Hochwald / Hvozd
Blick von Mařenice auf den Hochwald.
Foto: Jiří Kühn.
Der Hvozd (Hochwald, 750 m) ist einer der bedeutendsten Berge des Lausitzer/Zittauer Gebirges und der zweithöchste Berg des Zittauer Gebirges. Sein auffallender Phonolithkamm mit zwei Gipfeln liegt an der deutsch-böhmischen Grenze etwa 2 km östlich von Krompach (Krombach) und 2,5 km südöstlich von Oybin.
Der südliche (Haupt-) Gipfel (750 m) besteht aus einem auffallenden Felsen, der früher Ilmenstein oder Kreuzstein genannt wurde. Bereits 1786 stand hier ein aus zwei Baumstämmen bestehendes hölzernes Kreuz, das die Stelle bezeichnete, an der die Grenzen der Herrschaften Jablonné (Deutsch-Gabel), Zákupy (Reichstadt) und Zittau zusammentrafen. Heute verläuft hier die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik. Schon 1787 liess ein nicht näher genannter Zittauer Ratsherr auf der sächsischen Seite eine Treppe von 84 Stufen bauen, von der Teil auch heute noch benützt wird. Der Nordgipfel (744 m) liegt auf deutschem Gebiet und wurde im 19. Jahrhundert Glamscher Stein oder Johannisstein genannt.
Im Jahre 1853 eröffnete Johann Gotthelf Marx aus Oybin auf der böhmischen Seite des Südgipfels ein hölzernes Gasthaus, das er in den nachfolgenden Jahren stetig erweiterte. 1858 wollte er bei ihm auch einen Aussichtsturm bauen, wegen ungünstiger Bedingungen bewilligte aber die Stadt Zittau den Bau nicht. Die Gaststätte diente bis zum 1. August 1877, als sie vollständig ausbrannte. Der Besitzer erbaute aber bereits im Sommer des folgenden Jahres an seiner Stelle ein neues Fachwerk-Gasthaus, zu dem man ihm im Laufe von drei Jahren auch den Anbau eine Saales bewilligte. Im Sommer 1879 baute hier der Zittauer naturwissenschaftliche Verein Globus einen 10 m hohen Aussichtsturm. Dieser hölzerne Turm stand unmittelbar auf der damaligen österreichisch-sächsischen Grenze und wurde zu Ehre der Gattin des sächsischen Königs Carola-Turm benannt. An seiner feierlichen Eröffnung am 4. September 1879 beteiligten sich viele Gäste und der Hochwald wurde durch dem Turm noch anziehender. Der Gastwirt baute deswegen auf sächsischem Gebiet unmittelbar neben der böhmischen Baude ein zweites Restaurant, das auch Fremdenzimmer anbot.
Aussichtsrurm mit Baude am Nordgipfel des Berges.
Foto: Jiří Kühn.
Der hölzerne Aussichtsturm wurde aber schnell baufällig und deshalb entschloss sich der Verein, einen neuen, aber steinernen Aussichtsturm zu bauen. Da aber der Südgipfel von den beiden Bauden bereits vollständig bebaut war, wurde für den neuen Turm ein Platz auf dem Nordgipfel gewählt, wo sich damals nur eine Aussichtsterrasse befand. 1891 wurde der baufällige Turm abgerissen und am 17. Mai 1892 wurde der Grundstein des neuen Turmes gelegt. Der Bau schritt sehr schnell voran, sodass schon am 5. September im Restaurant das Festmahl zur Eröffnung stattfand und am 14. September 1892 wurde der 25 m hohe steinerne Turm feierlich eingeweiht. Nicht viel später wurde am Turm ein Häuschen zum Verkauf von Eintrittskarten erbaut, aus dem später ein weiteres Restaurant entstand.
Der Aussichtsturm auf dem Hochwald wurde fast zu einem Zwillingsbruder des Turmes auf dem Jedlová (Tannenberg); beide sind sich ähnlich in Gestalt, Höhe, dem verwendeten Material; sie feiern sogar am selben Tag ihren Geburtstag, der Turm auf dem Hochwald ist aber um ein Jahr jünger.
