Svitava
(Zwitte)
Das Dorfzentrum mit der Kapelle.
Foto: Jiří Kühn.
Svitava (Zwitte) ist ein kleines, etwa 3 km östlich von
Sloup (Bürgstein) liegendes und an das Südende
von Lindava (Lindenau) anschliessendes Dorf. Es liegt
im einem Tale an der Mündung des Záhořínský potok (Sohrbach) in den Svitávka-Bach
(Zwittebach). Wann und wie die Gemeinde gegründet wurde, ist nicht bekannt.
Einer Sage nach haben sich die ersten zwei Ansiedler ihre Höfe auf den gegenüberliegenden
Hängen des Ovčí vrch (Schafberg) und Šišák
(Schieferberg) gebaut, aber es soll hier schon lange Zeit früher eine Schäferei
bestanden haben, an die Namen wie Ovčí vrch (Schafberg), Ovčí zeď (Schafmauer)
und Ovčí most (Schafbrücke) erinnern.
Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jh. soll man hier von den durchfahrenden
Kaufleuten eine Maut eingehoben haben, aber als Ansiedlung wird Svitava (Zwitte)
erst 1525 zum ersten Male genannt. Ihr damaliger Name Svitava soll vom tschechischen
"svída" (Hartriegel) oder "světlo" (Licht) abgeleitet sein. Das Dorf gehörte
zur Herrschaft Sloup (Bürgstein) und hatte einen eigenen Dorfrichter. Der älteste
schriftlich nachgewiesene Richter war 1586 Merten Möller, aber ein Gerichtskretscham
im Dorfe wird erst 1639 erwähnt. Fünfzig Jahre später wirtschafteten in Svitava
6 Bauern und 10 Gärtner, im Jahre 1730 gab es hier bereits 26 Häuser und
eine Mühle, die durch Umbau aus einem älteren Eisenhammer entstanden sein soll.
Kapelle Mariä Himmelfahrt in der Mitte der Gemeinde.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahre 1767 liess Josef Johann Maxmilian Graf Kinsky im Tale údolí Svitávky (Zwittebachtal) östlich der Gemeinde eine Spiegelschleiferei bauen. Diese sog. Wellnitzer Spiegelfabrik (Velenická zrcadlárna) entstand auf Gründen, die zum Bauernanwesen No. 8 gehörten; bei der Landesvermessung im Jahre 1842 wurden sie aber zu Kataster von Lindava (Lindenau) gestellt.
Nach der Verwaltungsreform wurde Svitava zusammen mit Záhořín
(Sohr) im Jahre 1850 an Sloup (Bürgstein) angeschlossen,
aber schon 1866 wurde es wieder selbstständig. So wie die übrigen Gemeinden
der Umgebung wurde Svitava in Kriegszeiten von durchziehenden militärischen
Einheiten, die Vieh und Lebensmittel requirierten, betroffen. An den siebenjährigen
Krieg (1757-1763) mahnte lange Jahre der alte Soldatenfriedhof im Walde südlich
des Dorfes und auch 1866 lagerten hier einige Tage preussische Einheiten.
Auch von anderen Katastrophen ist das Dorf nicht verschont geblieben. Im Jahre
1866 und 1872 wütete hier die Cholera und 1880 die Blattern. Das Niederdorf
wurde oft vom Svitávka-Bach (Zwittebach) überschwemmt. Im September 1899 fanden
in der Umgebung Manöver statt, an denen auch Kaiser Franz Josef I. und Erzherzog
Franz Ferdinand teilnahmen.
Einstöckiges Umgebindehaus in unteren Teil des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Svitava hatte eine eigene Schule, die sich früher im heute bereits abgerissenen
Hause No. 31 befand und 1785 in das neue Schulhaus No. 36 umzog. Dieses
Haus diente den Kindern bis zum 24. Oktober 1898, von dem an der Unterricht
in die nahe der Strasse nach Velenice (Wellnitz) neu erbaute Schule übertragen
wurde. Diese Schule bestand bis zum Ende des zweiten Weltkrieges.
Im Jahre 1900 hatte Svitava 39 Häuser, in denen 186 Einwohner lebten. Ihre Haupterwerbsquelle
war Land- und Fostwirtschaft. In der Gemeinde gab es 10 grössere Bauernwirtschaften,
die anderen Einwohner beschäftigten sich mit Hausweberei und anderen Gewerben,
oder waren in den Spiegelschleifereien und Färbereien in Lindava
(Lindenau), Sloup (Bürgstein) und Cvikov
(Zwickau in Böhmen) beschäftigt. In Svitava selbst war nur eine Stärkefabrik
und eine Mahlmühle mit Sägewerk und Bäckerei.
Lange Jahre war Svitava nur durch Fahrwege mit der Umgebung verbunden. Die aus
Zákupy (Reichstadt) über Velenice (Wellnitz) und Svitava nach Lindava
(Lindenau) führende Bezirksstrasse ist im Jahre 1886 erbaut worden und erst
zu Beginn der 20er Jahre wurde an sie eine Strasse nach Svojkov (Schwoika) angeschlossen.
