Dolní Chřibská
(Nieder Kreibitz)
Eines der gut erhaltenen Häuser der Volksarchitektur im Dorf.
Foto: Jiří Kühn.
Dolní Chřibská (Nieder-Kreibitz) ist der westliche Teil der Stadt Chřibská (Kreibitz), der im verbreiterten Tal des Chřibská Kamenice-Baches zwischen den von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) nach Rybniště (Teichstatt) und Doubice (Daubitz) führenden Strassen. Heute leben hier etwa 320 Einwohner. Zur Gemeinde gehört auch der Weiler Na Potokách (Bachhäuser), der im Tal etwa 1 km tiefer an der Strassenkreuzung nach Studený (Kaltenbach) liegt.
Dolní Chřibská war ein Bestandteil der ältesten Besiedlung von Chřibská, die wahrscheinlich im Laufe der Kolonisation des Grenzwaldes im 13. oder 14. Jahrhundert vor sich ging. Im Tale des Chřibské Kamenice-Baches wurde damals das Hufendorf Krypczicz gegründet, das schriftlich zum ersten Male im Jahre 1352 erwähnt wird. Als dann im 1. Viertel des 15. Jahrhunderts der mittlere Teil von Chřibská zum Städtchen erhoben wurde, entstanden aus ihren randlichen Partien die neuen Dörfer Horní Chřibská (Ober-Kreibitz) und Dolní Chřibská (Unter-Kreibitz), die schriftlich zum ersten Male im Jahre 1457 lateinisch als Creybicz superior et inferior erwähnt wurden.
Im Jahre 1654 waren in Dolní Chřibská 27 Bauernhöfe, zwei Chalupneranwesen und zwei Häusler. Nur 100 Jahre später standen hier bereits 87 Häuser und 1869 hatte das Dorf 260 Häuser mit 1954 Einwohnern. Schon um 1700 wurden in einem der Häusleranwesen Kinder unterrichtet und im Jahre 1750 wurde hier die erste Schule erbaut. Schon nach kurzer Zeit war sie aber für die wachsende Kinderzahl zu klein und daher liess die Gemeinde im Jahre 1832 eine neue hölzerne Schule No. 246 bauen, die der Baumeister Hermann in den Jahren 1887-1888 zu einer gemauerten Schule umbaute. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts arbeiteten in der Gemeinde einige Zwirn- und Garnfabriken, ausserdem zwei Wirkwarenfabriken, eine Weberei, eine Strumpffabrik und zwei Färbereien. Es waren hier auch zwei Sägemühlen und eine Gewürzmühle. Auf dem Gute des Franz Lehnert befand sich früher eine Ziegelei, deren Grube um 1930 der hiesige Veteranenverein zu einem Sommer-Vergnügungspark hergerichtet hatte. Damals hatte die Gemeinde fast 1500 Einwohner, aber nach dem 2. Weltkrieg wurden die meisten Deutschen ausgesiedelt („abgeschoben“) und im Jahre 1947 lebten hier nur noch 671 ständige Einwohner.
Pension U Vyhlídky am unteren Ende des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Aussichtsfelsen in der Nähe des Gasthauses.
Foto: Jiří Kühn.
In Dolní Chřibská hat sich bis heute eine ganze Reihe typischer Blockwerkhäuser mit Umgebinde erhalten, die meistens aus dem Ende des 18. oder der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammten. Unter Denkmalschutz steht das ungefähr in der Ortsmitte stehende einstöckige Blockwerkhaus No. 118 mit halbgemauertem Zubau, einem gedeckten Balkon und einem mit Schiefer verkleideten Giebel, oder das Blockhaus No. 175 mit verschaltem Fachwerkobergeschoss, Mansardendach und Dachluken am Wege zum Liščí bělidlo (Fuchsbleiche). Sehr schön ist auch das in der Nähe der Gewürzmühle stehende ebenerdige Fachwerkhaus No. 8 mit Mansardendach, das aus der Zeit um 1725 stammt.
