Vápenný vrch - Vápenka
(Kalkofenberg - Kalkofen)
Blick auf den flachen Gipfel des Vápenný vrch (Kalkofenberg) vom Aussichtspunkt auf dem benachbarten Široký vrch (Steingeschütte).
Foto: Jiří Kühn.
Der Vápenný vrch (Kalkofenberg, Maschkenberg, 548 m) ist ein etwa 1,5 km
nordöstlich von Doubice (Daubitz) liegender,
überwiegend aus Granit bestehender Berg, der im Südosten mit dem benachbarten
Široký vrch (Steingeschütte) zusammenhängt. Im Sattel zwischen ihnen verläuft die Strasse von
Doubice nach Krásná Lípa (Schönlinde). Etwa 200 m nordwestlich der Strasse steht an dem auf
den Gipfel führenden Weg eine hölzerne, "Loužilačka" genannte Waldarbeiterbaude.
Der bewaldete Gipfel bietet keine Aussicht, aber seit 2006 befindet sich auf
ihm einer der Standorte von Köglers Naturlehrpfad.
Etwa 500 m nördlich des Gipfels, in einem der bewaldeten Seitentäler der
Jelení údolí (= Hirschgrund), befindet sich der Hanička-Brunnen.
Er ist nach Hana Andrlíková aus Krásná Lípa (Schönlinde) benannt, die ihn 2005
gefunden und mit ihrem Mann umbaut hat. Im Sommer und Herbst 2018 haben die
Krásná Lípaer-Mitglieder der KČT den Brunnen rekonstruiert und einen Wanderweg dorthin markiert.
Der Hanička-Brunnen auf der Nordseite des Vápenný vrch (Kalkofenberg).
Foto: Jiří Kühn.
Unweit der Strasse liegt auf dem Südhange des Berges das Naturschutzgebiet Vápenka (Kalkofen), das seit 1969 als bedeutende geologische Lokalität unter Naturschutz steht. Auf einem verhältnismässig kleinen Raum kommen hier nämlich Gesteine fünf verschiedener geologischer Einheiten zusammen vor; von denen die wichtigsten die Kalksteine des Jura sind, die mit Ausnahme einiger kleiner Vorkommen in der Umgebung von Doubice (Daubitz), Kyjov (Khaa) und Brtníky (Zeidler) in Böhmen nirgends mehr vorkommen.
Basaltwand am Ende des alten Steinbruches.
Foto: Jiří Kühn.
Über den Vápenný vrch verläuft nämlich eine wichtige, die Lausitzer Störung genannte geologische Linie, die die Grenze zwischen dem Lausitzer Granitmassiv im Nordosten und den Sandsteinen des Böhmischen Kreidebeckens im Südwesten bildet. Im älteren Tertiär wurde die Scholle des Lausitzer Plutons an dieser Störung über die Oberfläche des Böhmischen Kreidebeckens hinaufgeschoben und zusammen mit ihr wurden auch kleine Schollen von Gesteinen permischen und jurassischen Alters aus dem Liegenden der Kreide hochgeschleppt. Die grösste Scholle jurassischer Kalksteine befindet sich gerade auf dem Vápenný vrch. Sie ist etwa 500 m lang, nicht ganz 200 m breit und besteht überwiegend aus grauen Kalksteinen und Dolomiten mit sandigen Einlagerungen. In ihren Kalksteinen hat man früher Abdrücke von jurassischen Ammoniten, Seeigeln und Muscheln gefunden, deren Alter auf um 150 Millionen Jahre bestimmt wurde. Die älteren permischen Gesteine werden überwiegend von roten Quarzporphyren und Arkosensandsteinen gebildet. Im Tertiär drang durch die Jura-Sedimente Basalt zur Oberfläche, der kontaktmetamorph umgewandelte Bruchstücke der umgebenden Gesteine einschliesst und heute in der Steilwand am Nordende des sog. Alten Bruches aufgeschlossen ist.
Zufahrtsweg zu den Steinbrüchen, im Hintergrund links eine überwachsene Halde.
Foto: Jiří Kühn.
Der Abbau des Kalksteines auf dem Vápenný vrch begann 1641.
Er wurde als Düngemittel, zum Teil auch als Baustein verwendet, so z. B. in
den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts zum Bau der Kirche in Srbská Kamenice.
Die abbauwürdige Kalksteinschicht war etwa 15-20 m mächtig. Da man beim Abbau
in der Brüchen auch Bleierze fand, berief Graf Kinský 1890 Bergleute aus Příbram,
die im Neuen Bruch einen 34 m tiefen Schacht abteuften. Sie fanden dort Bleierz
mit Spuren von Silber, Kupfer- und Zinkerz, die Gehalte waren aber zu niedrig,
so dass man die Arbeiten nicht weiter fortsetzte. Der Kalkstein-Abbau wurde
erst 1929 endgültig eingestellt.
