaltung hier ein hölzernes Lusthaus baute und die Umgebung
durch Promenadewege zugänglich machte.
Von den Burggebäuden haben sich bis heute nur die steinernen Reste eines etwa
6 x 6 m grossen quadratischen Gebäudes direkt am Ende des Kammes
erhalten. Noch 1892 sollen diese Mauerreste bis 4 m hoch gewesen sein,
ihre heute sichtbaren Reste sind jedoch nur wenig über 1 m hoch. Am Hange
neben ihnen befindet sich ein kleiner, in den Felsen gehauener Keller, der aber
wahrscheinlich nicht fertiggestellt worden ist. Aus dem Nordhange des Kammes
ragt an einer Stelle ein schmaler Felsen hervor, von dessen Gipfel man früher
eine Aussicht in das Tal hatte. Weil sich an der Rändern des Kammes keine Spuren
einer Befestigung befinden und auch der früher erwähnte Graben umstritten ist,
ist nicht ausgeschlossen, dass die Burg niemals fertiggestellt worden ist. Bei
Ausgrabungen in den Jahren 1834 und 1858 soll man hier allerdings Pfeilspitzen,
ein Hufeisen, ein Feldkessel, eine Kette und ein Helm gefunden haben. Die Kette
war später im Museum in Oybin ausgestellt und den Kessel konnte man auf dem
Skalní poustevna (Einsiedlerstein) in Sloup
sehen.
Blick von der abgeholzten Burg über das obere Ende von Velenice (Wellnitz) auf den Brnišťský vrch (Laufberg).
Foto: Jiří Kühn.
Im Tale am Südfusse des Kammes führt ein früher Topolová cesta (Pappelweg) genannter Weg in das Tal nach Velenice hinunter. Noch in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg stand an ihm ein uraltes steinernes Kreuz, das zum Andenken an den im 30jährigen Kriege von den Schweden erschossenen Wellnitzer Dorfrichter Georg Hans Schille errichtet worden ist. Bei der im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts stattgefundenen Abholzung der Umgebung wurde es aber beschädigt und in den privaten Garten des Hauses No. 5 am Nordwestende von Velenice übertragen, wo es sich auch heute noch befindet.