Am unteren Ende der Ortschaft, an der Abzweigung der Straße nach Doubice, befindet sich die Pension U Vyhlídky, benannt nach der Aussichtsterrasse auf einem kleinen Sandsteinfelsen, der auf der Südostseite in das Flussbett der Chřibská Kamenice fällt. Der Felsen wird manchmal für eine mittelalterliche Festung oder einen Wachposten gehalten. Dafür gibt es aber keine historischen Quellen.
Es gibt eine Treppe, die zur Spitze des Felsens führt, außerdem sind noch Reste des Fundamentmauerwerks aus Blöcken zu sehen, und im unteren Teil des Felsens sind neuere Keller ausgehoben. An der Straße auf der Südseite des Felsens befindet sich eine Felsnische mit einer Darstellung der Heimsuchung der Jungfrau Maria. An der Straße, die vom östlichen Teil der Siedlung über Liščí Bělidlo nach Doubicee führt, befindet sich eine steinerne Nischenkapelle der Familie Lischke aus dem Jahr 1927 mit einem Bild der Seele im Fegefeuer und den Vierzehn Heiligen Nothelfer. Beide Denkmäler der Volksverehrung wurden im August 2011 von Jan Fedorčák repariert und von Michal Janovský bemalt.
Ein Interessantes Beispiel der Industrialarchitektur ist die ehemalige Gewürzmühle, in der sich die ursprüngliche Einrichtung vom Jahre 1884 erhalten hat und die als geschütztes technisches Denkmal registriert ist. Ihre einzigartige, früher mit Wasserkraft betriebene Einrichtung arbeitete noch nach der Mitte des 20. Jahrhunderts, obwohl es damals schon mit elektrischem Strom betrieben wurde. In der Einschicht Na Potokách (Bachhäuser) hat sich dagegen ein denkwürdiger Wasserantrieb mit einem Aquadukt aus dem Jahre 1886 erhalten.
Felsennische mit dem Bild Mariä Heimsuchung an der Abzweigung der Strasse nach Doubice (Daubitz).
Foto: Jiří Kühn.
Lischkes Kapelle am Weg zum Spravedlnost-Berg (Irigtberg).
Foto: Jiří Kühn.
Das Hauptgebäude der Gewürzmühle.
Foto: Jiří Kühn.
Auf dem Gebiet von Dolní Chřibska wachsen auch einige denkwürdige Bäume. Etwa 100 m westlich des Friedhofes in Chřibská steht eine Baumgruppe, die aus einer gewöhnlichen Esche, einem Berg-Ahorn, einem Spitz-Ahorn, zwei Stiel-Eeichen und dem Torso einer vom Sturmwind im Jahr 2005 entzweigeschlagenen Winter-Linde besteht. Diese etwa 200 Jahre alten Bäume erreichen eine Höhe von etwa 25 m. Zur Gruppe gehörte früher auch eine Berg-Ulme, die aber an den Folgen der Grafiose eingetrocknet war. Im Januar 1999 wurde als denkwürdiger Baum eine etwa 22 m hohe Stieleiche beim Michek, dessen Alter auf 200-300 Jahre geschätzt wird, ausgerufen; auf dem Gebiet von Dolní Chřibská wächst auch eine 17 m hohe und etwa 200 Jahre alte Winter-Linde in der Nähe der Einschicht Na Sedle (Am Pass).
In der nahen Umgebung befinden sich auch einige feucht Wiesen mit reichem Auftreten des Fingerhutes prstnatec májový (Breitblättriges Knabenkrauit, Dactylorhiza majalis) und anderer seltener Pflanzen. Etwa 600 m nordöstlich des Stadtplatzes von Chřibská befindet sich unmittelbar zwischen den Häusern die geschützte Louka u Brodských (Brodský-Wiese), weiter nördlich unter dem Berge Spravedlnost (Irigtberg) liegt die Marschnerova louka (Marschners Wiese) und eine dritte unter Naturschutz stehende Wiese befindet sich nahe an der Strasse nach Doubice (Daubitz).
Erinnerungsbäume unter dem Friedhof.
Foto: Jiří Kühn.
Die denkwürdige Stieleiche beim Michek.
Foto: Jiří Kühn.