Dolní Falknov
(Nieder Falkenau)

Das Zentrum des Ortes mit dem Denkmal für F.X.M. Zippe im Vordergrund.
Foto: Jiří Kühn.
Dolní Falknov (Nieder Falkenau) liegt etwa 1,5 km nordöstlich von Kytlice (Kittlitz) und ist heute ein Teil von Kytlice. Das Dorf wurde am rechten Ufer des Flusses Kamenice (Kamnitz) gegründet, der die Grenze zwischen den Herrschaften Kamenice (Kamnitz) und Sloup (Bürgstein) bildete. Auf der Slouper Seite gab es das ältere Dorf Falknov (Falkenau), das wahrscheinlich schon vor dem Ende des 15. Jahrhunderts bestand. Auf der Seite von Kamnitz befand sich ursprünglich nur ein Forsthaus, in dem die Förster aus der Familie der Grohmanns wohnten. Als der Besitzer der Herrschaft Kamenice, Jan Oktavián Kinský, das hiesige Land für den Bau von Häusern freigab, baute Hans Grohmann 1668 an der Kreuzung ein eigenes Haus, in dem er auch eine Gaststätte eröffnete. In der Nähe entstanden bald vier weitere Häuser. Mitte des 18. Jahrhunderts waren es 16. Das Wirtshaus wurde dann Sitz des Erbrichters und nach und nach wechselten mehrere andere Besitzer. Vor 1843 gehörte es der Familie Zippe, die hier bis 1945 lebte und von der der bedeutende tschechische Mineraloge und Geologe František Xaver Maxmilián Zippe abstammte.
Im Jahr 1843 gab es in Dolní Falknov 38 Häuser. Am östlichen Rand der Siedlung befand sich die Bendelsche Mühle, die 1873 von August Wenzel zu einem Sägewerk mit Gerbmühle, Tischlerei, Wollproduktion und Holzhandel umgebaut wurde. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert errichtete Wenzel ein zweites dampfbetriebenes Sägewerk an der Stelle des heutigen Gasthauses an der Straße nach Nová Huť (Neuhütte).

Das Gelände des Behindertenheims im unteren Teil des Ortes.
Foto: Jiří Kühn.
Seit der Verwaltungsreform im Jahre 1850 gehörte Dolní Falknov zu den Mlýny (Hillemühl) und wurde erst am 4. Juli 1914 wieder selbständig. 1910 hatte Dolní Falknov 68 Häuser und erreichte mit 602 Einwohnern seinen Höchststand. Die Haupterwerbszweige waren die Glasveredelung und das Handwerk. Es gab zwei Schmiede, zwei Schuhmacher, einen Schneider, einen Tischler, zwei Stellmacher und einen Metzger, außerdem zwei Gemischtwarenläden, zwei Holzläden und vier Gasthöfe. Das größte Gasthaus der Zippes hieß „Zum weißen Lamm“ und blieb auch nach 1945 in Betrieb, als es dann „Zum Goldgräber“ hieß. Aufgrund vernachlässigter Instandhaltung verfiel das Haus jedoch in den folgenden Jahren und wurde 1963 abgerissen. Mit ihm verschwand auch die Zippe-Gedenktafel, die am 18. Januar 1891 anlässlich des hundertsten Geburtstags des berühmten Einheimischen am Haus angebracht worden war.
Bis 1930 war die Einwohnerzahl von Nieder-Falknow auf 450 gesunken. Nach der Vertreibung und Umsiedlung in der Zeit nach dem Krieg lebten 1950 nur noch 144 Menschen dort. Auch danach wuchs die Siedlung nicht weiter. Im Jahr 2011 hatte sie 52 Häuser und 86 Einwohner.

Eines der Fachwerkhäuser im oberen Teil des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Im Dorf gibt es eine Reihe schöner Fachwerkhäuser mit Umgebinde. An der Stelle einer abgerissenen Herberge mit Gasthaus steht heute ein hölzernes Gasthaus namens U zlatokopa (Beim Goldgräber) und ein Mitte der 1990er Jahre enthülltes Zippe-Denkmal neben der Straße. Ein Betonfundament mit einem großen Findling trägt eine Metalltafel mit einer Inschrift, die an das abgerissene Geburtshaus von Zippe erinnert. An der Straße, die von der Gaststätte aus ansteigt, befindet sich ein Aussichtspunkt mit einer Bank und einem Gedenkstein, der an das 100-jährige Bestehen der Tschechoslowakischen Republik erinnert. Der Platz ist seit 2018 begrünt und gewährt einen Blick über den Ort nach Kytlice mit der Kirche und dem markanten Malý Buk (Kleiner Buchberg), links davon zum Popelová hora (Aschberg) und Velký Buk (Großer Buchberg), im Süden nach Medvědí hůrka (Bärenfang) und im Südwesten nach Ovčácký (Schäferberg), Tetřeví (Auerhübel) und Střední vrch (Mittenberg). Am oberen Ende des Dorfes, gleich unterhalb der Straße nach Horní Chřibská (Oberkreibitz), befindet sich ein kleiner Wasserfall an einem kleinen Bach, der in eine unzugängliche Schlucht stürzt. Im Wald hinter dem letzten Haus des Dorfes in Richtung der Mlýny wurde 1931 ein Waldtheater eingerichtet, das nach 2003 restauriert wurde.

Der Aussichtspunkt der Republik.
Foto: Jiří Kühn.

Blick vom Aussichtspunkt nach Osten auf den Aschberg.
Foto: Jiří Kühn.
Franz Xaver Maxmilian Zippe (1791-1863), einer der bedeutendsten tschechischen Naturwissenschaftler und Begründer der wissenschaftlichen Mineralogie und Geologie in unserem Land, der maßgeblich zur Gründung des Nationalmuseums beigetragen hat, wurde im ehemaligen Richterhaus geboren. Im Jahr 1847 wurde er eines der ersten Mitglieder der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Im Jahr 1849 wurde er mit der Gründung der Bergakademie in Příbram betraut, deren erster Direktor er wurde. Ab 1850 war er Professor für Mineralogie an der Universität Wien. Sein Name ist auf dem Gebäude des Nationalmuseums in Prag verewigt.
Weitere Informationen
- Historische Bilder von Dolní Falknov
- Blick vom Aussichtspunkt der Republik nach Süden.
- Unterkunft - Kytlice