Prysk
(Preschkau)
Prysk (Preschkau) ist ein langgezogenes, im malerischen Gebirgstal des Pryský potok (Preschkauer Bach) etwa 4 km östlich von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) und 2 km nordöstlich von Kamenický Šenov (Steinschönau) liegendes Dorf, Es besteht aus drei miteinander zusammenhängenden Teilen: im östlichen Teil des Tales zwischen dem Ovčácký vrch (Schäferberg) und Šenovský vrch (Steinschönauer Berg) liegt Horní Prysk (Ober-Preschkau), weiter unten unter dem Střední vrch (Mitterberg) ist Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) und im erweiterten Tal unter dem Břidličný vrch (Schieferberg) liegt Vesnička (Füllerdörfel). Im Jahre 2011 lebten im ganzen Dorfe zusammen 456 Einwohner.
Geschichte
Das Zentrum von Horní Prysk mit der Kirche St. Peter und Paul und der ehemaligen Schule.
Foto: Jiří Kühn.
Über die Gründung von Prysk (Preschkau) haben wir keine Nachricht, aber die kleinen Flächen der landwirtschaftlichen Bauerngüter weisen auf eine spätere Entstehung im 14. Jahrhundert hin. Die erste schriftliche Erwähnung der Gemeinde im Böhmisch-Kamnitzer Stadtbuch stammt aus dem Jahr 1382 und bezieht sich offensichtlich auf Dolní Prysk (Nieder-Preschkau). Horní Prysk (Ober-Preschkau) wird zwar erst im Jahre 1515 erwähnt, ist aber sicher älter, weil schon 1409 die hiesige Kirche erwähnt wird, deren Pfarrsprengel das ganze Tal einschloss. Der Name des Dorfes war offensichtlich von der altslavischen Bezeichnung für Quelle (prysk, prejsk) abgeleitet, weil das Tal sehr reich mit Wasser versorgt war.
Zur Zeit der Gründung des Dorfes war die hiesige Gegend Teil der Herrschaft Scharfenstein, die seit 1283 den Herren von Michalowitz gehörte. Im Jahr 1406 kaufte Hynek Berka von Dauba die Herrschaft und 1428 verkaufte sie dessen Sohn Jindřich dem Zigmund von Děčín und Wartenberg. Die Wartenberger wurden aber zu Feinden der Lausitzer Sechsstädte und die lange Jahre dauernden Fehden haben die Landschaft schwer mitgenommen. Im Jahr 1511 kaufte Mikuláš Trčka z Lípy die Herrschaft, von dem sie 4 Jahre später die von Salhausen kauften. Bedřich (Friedrich) von Salhausen behielt sich später nur Benešov nad Ploučnicí (Bensen) und verkaufte die Umgebung von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) um 1530 dem Prokop von Wartenberg. Im Jahre 1614 wurde die Kamnitzer Herrschaft den Wartenbergern wegen Schulden konfisziert und 1614 kaufte die Herrschaft Radslav der Ältere von Vchynice und Tetov und diesem Geschlechte gehörte sie dann bis zum Ende der Patrimonialverwaltung im Jahre 1848.
Die Kirche in Prysk (Preschkau) gehörte ursprünglich zur Pfarre in Kamenický Šenov (Steinschönau), aber seit 1565 war sie lutherisch und gehörte zur städtischen Pfarrei zu St. Jakob in Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz). Nach der Schlacht am Weissen Berge begann die Rekatholisierung von Böhmen und die Leute, die nicht zum katholischen Glauben übertreten wollten, mussten das Land verlassen. Im Jahr 1630 wurde die Kirche in Prysk (Preschkau) zur Filiale der katholischen Pfarrei in Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) und 10 Jahre später wurde sie zusammen mit einigen Häusern von den Schweden in Brand gesteckt. Im Jahre 1654 hatte Prysk (Preschkau) 83 Häuser, von denen zwei Drittel im oberen Teile der Gemeinde standen. Im Zentrum der Gemeinde waren nur kleinere Chalupner- und Häusler-Anwesen, deren Bewohner sich neben kleinbäuerlicher Landwirtschaft und Arbeit im Walde durch handwerkliche Produktion, insbesondere Glasveredlung und Handel mit Glaswaren ernährten. Schon im 17. Jahrhundert wurden in verschiedenen Privathäusern von Horní Prysk (Ober-Preschkau) Kinder unterrichtet. Die erste Schule wurde zwischen der Kirche und der Pfarrei in Jahre 1702 erbaut und im Jahre 1733 durch ein neues Schulgebäude ersetzt.
