Lausche / Luž
Die Lausche ist der höchste Gipfel des Zittauer Gebirges / Lužické hory.
Foto: Jiří Kühn.
Der markante Phonolithberg Lausche (Luž, 793 m) ragt über die Landschaft aus dem Hauptkamm des Lausitzer Gebirges etwa 2 km südlich vom Ortszentrum von Waltersdorf und 700 m nördlich der Ansiedlung Myslivny (Jägerdörfel) bei Horní Světlá (Oberlichtenwalde) empor. Ihre Grösse tritt besonders im Blick von Norden oder Osten hervor, während sie aus der südlichen und westlichen Seite nur als eine verhältnismässig kleine Kuppe aussieht. Die Lausche ist der höchste Punkt des Lausitzer / Zittauer Gebirges, für die Deutschen hat sie eine besondere Bedeutung dadurch, dass sie zugleich auch den höchsten Gipfel des deutschen Gebietes östlich der Elbe darstellt. Zum ersten Male wird sie 1538 als Spitzberg erwähnt, später wurde sie auch Heilstein oder Hickelstein genannt. Die Einwohner von Waltersdorf nannten sie oft Mittagsberg, da aus ihrer Sicht die Sonne gerade um Mittag über ihrem Gipfel steht. Der gegenwärtige deutsche Namen Lausche ist erst 1631 belegt und der tschechische Name Luž wurde zum ersten Male in Kafkas Wanderführer aus dem Jahre 1909 verwendet. Der Name Hückelstein oder Hickelstein wird in Deutschland bis heute noch zur Bezeichnung des niedrigeren nordwestlichen Vorgipfels verwendet.
Das Liegende der Lausche bilden Kreidesandsteine, die an ihrer Südseite bis zur Seehöhe von 710 m aufsteigen. Auf dem Sandstein liegt eine etwa 20 m mächtige Tuffschicht mit einem Basalterguss, die aber nur am Nordosthang zu Tage tritt. Über ihr befindet sich der phonolithische Kegel des Berges, der vom nördlichen Fuss bis fast zum Gipfel von einem jüngeren Basaltgang durchstossen wird. Auf dem nördlichen Wiesenhange der Lausche kann man gelegentlich schön entwickelte Sandsteinsäulchen finden.
In den Sandsteinen des Lausche-Nordhanges wurden früher ausgedehnte Steinbrüche gegründet, bei deren Betrieb man oft gut erhaltene Versteinerungen angetroffen hatte. Heute sind sies schon lange Jahre verlassen und der Wanderweg, der sie in einer Länge von etwa 1 km durchquerte, ist mit Rücksicht auf den Schutz nistender Vögel gesperrt worden. Aus den Rändern der bereits vom Wald eingenommenen Halden des westlichsten Bruches am Hellerberg öffnen sich schöne Aussichten nach Norden und Nordosten in das von den langgestreckten Bergen des Oberlausitzer Berglandes eingerahmte Zittauer Becken.
Aussicht aus dem alten verlassenen Steinbruch am Helleberg.
Foto: Jiří Kühn.
Eine Blühende Arnika auf dem Nordosthang.
Foto: Jiří Kühn.
Die deutsche Seite des Lausche-Gipfels wurde 1967 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. In den 90. Jahren des 20. Jahrhunderts wurde auch erwogen, den Schutz auch auf den böhmischen Teil des Berges auszudehnen, aber die dazu durchgeführte naturwissenschaftliche Erkundung erbrachte nicht die dazu notwendigen Gründe. Die böhmische Seite der Lausche wurde deshalb als Naturschutzgebiet erst am 1. Oktober 2011 ausgewiesen. Gegenstand des Schutzes ist ein artenarmer Buchenbergwald auf den schuttbedeckten Abhängen der Gipfelkuppe. In der Gipfelpartie hat sich bis heute der ursprünglichen Buchenwald mit einer Beimischung von Ahornen erhalten, der auf dem Südhange ziemlich ausgedehnte Schuttflächen besiedelt hat. Im Unterwuchs kommen z.B. der Rote Fingerhut, die Quirl-Weisswurz, der Hohle Lerchensporn und das Gelbe Windröschen vor, unmittelbar auf dem Gipfel wurde der Eisenhut gefunden. Im Jahre 1998 wurde hier auch das Vorkommen des Stängelumfassenden Knotenfusses und des Gelappten Schildfarns festgestellt. Auf der Nordostseite der Lausche blüht auf einer kleinen Wiese oberhalb des steilen Tales des Schwarzen Grabens alljährlich die Arnika.
