Wache unter Lausche

Wache (Stráž, 571 m) ist ein wichtiger Sattel an der Grenze südlich von Waltersdorf, etwa 700 m östlich des Lauschegipfels. Von Norden kommt hier die Strasse aus Waltersdorf, die sich hier gabelt: nach Südwesten steigt am waldbewachsenen Hange der Lausche ein alter Fahrweg nach Myslivny (Jägerdörfel) hinauf, wogegen in südöstlicher Richtung die alte Strasse nach Dolní Světlá (Niederlichtenwalde) hinunterführt. Unweit vom Sattel befindet sich dicht an dieser Strasse die unter Naturschutz stehende vernässte Wiese Brazilka mit einem kurzen Naturlehrpfad. Auch auf der deutschen Seite gabeln sich im Sattel die Kammwege, die nach Westen um die Lausche zum Weberberg und in östlicher Richtung unterhalb des Sonnenberges nach Jonsdorf führen.

Bereits im Mittelalter führte über diesen Sattel eine sogenannte Plunderstrasse, deren Benützung die böhmischen Herrscher den Handelsleuten zu Gunsten der Strasse über Oybin wiederholt verboten hatten. Im September 1600 musste aber sogar Kaiser Matthias II. selbst diesen Weg benützen, um dem von der Pest gefährdeten Zittau auszuweichen.

Später entstanden hier zwei Gaststätten. Auf der böhmischen Seite war das das geräumige Gasthaus "Zur Wache", das auch "Deutsche Wacht" genannt wurde. Ausserdem wurde hier auch noch ein Tabakgeschäft gebaut, dessen Besitzer sich ausser dem legalen Verkauf auch dem Paschen widmete. Auf der sächsischen Seite entstand das monumentale Hotel "Rübezahl". In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen zu den Gaststätten auch noch zwei Zollämter hinzu. Das Gebäude des tschechischen Zollamtes wurde um das Jahr 1925 gegenüber dem Gasthaus Deutsche Wacht gebaut, das deutsche Zollamt entstand erst 1937-1938.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges begann im Mai 1945 im Gebäude des tschechischen Zollamtes wieder die Finanzwache zu amtieren, die anderen Häuser an dieser Seite blieben aber offensichtlich leer. Nach 1947 wurde der Grenzübergang und das Zollamt aufgelöst und in den 50.er Jahren wurde auf der böhmischen Seite der Grenze eine verbotene Grenzzone, in der alle Gebäude abgerissen werden mussten, errichtet. So verschwand nicht nur das Zollamt, sondern auch das Gasthaus Zur Wache. Nach 1966 wurden zwar die Grenzsperren entfernt, aber zur Öffnung des Grenzüberganges konnte es erst nach dem Umschwung bei uns und in Deutschland kommen. Der touristische Grenzübergang wurde erst am 1. März 1996 wieder geöffnet.

Heute sind auf der böhmischen Seite der Grenze nur noch die Grundmauern übriggeblieben und vom verschwundenen Gasthaus erkennt man noch immer den von hochgewachsenen Kastanienbäumen beschatteten ehemaligen Terrassengarten. Die Häuser auf der deutschen Seite bestehen weiter. Es steht hier das in Stand gehaltene Hotel Rübezahlbaude, von dem sich eine schöne Aussicht nach Norden über das Waltersdorfer Tal öffnet, es steht auch das ehemalige deutsche Zollamt, das zu einem Pension umgewandelt wurde.
Neben der Rübezahlbaude steht ein 1,7 m hohes, vom Bildhauer Wolfgang Dünnbier geschaffenes Denkmal aus Sandstein, das an die Verjagung der deutschen Einwohner aus Česká Lípa (Böhmisch Leipa), Jablonné (Deutsch-Gabel), Cvikov (Zwickau) und der kleineren Dörfer der Umgebung im Juni 1945 erinnert. Es wurde vom Heimatbund der Deutschen aus den ehemaligen Bezirken Deutsch-Gabel und Zwickau aufgestellt und seine feierliche Enthüllung fand am 16. September 1995 statt.
Auf der böhmischen Seite der Grenze wurde am 20. September 2003 eine Säule enthüllt, die dem Andenken der Angehörigen der tschechoslowakischen Grenzwache, die 1938 ihre Heimat gegen die Angriffe des sudetendeutsche Freikorps verteidigten, gewidmet ist. Das Denkmal erinnert an den Überfall des hiesigen Zollamtes am 22. September 1938 und wurde vom Tschechoslowakischen Legionärsbund in Mladá Boleslav (Jungbunzlau) mit Unterstützung des militärhistorischen Klubs Bakov nad Jizerou (Backofen) und Česká Lípa (Böhm.-Leipa) errichtet.

Denkmal zur Erinnerung an den Überfall der tschechoslowakischen Grenzwache am 22. September 1938.
Denkmal zur Erinnerung an den Überfall der tschechoslowakischen Grenzwache am 22. September 1938.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn.