Špičák bei Varnsdorf
(Spitzberg bei Warnsdorf)
Blick auf den Špičák vom Westen.
Foto: Jiří Kühn.
Der Špičák (Spitzberg, 544 m) ist eine breite bewaldete Kuppe, die sich aus einem Ausläufer des böhmischen Gebietes etwa 2 km nordwestlich vom Stadtzentrum von Varsndorf erhebt. Sie besteht aus einem Phonolithkegel, der durch die Reste einer älteren Basaltdecke zur Oberfläche durchgebrochen ist. An seinem Süd- und Westfusse befindet sich ein Rest tertiärer Sedimente mit wenig mächtigen Lagen einer bituminösen Braunkohle, die hier um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit nicht allzu grossem Erfolg abgebaut wurde. Auf Kohle wurde hier seit 1836 gemutet. In Varnsdorf und Seifhennersdorf bildeten sich damals einige Gewerkschaften, aber die erschürften Kohlenflöze hatten nur kleine Mächtigkeiten und ihr Abbau war nicht besonders einträglich. Heute erinnern an diese Versuche nur noch verwachsene Abraumhalden, in denen man öfters fossile Pflanzenreste, meistens Bruchstücke von Laubbaumblättern, gefunden hat.
Überreste des Restaurants auf dem Gipfel.
Foto: Jiří Kühn.
Auf seinem Gipfel bestand schon vor dem Ende des 19. Jahrhunderts eine hölzerne, vom Gebirgsverein erbaute Aussichtsbühne. Später bekam der unternehmende Gastwirt Franz Kühnel vom Fürsten Liechtenstein die Bewilligung, auf dem Špičák ein Ausflugsrestaurant mit einer grossen Sommerveranda und einem 14 m hohen Aussichtsturm zu bauen, das er am 12. Juli 1898 eröffnete. Die Besucher wurden hierher vor allem durch die schöne Aussicht in die weite Umgegend hinaufgelockt, aber das Restaurant war auch im Winter, als auf den Hängen des Spitzberges die ersten Schiläufer erschienen, geöffnet. Es hielt aber nur bis zum 26. November 1905 aus, als es zusammen mit dem Aussichtsturm vollständig ausbrannte. Franz Kühnel eröffnete gleich im nächsten Frühjahr auf dem Gipfel ein neues Restaurant, zwar ohne Aussichtsturm, das aber trotzdem aus den Fenstern des zweiten Stockes schöne Ausblicke ins Land ermöglichte. Aber auch diesem Bau war das Schicksal nicht gewogen und er brannte in der Nacht vom 4. zum 5. Juli 1915 wieder ab. Der Gipfel des Špičák blieb dann lange Zeit leer.
Erst 1930 wurde auf seinem Gipfel wieder eine kleine Baude mit einem Sommerausschank gebaut, die allmählich vergrössert wurde. Der neue Besitzer Josef Grünwald liess 1933 dazu einen verglasten turmähnlichen Aufbau errichten, der zugleich als Gästeraum und Aussichtsturm diente. Dieses Restaurant auf dem Špičák überdauerte den zweiten Weltkrieg und diente bis zum Anfang der 50. Jahre, als man entlang der Staatsgrenze eine verbotene Grenzzone errichtete. Das Restaurant wurde geschlossen und diente als Unterkunft für die Grenzwache. Einige Jahre später brannte es vollständig aus und als man 1966 die die Grenze sichernden Drähte entfernte, waren von ihm nur noch spärliche Ruinen übriggeblieben.
Aussicht über Varnsdorf zum Jedlová (Tannenberg).
Foto: Jiří Kühn.
Aus Varnsdorf führt ein bequemer Waldweg hier hinauf, der in einer Serpentine um den felsigen Vorgipfel herumführt, von dem man zwischen hochgewachsenen Bäumen eine nur sehr begrenzte Aussicht nach Westen hat. Auf dem Hauptgipfel sieht man die vom Wald überwachsenen Reste des früheren Restaurants, und man kann hier noch die ehemaligen Terassen und eine kurze Allee mit hochgewachsenen Laubbäumen vom umgebenden Wald unterscheiden. Unmittelbar neben den Ruinen erhebt sich über den Wald ein Felsengipfel, der eine schöne Aussicht über Varnsdorf nach Südwesten zum Kamm des Lausitzer Gebirges mit den Dominanten des Luž (Lausche), Pěnkavčí vrch (Finkenkoppe), Jedlová (Tannenberg) und dem weiter entfernten Studenec (Kaltenberg), hinter dem der Růžovský vrch (Rosenberg) hervorragt, bietet. Über dem Nordrand von Varnsdorf sieht man den Hrádek (Burgsberg), hinter dem sich nach Norden hin die mässig gewellte Landschaft des Šluknovsko (Schluckenauer Niederland) ausbreitet, aus der sich der spitzige Kegel des Vlčí hora (Wolfsberg) emporhebt. Die Aussicht nach Nordosten ist durch Wald verdeckt, aber schöne Ausblicke bieten die Wiesen unter dem Waldrande.