Auf dem Luž sind einige interessante Lebewesen gefunden worden, so die Gämse, die Haselmaus, der Gartenschläfer, die Zwergmaus und die Gartenspitzmaus, auf der deutschen Seite wurde in einigen Exemplaren auch die Bergspitzmaus festgestellt. Von den Amphibien und Reptilien kommen die Zauneidechse, die Waldeidechse, die Erdkröte, der braune Grasfrosch und die Kreuzotter vor, aus dem Vogelreich wurden zum Beispiel der Tannenhäher, der Schwarzspecht, der Gartenrotschwanz, der Kolkrabe und vereinzelt auch die Waldschnepfe festgestellt.
Die verhältnismässig rauen Bedingungen der Gipfelpartien des Berges ermöglichen auch das Vorkommen einiger montaner Insektenarten; so wurden hier der vom Aussterben bedrohte Goldlaufkäfer gefunden, von den gefährdeten Arten lebt hier z.B. der Feld-Sandlaufkäfer, der Hügel-Laufkäfer und der Blauviolette Waldlaufkäfer, oder die Dunkle Erdhummel, die Ackerhummel und die Steinhummel. Gefunden wurden auch einige Nester der Grossen Wiesenameise.
Die Quelle Lauscheborn am Nordwesthang der Lausche.
Foto: Jiří Kühn.
Die Lausche ist ein sehr anziehendes Ausflugsziel. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts führten einige Wanderwege auf ihren Gipfel, von denen der bedeutendste der in den Jahren 1902-1903 markierte, vom Ještěd (Jeschken) bis auf den Růžovský vrch (Rosenberg) führende Kammweg war, der später an beiden Enden verlängert wurde. Auf den Lauschegipfel selbst führen zwei Wege. Der alte steile Aufstiegsweg aus dem Jahre 1823, der aus dem Sattel Wache über den Osthang direkt auf den Gipfel führt, wurde später durch den am Nordhang in Serpentinen hinaufführenden Wendeweg (Lužická cesta) ersetzt. Der sog. Böhmische Weg auf dem Südhange wurde 1851 für einen geplanten Besuch des österreichischen Kaisers Ferdinand des Gütigen hergerichtet.
Der Lausitzer Brunnen mit Bänken am tschechischen Aufstiegsweg.
Foto: Jiří Kühn.
Am Nordwesthang der Lausche unweit der zum Gipfel führenden Abzweigung befindet sich die Quelle Lauscheborn, deren Wasser früher zur Versorgung der Baude auf dem Lauschegipfel verwendet wurde. Im Jahre 2005 wurde dieser steinerne Brunnen erneuert. Demselben Zweck diente später offenbar auch der sog Lužická studna (Lausitzer Brunnen), der an dem böhmischen Aufstiegsweg am Südwestfusse des Berges gegraben wurde. Auch dieser Brunnen wurde im August 2013 von einigen Landhauseigentümern aus Horní Světlá (Ober-Lichtenwalde) gereinigt und hergerichtet. Im Buchenwald am Südostfusse der Gipfelkuppe steht ein einfaches Holzkreuz, das die Stelle des Absturzes eines deutschen Heinkel 111 – Flugzeuges am 10. Februar 1945 bezeichnet. Alle vier Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben und wurden am 18. Februar in Horní Svěltá (Ober-Lichtenwalde) begraben.
Das an den Absturz des deuschen Heinkel 111 - Flugzeuges am südwestlichen Hange der Lausche am 10. Februar 1945 erinnernde Kreuz.
Foto: Jiří Kühn.
Aussichtsturm auf dem Gipfel des Berges, erbaut im Jahr 2020.
Foto: Jiří Kühn.
