Vejrov - Spálenisko
(Weiherwald - Weiherberg)
Abgeholzte Fläche des ehemaligen Schlosses.
Foto: Jiří Kühn.
Mit dem Namen Vejrov (Weiherwald) wird der grosse, eine zwischen der Svitava (Zwittebach), Velenice (Wellnitz), Lasvice (Klemensdorf) und Starý Šidlov (Altschiedel) etwa 3,5 km nördlich von Zákupy (Reichstadt) liegende Sandstein-Hochebene bedeckende Waldkomplex bezeichnet. Der Name stammt von einem eingegangenen Dorfe, das in schriftlichen Dokumenten nur ein einziges Mal (1554) genannt wird. Es stand auf dem flachen Gipfel eines früher "Scheibe" genannten nördlichen Ausläufers der Ebene, und heute erinnern nur einige flache Vertiefungen zwischen den Waldbäumen daran. Unweit von hier ragt über das Tal der Svitávka gegenüber der ehemaligen Wellnitzer Spiegelschleiferei ein steiler Felsvorsprung hinaus, auf dessen Gipfel ehemals eine kleine Burg stand. Über ihre Geschichte ist fast nichts bekannt, nach den hier gefundenen Keramikscherben war sie wahrscheinlich am Ende des 13. und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bewohnt. Nicht einmal der Name der Burg ist bekannt, obwohl nicht auszuschliessen ist, dass sie auch Vejrov hiess und dass erst später dieser Name auf das Dorf überging, das erst ziemlich später, als die Burg schon verlassen war, gegründet worden ist.
Durch Abbau von Schleifsand entstandener Tunnel am Fusse des Felsvorsprunges mit den Resten der Burg.
Foto: Jiří Kühn.
In den Felsen gegrabene vertiefte Gründung des Burggebäudes.
Foto: Jiří Kühn.
Der Felsvorsprung mit den Burgresten fällt auf der nördlichen und östlichen Seite schroff in das Tal des Svitávka-Baches ab und wird im Westen von einem schluchtartigen Nebentale, in dem ein Fusspfad auf die Ebene führt, begrenzt. Im Süden war die Burg von der anliegenden Ebene durch einen in den Felsen gespitzten Graben, dessen senkrechte Wände noch heute gut erhalten sind, getrennt. Über diesen Graben führte wahrscheinlich eine hölzerne Brücke. Von den Befestigungsanlagen ist nur ein undeutlich erhaltener Wall an der inneren Seite des Grabens zu sehen, über den anderen schroff abfallenden Felswänden stand wahrscheinlich nur ein leichter Holzzaun, von dem sich keine Spuren erhalten haben. Auch von den hölzernen Burggebäuden hat sich nichts erhalten, nur nahe an der Nordseite des Felsens ist eine flache, in den Felsen gehauene rechteckige Vertiefung, über der wahrscheinlich das hölzerne Burggebäude stand. In die Vertiefung führen an ihrer Ostseite einige in den Felsen gehauene Stufen.
Niedrige Tunnele im unterirdischen Schleifsand-Steinbruch.
Foto: Jiří Kühn.
Später wurde am Fusse dieses Felsvorsprunges ein unterirdischer Steinbruch
eröffnet, in dem man wie in den nahen Pusté kostely
(Wüste Kirchen) Schleifsand für die hiesigen Spiegelscheifereien abbaute. Der
Bruch besteht aus einem kleinen Felsüberhange mit einigen kurzen und niedrigen
Tunnelen und seine Decke wird von 8 stehengelassenen Felsenpfeilern gestützt.
Man hat den Bruch aber verhältnismässig bald verlassen müssen, da er an seiner
Hinterwand an eine senkrechte Störung stiess, an der sich aus dem Hangenden
Sand in den Bruch zu schütten begann. Auf dem Gipfel des Felsens entstanden
dadurch grosse Pingen, die die Fläche der früheren Burg in zwei durch eine schmale
Brücke verbundene Teile zerteilten.