Das Haus an der Kreuzung in der Mitte von Horní Prysk.
Foto: Jiří Kühn.
Einstöckiges Zimmerwerkhaus im oberen Teil der Gemeinde.
Foto: Jiří Kühn.
In den Jahren 1822-1826 wurde die Kaiserstrasse aus Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) nach Nový Bor (Haida) gebaut und im Jahre 1833 wurde von ihr aus der Bau der Strassenabzweigung nach Prysk angefangen. In ihrer Nähe wurden auf dem Gründen des früheren Füllerschen Meierhofs (heute Vesnička) in Horní Kamenice (Oberkamnitz) einige Häuser gebaut, die man Füllerdörfel nannte (Vesnička = tschechisch „Dörfel“). Damals hatte Prysk (Preschkau) schon 169 Häuser und 1053 Einwohner. Im Dorf bestanden auch einige Glasmacherwerkstätten und Glas-Schleifereien, deren Erzeugnisse die hiesigen Geschäftsleute hauptsächlich nach Polen und Russland ausführten. Ausserdem gab es hier auch Baumwollwebereien und Bleichereien. Im Jahre 1834 begann Johann Georg Asten an der Grenze zwischen Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz), Horní Kamenice (Oberkamnitz) und Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) eine Papierfabrik zu bauen, die im Jahre 1868 Ignaz Fuchs kaufte, erweiterte und mit Maschinenenanlagen ausstattete.
Im Jahre 1850 wurde eine Verwaltungsreform in Österreich durchgeführt, bei der Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) an Horní Prysk (Oberpreschkau) angeschlossen wurde und Vesnička (Füllerdörfel), das damals zu Dolní Prysk gehörte, zu Horní Kamenice (Ober-Kamnitz) kam. Diese Neuordnung hat sich aber nicht bewährt, so dass im Jahre 1887 Prysk (Preschkau) wieder in zwei Teile geteilt wurde und 1895 wurde Vesnička (Füllerdörfel) wieder mit Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) vereint. Im Jahre 1852 wurde in Prysk (Preschkau) eine selbständige Pfarre gegründet und wegen der wachsenden Anzahl der Kinder musste im Jahr 1873 auch eine selbständíge Schule für Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) und Vesnička (Füllerdörfel) eröffnet werden. Neue Schulhäuser wurden auch gebaut: im Jahre 1878 in Horní Prysk (Ober-Preschkau) und in den Jahren 1895-1896 in Dolní Prysk (Nieder-Preschkau). Nach dem 1. Weltkrieg wurde in Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) auch eine tschechische Minoritätsschule gegründet.
Im Januar 1869 wurde der Bau der Bahnlinie der Böhmischen Nordbahn aus Děčín (Tetschen) über Česká Kamenice nach Varnsdorf (Warnsdorf) fertiggestellt und am 10. Februar 1886 wurde der Betrieb auf der 4 km langen Zweigbahn von Česká Kamenice (Böhmisch-Kamnitz) nach Kamenický Šenov (Steinschönau) aufgenommen. Im August 1903 wurde sie durch die Lokalbahn nach Česká Lípa (Böhm. Leipa) verlängert, an der die Bahnstation Horní Prysk (Ober-Preschkau) entstand. Diese Bahnstation diente den Einwohnern bis zur Liquidation der Strecke am 29. September 1979.
Mlynářův kříž (Müllers Kreuz) vom Jahre 1845.
Foto: Jiří Kühn.
Im Herbst 1906 wurde in der Gemeinde eine Strassenbeleuchtung mit Petroleumlampen eingerichtet und im Jahre 1907 wurde in Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) eine Glashütte gegründet, nach deren Eröffnung eine Anzahl tschechischer Glasarbeiter zuzog. Die Hütte, die später Karlova huť (Karlshütte) getauft wurde, erzeugte Glas für die einheimischen Glasveredler und in den 20er Jahren begann man hier auch Glasstangen zur Herstellung von Glasbijouterie zu produzieren. Heute heisst sie Annahütte und gehört der Gesellschaft Preciosa.
