Janovice v Podještědí
(Johnsdorf)
Janovice v Podještědí (Johnsdorf) ist ein kleines, meist zur Erholung dienendes Dorf, welches etwa 4 km östlich von Jablonné v Podještědí (Deutsch Gabel) an der Straße von Rynoltice (Ringelshain) nach Žibřidice (Seifersdorf) liegt. Am 1. Januar 2018 hatte es 94 Einwohner.
Geschichte
Blick auf das Dorf vom Svatá skála (Heiligen Stein).
Foto: Jiří Kühn.
Das Dorf wurde wahrscheinlich von deutschen Siedlern während der Kolonisierung der Gegend im 13. Jahrhundert gegründet und nach dem Lokator Johann benannt. Es wurde 1402 erstmals schriftlich erwähnt. Ursprünglich lebten die Bewohner von der Landwirtschaft, die nicht sehr rentabel war. Ab dem 17. Jahrhundert etablierte sich die Produktion von Garn, Leinen und später Baumwollstoffen. Das Dorf gehörte zur Pfarrei in Jablonné. Ab 1736 gab es eine kleine Kapelle, die für gelegentliche Gottesdienste genutzt wurde. Ein Friedhof wurde hier erst 1876 angelegt. Etwa 1 km südlich von Janovice wurde im Jahre 1666 ein Meierhof errichtet, um den herum etwa 5 Häuser gebaut wurden, die Pustá Louka (Wüstewiesen) genannt wurden. Noch vor dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Hof jedoch aufgelöst und die Grundstücke sowie die Gebäude an landwirtschaftlich Interessierte verkauft.
Das ehemalige Schulgebäude wird heute von der Gemeindeverwaltung genutzt.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahr 1870 hatte das Dorf 90 Hausnummern und 528 Einwohner. Zu dieser Zeit entwickelte sich jedoch in den größeren Städten bereits die fabrikmäßige Textilproduktion, während die Heimspinnerei und -weberei in den Vorgebirgsdörfern langsam zurück ging. Die Menschen mussten daher zur Arbeit in weiter entfernte Orte pendeln und viele von ihnen zogen später dauerhaft dorthin. Im Jahre 1907 wurde in Janovice ein Schulgebäude mit zwei Klassenzimmern gebaut, ab 1920 wurde dann nur noch ein Klassenzimmer genutzt, da die Zahl der Kinder zurückging und die Einwohnerzahl auf 364 gesunken war.
Nach 1945 wurden die deutschen Einwohner vertrieben und das Dorf entvölkerte sich. Drei Jahre später wurde das private Gewerbe abgeschafft. Um 1950 wurde eine landwirtschaftliche Einheitsgenossenschaft gegründet, die später wegen schlechter Führung in den staatlichen Landwirtschaftsbetrieb in Jablonné eingegliedert wurde. Die Menschen, die nicht in der Landwirtschaft arbeiteten, mussten zur Arbeit nach Jablonné oder weiter weg pendeln, so dass die ständige Bevölkerung weiter zurückging. Am 1. Januar 1981 wurde das Dorf, zusammen mit anderen Dörfern in der Umgebung, nach Jablonné v Podještědí eingemeindet. Nach dem politischen Wandel im Jahr 1989 wurde Janovice wieder unabhängig.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten
Am oberen Ende des Dorfes, in der Nähe der Straße nach Rynoltice, befindet sich eine viereckige Steinkapelle mit einem Satteldach und einem Glockenturm. Bereits 1736 errichtete Johann Scholze, ein Bauer vom Hof Nr. 60, hier eine hölzerne Kapelle, die aber 1752 bei einem starken Sturm einstürzte und die Magd Dorothea Teubner verletzte. Scholze errichtete daher am 24. Juni 1753 hier eine neue Steinkapelle, die am 14. Oktober 1754 vom Liberecer (Reichenberg) Dekan Anton Kopsch in Anwesenheit des Besitzers der Lämberger Herrschaft, Graf Philipp Josef Gallas, eingeweiht wurde. An der Straße, die nach Lemberk (Lämberg) führt, etwa 300 m von der Kapelle entfernt, befindet sich in einer Nische ein interessanter steinerner Bildstock mit einem Relief der Pieta.
Kapelle am oberen Ende des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Bildstock mit dem Relief der Pieta an der Straße nach Lemberk (Lämberg).
Foto: Jiří Kühn.
Denkmalgeschütztes Fachwerkhaus Nr. 29 mit einem Fachwerkstockwerk.
