Chotovice
(Kottowitz)
Chotovice (Kottowitz) befindet sich im oberen Teil des Tals des Kottowitzer Baches, etwa 2 km südlich von Nový Bor (Haida) und 2 km westlich von Sloup (Bürgstein) entfernt. Zur Gemeinde gehört auch die Siedlung Stěna (Steinewand) an der Hauptstraße von Česká Lípa (Böhmisch Leipa) nach Nový Bor. Im Jahr 2011 hatte das Dorf 153 Einwohner.
Historie
Gaststätte von Chotovice am südöstlichen Ortsrand vor der Rekonstruktion.
Foto: Jiří Kühn.
Es gibt keine Informationen über den Ursprung des Dorfes, aber es wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert gegründet. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes findet sich in den Gerichtsakten aus dem Jahr 1455, als der Hof Pihel (Pihl) mit Chotovice, Skalice (Langenau) und Chomouty (Komt) an Jindřich von Dubá in Milštejn (Mühlstein) übertragen wurde. Später wurde die Herrschaft Pihel der Herrschaft Sloup angegliedert, zu der Chotovice bis zur Aufhebung der Grundherrschaft im Jahre 1848 gehörte. Vor 1656 gehörte das Dorf zur Pfarrei in Sloup. Dann wurde es an die Pfarrei von Skalice angeschlossen. Im Jahr 1772 hatte es 46 Hausnummern, während der Ortsteil Stěna, der erstmals 1643 erwähnt wurde, lange Zeit nur drei Gebäude hatte. Ein viertes Haus wurde dort 1821 und ein fünftes nach 1900 gebaut.
Die Einwohner von Chotovice lebten vor allem von der Landwirtschaft und der Heimweberei, die im 19. Jahrhundert völlig verschwand. Stattdessen begannen sie ab dem 18. Jahrhundert, ihren Lebensunterhalt mit der Veredelung von Glas zu verdienen. Im Mai 1838 eröffnete der hiesige Gutsbesitzer und Gastwirt Wenzel Helzel hier ein Heilbad, in dem bis zum Zweiten Weltkrieg Blutarmut und Rheumatismus behandelt wurden. Im Dorf gab es auch eine Schule. Bereits 1644 war hier ein Lehrer tätig. Der Unterricht fand in verschiedenen Häusern statt, bis am 5. Mai 1886 ein neues Schulgebäude eröffnet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule geschlossen und die Kinder gehen seither zum Unterricht nach Nový Bor.
Im Jahr 1880 hatte das Dorf 56 Häuser und 345 Einwohner. Aber schon 1873 wurde auf einem Hügel etwa 1 km nördlich des Dorfes der Ortsteil Nové Chotovice (Neukottowitz) gegründet, der schnell wuchs. Im Volksmund wurde er "Neu Italien" genannt, weil der erste Siedler der Italiener Pisnoli war. Im Jahr 1881 gab es bereits 16 Häuser und bis 1900 war die Zahl auf 37 gewachsen. Zu dieser Zeit gab es in Chotovice 96 Häuser mit 658 Einwohnern. Im Dorf gab es eine Getreidemühle und 8 Bauern, die das benachbarte Nový Bor mit Fleisch und Milchprodukten belieferten. Andere Einwohner waren Handwerker, vor allem in den Gewerken der Glasherstellung, dem Zinnguss und der Vergoldung. Im Jahr 1924 wurde Nové Chotovice von der Gemeinde getrennt. Es ein Teil von Nový Bor, heute Hřebenka genannt.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten
Kapelle der Heimsuchung der Jungfrau Maria.
Foto: Jiří Kühn.