Im Jahre 1910 hatte Preschkau 286 Häuser mit 1946 Einwohnern. Die meisten von ihren beschäftigten sich mit der Veredlung von Glas in den lokalen Betrieben oder in Hauswerkstätten. Ausser der Glashütte bestanden hier 17 Glasschleifereien, 6 Kuglerwerkstätten, 3 Gürtler und 46 Glasmalerwerkstätten. Ausserdem wirkten hier 18 Gastwirte, 4 Fleischer, 3 Müller, 5 Bäcker, 6 Kaufleute and andere Handwerker. Ein Teil der Einwohner arbeitete in Glasgeschäften und Glasfabriken in Kamenický Šenov (Steinschönau) und Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) oder in der Papierfabrik in Horní Kamenice (Ober-Kamnitz).
Nach dem 2. Weltkrieg kam es in der Gemeinde zu einem Austausch des Grossteils der Bewohner. Die ursprünglichen deutschen Einwohner wurden „abgeschoben“ und aus den böhmischen Binnenland kamen neue Ansiedler, von denen aber nur wenige hierblieben. Während vor dem Krieg in Preschkau in 310 Häusern 1835 Einwohner lebten, blieben im Jahre 1961 nur 151 bewohnte Häuser mit 674 Einwohnern. Eine ganze Reihe der verlassenen Häuser wurde abgerissen und viele der stehen gebliebenen Häuser werden seit den 60er Jahren als Datschen genutzt. 1962 wurde die frühere Schule in Horní Prysk (Ober-Preschkau) geschlossen und die Kinder besuchten die Schule in Dolní Prysk (Nieder-Preschkau). Das Haus der gechlossenen Schule wurde 1978 – 1981 zu einer Freiluftschule umgebaut.
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts begann sich die Situation im Orte zu verbessern. Eine Reihe von Häusern wurde renoviert und in den Jahren 2002-2013 erlebte die verwahrloste Kirche ihre Rekonstruktion und das früher dem Abrisse sich nähernde Gotteshaus konnte am 21. Juni 2014 neu eingeweiht werden. Außerdem gibt es einen 8 km langen Rundwanderweg um Prysk, der die interessantesten Ziele miteinander verbindet, und den 2,5 km langen Meixner „Bewegungspfad“.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten
Kirche St.Peter und Paul in Horní Prysk (Oberpreschkau).
Foto: Jiří Kühn.
Auf dem Školní vrch (Schulberg) im Zentrum von Horní Prysk (Ober-Preschkau) steht die in den Jahren 1718-1721 von Pietro Columbani erbaute barocke Skt Petrus und Pauls-Kirche. Sie wird von Friedhof umgeben, in dessen Mauer sich der ursprüngliche barocke Glockenturm aus dem Jahre 1680, zu dem im Jahr 1722 eine Totenkammer angebaut wurde, befindet. Auf der Terasse über der Treppe zum Glockenturm steht das Denkmal der im 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten, am Hange oberhalb des Friedhofs steht ein Kalich (Kelch) genannter Sandsteinfelsen mit einer Nische, in der sich ursprünglich ein Bild der Krönung der Jungfrau Maria befand. In der Nachbarschaft der Kirche steht die hölzerne Pfarrei vom Jahre 1785 und die ehemalige Schule, die in den 80. Jahren des 20. Jahrhunderts zu einer Freiluftschule adaptiert wurde. Die zweite bis heute noch genutzte Schule steht an der Kreuzung in Dolní Prysk (Nieder-Preschkau), an der auch ein zweites Gefallenendenkmal steht.