In den Jahren 1955 und 1956 wurde hier eine neue Erkundung auf Blei-Zink- und
Kupfereze durchgeführt. Im sog. Neuen Bruch hat man damals zwei kurze Stollen
vorgetrieben und östlich des Alten Bruches zwei 142 und 204 m tiefe Bohrungen
abgeteuft. Da die Erzführung mit der Teufe kleiner wurde, wurden keine weiteren
Erkundungsarbeiten durchgeführt. Von Erzmineralen wurden hier z. B. Kupferkies,
Chalkosin, Schwefelkies, Psilomelan, Zinkblende und silberhältiger Bleiglanz
gefunden, verhältnismässig häufig kam auch Malachit und Azurit vor.
Blick in den alten Steinbruch von Norden.
Foto: Jiří Kühn.
Die alten Kalksteinbrüche befinden sich etwa 150 m nördlich des Vápenná cesta (Kalkweg) genannten Weges, der am Südfusse des Berges von der Strasse aus Krásná Lípa (Schönlinde) zum Nordende von Doubice (Daubitz) führt. Die zu den Brüchen führende Abzweigung steigt mässig zwischen verwachsenen Halden am Berg hoch und dreht sich dicht an den Brüchen nach links. An der rechten Seite gähnt hier der etwa 10-15 m tiefe Abgrund des "Alten Bruches", der sich etwa 100 m in nordwestlicher Richtung hinzieht, westlich von ihm liegt die kleinere, mehr rundliche Grube des Neuen Bruches. Die Bruchwände stürzen allmählich ein, sodass sie heute schon zum grössten Teile ziemlich flach und mit Erdreich und Schutt bedeckt sind. Beide Brüche waren durch einen kurzen, heute leider schon total verstürzten Stollen verbunden. Ein weiterer Stollen, durch den der Kalkstein aus dem Alten Bruche zu den Kalköfen geführt wurde, hat sich bis heute erhalten, ist aber an einer Stelle zusammengebrochen. Er ist ungefähr 100 m lang und ist an beiden Seiten mit Gittern verschlossen. Die Kalköfen standen am Ufer des Baches Doubický potok und bis heute haben sich von ihnen nur überwachsene Reste hinter der heutigen Jägerhütte erhalten. Diese Hütte liess der Herrschaftsbesitzer 1868 - 1869 gleichzeitig mit den Kalköfen als Wohnung für den Kalkbrenner bauen, aber noch vor 1945 diente sie auch als Gasthaus.
Unteres Mundloch des alten Stollens.
Foto: Jiří Kühn.
Der obere Teil des Stollens vom Alten Steinbruch.
Foto: Jiří Kühn.
Der verschiedenartige geologische Untergrund bietet günstige Bedingungen zur
Entstehung interessanter Biotope. Neben dem sekundären Fichtenbestand hat sich
hier ein krautreicher Buchenwald mit hohen Anteilen von Bergahorn und weniger
Linden, Kiefern oder Eschen erhalten. Im Unterwuchs wächst der Seidelbast, es
kommen aber auch seltenere Pflanzen, wie z. B. das Maiglöckchen, das Kleine
Immergrün, die Zwiebel- und Quirl-Zahnwurz, das Ausdauernde Bingelkraut, die
Breitblättrige Stendelwurz, das Große Zweiblatt und der Rippenfarn vor. Früher
wuchs hier auch das stark gefährdete rote Waldvögelein, dessen Vorkommen aber
in den letzten Jahren nicht mehr festgestellt werden konnte.
Der verlassene Stollen wird als Versteck und zur Überwinterung von Fledermäusen,
von denen die stark gefährdeten Arten Großes Mausohr und Kleine Hufeisennase
die interessantesten sind, genutzt, es kommen hier aber auch z. B. die Fransenfledermaus,
das Braune Langohr und die Wasserfledermaus vor.
Hier befand sich der Anfang des wahrscheinlich ältesten Naturlehrpfades in Böhmen, den um das Jahr 1940 Rudolf Kögler aus Zahrady bei Rumburk errichtet hatte. Dieser etwa 12 km lange Pfad mit erläuternden Texten über die Besonderheiten der Natur und die turistisch interessanten Punkte führte an der Linie der Lausitzer Störung in der Umgebung von Kyjov (Khaa) und Vlčí hora (Wolfsberg) entlang und endete im Garten des Köglerschen Hauses in Zahrady (Garten), wo Kögler eine einzigartige plastische geologische Karte der hiesigen Gegend zusammengestellt hat. Der Lehrpfad wurde am 12. Oktober 1941 feierlich eröffnet und diente bis 1945. Heute ist er in teilweise verändertem Verlauf Bestandteil der längeren Köglerova naučná stezka (Köglers Naturlehrpfad) und wurde zu Köglers Andenken am 13. August 2006 feierlich eröffnet.
Jägerhaus Vápenka (Kalkofen).
Foto: Jiří Kühn.
Ruinen des alten Kalkofens.
Foto: Jiří Kühn.