Dolní Prysk
(Nieder Preschkau)

Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) ist ein langgezogenes Dorf, das im Gebirgstal des Pryský potok (Preschkauer Bach) zwischen dem Břidličný vrch (Schieferberg), Stráž (Hutberg) und Střední vrch (Mittenberg) etwa 2 km nördlich von Kamenický Šenov (Steinschönau) liegt. Es wird schriftlich zum ersten Male im Jahr 1382 im Kamnitzer Stadtbuch erwähnt und bildet heute zusammen mit Horní Prysk (Ober-Preschkau) und Vesnička (Füllerdörfel) die selbstänige Gemeinde Prysk (Preschkau).
In Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) gab es früher ausschliesslich kleinere Chalupner- und Häusleranwesen, deren Besitzer sich neben Landwirtschaft und Arbeiten im Wald hauptsächlich mit handwerklichen Arbeiten ernährten. Aber bereits im 17. Jahrhundert begann sich auch hier die Glasveredlung auszubreiten. Im Jahre 1654 hatte das Dorf 27 Häuser, von denen 11 Chalupneranwesen und 16 Häusler waren. Zwei Chalupner hatten schon damals in der Glasveredlung einen Nebenverdienst gefunden.
Nach 1830 entstand auf den Grundstücken von Füllers Meierhof in Horní Kamenice (Oberkamnitz) die Ansiedlung Vesnička (Füllerdörfel), die anfangs zu Dolní Prysk (Niederpreschkau) gehörte. Zu dieser Zeit hatte das Dorf bereits 50 Häuser mit 322 Einwohnern. So wie in Horní Prysk arbeiteten hier mehrere Glasschleifereien, aber auch Baumwolleweber-Werkstätten und Bleichereien. Bis zum Jahr 1849 hatte das Dorf einen eigenen Dorfrichter und ein Gasthaus. Im Laufe der Verwaltungsreform am 27. September 1850 wurde Dolní und Horní Prysk zu einer Gemeinde vereint und Vesnička (Füllerdörfel) zu Horní Kamenice (Oberkamnitz) angeschlossen. Diese Anordnung hat sich aber nicht bewährt uind deshalb wurde Prysk (Preschkau) im Jahre 1887 wieder geteilt und Vesnička (Füllerdörfel) um 1895 wieder zu Dolní Prysk (Niederpreschkau) angeschlossen.
Die hiesigen Kinder besuchten ursprünglich die Schule in Kamenický Šenov und in Horní Prysk (Ober-Preschkau). Nach der Entstehung von Vesnička (Füllerdörfel) wurde in Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) eine Winterschule eröffnet und seit 1873 wurde in ihr das ganze Jahr über unterrichtet. In den Jahren 1895 – 1896 wurde eine neue Schule erbaut, 1913 wurde sie erweitert, und nach dem 1. Weltkrieg wurde hier auch eine einklassige tschechische Minoritätsschule eingerichtet.

Im Jahre 1907 wurde in der Gemeinde eine Glashütte gegründet, nach deren Eröffnung sich hier eine Reihe tschechischer Arbeiter ansiedelte. Diese Glashütte, die später Karlova huť (Karlshütte) genannt wurde, erzeugte Glas für die hiesigen Glasveredler und wurde in den 20er Jahren von einer Firma aus Jablonec nad Nisou (Gablonz) übernommen, die hier auch Armbänder zum Export nach Indien und Glasstangen zur Erzeugung von Bijouteriewaren herstellen liess. Nach 1946 konzentrierte sich diese Glashütte ausschliesslich auf die Glasproduktion für die Bijouteriebranche und heute ist sie unter dem Namen Annahütte ein Betrieb der Gesellschaft Preciosa.
Im Jahre 1910 hatte Dolní Prysk (Nieder-Preschkau) zusammen mit Vesnička (Füllerdörfel) 124 Häuser und erreichte mit 1000 seine höchste Zahl von Einwohnern, von denen sich die meisten mit Glasveredlung beschäftigten. Ausser der Glashütte waren hier 7 Gasschleifereien, und eine Gürtlerei. Vor dem 2. Weltkrieg lebten in der Gemeinde 887 Einwohner, von denen die Mehrheit in der lokalen Glasindustrie, in der Oberkamnitzer Papierfabrik und anderen Fabriken der Umgebung beschäftigt waren. Von der Landwirtschaft ernährten sich die Familien der 12 grösseren Wirtschaften. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die ursprünglichen deutschen Einwohnner ausgesiedelt und die Einwohnerzahl fiel wesentlich, sodass im Jahre 1961 hier nur 285 Einwohner lebten. Die verlassenen Häuser wurde zum Teil abgetrissen, zum Teil wurden sie später von Auswärtigen als Landhäuser gekauft.

Bis heute hat sich hier eine ganze Reihe von volkstümlichen Umgebinde- und Fachwerkhäusern erhalten, von denen unter Denkmalschutz das Haus No. 4 inmitten der Gemeinde neben der Gemeindeamt und das einstöckige Haus No. 10, das am östlichen Ende der Gemeinde unweit der Einmündung eines Nebentales unter dem Šenovský vrch (Steinschönauerberg). An der Kreuzung im Ortszentrum steht das grosse einstöckige Gebäude der Volksschule und des Kindergartens und vor ihm erhebt sich das Denkmal der Gefallenen des 1. Weltkrieges. Ihm gegenüber steht das sog. Schenksche Kreuz von 1820, weitere Kreuze haben sich etwa 250 m weiter bergab am Hause No. 62 oder im Garten des Hauses No. 103 im oberen Teil der Gemeinde erhalten. Am Wald am Südrande der Gemeinde befindet sich der im Jahre 1904 gegründete Friedhof. Am Rande der Strasse nach Kamenický Šenov (Steinschönau) befindet sich ein mit Basaltsteinen verkleideter Quellbrunnen aus dem 19. Jahrhundert, der etwa nach 1985 beschädigt und im Jahre 2005 wieder erneuert worden ist.
Am Südosthange des Břidličný vrch (Schieferberg) befindet sich die Riedelova jeskyně (Riedelhöhle), die durch den unterirdischen Abbau von Schleifsand entstand und nördlich der Gemeinde erhebt sich der auffallende Střední vrch (Mitterberg), der eine kreisförmige Aussicht in die weite Umgebung bietet. Südlich der Gemeinde befindet sich der niedrige Hügel Stráž (Hutberg) mit seinem erneuerten Passionsweg und einem kurzen Naturlehrpfade.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn, Oktober 2019.