Töpfer
Gesamtansicht des Töpfers von Westen. Die markante Felsgruppe Gratzer Höhle ragt am Hang aus dem Wald heraus.
Foto: Jiří Kühn.
Der Töpfer (582 m) ist ein ausgedehnter Sandsteinberg mit einem flachen, bewaldeten Gipfel am Nordrand des Zittauer Gebirges etwa 1,5 km nordöstlich von Oybin und 1,5 km südlich des oberen Teils von Olbersdorf gelegen. Seine Nordseite besteht aus einer steilen, etwa 100 m hohen Felswand, die in eine sanft abfallende Waldlandschaft im Vorgebirge übergeht. Dieses markante Gelände ist Ausdruck einer großen geologischen Störung - der Lausitzer Verwerfung -, die die Sandsteinsedimente des Böhmischen Kreidebeckens von dem viel älteren Granitmassiv im darunter liegenden Zittauer Becken trennt.
Der Töpfer ist einer der schönsten Berge im Zittauer Gebirge. Der Sage nach war das Felsplateau an seiner Nordseite bereits in der Bronzezeit eine Kultstätte der alten Germanen oder Slawen. Dies wurde aus dem Vorhandensein mehrerer runder Felsschalen gefolgert, von denen man annahm, dass sie für Opferzeremonien ausgehöhlt wurden. Erst später stellte sich heraus, dass sie durch natürliche Erosion des Sandsteins entstanden waren. Manchmal wird auch vermutet, dass das Felsplateau im Altertum als Signalstelle genutzt wurde, an der weithin sichtbare Feuer entzündet wurden, um vor Gefahren zu warnen.
Blick auf den Rand des Felsplateaus vor der Töpferbaude.
Foto: Jiří Kühn.
Der Name des Berges Töpfer wird heute meist auf die Töpferei zurückgeführt, soll aber nach den alten Heimatforschern vom slawischen Begriff "tepr" abgeleitet sein, der sich auf die Heuspeicher bezieht, die hier vielleicht einmal standen. Es ist sicher, dass der Berg, als Kaiser Karl IV. ihn 1369 dem Kloster Oybin schenkte, den Namen "Tepper" erhielt. Die Cölestiner hielten ihn dann bis 1574, als er in den Besitz der Stadt Zittau überging. Doch erst mit der Entwicklung des Tourismus im 19. Jahrhundert nahm das Interesse an dem Berg deutlich zu. Im Jahre 1831 überlegten die Einwohner von Zittau, auf dem Berg eine Verfassungssäule aus Sandstein zu errichten, um an die Annahme der sächsischen Verfassung zu erinnern, aber schließlich errichteten sie diese im Zentrum von Zittau. Wenig später fand auf dem Töpfer ein Treffen von 18 Gesangvereinen aus der Lausitz und Nordböhmen statt, doch den Teilnehmern fehlte ein Gasthaus. Im Jahr 1860 errichtete Ernst Adolf Nentwig aus Oybin die erste Berghütte an der Felsaussicht, die am 15. Juli desselben Jahres eingeweiht wurde. Für die Touristen reichte sie jedoch nicht mehr aus, so dass sie 1876 vergrößert
und umgebaut wurde und 5 Jahre später kam ein Tanzsaal hinzu. Nach einem Blitzeinschlag im Jahr 1904 brannte ein Teil der Hütte ab, wurde aber im folgenden Jahr dank der Zittauer Ratsherren wieder aufgebaut. Im Jahr 1925 wurde eine geschlossene Holzveranda angebaut, die dem Haus, das als "Töpferbaude" bekannt ist, sein heutiges Aussehen verleiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Gebäude allmählich und war bis 1996 in einem so schlechten Zustand, dass es geschlossen werden musste. Nach einer kompletten Renovierung wurde es am 18. Mai 1997 für die Öffentlichkeit wiedereröffnet.
Blick auf die Töpferbaude vom Felsentor.
Foto: Jiří Kühn.
