Doubice
(Daubitz)
Doubice (Daubitz) ist eine überwiegend der Erholung dienende Gemeinde, die inmitten ausgedehnter Wälder an der Grenze zwischen dem Lausitzer Gebirge und der Böhmischen Schweiz, etwa 3 km nordwestlich von Chřibská (Kreibitz) und 4 km südwestlich von Krásná Lípa (Schönlinde) liegt. Sie hatte ursprünglich zwei miteinander durch verstreute Häuser verbundene Teile. Der weiter nördlich liegende Teil, genannt Stará Doubice (Alt-Daubitz), liegt um die Kirche am Doubický potok (Daubitzbach) und seinen Teichen, während Nová Doubice (Neudaubitz) am Hange unterhalb des Berges Spravedlnost (Irigtberg) entstand. Früher gehörte zur Gemeinde noch Zadní Doubice (Hinterdaubitz), welches etwa 5 km nordöstlich von hier im Kirnitzschtale an der deutschen Grenze stand und nach dem 2. Weltkrieg eingegangen ist. Im Jahre 2011 lebten in Doubice 109 ständige Einwohner.
Geschichte
Gesamtansicht von Doubice (Daubitz) vom Spravedlnost (Irigtberg).
Foto: Jiří Kühn.
Wann Doubice gegründet wurde, ist nicht genau bekannt. Der Beginn der hiesigen Ansiedlunng ist an die nordböhmische Glaserzeugung gebunden, was z. B. durch die Entdeckung der Reste einer mittelalterlichen Glashütte unweit von Vápenka (Kalkofen) an der rechten Seite der Strasse nach Krásná Lípa (Schönlinde) bestätigt wird. Die archäologische Untersuchung in den Jahren 1996-2001 hat hier die Reste dreier Glasöfen und eine Menge von keramischen und Glaserzeugnissen aufgedeckt, die in die Zeit um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert datiert werden. Ähnliche Funde von der sog. Jägerwiese östlich der Kirche weisen darauf hin, dass Glashütten auch an mehreren anderen Stellen der Umgebung von Doubice (Daubitz) gewirkt haben. Der hauptsächliche Grund dazu war, dass die Hütten grosse Mengen von Holz verbrauchten und deshalb nach Abholzung des Waldes in ihrer Umgebung auf eine andere Stelle übersiedeln mussten.
Schriftlich ist die hiesige Glashütte zum ersten Male in einer Urkunde vom 17. Juni 1457 erwähnt, durch die König Ladislav (Ladislaus) dem Albrecht Berka von Dubá (Dauba) einen ausgedehnten, vom Tolštejn (Tollenstein) über Česká Kamenice (Böhm. Kamnitz) bis nach Žandov (Sandau) reichenden Besitz zuerkannte. Die Hütte stand im Daubitzer Wald, der damals Taubnitz hiess und zu dem offensichtlich das Gebiet zwischen dem Vápenný vrch (Kalkberg) und Dolní Chřibská (Nieder-Kreibitz) gehörte.
Das eigentliche Dorf Doubice ist schriftlich erst im Jahre 1552 im Stadtbuch von Chřibská (Kreibitz) nachgewiesen und man kann voraussetzen, dass zu seiner Gründung die durch die vorangegangene Tätigkeit der Glashütte abgeholzten Grundstücke ausgenutzt worden sind. Stará Doubice (Alt-Daubitz) entstand im Tale des Doubický potok (Daubitzbach) und bestand aus etwa zehn grösseren Chalupneranwesen mit dem Dorfgericht, die auf der Terasse über dem Bach erbaut worden sind. Zu diesen Anwesen gehörten regelmässig abgesteckte Felderstreifen. Ausserdem gab es im Dorfe noch einige Häusleranwesen, eine Sägemühle und einen herrschaftlichen Meierhof mit ausgedehnten Grundstücken.
Fachwerkhaus mit Schieferboden im Zentrum des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahre 1614 kaufte Radislav Vchynský von Vchynice und Tetov die Herrschaft Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) und der Familie Kinsky gehörte dann die Herrschaft bis zur Auflösung der obrigkeitlichen Verwaltung im Jahre 1848. Nach dem 30jährigen Kriege übernahm die Herrschaft Václav Norbert Oktavián Kinský, der zur Entwicklung der Gegend durch die Gründung neuer Dörfer und durch Unterstützung des Handwerkes wesentlich beitrug. Im Jahre 1704 liess er in Doubice den unrentablen Meierhof auflassen und begann seine Grundstücke den Untertanen zum Bau ihrer Häuser zu verkaufen. Es entstand so ein neuer Teil der Gemeinde, der sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Nová Doubice (Neu-Daubitz) nannte.
