Skalice bei Česká Lípa
(Langenau)
Skalice (Langenau) ist ein langgestrecktes, im Tale des Sporkabaches unter den Bergen Skalický vrch (Langenauer Berg) und Chotovický vrch (Kottowitzer Berg) etwa 3 km südwestlich von Nový Bor (Haida) und 6 km nördlich von Česká Lípa (Böhmisch Leipa) liegendes Dorf, zu dem heute auch das Svobodná Ves (Josefsdorf) gehört. Im Jahr 2011 lebten im Dorf 1424 Einwohner.
Geschichte
Blick auf das Ortszentrum mit der Kirche St. Anna im Hintergrund.
Foto: Jiří Kühn.
Skalice (Langenau) entstand ursprünglich als tschechisches Dorf, aber im Laufe der Kolonisation im 13. Jahrhundert wurde es durch neue Parzellen für deutsche Zuwanderer, die das Dorf Langenau nannten, erweitert. Die erste Erwähnung im Register der päpstlichen Zehenten aus dem Jahre 1352 nennt es „Skalicz sive Langenaw“. Der erste nachgewiesene Besitzer des Dorfes war im Jahr 1363 Bohuněk vom Klinštejn bei Horní Libchava, aber schon 1382 wurde Skalice (Langenau) in zwei Anteile getrennt. Den kleineren Teil des Dorfes mit 11 Bauernhöfen bekam Petr ze Skalky, von dem dieser Anteil über die Landgutsbesitzerfamilie Johann von Gansk in das Eigentum der von Wartenberg kam. Seit 1611 gehörte er Dorothea von Berka, und 4 Jahre später erwarb ihn Heinrich Penzig, nach der Konfiskation seines Besitztumes wegen seiner Teilnahme am Aufstand der böhmischen Stände kaufte es 1623 Vilém Vratislav von Mitrovice. Seitdem gehörte es zusammen mit Volfartice (Wolfersdorf), Stružnice (Straussnitz) und Slunečná (Sonneberg) zur Herrschaft Horní Libchava (Ober-Liebich) des Ordens der Malteserritter. Der überwiegende Teil der Gemeinde gehörte im Jahre 1416 zum Eigentum der Herren von Hazmburk (Hasenburg) in Pihel (Pihl), der in der Zeit der Hussitenkriege Gegenstand von Streitigkeiten wurde und im Jahre 1455 dem Jindřich Berka z Dubé auf dem Milštejn (Mühlstein) zuerkannt wurde. Später gehörte er zur Herrschaft Sloup (Bürgstein), die im Jahre 1710 die Familie der von Kinský kaufte, in deren Besitz er bis zur Auflösung der obrigkeitlichen Verwaltung im Jahre 1848 blieb.
Das Ortszentrum mit der ehemaligen Pfarrei, dem Gasthaus „U Slunce“ (Zur Sonne) und der Schule.
Foto: Jiří Kühn.
Eines der einstöckigen Blockhäuser im oberen Teil der Gemeinde.
Foto: Jiří Kühn.
Im unteren Teil der Gemeinde bestand früher ein Meierhof, den Graf Josef Johann Kinsky 1735 auflöste und auf seinen Grundstücken die Siedlung Josefov (Josefsdorf) gründete, die vom Jahre 1923 tschechisch Svobodná Ves genannt wurde. In diesen ruhelosen Zeiten litt Skalice (Langenau) viel von Militärdurchmärschen. Im Jahre 1757 litt das Dorf mehr als einen Monat lang von Durchmärschen der preussischen Armee, die sich nach der verlorenen Schlacht bei Kolín zurückzogen, und 1778 entstand eine Linie zwischen der preussischen Armee und den österreichischen Einheiten. Im Jahr 1813 brachen nach Nordböhmen Franzosen ein und zwischen dem Skalický vrch (Langenauer Berg) und dem Chotovický vrch (Kottowitzer Berg) lagerten einige Wochen Franzosen, die die Gemeinde versorgen musste.