Da die Besucherzahl auf dem Hochwald am Ende des 19. Jahrhundert stetig wuchs, wurde im Sommer 1893 auf Anregung des Vereins Globus eine kaiserliche Poststation mit Fernsprecher eingerichtet. Als der Gastwirt Marx am 11. Dezember 1895 starb, betrieben seine Erben die Bauden am Südgipfel noch eine gewisse Zeit weiter und verkauften sie nach zwei Jahren der Stadt Zittau. Bereits am 8. April 1898 konnte aber der neue Pächter Julius Schade-Wilhelmi beide Bauden wieder eröffnen. Im böhmischen Restaurant bekam man nur Wein und Kaffee, während es im sächsischen warme Speisen gab und Bier ausgeschenkt wurde. Am Nordosthange des Hochwaldes, am Grenzweg vom Sattel am Kammloch, wurde damals auch eine Quelle mit Trinkwasser, die Johannisquelle genannt wurde, hergerichtet. Heute befindet sich an der Quelle ein kleines hölzernes Kreuz, das an den Tod des Künstlers und Dichters Jiří Kment aus Děčín erinnert.
Die Johannisquelle am Grenzweg am Nordosthang des Hochwald.
Foto: Jiří Kühn.
Blick auf den Aussichtsturm vom Südgipfel.
Foto: Jiří Kühn.
Die Baude auf der sächsischen Seite brannte am 23. April 1937 aus, aber bereits am 14. Juni 1938 wurde eine neue Baude geöffnet, die bis heute hier steht. Das böhmische Restaurant wurde nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr geöffnet, im Januar 1946 entstand in ihr ein kleinerer Brand und um das Jahr 1950 wurde sie abgerissen. Die Bauten auf der sächsischen Seite dienten den Besuchern auch nach dem Krieg, aber die Erhaltungarbeiten des Restaurants wurden stark vernachlässigt, sodass es 1987 schon so verwahrlost war, dass es einzustürzen drohte. Es musste geschlossen werden, und nach einer gründlichen Rekonstruktion dient es seit dem 1. Mai 1991 wieder den Besuchern. Auch der Aussichtsturm auf dem Nordgipfel wurde renoviert. 1970 wurde sein Steinmantel erneuert und in den Jahren 1991-1992 wurden die Fenster, Türen und die Wendeltreppe erneuert.
Auch heute ist der Hochwald ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Der Haupt-Anziehungspunkt ist der Aussichtsturm auf dem Nordgipfel, unter dem sich das Restaurant "Turmbaude" und eine kleine Aussichtsterrasse befindet. Auf dem Südgipfel steht das Restaurant "Hochwaldbaude" und eine Aussichtterrasse, über die die Staatsgrenze verläuft. Von der benachbarten böhmischen Baude stehen nur noch einige Reste der Grundmauern. Im der Mitte der Terrasse wurde am 25. Juni 2000 ein neues hölzernes Kreuz aufgerichtet, das zu Ostern 2001 eingeweiht wurde. Es trägt eine Inschrift in zwei Sprachen, deutsch und tschechisch: "Einer trage des Anderen Last - Jeden druhého břemena neste".
In früheren Jahren wurden auf dem Hochwald als Andenken die sog. "Veilchensteine" - mit Flechten und einer nach Veilchen duftenden Alge bewachsene Phonolithsteine vom Gipfel des Berges - verkauft. In den Jahren der beliebten "Blauen Lotterie" war auf dem Hochwald auch eine Station des optischen (Stangen-)Telegraphen, der die gezogenen Nummern aus Zittau über den Töpfer, Hochwald, den Luž (Lausche), Jezevčí vrch (Limberg) und Bezděz (Bösig) nach Prag übermittelte.
Aussichtsplattform mit Kreuz auf dem Südgipfel der Berges.
Foto: Jiří Kühn.
Das Deutsche Bergrestaurant auf dem Südgipfel des Berges.
Foto: Jiří Kühn.