Ein zweiter, verhältnismässig grosser Überhang befindet sich etwa 150 m
weiter westlich am Fusse des felsigen Randes der Hochebene. Etwa 1 km östlich
vom Felsvorsprunge der Burgstatt Vejrov ragt aus der Hochebene über den nordwestlichen
Rand von Velenice ein schmaler, bewaldeter Kamm (Schlossberg) hervor, auf dem
sich die unscheinbaren Überreste einer, jetzt Velenický
hrádek genannten Burg befinden.
Heute befindet sich im unterirdischen Steinbruch die Landstreichersiedlung Medvědí camp (Bärencamp).
Foto: Jiří Kühn.
So wie im Norden ist die bewaldete Hochebene auch an der Ostseite von einem von Sandsteinfelsen gesäumten Steilabfall begrenzt. Diese Felsen bilden eine etwa 1,5 km lange geradlinig verlaufende Felswand, die nur an zwei Stellen durch enge Täler unterbrochen wird. Diese Felswand ist ein Teil einer wichtigen, Wellnitzer Bruch genannten geologischen Störung in den Kreidesandsteinen, an der im Tertiär das ganze Gebiet der Hochebene tektonisch um mehr als 100 m hochgehoben wurde. Infolgedessen sind an ihrer Westseite aus der Tiefe hochgehobene festere Sandsteine aufgeschlossen, aus denen zwischen Velenice und Lindava interessante Felsbildungen enstanden sind, während die Landschaft östlich der Störung aus weicheren tonigen Sandsteinen besteht, in der sich keine auffallenden Felsbildungen entwickeln konnten.
Abgestürzte Felsblöcke am Abhange der Hochebene des Vejrov (Weiherwald).
Foto: Jiří Kühn.
Ein Brunnen am Fuße einer Felswand in der Nähe von Velenice (Wellnitz).
Foto: Jiří Kühn.
Am Fusse dieser Felswand wurden in den Sandstein einige Keller eingehauen, von denen zwei sogar nicht in die eigentlich Felkswand, sondern in einen riesigen, von der Wand abgestürtzten Block eingegraben sind. Über dem Südende von Velenice ist in dieser Wand ein grosser verlassener Sandsteinbruch, in dem man Sandsteinblöcke zu Bauzwecken gebrochen hat. In seine bis über 15 Meter hohe Wände haben die alten Steinbrecher ihre Initialen mit Jahreszahlen aus der Zeit von 1820 bis 1889, als der Bruch im Betrieb stand, eingegraben.
Ungefähr in der Mitte des Waldkomplexes Vejrov, etwa 1,5 km westlich von Velenice befindet sich sen höchster Punkt, genannt Spálenisko (tschechisch = Brandstätte) (Weiherberg, 383 m). Es ist aber nur eine unscheinbare, an ihrer nordwestlichen Seite von einem Basaltgange begrenzte Erhebung mit zwei kleinen Anhöhen, unter denen der Abhang etwas steiler abfällt.
Torso des Sühnkreuzes bei Lasvice (Klemensdorf).
Foto: Jiří Kühn.
Die hiesigen Wälder werden von einigen Wegen durchschnitten, die die an seinem Rande liegenden Dörfer verbanden. Am alten Wege von Písečná (Piessnig) nach Velenice, etwa 150 m hinter Lasvice steht das Torso eines stark beschädigten alten Sühnkreuzes. Dieses etwa 60 cm hohe Steinkreuz ist ohne Oberteil und an seiner Vorderseite ist die Jahreszahl 1454 eingegraben. Nach der Überlieferung soll an seiner Stelle ein schwedischer Offizier begraben sein, eine andere Sage wieder behauptet, dass sich hier in einem heftigen Streite zwei Mädchen gegenseitig getötet haben. Ähnliche Sagen erzählte man aber auch von anderen Kreuzen der näheren und weiteren Umgebung. An demselben Wege im Tale unter dem Velenický hrádek (Schlossberg bei Wellnitz) stand früher das steinerne sog. Schillsche Kreuz, das vor einigen Jahren in den Garten eines Hauses in Velenice übertragen worden ist. Im Walde südlich von Svitava (Zwitte) soll sich ein altes Gräberfeld aus dem Siebenjährigen Kriege befunden haben, am Wege zwischen Lasvice (Klemensdorf), Nové Domky (Neuhäuser) und Svojkov (Schwoika) stehen noch heute zwei steinerne Kapellen.