Im Jahr 1833 waren in Skalice (Langenau) 356 Häuser, von denen 246 dem Bürgsteiner (Sloup) Anteil und 110 dem Liebicher Anteil gehörten. In der Gemeinde waren auch zwei Dorfgerichte und deren Urteile wurden nach der volkstümlichen Überlieferung auf dem Šibeniční vršek (Galgenhügel, Galgenhöhe) unter dem Skalický vrch (Langenauer Berg) vollstreckt. Die Zweiteilung der Gemeinde zu den zwei Herrschaften beendete erst die Verwaltungsreform des Jahres 1850, in der eine einheitliche Gemeinde gebildet wurde, deren Bestandteil auch die Svobodná Ves (Josefsdorf, tschechisch: Freidorf) wurde.
Eine Schule soll es in Skalice (Langenau) angeblich schon im Jahre 1506 gegeben haben. 1725 wurde die alte Schule abgerissen und an ihrer Stelle wurde eine neue einstöckige Schule erbaut, in der seit 1792 zwei Klassen waren und später noch eine dritte dazukam. Im Jahr 1873 brannte das Haus nieder, aber noch im selben Jahr wurde der Grundstein zu einer neien einstöckigen Schule gelegt, die im Oktober 1874 eingeweiht wurde. Sie hatte 5 Klassenzimmer, die aber bei der sich erhöhenden Schülerzahl nicht ausreichten und deshalb mussten seit dem Oktober 1898 weitere drei Klassen im neugebauten Gemeindeamt untergebracht werden.
Seit 1867 wurde die Eisenbahn aus Česká Lípa (Böhmisch-Leipa) über Nový Bor nach Rumburg gebaut, auf der der Betrieb am 16. Januar 1869 eröffnet wurde. In Skalice (Langenau) wurde ein Bahnhof eröffnet und in dem selben Jahre wurde auch ein Postamt eingerichtet. Im Jahre 1893 hat Antonín Rückl hinter dem Bahnhof eine Glashütte aufgebaut, in der er ausser Hohlglas auch gläserne Armbänder zur Ausfuhr ins Ausland erzeugte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde dort die Herstellung von optischem Glas eingerichtet, die dort bis zum Jahre 2013 fortgesetzt wurde, und dann nach Česká Lípa (Böhm.-Leipa) übertragen wurde.
Das Bürgermeisteramt.
Foto: Jiří Kühn.
Nach 1900 hatte Skalice (Langenau) etwa 400 Häuser mit 3041 Einwohnern und hatte zusammen mit Svobodná Ves (Josefsdorf) zusammmen 3289 Einwohner. Im Ort waren 2 Getreidemühlen und über 60 Landwirte, die sich überwiegend mit Landwirtschaft und Viehzucht ernährten. Eine bedeutende Erwerbsquelle war auch die Herstellung und Veredlung von Glas. Ihre Werkstätten hatten hier Glasmaler, Glasgraveure, Kugler und Glasschleifer, Glaseinbohrer und Versilberer. Etwa 15 Firmen widmeten sich der Ausfuhr von Glaswaren ins Ausland. Zu Skalice (Langenau) gehörte damals auch die Hausgruppe U Beránka (Lammel), die etwa 1 km südöstlich des Skalický vrch (Langenauer Berg) lag, Letní Víska (Sommerdörfel), das heute zu Okrouhlá (Schaiba) gehört und Nová Skalice (Neulangenau), das später zu Nový Bor (Haida) angeschlossen wurde. Seit dem 1. Januar 1981 gehörte dazu auch Skalice (Langenau), das sich aber im Juli 1982 wieder verselbstständigt hat.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten
Kirche der hl. Anna.
Foto: Jiří Kühn.