Die sollte ursprünglich von der Wellnitzer Strasse erst hinter dem Dorfe abzweigen,
aber schliesslich wurde ihre Trasse so velegt, dass sie durch die Gemeinde führte
und sich an die alte Strasse im Gemeindezentrum anschloss.
Damals erhielt auch die hiesige Brettmühle ein zweites Wasserrad, durch das
ein Dynamo betrieben wurde, das auch einige benachbarte Häuser mit Strom belieferte.
Später wurde der Strom in die Gemeinde von Lindava (Lindenau) her eingeleitet.
Noch 1945 hatte Svitava 35 Häuser mit 150 Einwohnern. Es waren hier 13 landwirtschaftliche Betriebe, eine Brettsäge, eine Schmiede, 2 Tischler, ein Leinenweber, ein Schuhmacher, eine Federhandlung, 2 Lebensmittelgeschäfte, eine Bäckerei und eine Gaststätte mit Fleischerei. Nach dem Kriege nach der Vertreibung der Deutschen sank die Einwohnerzahl stark ab und 1960 wurde deshalb Svitava zusammen mit Záhořín (Sohr) an Lindava (Lindenau) angeschlossen. Seit 1. Januar 1981 gehören alle drei Gemeinden zu Cvikov. Heute stehen in Svitava nur noch 19 Häuser mit etwa 30 dauernden Bewohnern.
Das frühere Wernersche Gasthaus.
Foto: Jiří Kühn.
Einstöckiges Umgebindehaus (Blockbau) an der Strasse nach Velenice (Wellnitz).
Foto: Jiří Kühn.
Svitava war nach Sloup (Bürgstein) eingepfarrt, aber bereits im Jahre 1725 wurde
an der Strassenkreuzung im Niederdorfe eine kleine Kapelle zur Mariä Himmelfahrt
gebaut, in der alljährlich am zweiten Julisonntag (Mariä Verkündigung) eine
grosse Feierlichkeit stattfand. Im Jahre 1923 war die Kapelle bereits ziemlich
baufällig, und weil sie beim Baue der Strasse im Wege stand, entschieden sich
die Einwohner, sie abzureissen und etwas weiter oben im Dorfe eine neue zu bauen.
Die wurde am 21. Oktober 1923 eingeweiht und am 6. Juni 1925 las hier sogar
der Bischof von Litoměřice (Leitmeritz) Josef Gross eine Messe.
An der Strassenkreuzung im Niederdorfe steht das ehemalige Gasthaus Franz
Werner No. 30, das anstelle des früheren, schon 1639 erwähnten Ratskretschams
erbaut wurde. Das einstöckige und im Vorderteile in Blockbauweise errichtete
Umgebindehaus wurde im Jahre 1890 in seine heutige Form umgebaut. Ausser ihm
haben sich im Dorfe noch einige andere schöne Blockbauhäuser erhalten.
Zum Anlasse der 100. Wiederkehr des Todestages des Dichters Friedrich Schiller
wurden am 9. Mai 1905 vor dem Eingang in das neue Schulgebäude zwei Rosskastanienbäume
und drei Jahre später, am 1. November 1908, zum 60. Regierungsjubiläum des Kaisers
Franz Josef I. wurden am Wege zum Friedhofe zwei Kaisereichen, die heute
unter Naturschutz stehen, gepflanzt.
Eine der als Naturdenkmal geschützten Kaisereichen am Wege zum Friedhof.
Foto: Jiří Kühn.
Statue des hl. Johann von Nepomuk.
Foto: Jiří Kühn.
Der im Jahre 1876 an der Strasse nach Velenice (Wellnitz) liegende Friedhof
diente auch den Einwohnern von Záhořín (Sohr). Er ist
von einer niedrigen steinernen Mauer umgeben und in seiner östlichen Ecke steht
ein grosses, vom Bewohner des Hauses No. 8, Josef Hubert gewidmetes Kreuz.
Vom zweiten Kreuz, das der Kaufmann Ignaz Schlegel aus No. 5 in der Mitte
des Friedhofes erbauen liess, hat sich nur mehr der steinerne Untersatz mit
den an die Einweihung des Friedhofes am 31. Mai 1876 erinnernden Inschriften
erhalten.
Hinter dem Hause No. 23 steht eine Sandsteinstatue des hl. Johann v. Nepomuk,
die die Familie Milde No. 24 zum Andenken an ihren unglücklicherweise ums
Leben gekommenen Sohn errichten liess. An dieser in den Jahren 1906 und 1930
renovierten Statue vorbei führte früher der Kirchweg nach Sloup
(Bürgstein).
In die felsigen Talhänge und den Einschnitt der Strasse nach Velenice (Wellnitz)
sind viele Keller eingegraben, etwa 1 km östlich von Svitava (Zwitte) sind
im Velenické údolí (Wellnitztal) ausgedehnte
unterirdische Hallen, die beim Abbbau von Schleifsand für die Spiegelschleifereien
entstanden sind.
In Svitava (Zwitte) wurde der berühmte Musiker und Kapellmeister des Prager Ständetheaters Johann Josef Strohbach (1731-1794), der Freund Mozarts und Mitglied der vielköpfigen Musikantenfamilie Strohbach geboren. Sein Geburtshaus No. 31 wurde bereits vor dem 1. Weltkriege abgerissen.