Im Zentrum des Dorfes befindet sich die Kapelle der Heimsuchung der Jungfrau Maria, die in den Jahren 1776-1777 erbaut wurde. In seinem Türmchen befand sich früher eine Glocke, die von einem älteren hölzernen Glockenturm aus dem Jahr 1729 hierher gebracht wurde. 1877 wurde am nördlichen Rand des Dorfes ein Friedhof angelegt. Im Dorf sind mehrere Fachwerkhäuser erhalten geblieben. Interessant ist die große zweistöckige Gastwirtschaft am südöstlichen Rand des Dorfes, dessen ursprüngliches Aussehen bei der jüngsten Rekonstruktion leider zerstört wurde. Gegenüber dem Gasthaus errichtete der Hofbesitzer und Gastwirt Johann Wenzel Helzel ein Eisen- und Torfbad. Er nutzte eine Eisenquelle im benachbarten Wald, deren Wasser der damalige Physiker und Arzt Dr. Ambrosi aus Litoměřice (Leitmeritz) zur Behandlung von Blutarmut, Rheuma und Nervenkrankheiten empfahl. Am 13. Mai 1838 eröffnete Helzel ein neues Kurhaus mit sechs Kabinen, in die das Wasser aus der befestigten Quelle geleitet wurde. Sein Sohn erweiterte den Kurbetrieb 1870. Er baute die Quelle zur Trinkwassergewinnung um, richtete Moorbäder ein, errichtete ein großes Logierhaus mit einem Speisesaal und einer Veranda und verwandelte den Wald hinter dem Gebäude in einen Park. Der Kurort hatte einen sehr guten Ruf. Er existierte bis 1945, ging dann aber ein. Im Jahr 1880 soll sich dort der deutsche Naturforscher Alfred Brehm aufgehalten haben.
Die Helzel-Kapelle, erbaut 1813 von Johann Wenzel Helzel, dem Besitzer der umliegenden Grundstücke, ist schon von weitem an der Straße nach Chomouty und Pihel zu sehen. Seine Fassade wurde ab 1855 mit einem Bild der Mutter Gottes von Franz Werner geschmückt. An den Seiten befanden sich vom gleichen Künstler Gemälde eines zu Gott aufblickenden Bauern und des heiligen Wenzel. Die Kapelle wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts völlig zerstört, aber um das Jahr 2000 wieder aufgebaut. Der Legende nach stand um 1750 die alte Rote Säule bei der Kapelle, doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war nur noch ihr steinernes Fundament vorhanden.
Das ehemalige Kurhaus.
Foto: Jiří Kühn.
Helzel-Kapelle.
Foto: Jiří Kühn.
Bedeutende Landsleute und Persönlichkeiten
Aus Chotovice stammte der Schauspieler und Generalsekretär des Dresdner Hoftheaters Emanuel Bergmann (1820 – 1877). Zu seiner Zeit gab es die bekannte Musikerfamilie des Schulleiters Franz Anton Schmutzer (1790 - 1849), dessen Sohn Wilhelm Schmutzer (1819 - 1867) ein Konzertvirtuose auf dem Euphonium war,. Dessen zweiter Sohn Philipp Maxmilian Schmutzer (1821 - 1898) war ein bekannter Cellist und Bassist. Eine Reihe von Originalgemälden mit religiösen Motiven wurde von den einheimischen Malern Franz Werner (1819 - 1897) und Franz Wedlich (*1854) geschaffen. Der wohl berühmteste Einwohner von Chotovice ist der Arzt und Heimatforscher Franz Hantschel (1844 - 1940), der viele Fachartikel, Reiseführer und heimatkundliche Publikationen verfasste. Ihm ist es zu verdanken, dass um 1912 die umfassende Heimatkunde des Bezirks Česká Lípa veröffentlicht wurde.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Wie Janov (Johannesdorf) liegt Chotovice südlich von Nový Bor, das ein wichtiges Zentrum der Glasherstellung ist. Östlich der Gemeinde befindet sich die beliebte Sommerfrische Sloup (Bürgstein) mit seiner Felsenburg und das romantische Gebiet der Sloupské skály (Bürgsteiner Schweiz) mit dem Cikánský důl (Zigeunergrund) sowie einer Reihe von Aussichtspunkten, die sich unterhalb vom Slavíček (Slabitschken) und dem Tisovský vrch (Eibenberg) bis zum Modlivý Důl (Betgraben) bei Svojkov (Schwoika) erstrecken. Nördlich von Sloup befindet sich der Radvanecký rybník (Brettteich) mit einem Schwimmbad. Hinter Radvanec (Rodowitz) erstreckt sich das bewaldete Údolí samoty (Tal der Einsamkeit) bis Cvikov (Zwickau i.B.). An der westlichen Seite der Gemeinde erhebt sich der markante Chotovický vrch (Kottowitzer Berg) mit dem Lipovec (Limberg) unterhalb und dem Skalický vrch (Langenuer Berg), hinter welchem das Sporka-Tal bei Skalice liegt. Südlich von Chotovice liegt die Streusiedlung Pihel mit dem Červený rybník (Rotteich), dem Pivovarský rybník (Brauereiteich) und den winzigen Resten einer Burg auf dem Pihelský vrch (Pihlerberg).