Die erste, nur sehr bescheidene hölzerne Baude wurde auf dem Lauschegipfel bereits 1823 von Karl Friedrich Matthes aus Waltersdorf erbaut. Damals waren noch Pascher und Wilddiebe die häufigsten Besucher, später diente die Gaststätte aber schon überwiegend den Wanderern. Der Besitzer hatte immer an dem Hause auszubessern, vergrösserte sie mit Anbauten und 1833 baute er auch einen kleinen Aussichtsturm dazu. Sein Lohn war die stetig steigende Zahl der Besucher, die wegen der einzigartigen Aussicht, die oft mit der von der Schneekoppe im Riesengebirge verglichen wurde, den Berg bestiegen.
Die hohe Besucherzahl erforderte auch den Bau einer geräumigeren Baude, die 1882 beendet wurde. Die neue "Lauschebaude", die mit Unterstützung der Vereine und Einwohner von Sachsen erbaut wurde, wurde zu einer in der weiten Umgebung bekannten Kuriosität. Diese monumentale Berggaststätte stand auf dem Gebiete beider Nachbarstatten und die Grenze teilte sie in einen deutschen und einen böhmischen (österreichischen, später tschechoslowakischen) Teil. In der Mitte ragte aus dem Baudendach ein 10 m hoher Aussichtsturm herauf. Der österreichische Teil gehörte unter No. 143 zu Horní Světlá (Oberlichtenwalde), der sächsische unter No. 334 zu Waltersdorf. Beide Teile waren mit Holztischen und Bänken ausgestattet, einen gemütlichen Charakter bekamen sie durch getafelte, mit ausgestopften Vögeln dekorierte Holzwände und einen grossen Kachelofen. Im sächsischen Teil wurde damals Zittauer, und im österreichischen Zwickauer Bier ausgeschenkt. Im Restaurant und dem Aussichtsturm konnten die Besucher mit Geld beider Staaten bezahlen, nur beim Versenden von Postkarten mussten sie Acht geben und sie in den richtigen Postkasten werfen.
Auch in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg war die Baude gut besucht. Der letzte Besitzer stammte aus Warnsdorf und führte trotz der bewegten Zeitverhältnisse den Restaurationsbetrieb bis zum Ende des 2. Weltkrieges weiter. Dann wurde die Grenze gesperrt und der touristische Betrieb auf der Lausche erstarb. Am 8. Januar 1946 wurde die Baude (wahrscheinlich absichtlich) angezündet und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Später entstanden zwar einige Pläne zum Bau einer neuen Baude, keiner von ihnen wurde aber realisiert. Es gab nur ein paar Bänke auf dem Gipfel, einen kleinen Sendemast auf der deutschen Seite und eine schöne Aussichtsplattform, umgeben von einer Steinmauer mit Orientierungstafeln auf den Fundamenten der ehemaligen Bergbaude. Erst im Jahr 2008 begann die Gemeinde Großschönau mit der Verschönerung des Gipfels, was auch tatsächlich erfolgreich war. Im Jahr 2018 wurde der bestehende Sendemast umgebaut und im Sommer 2020 durch eine Stahlkonstruktion mit einer Treppe und einer überdachten Aussichtsplattform in einer Höhe von 8 Metern über dem Boden komplettiert. Das Bauwerk wurde von Kratzer Metallbau nach einem Entwurf von Ralf Reimann aus Budyšín und dem Zittauer Ingenieurbüro Bau Planung Risch errichtet. Am Freitag, den 21. August 2020, wurde die frei zugängliche Aussichtsplattform offiziell für die Öffentlichkeit eröffnet.
Der Aussichtsplatform, der auf den Grundmauern einer alten Schutzhütte errichtet wurde.
Foto: Jiří Kühn.
In tschechischen Wanderführern wird tradiert, dass am 4. September 1826 der damals 18jährige spätere tschechische Dramatiker und Verfasser des Textes der tschechischen Nationalhymne, Josef Kajetan Tyl die Lausche besucht hat. Er soll sich als "Josef Tyl Kutnohorský" (Josef Tyl von Kuttenberg) in das Gedenkbuch eingeschrieben haben mit dem Zusatz: "Tschechische Brüder, wer von euch auf diesen Berg seinen Fuss setzt, was für ein Gefühl erfasst euch? Die weite, grosse, schöne Landschaft hier ...". Im Jahr 1850 besuchte den Berg der sächsische König Friedrich August.