Die hiesigen Einwohner ernährten sich nur zum Teil mit Landwirtschaft, waren aber meistens von der handwerklichen Produktion abhängig. Die Glasproduktion verschwand allmählich und die grösste Bedeutung gewann die Textilproduktion. Es arbeiteten hier Spinner, Weber, Bleicher und Textilhändler. Einer der bedeutendsten Geschäftsleute war der Neudaubitzer Richter Josef Lumpe (+ 1848), dessen Grabplatte in die Aussenwand der Daubitzer Kirche eingesetzt wurde. Viele Einwohner von Daubitz lebten auch von der Arbeit im Wald und der Herstellung von Dachschindeln. Die Textilindustrie brachte der Gemeinde und auch der Umgebung eine wesentliche Blütezeit, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts gipfelte, als in Doubice mehr als 1300 Einwohner lebten. In den Jahren 1811 bis 1814 wurde eine Kirche gebaut, die zum grössten Teil von den hiesigen Einwohnern finanziert wurde, die früher die Kirche in Chřibská (Kreibitz) und später in Krásná Lípa besuchen mussten. Bereits im Jahre 1796 bestand in der Gemeinde auch eine Schule.
Vor dem 2. Weltkriege hatte die Gemeinde 188 Häuser mit 833 Einwohnern, nach dem Ende des Krieges wurde ein grosser Teil der deutschen Einwohner zwangsweise ausgesiedelt. Es kamen zwar aus dem tschechischen Hinterland neue Einwohner, aber nur wenige von ihnen haben sich hier dauernd niedergelassen, sodass im Jahre 1948 hier nur etwa 400 Einwohner lebten und in den folgenden Jahren sich ihre Anzahl weiter verkleinerte. Von den drei hiesigen Fabriken blieb nach dem Kriege nur eine einzige im Betrieb, in der bis 1975 die Produkton weiterlief. Die im Jahre 1949 gegründete landwirtschaftliche Genossenschaft ging schon 1953 ein und im Juni 1967 wurde auch die Schule geschlossen. Im Jahre 1970 hatte die Gemeinde nur noch 104 ständige Einwohner, aber zur Erholung kamen immer mehr Urlauber und Wochenendgäste. Anfangs 1975 wurde Doubice zu Krásná Lípa (Schönlinde) angeschlossen; das dauerte aber nur bis zum 2. Januar 1993, und seitdem ist Doubice wieder eine selbständige Gemeinde.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten
Kirche zu Mariä Himmelfahrt.
Foto: Jiří Kühn.
Auf einer kleinen Anhöhe in der Mitte der Gemeinde steht die barock-klassicistische Kirche Mariä Himmelfahrt mit einem prismatischen Turm, die 1811-1814 gebaut und am 16. April 1815 eingeweiht wurde. Ihre Inneneinrichtung – der Hochaltar, zwei Nebenaltäre, die Kanzel und das Taufbecken – stammen aus der Zeit des Baues. Nach dem 2. Weltkrieg verfiel die Kirche allmählich und wurde in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Abriss bestimmt, aber am Ende gelang es sie zu retten. Eine grössere Reparatur erlebte sie im Jahre 1987 und am 13. August des folgenden Jahres wurde sie neu eingeweiht. Die Kirche steht im Friedhof, in dessen hinteren Ecke sich eine kleine Jungfrau-Maria-Kapelle befindet. Vor der Kirchentür steht ein hohes Kreuz, das in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts von Jablonec nad Nisou (Gablonz) überführt worden ist, während das ursprüngliche Friedhofskreuz ein wenig abseits steht. Neben der Kirche steht das halbgemauerte einstöckige Pfarrhaus aus dem Jahre 1814.
Das Innere der Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria.
Foto: Jiří Kühn.
Kapelle der Muttergottes auf dem Friedhof.
Foto: Jiří Kühn.
Das Gebäude des ehemaligen Pfarrhauses aus dem Jahr 1814.
Foto: Jiří Kühn.
In der Gemeinde hat sich auch eine Anzahl volkstümlicher Fachwerkhäuser mit Umgebindestube erhalten, darunter einige mit Dachschieferverkleidung in verschiedenen ornamentalen Ausschmückungen. An der Kreuzung, etwa 150 m südwestlich der Kirche, steht das Stará Hospoda (Alte Gasthaus), in dessen Nähe sich eine Anlage mit einer großen Anzahl verschiedener Holzskulpturen, Statuen und einem Steinlabyrinth für Kinder befindet.
