Studenec
(Kaltenberg)
Studenec (Kaltenberg) vom Zlatý vrch (Goldberg)
im Tale das Dorf Líska (Hasel).
Der Studenec (736 m) ist ein charakteristischer kegelförmiger
Basaltberg, der sich etwa 4 km nordöstlich von Česká
Kamenice zwischen den Dörfern Studený
(Kaltenbach) und Líska (Hasel) erhebt. Er ist
die am weitesten westlich iegende Dominante des Lausitzer Gebirges und soll
analog mit einigen anderen Orten der Umgebung nach einem Quelle mit ungewöhnlich
kaltem Wasser an seinem Nordosthange benannt worden sein. Aus dieser Quelle
entspringt der Studený potok (Kaltenbach), der in einem cańonartigen Felsental
zwischen dem Studenec und dem Bukovina-Hügel durch das Dorf Studený
(Kaltenbach) in den Chřibská Kamenice (Kreibitzbach) fliesst.
Die Süd- und Südosthänge sind von verhältnismässig ausgedehnten Schutthalden
bedeckt, vereinzelte Schuttinseln befinden sich auch am Nord- und Westabhange.
Schon im 19. Jahrhundert war der Berg von Schuttwäldern mit aussergewöhnlich
grossen Bäumen bestanden, von denen der bekannteste die am nordöstlichen Hange
wachsende sog. Fürstentanne war. Als sie im Jahre 1858 gefällt werden musste,
war sie 380 Jahre alt, ihre Höhe war fast 56 m und der Durchmesser des
Stammes betrug 2,5 m.
Blockhalde auf dem Südabhange des Berges.
Foto: Jiří Kühn.
Seit 1906 stand der Urwald auf dem Südabhange des Studenec unter Naturschutz und
im Jahre 1965 wurde ein ausgedehntes Naturschutzgebiet "Studený vrch"
ausgerufen, das den ganzen Gipfelkegel des Berges einschliesst. Objekt des Naturschutzes
sind die ursprünglichen, für das Lausitzer Gebirge charakteristischen Laub-
und Mischwaldbständen, deren Artenzusammensetzung durch menschliche Eingriffe
nur wenig beeinflusst ist. Den Gipfel mit ausgedehnten Schutthalden ist bewachsen
mit einem lichten hochstämmigen Buchenwald, in tieferen Lagen mit beigemischtem
Bergahorn; an feuchteren Stellen wachsen auch Eschen, seltener Ulmen und Ahorne.
Im Pflanzenunterwuchs kommen an den nördlichen Hängen Farngewächse vor, an den
südlichen Hängen wachsen z. B. Ausdauerndes Bingelkraut, die Weisse und Zwiebel-Zahnwurz,
das Ausdauernde Silberblatt und das Fingerkraut. Häufig sind auch das Springkraut
und der Waldmeister, seltener sind hier auch das Christophskraut und die Türkenbundlilie
zu sehen. Im Frühling blüht hier auch der Seidelbast.
Am Studenec und in seiner Umgebung leben auch Gemsen, die hier zu Beginn des
20. Jahrhunderts ausgesetzt worden sind. Sie stammten aus den Alpen und haben
sich den hiesigen Bedingungen gut angepasst, sodass wir sie heute auch auf einer
Reihe anderer Berge des Lausitzer Gebirges begegnen können. Von den niederen
Tieren sind Funde einiger Arten von Weichtieren, Insekten und Spinnen interessant,
die gewöhnlich in grösseren Seehöhen vorkommen und ihr Vorkommen am Studenec
deswegen ungewöhnlich ist.
Buchenwälder am Hange des Studenec (Kaltenberg).
Foto: Jiří Kühn.
Mit Basalt gepflasterter Zugangsweg zum Gipfel.
Foto: Jiří Kühn.
Der von weitem sichtbare Gipfel des Studenec wurde schon frühzeitig zu einem wichtigen Stützpunkte des Triangulationssystems von Böhmen, woran lange Zeit ein Steinblock mit der eingemeisselten Inschrift "Monumentum astronomico-geometricum" aufmerksam machte. Im 19. Jahrhundert gehörte der Studenec zum ausgedehnten Besitztum der Familie Kinsky, die sich sehr um die Förderung ihrer Besitztümer kümmerten. Für Graf Ferdinand Kinský war der Studenec so wichtig, dass er ihn in die Karten als Ferdinandstein eintragen liess. Im Jahre 1845 liess er auf dem Gipfel einen hölzernen Aussichtsturm mit einem Sommerausschank bauen und den Weg von Studený (Kaltenbach) herrichten. Dieser Turm musste aber im Jahre 1865 wegen Baufälligkeit abgerissen werden und vom zugewachsenen Gipfel blieb nur die Aussicht nach Süden erhalten.
Der erneuerte Aussichtsturm auf dem Gipfel.
Foto: Jiří Kühn.
Erst 20 Jahre später initiierte der Gebirgsverein für die Böhmische Schweiz
in Tetschen (Děčín) den Bau eines neuen eisernen Aussichtsturmes. Am 24. April
1888 begann Baumeister Gustav Dittrich die 80 cm hohem Grundblöcke zu bauen, in
die mit 8 starken, über einen Meter langen und fast 4 cm starkem Schrauben
die 16,3 m hohe, von der Prager Maschinenbau-Aktiengesellschaft ("Ruston")
verfertigte genietete Konstruktion geankert wurde. Auf die Aussichtsplattform
für 25 Personen stieg man über eine Wendeltreppe mit 92 Stufen und
mehreren Ausweichsplattformen. Der neue Aussichtsturm wurde feierlich am 15. Juli
1888 eröffnet und wurde bis zum Jahresende von über 5000 Besuchern bestiegen.