In der Gemeinde steht eine Reihe typischer Blockhäuser mit Umgebinde. Denkmalgeschützt ist das Haus No. 4 neben dem Gemeindeamt, das einstöckige Haus No. 10 an der Grernze des unteren und oberen Teiles des Dorfes und das Haus No. 55, das nahe am Ortszentrum von Horní Prysk (Ober-Preschkau) steht. Im Dorfe haben sich auch einige Kreuze erhalten und an der Strasse von Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) nach Kamenický Šenov (Steinschönau) befindet sich ein gut gepflegter Brunnen. Eingehender sind diese Denkmäler bei den einzelnen Dörfern beschrieben.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Prysk (Preschkau), das aus den Gemeinden Horní Prysk, (Ober-Preschkau), Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) und Vesnička (Füllerdörfel) besteht, liegt im Tal des Pryský potok (Preschkauer Bach), der östlich vom Dorf zwischen dem Polevský vrch (Blottendorfer Berg) und Stříbrný vrch (Silberhübel) entspingt und nach etwa 7 km bei Horní Kamenice (Obersteinschönau) in das Flüsschen Kamenice (Kamnitzbach) einmündet. Dieses Flüsschen fliesst nach kurzem Lauf weiter durch Česká Kamenice, (Böhmisch Kamnitz), deren Umgebung durch den der Zámecký vrch (Schlossberg) mit der Ruine des Kamenický hrad (Burg Kamnitz, Kempnitz) und dem natürlichen Waldpark mit seinem Aussichtsfelsen auf der Jehla (Nolde), dem Bratrský oltář (Brüderaltar) und den Aussichtsfelsen unter dem Kunratický vrch geprägt wird. Die nördliche Seite des Tales des Pryský potok (Preschkauerr Bach) bildet ein teilweise waldbewachsener Kamm mit einigen auffallenden Gipfeln. Der westlichste von ihnen ist der Břidličný vrch (Schieferberg), an dessen Südwesthange sich die künstlich gegrabene Riedelova jeskyně (Riedelhöhle) befindet, und wo an seinem Nordhhange das Flüsschen Kamenice (Kamnitzbach) ein enges, schluchtartiges Tal gegraben hat, über dem sich die steile Felswand des Pustý zámek (Wüstes Schloss) mit den spärlichen Resten der Burgruine Fredewald in die Höhe erhebt. Die auffallendste Dominante der Umgebung von Prysk (Preschkau) ist der Střední vrch (Mitterberg) mit einer wunderbaren Rundsicht über die weite Umgebung, Aus den östlich von ihm liegenden Bergwiesen erhebt sich der Ovčácký vrch (Schäferberg) mit dem niedrigeren Tetřeví vrch (Auerhübel). An der Nordseite dieses langen Kammes zieht sich das dicht bewaldete Tal des Kamenice-(Kamnitz-) Baches mit den nach dem 2. Weltkrieg überwiegend als Wochenendsiedlungen genutzten Dörfern Mlýny (Hillemühl), Dolní Falknov (Niederfalkenau) und Kytlice (Kittlitz) hin. Bei Mlýny (Hillemühl) mündet in dieses Tal von Süden das údolí Černého potoka (Schwarzbachtal) und unter dem Střední vrch (Mittenberg) das Francouzské doliny (Zahlgrund). An der Südseite des Tales des Pryské údolí (Preschkauer Tal) unweit von Česká Kamenice erhebt sich im Westen bei Füllerhübel der niedrige Hügel Stráž (Hutberg) mit dem renovierten Passionsweg und einem kurzen Naturlehrpfad. Weiter im Osten erhebt sich der Šenovský vrch (Steinschönauer Berg) mit grossen Sandsteinbrüchen und dem berühmten Aussichtspunkt Lipka (Limberg). Im steil abfallenden Tale hinter dem Šenovský vrch (Steinschönaer Berg) liegt die von ausgedehnten waldreichen Kämmen des Smrčník (Forstberg) mit der Rozsocha (Sustrich) und dem Vlčí vrch (Wolfsberg) und der Česká skála (Tscheschkenstein) umgebene Glassindustriestadt Kamenický Šenov (Steinschönau). Zur dieser Stadt gehört auch die Siedlung Prácheň (Parchen), an deren Westrand sich das weithin bekannte Naturdenkmal Panská skála (Herrnhausfelsen) befindet. An der gegenüberliegenden Seite der Gemeinde erhebt sich der Aussichtspunkt Vyhlídka (Kühlberg) mit den Resten der vor Jahren abgebrannten Gaststätte und einem Ski-Abfahrthange. Von Prácheň (Parchen) nach Nordosten zieht sich der an den Polevský vrch (Blottendorfer Kamm) anschliessende Klučky (Klutschken) mit dem Obrázek (Bildstein), an dessen Südhange die Strasse in ein weiteres Zentrum der hiesigen Glasindustrie Nový Bor (Haida) führt. Zwischen Nový Bor und Kytlice (Kittlitz) liegt Polevsko (Blottendorf), in dessen Umgebung sich ein weiteres Skiareal mit Abfahrtshang und einem dichten Netz von gepflegten Langlaufstrecken befindet, das im Sattel bei Jedličná (Tanneberg) zwischen dem Medvědí hůrka (Bärenfang) und dem Malý Buk (Kleiner Buchberg) seinen Start hat.
Weitere Informationen
- Historische Bilder von Dolní Prysk
- Historische Bilder von Horní Prysk
- Historische Bilder von Vesnička
- Unterkunft - Prysk