Inmitten der Gemeinde steht die barocke Kirche St. Anna, die 1712-1720 an Stelle einer älteren gotischen, von den Schweden 1640 vernichteten Kirche erbaut wurde. Sie wurde feierlich am 26. Juli 1720 eingeweiht. Dieser barocke, einschiffige Bau mit dreieckig abgeschlossenem Presbyterium hat an der Stirnseite einen prismatischen Turm mit einem Portal, das mit einem gespaltenen dreieckigem Schilde und dem Abzeichen des Malteserritter geschmückt ist. Im Kirchenschiff ist eine von einigen pfeilern gestützte dreiseitige Empore eingebaut. Die überwiegend barocke Innenausstattung stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auf dem Hauptaltar aus der Zeit um 1725 sind Statuen des hl. Johann des Täufers und der Jungfrau Maria, die Nebenaltäre schmücken eine Statue Jesu am Kreuize und ein Bild Tod des hl. Joseph. Im Interieur sind Statuen des hl. Johann von Nepomuk, des hl. Wenzel, des Erzengels Michael, der hl. Anna und des hl. Joseph. Sechs Bilder des Kreuzweges stammen vom hiesigen Maler Joseph Müller und das Taufbecken mit dem Malteserkreuz stammt aus dem 2. Viertel des 18. Jahrhunderts. Die im Jahre 1744 von Johann Gottlieb Tamitius aus Zittau gebaute Orgel wurde im Jahre 1868 wesentlich vom Orgelbauer Franz Müller von Janov (Johannesdorf) umgebaut. Ein wesentlicher Schmuck der Kirche sind auch einige Vitragefenster, die 1888 in Melzers künstlerischen Werkstatt in Okrouhlá (Schaiba) verfertigt worden sind.
An der Südwand der Kirche wurde im Jahr 1906 eine Gedenktafel an die 8 hesigen Soldaten, die in den Jahren 1848-1866 gefallen sind, enthüllt. Die Kirche umgab ein alter Friedhof, der von einer Mauer mit zwei Toren umgeben ist, von denen am östlichen Tore der Gewölbestein die Jahreszahl 1782 trägt. Auf der Fläche des ehemaligen Friedhofes steht der prismatische Gedenkstein der Opfer des ersten Weltkrieges mit eimem stilisierten Helm und einem massiven, auf vier Säulen ruhenden Steindach Im Jahre 1886 wurde der alte Friedhof geschlossen und am 29. Dezember wurde um etwa 100 m weiter ein neuer Friedhof eröffnet, der bis heute verwendet wird.
Denkmal der Gefallenen des 1. Weltkrieges.
Foto: Jiří Kühn.
Die Säule des Leidenden Christus neben dem Haus Nr. 83.
Foto: Jiří Kühn.
Ehemalige Pfarrei mit der Statuengruppe des hl. Johann von Nepomuk.
Foto: Jiří Kühn.
Am Hang vor der Kirche stenht die spätbarocke einstöckige Pfarrei No. 114 mit einem Mansardendach, über deren Eingang sich das Wappen des Malteserordens befindet. Vor der Pfarrei steht die denkmalgeschützte Statuengruppe des hl. Johann von Nepomuk mit Engeln vom Jahre 1763 auf einem hohen, von einer Balustrade umgebenen Sockel mit einem Relief.
In der Gemeinde haben sich einige schöne ländliche Häuser und Bauernhäuser erhalten. Unter Denkmalschutz steht das einstöckige, an der Dorfstrasse etwa 250 m südlich der Kirche stehendes Blockhaus No. 95, die ehemalige Mühle No. 269 mit gemauertem Erdgeschoss, Blockobergeschoss und Mansardendach mit Dachluken an der linken Seite der Strasse nach Pihel (Pihl) und etwas höher rechts an derselben Strasse steht die ehemalige Feste No. 284 mit einem grossen Wirtschaftshof. An der Strasse nach Okrouhlá (Schaiba) steht ein einstöckiges Blockwandhaus No. 198. Unter Denkmalschutz steht auch die 2004 instand gesetzte Nischenkapelle am Südende der Gemeinde und Sandsteinsäule des Leidenden Christus, die beim Haus No. 83 an der Strasse nach Slunečná (Sonneberg) steht. Die Säule wurde angeblich 1780 von dem ortsansässigen Kaufmann Adam Grossmann errichtet. Die Reliefs am Sockel stellen die Pieta, den heiligen Laurentius, den heiligen Florian und den heiligen Johannes von Nepomuk dar. Das Kapitell am oberen Abschluss der Säule zeigt den sitzenden Leidenden Christus und Reliefs von Christus auf dem Ölberg, der heiligen Barbara und dem heiligen Hieronymus. Am Feldweg, der vom Ostfusse des Skalický vrch (Langenauer Berg) zur eingegangenen Einschicht U Beránka (Lammel) steht eine Säule mit der Nischenkapelle des hl. Antonius von Padua.