Zwei Jahre später wurde der mit Basaltsteinen gepflasterte Weg auf den Gipfel
fertiggestellt und 1893 liess Graf Ferdinand Kinsky neben dem Turm eine Holzhütte
als Sommerrestaurant erbauen. Die Baude diente den Besuchern bis in die 50er
Jahre des 20. Jahrhundert, als sie abbrannte; heute sehen wir von ihr nur
die Überreste eines gemauerten Kellers. Da aber am Aussichtsturm seit dem Ende
des Zweiten Weltkrieges keine Unterhaltungsarbeiten durchgeführt worden sind,
verfiel er allmählich und des Aufstieg war mit Lebensgefahr verbunden. Die eiserne
Konstruktion war stark korrodiert und die Aussichtsplattform und die Ausweichsplattformen
zwischen der Treppenteilen zu Staub zerfallen. Im Jahr 1995 begann der Verein
Amici Decini in Děčín (Tetschen) Verhandlungen um die Wiedereröffnung des Aussichtsturmes,
aber der Staatliche Forstbetrieb und die Verwaltung des CHKO Lužické hory (Landschaftsdschutzgebiet
Lausitzer Gebirge) waren strikt gegen dieses Projekt. Der Turm sollte sogar
schon im Mai 1996 abgerissen werden, aber zum Glück kam es nicht mehr dazu,
denn am 28. März wurde dieses einzigartige Bauwerk als Kulturdenkmal ausgewiesen.
Erst nach langwierigen Verhandlungen konnte 2007 die Stadt Česká Kamenice (Böhmisch
Kamnitz), unterstützt durch die Bürgerinitiative Pod Studencem die Erneuerung
Udes verwahrlosten Turmes einleiten. Vom 17. bis
19. September wurde die Eisenkonstruktion von einem Hubschrauber der Firma
Aerocentrum aus Mělník partienweise vom Berggipfel abtransportiert und im Laufe
des Jahres 2008 führte die Firma Lana in Litoměřice (Leitmeritz) eine Gesamtreparatur
aus. Die renovierte Turmkonstruktion wurde dann nach einigen erfolglosen Versuchen
am 14. März wieder auf den Gipfel des Studenec transportiert. Nach Beendigung
aller Arbeiten ist der Aussichtsturm am 21. Juni 2009 wieder feierlich der Öffentlichkeit
übergeben worden.
Von der Aussichtsplattform des Turmes bot sich eine wunderschöne Rundsicht über das ganze Lausitzer Gebirge und die Böhmisch-Sächsische Schweiz, aber auch die entfernteren Gipfel der Schluckenauer Landes (Šluknovsko) und Teile des Böhmischen Mittelgebirges waren zu sehen. Heute ist die Aussicht teilweise durch die über den Turm hinausgewachsenen hochstämmigen Buchen beeinträchtigt. Beschränkte Aussichten gibt es auch von den Rändern der Schutthalden unter dem Gipfel.
Aussicht vom Rande der Schutthalde unterhalb des Gipfels nach Osten.
Foto: Jiří Kühn.
Quellbrunnen am Hauptwege am Nordhang des Berges.
Foto: Jiří Kühn.
Am Wege Hlavní cesta (Hauptweg), der am Nordfusse des
Studenec (Kaltenberg) entlang führt, etwa 400 m westlich der
Abzweigung des Weges in das Tal des Studený potok (Kaltenbach) befindet sich
eine eingefasste Quelle. Am Westhang des Berges, etwas mehr als 1 km vom
Gipfel entfernt steht im Wald verborgen die kleine Pyramide des
Frind-Denkmals, das zur Erinnerung an den Gastwirt Valentin
Frind aus Studený (Kaltenbach)
errichtet wurde, der hier am 21. Juli 1897 vom Blitz getötet worden
ist. 1985 wurde das Denkmal von einem fallenden Baum beschädigt, es wurde aber bald
wieder repariert. Zuletzt wurde es 2020 renoviert und mit einem neuen Holzzaun
versehen. Etwa 350 m nordöstlich von hier wurde an der Quelle eines
namenlosen Bächleins eine kleine Metalltafel zum Andenken an Frau Zdenka Vašáková aus
Líska (Hasel) angebracht, die hier im Oktober
1995 ihre erwige Ruhe gefunden hatte.
Am Süd- und Westfusse des Berges kam es im Juli des Jahres 1757 zu Kämpfen zwischen
osterreichischen und preussischen Einheiten, an die noch heute die Denkmäler
in Studený (Kaltenbach), unterhalb des Zlatý
vrch (Goldberg) bei Líska (Hasel) und der
Sattel U křížového buku (An der Kreuzbuche)
erinnern.
Valentin Frind-Denkmal am Westhang des Studenec (Kaltenberg).
Foto: Jiří Kühn.
Gedenktafel für Zdenka Vašáková aus Líska (Hasel).
Foto: Jiří Kühn.
Weitere Informationen
- Historische Bilder des Studenec
- Panoramatische Aussicht vom Studenec
- Aussicht vom Studenec nach Südosten
- Blockhalden - einige Bilder aus den Schuttfeldern der Abhänge des Studenec
- Kriegerdenkmale unterm Kaltenberg - erzählung über die Denkmäler aus dem Siebenjährigen Krieg