Foto: Jiří Kühn.
Im Dorfzentrum von Janovice befindet sich das zweistöckige Gebäude der ehemaligen Schule aus dem Jahr 1907, das heute als Gemeindeamt genutzt wird. Hier sind auch einige ursprüngliche Fachwerkhäuser mit einem Nebengebäude erhalten geblieben. Unter Denkmalschutz stehen das Fachwerkhaus Nr. 75 aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das ca. 100 m oberhalb des Gemeindeamtes steht, und das Fachwerkhaus Nr. 29 mit einem Fachwerkboden von Anfang des 19. Jahrhunderts. In einem Waldstück ca. 350 m nordöstlich der Dorfzentrums befindet sich ein Friedhof aus dem Jahr 1876. Auf einen Sandsteinfelsen in der Südwestecke führt eine breite in Stein gehauene Treppe zur rechteckigen Friedhofskapelle, die Ende des 20. Jahrhunderts stark verfallen war. Sie wurde repariert und am 7. September 2011 geweiht. In der gegenüberliegenden Ecke des Friedhofs steht ein steinernes Denkmal, das 17 Johnsdorfer Bürgern gewidmet ist, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Sie wurde von dem Steinmetzmeister Wilhelm Kirschner aus Křižany (Kriesdorf) errichtet und am 19. September 1923 eingeweiht.
Kapelle auf dem Felsen in der südwestlichen Ecke des Friedhofs.
Foto: Jiří Kühn.
Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
Foto: Jiří Kühn.
Am unteren Ende des Dorfe liegt der Dorfteich, über dem sich ein kleiner Heilige Stein mit einem Holzkreuz erhebt. Etwa 500 m südwestlich der Kreuzung im unteren Teil des Dorfes befindet sich am Waldrand die in den Fels gehauene Johnsdorfer Einsiedelei. An der Stelle des ehemaligen Meierhofes Pustá Louka etwa 1 km südlich des Dorfes steht an der Straße nach Dubnice (Hennersdorf) das ehemalige herrschaftliche Jagdhaus Nr. 61, gegenüber dem sich hinter dem Bach ein 10 m hoher Felsen mit einer gemeiselten Nische mit einem Holzkreuz und der Jahreszahl 1771 befindet.
Kreuzfelsen bei Pustá Louka (Wüstewiesen).
Foto: Jiří Kühn.
Bedeutende Landsleute und Persönlichkeiten
Ferdinand Thomas (1854-1928), Heimatforscher, Lehrer, Journalist, Dichter und Schriftsteller wurde in Janovice geboren.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Nordöstlich der Gemeinde befindet sich der Janovický les (Johnswald) mit zwei Waldteichen und einigen markanten Bergen, von denen Buková (Buchberg) und Pískové návrší (Sandberge) die auffälligsten sind. Die Straße nach Zdislava (Schönbach) am Hang des Jeschken-Kamms führt durch den Wald. Im Tal des Panenský-Baches (Jungfernbach) nördlich von Janovice liegt Rynoltice mit Nová Starost (Neusorge) und Jítrava (Pankratz), dessen Häuser sich am Hang des Velký Vápenný (Kalkberg) empor ziehen. Oberhalb der Kirche von Jítrava erhebt sich der Kostelní vrch (Kirchberg) und die nordöstliche Seite des Tals wird durch den steilen Kamm des Vysoká (Trögelsberg) mit dem Kozí hřbety (Ziegenrücken) abgeschlossen, an dessen Fuß sich die Bílé kameny (Weiße Steine) befinden. Nördlich von Rynoltice liegen die Erholungsorte Polesí (Finkendorf) und Černá Louže (Schwarzpfütz), hinter denen sich die bewaldeten Hänge des Hauptkamms des Lausitzer Gebirges erheben, die von dem malerischen Popova skála (Pfaffenstein) dominiert werden. In nordwestlicher Richtung führt eine schmale Straße von Janovice nach Lemberk, in deren Umgebung man schöne Ecken mit Teichen, Gassen und zahlreiche kulturelle und technische Denkmäler findet. Unterhalb von Lemberk liegt Jablonné v Podještědí mit der Kirche des Hl. Laurentius und der Hl. Zdislava, welches zu den ältesten Orten Nordböhmens zählt. In südlicher Richtung führen Straßen von Janovice vorbei am Dorfteich mit dem Heiligen Stein nach Žibřidice (Seifersdorf) und durch das Tal unterhalb der Johnsdorfer Einsiedelei nach Dubnice (Hennersdorf).