Der Aussichtsturm bietet eine schöne Rundsicht über die weite Umgebung. Im Norden sind die Zittauer Berge mit dem malerischen Erholungsort Oybin, umgeben von den bewaldeten Gipfeln des Buchbergs, Jonsbergs und Töpfers, hinter denen sich die gewellte Landschaft der Oberlausitz mit Zittau breitet. Im Osten ragen die Berge der Umgebung des Popova skála (Pfaffstein), der lange Ještědský hřbet (Jeschkenkamm) in die Höhe und am Horizont kann man bei günstigem Wetter die Jizerské hory (Isergebirge) und Krkonoše (Riesengebirge) sehen. Der weiten Landschaft um Česká Lípa (Böhmisch-Leipa) im Süden dominiert der Jezevčí vrch (Limberg) mit den auffallenden Bergen Tlustec (Tolzberg) und Ralsko (Roll), während aus dem Hintergrund die Trosky, Bezděz (Bösig), Říp (Georgsberg), Vlhošť (Wilsch) und Ronov (Ronberg) aufsteigen. Im Südwesten breitet sich das České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) mit dem auffallenden Sedlo (Geltschberg), seinem höchsten Punkt Milešovka (Milleschauer, Donnersberg) und dem unauffälligen Buková hora (Zinkenstein) mit seinem Fernsehsender aus, weiter im Westen sieht man dann das Lužické hory (Lausitzer Gebirge) mit den Dominanten Klíč (Kleis), Studenec (Kaltenberg), Pěnkavčí vrch (Finkenkoppe) und Luž (Lausche). In der entfernteren Böhmisch-sächsischen Schweiz ragen besonders der Růžovský vrch (Rosenberg), der Grosse Winterberg und der Děčínský Sněžník (Grosser Schneeberg) zum Himmel, am Horizont kann man auch den Kamm der Krušné hory (Erzgebirges) erkennen.
Die Terrasse neben dem Aussichtspunkt ermöglicht nur eine beschränkte Aussicht nach Nordwesten auf den Luž (Lausche), den Buchberg und Jonsberg, während man von Südgipfel des Hvozd (Hochwald) hauptsächlich die böhmische Seite des Lužické hory (Lausitzer Gebirge), das České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge), die Jizerské hory (Isergebirge) und die Krkonoše (Riesengebirge) überseen kann.
Blick von Janské kameny (Johannissteine) über die Siedlung Hain.
Foto: Jiří Kühn.
Auf dem Südwesthang des Berges befindet sich ein grosser Sandsteinbruch, der aber schon vor langer Zeit verlassen wurde und vom Wald in Besitz genommen wurde. Vom Babiččin odpočinek (Krieche, Grossmutterruh) führt in den Bruch ein markierter Weg, der weiter auf den Gipfel des Hvozd (Hochwald) hinaufführt. Um seinen oberen Teil haben sich einige steinerne Grenzsteine aus dem 18. Jahrhundert erhalten, die die alten Grenzen der Herrschaften Jablonné (Deutsch-Gabel) und Zákupy (Reichstadt) bezeichneten. An der Südseite des Berges führt vom Babiččin odpočinek ein bequemer Schichtlinienweg durch den Wald zur Einschicht Na Šestce im breiten Sattel zwischen dem Hochwald und dem Sokol (Falkenberg). Dieser Weg wird heute im Volksmund als Korzovka (Korsoweg) bezeichnet, an einem der Sandsteinblöcke am Wegesrand sieht man heute jedoch noch den eingemeißelten alten Namen "Korselt-Weg", der an den Zittauer Forstmeister Ernst Gustav Korselt erinnert (+1921). Am Fuße des Nordosthanges des Hochwald in Richtung Brandhöhe befindet sich der Sattel Kammloch, über den die Straße von Oybin nach Lückendorf führt.
Der alte Name Korseltweg, eingemeißelt in den Felsen oberhalb der Straße.
Foto: Jiří Kühn.
Nachdem der Wald gerodet wurde, bietet der Korseltweg schöne Aussichten auf Sokol (Falkenberg) und weiter südlich.
Foto: Jiří Kühn.