Am Südende der Gemeinde wurde im Jahre 2002 ein kleiner Tiergarten zur Zucht von Hirsch- und Damwild gegründet.
Die ehemalige Mühle No. 269 an der Strasse nach Pihel (Pihl).
Foto: Jiří Kühn.
Das denkmalgeschützte Haus No. 95.
Foto: Jiří Kühn.
Bedeutende Landsleute und Persönlichkeiten
In Skalice (Langenau) wurden geboren der Glaskünstler und Maler Vinzenz Jancke (1769-1838), der Maler und Porträtmaler Josef Müller und der Porträtmaler, Graphiker und Fotograf Josef Beckel (1906-1865). Von hier stammten auch manche berühmte Glashändler, von denen Georg Anton Janke (1697-1769) und Johann Georg Trauschke zu den bekanntesten gehören, und der Glasindustrielle und Glasfensterproduzent Karl Meltzer (1842-1906).
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Die Gemeinde Skalice (Langenau) und Svobodná Ves (Josefsdorf) liegt im breiten Tal des Sporka-Baches, durch welches eine Strasse nach Süden über Manušice (Manisch) über Horní Libchava (Ober-Liebich) nach Česká Lípa (Böhmisch-Leipa) führt. Über dem Tale erhebt sich der auffalllende Skalický vrch (Langenauer Berg) mit unterirdichen Sandsteinbrüchen und der weiter nördlich sich erhebende Chotovický vrch (Kottowitzer Berg). Über den Sattel zwischen diesen beden Bergen führt die Strasse nach Pihel (Pihl), in deren Umgebung sich zwei Teiche, der Červený (Rotteich) und der Pivovarský rybník (Bräuereiteich) und der Pihelský vrch (Pihlerberg) mit den unscheinbaren Resten einer kleinen Ritterburg befinden. Im Tal oberhalb von Pihel befindet sich die beliebte Sommerfrische Sloup (Bürgstein) mit der Felsenburg, dem Badeteich am Radvanecký rybník (Radvanec-Teich) und der Sloupské skály (Bürgsteiner Felsen) mit der Samuelova jeskyně (Samuelshöhle), der Liščí díra (Fuchsloch-Höhle), Cikánský důl (Zigeunergrund) und anderen Felsgebilden. In der Nähe befinden sich die kleineren Dörfer Janov (Jonsdorf) und Chotovice (Kottowitz), nördlich von ihnen liegt die Glasindustriestadt Nový Bor (Haida) mit Arnultovice (Arnsdorf). Das Nachbardorf Okrouhlá (Schaiba) liegt am Fusse des bewaldeten Bergkammes Klučky (Klutschken), an dessen Hange eine Strasse über Prácheň (Parchen) nach Kamenický Šenov (Steinschönau), der gleichfalls ein wichtiges Glasindustriezentrum darstellt. Bei Prácheň (Parchen) befindet sich der häufig besuchte Panská skála (Herrenhausfelsen) und die unauffällige Vyhlídka (Kühlberg) mit einemn kleinen Skihang. Ein grösseres Skizentrum befindet sich bei dem weiter nördlich liegenden Polevsko (Blottendorf), wo sich im Winter ausser den Abfahrthange auch ein dichtes Netz von gepflegten Langlaufstrecken befindet. Westlich von Skalice erhebt sich der langgezogene Kamm des Vlčí vrch (Wolfsberg) mit Aussicht auf der aussichtsreichen Česká skála (Tscheschkenstein), an deren Südosthange das Dorf Slunečná mit der geschützten Farská louka (Pfarrwiese) liegt.