Etwa 70 m südwestlich der Alten Gastwirtschaft befindet sich auf der linken Seite der Straße nach Dolní Chřibská ein Wiesengrundstück, auf dem früher eine Mühle stand. Es ist bereits auf der Karte von 1764 - 1768 verzeichnet. Nach 1794 gab es auch eine Sägemühle. 100 Jahre später war es nur noch ein Sägewerk, das nach dem Tod seines Besitzers Peter Paul Leitschek im Jahr 1927 seinen Betrieb einstellte. Das Gebäude wurde in den 1950er Jahren abgerissen. Der Wasserantrieb ist aber noch vorhanden, und das Wasser stürzt über einen 3 Meter hohen Wasserfall hinunter.
Der Wasserfall bei der stillgelegten Mühle im südwestlichen Teil des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Auf einer Wiese südwestlich der Gemeinde steht unter einem Lindenbaum eine der Heiligen Dreienigkeit geweihte Kapelle aus dem 18. Jahrhundert, die nach 2000 repariert worde ist, und nahe des nach Zadní Doubice (Hinter-Daubitz) führenden Waldweges steht ein steinernes Denkal, das das zum Andenken an Josef Schäffer, den hier am 30. Mai 1910 unter einem fallenden Baum seinen Tod fand, gesetzt wurde.
Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit im Südwesten des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Gedenkstätte für Josef Schäfer im Wald oberhalb des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Bedeutende Landsleute und Persönlichkeiten
In Doubice wurde der Naturfreund und Ornithologe Heinrich Lumpe (1859 - 1936), geboren, der im Jahre 1908 in Ústí nad Labem (Aussig) eine Gesellschaft zum Bau von Wasserleitungen gründete und in demselben Jahr dort einen zoologischen Garten gründete, den er aus den Mitteln seiner Geschäftstätigkeit finanzierte.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Doubice (Daubitz) ist an allen Seiten von ausgedehnten Wäldern umgeben, aus denen in Nordosten der Vápenný vrch (Kalkberg) mit dem Naturschutzgebiet Vápenka (Kalkofen) und im Osten der Široký vrch (Karlshöhe, Steingeschütt) mit seinem Aussichtsfelsen und der Farská kaplička (Pfarrkapelle) hervorragen. Im Sattel zwischen beiden Bergen führt die Strasse nach Krásná Lípa (Schönlinde). Nördlich der Gemeinde liegt die Ansiedlung Kyjov (Khaa), in der sich eine kleine Talsperre für Erholugsuchende befindet. Unterhalb von Kyjov bildet das Flüsschen Křinice (Kirnitzsch) das romantische canyonartige Kyjovské údolí (Khaatal), des sich durch den Wald bis an die deutsche Grenze hinzieht, wo vor Jahre die kleine Ansiedlung Zadní Doubice (Hinterdaubitz) stand. An den Abhängen dieses Tales befinden sich viele Felsengebilde mit Überhängen, Höhlen und hergerichteten Aussichtspunkten; auf einem der steilen Felsvorsprungs kann man die Überreste des Kyjovský hrad des sog. Ober-Karlsteins sehen. An der Westseite von Doubice breitet sich das ausgedehnte Waldgebiet des Nationalparks České Švýcarsko (Böhmische Schweiz) aus, das von einer Menge tief eingeschnittener Sandsteischluchten durchfurcht ist. Durch das Tal des Červený potok (Rotfloss) kommt man bis zur Černá brána (Schwarzes Tor) am Ufer des Křinice- (Kirnitzsch-) Baches, der an dieser Stelle die Staatsgrenze zu Deutschland bildet. Andere Wege führen um Jedliny das Tannicht zur Panenská jedle (Jungferntanne) und nach Zadní Jetřichovice (Hinterdittersbach) oder über die Úzké schody (Enge Stiege) zu den Jagdhütten „Na tokáni“ (Balzhütte). Nach Süden führt die Strasse durch das Tal des Doubický potok an dem ehemaligen Hegerhaus U Sloupu (Zur Säule) vorbei nach Dolní Chřibská (Nieder-Kreibitz). Am Hegerhaus zweigt eine Strasse ab zu den Hütten Na Tokáni (Balzhütte), unweit von ihr sind auch die Überreste des Chřibský hrádek. Über dem Süddrande von Doubice ragt der Spravedlnost-Berg (Irigtberg) mit seiner Aussicht aus dem Naturschutzgebiet herauf; an dem Nordrande des Naturschutzgebietes führt die Strasse nach Rybniště (Teichstatt). Unter dem Berg zweigt von ihr der Wanderweg über das Liščí Bělidlo (Fuchsbleiche) an den geschützten Wiesen Marschnerova louka (Marschnerwiese) und Louka u Brodských (Wiese bei Brodský) vorbei nach Chribská (Kreibitz).