Chotovický vrch - Lipovec
(Kottowitzer Berg - Limberg)
Blick auf den Chotovický vrch vom Südwesten.
Foto: Jiří Kühn.
Der Chotovický vrch (Kottowitzer Berg, 498 m) ist ein auffallender bewaldeter Basaltkegel, der etwa 2 km südlich von Nový Bor zwischen Skalice (Langenau) und Chotovice (Kottowitz) liegt. Früher soll er auch Lužický vrch (Lausitzer Berg) geheissen haben, da zwischen ihm und seinem Nachbar, dem Skalický vrch (Langenauer Berg), der auch Český vrch (Böhmischer Berg) genannt wurde, früher die alte Grenze zwischen Böhmen und der Oberlausitz verlaufen haben sollte. Ein anderer, auch heute noch manchmal benützter Name, Kašparův vrch (Kasperberg), erinnert an den früheren Besitzer der hiesigen Grundstücke, Kaspar Pottig aus Chotovice (Kottowitz).
Den Gipfel des Berges bildet ein länglicher, in nordsüdlicher
Richtung gestreckter Kamm, der im Norden durch 10-12 m hohe Basaltfelsen mit
deutlich ausgeprägter Säulenabsonderung abgeschlossen ist. Die Hänge unter dem
Gipfel sind mit Basaltschutt und vielen, bis mehrere Meter grossen Felsblöcken
bedeckt.
Noch vor dem Ende des 19. Jahrhundert haben die Mitglieder des Gebirgsvereins
in Nový Bor einen Aufstiegsweg auf den Gipfel markiert und an einer Felsenspitze
seines nördlichen Endes eine Aussichtsplattform eingerichtet, von der man eine
schöne Aussicht auf Nový Bor (Haida)
hatte. Später verschwand allmählich sowohl der Weg als auch die Aussicht und
heute ist der Gipfel vollständig mit einem keine Aussicht zulassendem Wald bewachsen.
Am Aufstiegsweg war früher an eine Buche eine Denktafel angebracht, die an den
Besuch des berühmten Naturforschers Alfred Brehm, der hier am 8. November
1880 an einer Hasenjagd teilgenommen hatte, erinnerte.
In südlicher Richtung springt aus dem Chotovický vrch der niedrigere Lipovec (Limberg, 424 m) hervor, der früher kahl war. Heute ist sein steiniger Gipfel mit Laubwald bewachsen, aber im Nordwesten reichen Wiesen bis zum Gipfel hinauf, von denen man eine schöne Aussicht über das Tal des Sporka-Baches auf den Kamm des Kameník (Steinberg) mit dem Dorfe Slunečná (Sonneberg) und auf weitere Berge in der Umgebung von Prácheň (Parchen) hat.
Der Chotovický vrch war Zeuge verschiedenster kriegerischen Geschehnisse. 1778
lagerte auf seinem Südhange eine Abteilung des Prinzen Heinrich von Preussen
auf ihrem Marsche nach Mimoň (Niemes) und man nannte deswegen diese Felder noch am Anfange
des 20. Jahrhunderts "Im Lager".
Am 23. Juni 1866 wurden an seinem Nordosthange österreichische Geschütze aufgestellt,
die den Vormarsch der preussischen Einheiten von Rumburk verhindern sollten.
Am Nordfusse des Berges kam es am 21. Mai 1918 zum entscheidenden Kampf der
Rumburger Revolte, in dem die Aufständischen des Rumburger 7. Schützenregiments
mit den Einheiten der Besatzung von Nový Bor (Haida) und den Grenzjägern des 18. Feldjägerregiments
zusammenstiessen. Nach einem zweistündigen Feuerwechsel, während dem der Kommandant
der Aufständischen gefangen genommen wurde, traten die anderen Aufständischen
den Rückzug an und die meisten von ihnen wurden in den nächsten Tagen von Militärpatrouilllen
eingefangen.
Soldatengrab aus der Zeit der napoleonischen Kriege am Osthange des Berges.
Foto: Jakub Sedláček.
In alten Heimatkunden wird aber die grösste Aufmerksamkeit einem kleinen Scharmützel aus den napolenischen Kriegen gewidmet, in dem am 20. August 1813 unweit des Červený rybník (Rotteich) bei Pihel fünf preussische Reiter mit einer Patrouille von drei österreichischen Husaren zusammentrafen. Einer der Husaren wurde dabei mit einer Lanze an der Hand verwundet, aber trotzdem gelang es ihm, durch einen Pistolenschuss seinen Gegner tödlich zu verwunden. Dieser Tote war der junge Korporal Jean Henri de Valmont aus dem Korps des polnischen Marschalls Poniatowski, ein Deutscher, der aus dem französischen Elsass stammen sollte. Da der Pfarrer von Sloup ihn als fremden Soldaten nicht auf dem dortigen Friedhof beerdigen wollte, wurde er am Waldrande des Osthanges des Chotovický vrch begraben. Auf seinem Grabe stand lange Zeit ein Holzkreuz mit dem Bilde zweier kämpfender Reiter, das aber mit der Zeit zerfiel, so dass das Grab fast der Vergessenheit anheim gefallen ist. Erst 1897 wurde es auf Anregung Eduard Lehmanns aus Chřibská (Kreibitz) neu hergerichtet, an drei Seiten durch Steine abgegrenzt und auf einem nahen Baum wurde am 24. Oktober 1897 feierlich eine hölzerne Gedenktafel mit der Beschreibung des längst vergangenen Ereignisses enthüllt. Den Blumenschmuck des Grabes besorgte dann bis zu seinem Tode der Gärtner Dübel-Ronge aus Chotovice (Kottowitz). Zur hundertjährigen Wiederkehr dieses unglücklichen Treffens von 1913 fand am Grabe eine grössere Erinnerungsfeier statt, aber später hat der Wald das Grab wieder überwuchert. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts hat man das Grab wieder gereinigt und hergerichtet.