Die Baude kann heute über mehrere schöne Wege erreicht werden. Vom Oybin-Tal aus gibt es von der Teufelsmühle her die steile "Krieche" mit vielen Steinstufen, die 1926 vom Globus-Bergverein angelegt wurde, oder einen etwas längeren und sanfteren Weg um die Felsgruppe Gratzer Höhle. Von Olbersdorf führt der "Liebigweg" den steilen Nordhang hinauf und von der Ostseite kommt ein weiterer Weg zwischen den Felsen unterhalb der Böhmischen Aussicht. Sehr beliebt ist der Kammweg, der von Oybin aus über den Kelchstein, die Große Felsengasse, den Scharfenstein und die Louisenhöhe führt. Auch die Töpferstraße führt vom Bahnhof Oybin hierher und wird in der Hochsaison von einem Touristenzug befahren.
Am Nordfuß des Töpfer verläuft eine breite Forststraße von der Teufelsmühle bis zur Kreuzung unterhalb des Zigeunerbergs, benannt nach dem Leiter der Zittauer Stadtwälder und Oberförster Johann Gotthelf Lange, der hier zwischen 1833 und 1852 die von Heinrich Cotta formulierten modernen forstwirtschaftlichen Grundsätze in die Praxis umsetzte. An ihren Beitrag erinnert auch ein Denkmal an der Straße von Jonsdorf zum Wache-Sattel unterhalb der Lausche.
Das Felsentor mit Aussichtsplattform.
Foto: Jiří Kühn.
Die Felsplattform mit dem Europa-Kreuz bietet einen weiten Blick auf die Oberlausitz.
Foto: Jiří Kühn.
Der Töpfer ist vor allem wegen seiner schönen Aussichten und bemerkenswerten Felsformationen beliebt, die durch die selektive Verwitterung von Sandstein entstanden sind. Das bekannteste davon ist das Felsentor in der Nähe der Baude, das früher wegen seiner Form auch Krone genannt wurde. Auf seinem Gipfel befindet sich eine Aussichtsplatform, die über eine eiserne Treppe erreichbar ist und bereits am 8. Mai 1878 vom Zittauer Gebirgsverein Globus hergerichtet wurde. Von ihr sieht man über Olbersdorf mit dem Olbersdorfer See nach Zittau und weiter in die hügelige Landschaft der Oberlausitz, flankiert von den fernen Bieleboh, Czorneboh, Kottmar, Löbauer Berg, Rotstein und Landeskrone. Jenseits der Neiße sind in Polen bereits das Kohlebergwerk mit dem Kraftwerk Turów und die Stadt Bogatynia erkennbar, etwas näher liegt Hrádek nad Nisou (Grottau), hinter dem das Isergebirge mit den fernen Gipfeln des Riesengebirges den Horizont abschließt. Im Nordwesten sieht man den Breiteberg, Špičák (Spitzberg) bei Varnsdorf (Warnsdorf) und weiter durch den Schluckenauer Zipfel zum Valtenberg. Fast den gleichen Blick bietet auch die breite Felsplattform vor der Baude, auf der ein Europakreuz mit dem lateinischen, tschechischen, polnischen und deutschen Text "Damit alle eins seien" aufgestellt und am 17. September 2003 geweiht wurde. So beginnt der Satz aus dem Johannesevangelium (17,21), der lautet: "Damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, damit auch sie in uns seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast."
Die Felsformation Kleine Schildkröte hinter der Baude.
Foto: Jiří Kühn.
Die Schildkröte am Aussichtspunkt vor der Baude.
Foto: Jiří Kühn.
Die Felsformation Brütende Henne am Gotischen Tor.
Foto: Jiří Kühn.
Zu den bizarren Felsformationen in der Nähe der Baude gehört der Papagei, der aus der niedrigen Wand unterhalb des Felsentors herausragt, links davon das Nilpferd und etwas weiter hinter dem Restaurant die Kleine Schildkröte. Am Aussichtspunkt vor der Baude steht eine größere, aber weniger auffällige Schildkröte und links davon ein Saurier. Etwa 80 m südöstlich der Baude finden wir die bekannte Formation der Brütenden Henne, die auf einer Sandsteinwand mit einem Felsenfenster sitzt, dem Gotischen Tor. Einige Felsen in der Umgebung werden auch zum Sportklettern genutzt, wie die bis zu 27 m hohen Töpfertürme und die etwas niedrigere Töpferwand, die Echse oder die Sphinx.