In den Jahren der allgemein beliebten "blauen" Lotterie war auf der Lausche eine der Hauptstationen des optischen Telegraphen, mit dessen Hilfe man die gezogenen Nummern aus Zittau über den Töpfer, Hvozd (Hochwald), Luž (Lausche), Jezevčí vrch (Limberg), Ralsko (Roll) und Bezděz (Bösig) bis nach Prag meldete. Für diese unerwünschte Tätigkeit wurde aber der hiesige Restaurateur mit Gefängnis bestraft.
Vom Gipfel des Luž öffnet sich eine prächtige Aussicht in die Ferne, die aber in der Richtung zum Jeschken durch hochgewachsene Bäume beeinträchtigt wird. Auf der Südseite breitet sich die bergige Landschaft des Lausitzer Gebirges und der Umgebung von Česká Lípa (Böhmisch Leipa) aus, die von den weiter entfernten beiden Gipfeln des Bezděz (Bösig), dem Vrátenská hora (Vratner Berg), Vlhošť (Wilsch) und Říp (Georgsberg) eingerahmt wird, den Südwesthorizont nimmt das České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) mit dem langgestreckten Kamm des Kozel (Kosel), Sedlo (Geltsch) bei Úštěk (Auscha), Buková hora (Zinkenstein) und Milešovka (Milleschauer, Donnersberg) ein. Im Westen kann man den Kamm des Krušné hory (Erzgebirge) ausmachen und im Nordwesten sieht man das Šluknovsko (Böhmisches Niederland) mit dem Tanečnice (Tanzplan), Vlčí hora (Wolfsberg) und Hrazený (Pirsken), hinter denen in Deutschland die Berge Winterberg, Unger und Valtenberg aufsteigen. Im Norden dehnt sich die deutlich verschiedene, von Varnsdorf bis nach Zittau dicht besiedelte gewellte Landschaft des Zittauer Beckens aus, und den Horizont hinter ihm schliessen die weiter entfernten Berge der Oberlausitz, wie der Bieleboh, Czorneboh, Kottmar, Löbauer Berg, und die Landeskrone ab. In der Ferne ist hinter Zittau das polnische Kraftwerk Turów zu sehen, im Osten erhebt sich der auffällige Berg Hochwald, im Hintergrund erstreckt sich der Ještěd-Kamm (Jeschkenkamm) und der ferne Horizont wird von den Gipfeln des Isergebirges und des Riesengebirges abgeschlossen.
Der gut erhaltene hölzerne Turm der früheren Skisprungschanze.
Foto: Jiří Kühn.
Östlich unter dem Luž- (Lausche-) Gipfel liegt der Grenzsattel Wache, über den die Wege von Waltersdorf nach Dolní Světlá (Nieder-Lichtenwalde) und Horní Světlá führen. Auf der südöstlichen Seite des Berges befindet sich die Siedlung Myslivny (Jägerdörfel), wo es früher ein Skigebiet mit zwei Skipisten "U Pitkina" (Beim Pitkin) und "Na třináctce" (Auf dem Dreizehner) gab. Im Jahr 2014 wurde die Anlage leider aufgrund eines Streits zwischen dem Betreiber und der Gemeinde geschlossen.
Ein weiteres Skiareal liegt an der deutschen Seite der Lausche oberhalb von Waltersdorf. Hier befinden sich zwei Skilifte "Lauschelift" und "Schanzenlift" mit einigen Abfahrtsstrecken verschiedener Schwierigkeit, ein weiterer Skilift ist oberhalb der Rübezahlbaude, und beim Ortsteil Neu-Sorge etwa 2 km von hier ist der "Eisgassenlift", der überwiegend von Snowboardisten und Schlittenfahrern genutzt wird. In den 30. Jahren des 20. Jahrhunderts hatte man am Lausche-Nordhang auch eine Sprungschanze aufgebaut, die aber 1972 abgerissen wurde und heute erinnert an sie nur noch der an dem zu den alten Sandsteinbrüchen führenden Wege stehende dreistöckige hölzerne Schiedsrichterturm.
In der Umgebung werden im Winter auch Ski-Langlaufstrecken unterhalten, von denen die längste Strecke an der deutschen Seite der Grenze vom Weberberg an der Lausche und Jonsdorf, Hain und Lückendorf vorbei bis zur ehemaligen Lví buk (Löwenbuche) am alten Grenzweg nach Polesí (Finkendorf) führt.