Kunratice bei Česká Kamenice
(Kunersdorf)
Kunratice (Kunersdorf) liegt im verbreiteten Tale des Bystřička-Baches (Johnsbach, Weissbach) etwa 2 km nördlich von Česká Kamenice an der Starsse nach Dolní Chřibská. (Nieder Kreibitz) Zur Gemeinde gehören auch die Ansiedlungen Lipnice (Limpach) und Studený (Kaltenbach), in denen zusammen heute etwa 200 Einwohner leben.
Geschichte
Ausblick der Gemeinde vom Hange des Kunratický vrch (Elisberg).
Foto: Jiří Kühn.
Kunratice (Kunersdorf) wurde vielleicht bereits in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts gegründet, schriftlich erwähnt wird es aber erst 138 unter dem
Namen Cunradstorf, der wahrscheinlich vom Namen des Lokators Konrad abgeleitet
ist. Die Gemeinde hatte vom Anfang an einen eigenen Dorfrichter, der später
im Hause No. 1 wohnte, in dem auch das hiesige älteste, bereits im Jahre 1654
nachgewiesene Wirtshaus bestand. Schon 1478 war im Dorfe eine Mühle.
Das Dorf gehörte ursprünglich zur Herrschaft Scharfenstein, deren Stammburg
Ostrý (Scharfenstein) nahe von Benešov nad Ploučnicí (Bensen) stand. Besitzer
der Herrschaft waren zuerst die Herren von Michalowitz, die es 1406 an Hynek
Berka z Dubé verkauften. Seit 1428 gehörte es den Herren von Wartenberg, 1511
kaufte sie Mikuláš Trčka z Lípy und vier Jahre später kam sie an die sächsischen
Salhausen. Im Jahre 1535 kam der Teil der Herrschaft um Česká Kamenice (Böhmisch
Kamnitz) als Mitgift an Anna von Salhausen, dieProkop von Wartenberg heiratete.
Dadurch wurde dieser Teil der Herrschaft endgültig von der Herrschaft Scharfenstein
abgetrennt. 1614 kam die Herrschaft von den Wartenbergern auf die familie Kinsky,
in deren Besitz es bis zur Verwaltungsreform 1850 verblieb.
Im Siebenjährigen Kriege kam es im Jahre 1757 in der Umgebung zu heftigen Kämpfen
zwischen dem österreichischen und preussischen Einheiten, an die noch heute
die Denksteine in Studený (Kaltenbach) und unterhalb
des Zlatý vrch (Goldberg) bei Líska
(Hasel) erinnern.
Gasthaus im Ortszentrum.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahre 1833 hatte Kunratice 84 Häuser und eine wahrscheinlich um 1800 gegründete Schule. Die grösste Einwohnerzahl erreichte die Gemeinde 1869. Wiel ein grosser Teil der Einwohner im nahen Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) arbeitete, blieb das Dorf bis zum Zweiten Weltkrieg ein reines Bauerndorf, in dem neben 24 Bauerhhöfen nur eine Getreidemühle und ein Schlosser waren. Noch im Jahre 1939 lebten hier 492 Einwohner, aber nach dem Kriege sank ihre Zahl bedeutend. Bald nachher wurde Kunratice mit den Ansiedlungen Lipnice (Limpach), Studený (Kaltenbach) und Líska (Hasel) vereint und alle zusammen wurden dann 1981 an Česká Kamenice angeschlossen. Seit den 90er Jahren ist Kunratice wieder eine selbstständige Gemeinde.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten
Einstöckiges Haus in Blockbauweise, genannt Na kovárně (Auf der Schmiede).
Foto: Jiří Kühn.
Im der Gemeinde hat sich eine Reihe von volkstümlichen Häusern erhalten, von denen besonders das Blockbauhaus Na kovárně (Auf der Schmiede) mit Umgebinde oder eni zweiten ähnliches Haus im Ostteil der Gemeinde gehören. Nahe von ihm steht das schöne gemauerte Gasthaus mit angebautem Tanzsaal. In Kunratice war früher auch ein Glockenturm und einige Statuen und Kreuze, von denen einige bis heute erhalten gblieben sind. Das Kreuz an der Brücke über den Bach steht auf einem schönen Steinsockel mit der Jahreszahl 1875. Nach dem Ersten Weltkrige wurde im Walde oberhalb des Dorfes ein Friedhof errichtet, in dem auch ein Kriegsgefallenen-Denkmal stand. Nach 1945 blieb der Friedhof verlassen und wurde vernichtet.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Das Dorf Kunratice (Kunersdorf) dehnt sich nicht weit nördlich von der altertümlichen, am Fusse des Zámecký vrch (Schlossberg) liegenden Stadt Česká Kamenice aus. Südlich des Ortes ragt der Kunratický vrch (Elisberg, Eliasberg) empor, hinter dem in den Wäldern früher ein gepflegter Naturpark geschaffen worden ist, der die Aussichtsfelsen Jehla (Nolde), Ponorka und Žába (Grosser und Kleiner Brand) und den Bratrský oltář (Brüderaltar), von dem heute leider nur noch klägliche Überreste zu sehen sind, einschloss. An der Strasse nach Česká Kamenice ist die Ortschaft Pekelský důl (Höllegrund) mit einer unter Naturschutz stehenden blumenreichen Wiese, nach Osten führt ein Fahrweg in das malerische Dorf Líska (Hasel), das unterhalb des Zlatý vrch (Goldberg) mit seinem beachtenswerten Basaltsteinbruch liegt. Nördlich von diesem Wege breitet sich der felsige Lipnicky vrch (Himmertsberg) aus, aus dem nach Westen ein wenig auffälliger Kamm über den Rolleberg zum wegen seiner schönen Aussicht auf die sog. Böhmisch-Sächsische Schweiz berühmten Větrný vrch (Ottenberg) hinausläuft. An der Strasse nach Chřibská (Kreibitz) liegen die Dörfer Lipnice (Limpach) und Studený (Kaltenbach), hinter denen sich das breit auslagernde Massiv des Studenec (Kaltenberg) mit seinem geschützten Buchenwalde und seinem altehrwürdigen, jetzt vom Einsturz bedrohten eisernen Aussichtsturm herausragt. Vom Nordwesten reichen zwischen die beiden Dörfer die Ausläufer des tiefeingeschnittenen Tales Pavlínino údolí (Paulinengrund) herein, in dem der Chřibská Kamenice-Bach (Kreibitzbach) seinen Lauf nach Westen nimmt. Nördlich von Studenec-Berg liegt der dichtbewaldete Bukovina (Buchhübel), an dessen Nordwest-Fusse an der Strasse nach Chřibská (Kreibitz) die frühere Einschicht Na Potokách (Bachhäusel) mit den Überresten eines beachtenswerten, durch zwei Tunnele und über eine den Kamnitzbach überschreitende Brücke geführten Mühlgrabens liegt.
Statue des hl. Johann von Nepomuk von 1719.
Foto: Jiří Kühn.