Die Böhmische Aussicht an der Ostseite des Berges.
Foto: Jiří Kühn.
Am östlichen Rand des Gipfelplateaus des Töpfer, etwa 400 m von der Baude entfernt, befindet sich ein schmaler Felssporn mit einem ordentlichen Aussichtspunkt, der Böhmischen Aussicht (568 m), die einen schönen Blick auf Zittau, das polnische Kraftwerk Turów und Hrádek nad Nisou (Grottau) mit dem Isergebirge im Hintergrund bietet. Im Osten ist der Jeschken-Kamm hinter dem bewaldeten Heideberg und dem Popova skála (Pfaffenstein) zu sehen. Auf der südöstlichen Seite ragen die markanten Berge Ralsko (Roll) und Tlustec (Tolzberg) hinter den Lückendorfer Wiesen hervor.
Am Steilhang unterhalb des Aussichtspunktes befinden sich einige wild zerklüftete Felsen, die bei Kletterern beliebt sind. Dazu gehören der Hussitenturm, die Bergfreinadel, der Rote Turm, die Rübezahlwand oder der doppelspitzige Böhmische Turm, dessen maximale Höhe 35 Meter erreicht.
Auf der Westseite des Töpfers, der zwischen Olbersdorf und Oybin in das enge Tal des Goldbaches abfällt, befindet sich die Oybinaussicht, eine kleine Felsplattform mit Geländer, die einen Blick auf das Oybin-Tal, den gegenüberliegenden Ameisenberg und die Landschaft um Varnsdorf und Großschönau bietet. Nördlich davon können wir eine schöne Felsformation namens Kücken sehen.
Die Oybinaussicht an der Westseite des Berges.
Foto: Jiří Kühn.
Die Felsformation Kucken.
Foto: Jiří Kühn.
Am Nordwesthang des Töpfers, ca. 350 m oberhalb der ehemaligen Oybiner Teufelsmühle, ragt die mächtige Felsgruppe Gratzer Höhle aus dem Wald, bestehend aus stellenweise bis zu 30 m hohen Sandsteinfelsen mit vielen Fugen und Klüften, die ein sehr beliebtes Kletterterrain darstellen. An der Ostseite der Felsengruppe befindet sich der isolierte Felsturm Krumme Tante, etwa 15 m hoch. Der Sage nach wurden die Felsen nach der Frau eines wohlhabenden Zittauer Kaufmanns Grätz benannt, die sich durch einen Sprung in einen Brunnen im Hof ihres Hauses das Leben nahm. Um Ruhe für ihre Seele zu finden, sperrte der Zittauer Scharfrichter diese in eine Schmuckschatulle, die er in einem der örtlichen Felsenschlunde versteckte. Wer sie findet, befreit die verfluchte Seele und erhält noch einen wertvollen Schatz.
Irgendwann nach der Mitte des 19. Jahrhunderts versammelten sich Mitglieder der apostolisch-katholischen Gemeinde in der Gratzer Höhle, um Reden von Johannes Czerski von Schneidmühl bei Poznań (Posen), Elsner von Zittau und anderen zu hören, woran eine heute obskure Inschrift erinnert, die in eine der Sandsteinmauern im Bereich zwischen den Felsen gehauen wurde.
Die Felsformation Gratzer Höhle.
Foto: Jiří Kühn.
Die Felsformation Gratzer Höhle.
Foto: Jiří Kühn.
Vom Töpfer verläuft ein 1 km langer Bergrücken in südwestlicher Richtung entlang des Tals des Goldbachs, an dessen Ende sich der bewaldete Kleine Töpfer (524 m) befindet. Außerdem gibt es eine Reihe von Rinnen und Felsen, darunter die 25 m hohe Zackenkrone, die etwas niedrigere Bergkanzel, das Xenon oder der 10 m hohe Einsamerturm.
Weitere Informationen
- Historische Bilder des Töpfer
- Aussicht vom Töpfer nach Norden
- Blick vom Böhmische Aussicht nach Osten