Nový Oldřichov
(Neu Ullrichstal)
Nový Oldřichov (Neu Ullrichstal) liegt in einem hoch gelegenen Tal am Oberlauf des Flusses Bystrá (Absbach) an der Straße von Kamenický Šenov (Steinschönau) nach Kerhartice (Gersdorf), etwa 4 km südlich von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz). Im Westen grenzt es an die ältere Siedlung Mistrovice (Meistersdorf), die heute zu ihm gehört. Im Jahr 2018 hatte die gesamte Gemeinde 775 Einwohner.
Geschichte

Das Gebäude der Gemeindeverwaltung.
Foto: Jiří Kühn.
Oldřichov entstand kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts auf Grundstücken, die ursprünglich zu Mistrovice gehörten. Diese Gemeinde wurde im 14. Jahrhundert gegründet und gehörte 1543 zum Niederhof in Markvartice (Markwartitz), das mehrere Besitzer hatte. Um das Jahr 1583 taucht in Mistrovice Zikmund von Weissbach als Pächter oder Lehnsmann der Salhausens aus Benešov (Bensen) auf, der hier einen Herrensitz errichtete und 1585 einen Gutshof gründete.
Mitte des 18. Jahrhunderts war Petr Kryštof von Wallbrunn Besitzer des Hofes in Mistrovice, dessen Sohn Oldřich 1751 geboren wurde und zu Ehren seines Paten und Besitzers des Anwesens in Kamenice, Fürst František Oldřich Kinský, diesen Namen erhielt. Irgendwann vor 1758 teilte Petr Kryštof einen Teil der Grundstücke seines Hofes in Parzellen auf, die er neuen Siedlern überließ. So gründete er ein neues Dorf, das im lokalen Dialekt zunächst „Brache” (= Brachland) genannt wurde und später den Namen Oldřichov erhielt. Im Jahr 1762 verkauften die Wallbrunns den Hof in Mistrovice an die Kinský, die ihn bald darauf auflösten, die Gebäude einschließlich des Schlosses verkauften und die parzellierten Grundstücke an weitere Siedler verpachteten.

Das Gebäude der ehemaligen Glashütte Clemens Rasch.
Foto: Jiří Kühn.
Oldřichov wurde eine eigenständige Gemeinde mit eigener Gerichtsbarkeit, und bald wurde dort auch eine Schule eröffnet. Im Jahr 1787 gab es dort bereits 75 Häuser, deren Bewohner hauptsächlich vom Glasveredeln lebten. Vor allem im 19. Jahrhundert waren hier zahlreiche talentierte Glasschleifer und -Graveure tätig. Im Jahr 1830 bauten die Brüder Görner hier eine Glasraffinerie, deren Eigentümer später Franz Pelikan wurde. Im Jahr 1855 übernahm und erweiterte sie die Firma Clemens Rasch und Sohn, die hier 30 Jahre später auch eine eigene Glashütte errichtete, die 1910 um einen zweiten Ofen erweitert wurde. Im Jahr 1881 gab es in Mistrovice und Oldřichov bereits 32 Glasmalereiwerkstätten, 31 Glasgravurwerkstätten und 6 Passierwerkstätten. Ein Teil der hiesigen Glaser arbeitete auch für die Kronleuchterfirma von Elias Palme in Kamenický Šenov.
Im Jahr 1833 hatte Oldřichov 89 Häuser, in denen 613 Einwohner lebten. Bei der Verwaltungsreform im Jahr 1850 wurde es an Mistrovice angegliedert, aber bereits 1878 wieder unabhängig. Die Gemeinde wurde zusammen mit Mistrovice der Pfarrei Volfartice (Wolfersdorf) angegliedert. In den Jahren 1843-1844 wurde in Mistrovice die katholische Kirche zur Kreuzerhöhung erbaut. Nach 1872 entstand hier auch eine bedeutende altkatholische Gemeinde, die in den Jahren 1896–1897 im oberen Teil von Mistrovice eine eigene Kirche errichtete, die der Pfarrei in Arnultovice (Arnsdorf) bei Nový Bor (Haida) unterstand.
Dank ihrer Lage in den Bergen zwischen Wäldern wurden beide Gemeinden um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu einem beliebten Ausflugsziel, und 1903 wurde auf der nahe gelegenen Anhöhe Scheibe der hölzerne Aussichtsturm Scheibenwarte errichtet. Zur Entwicklung der Gemeinde trug auch der Bau einer Privatbahn von Kamenický Šenov nach Česká Lípa (Böhmisch Leipa) bei, deren Hauptkonzessionär der Oldřichover Fabrikant Clemens Rasch war. Die Prager Firma Ing. Chierci und Pícha begann am 2. Mai 1902 mit dem Bau. Die gesamte Strecke wurde am 25. August 1903 feierlich eröffnet. Der reguläre Betrieb wurde vier Tage später aufgenommen. Die Strecke war bis zum 29. September 1979 in Betrieb, als sie stillgelegt wurde.

Die Schule, erbaut in den Jahren 1931–1932.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahr 1910 erreichte Oldřichov mit 898 Einwohnern seinen höchsten Stand und wuchs danach nicht weiter. Noch vor dem Ersten Weltkrieg bauten Mistrovice und Oldřichov eine Wasserleitung und wurden an das städtische Elektrizitätswerk in Kamenický Šenov angeschlossen. Der Strom versorgte die öffentliche Beleuchtung und einige Unternehmen, aber die Gesamtleistung war gering. Nach dem Krieg wurden beide Gemeinden an das Verteilungsnetz der Nordböhmische Energiewerke in Podmokly (Bodenbach) angeschlossen. Die Glasproduktion begann wieder langsam zu wachsen. Aufgrund des Arbeitskräftemangels zogen viele tschechische Arbeiter aus der Region Vysočina (Region Hochland) oder Poděbrady (Podiebrad) in die Gemeinde. Im September 1919 wurde in der Schule in Oldřichov der tschechische Unterricht für Kinder aufgenommen. Ab Februar 1922 gab es auch in der Schule in Mistrovice eine tschechische Klasse. Im Jahr 1931 wurde in Oldřichov eine neue tschechische Schule mit der Hausnummer 86 gebaut, die am 5. Juni 1932 feierlich eröffnet wurde. Die Glasindustrie wurde von der Wirtschaftskrise schwer getroffen, wodurch die meisten Betriebe ihre Produktion einstellen mussten und einige sogar ganz verschwanden. Ende der 1930er Jahre war das bedeutendste Unternehmen in Oldřichov die Glashütte und Raffinerie Clemens Rasch, die hauptsächlich Rohstoffe für lokale Veredler herstellte und als eine der ersten in der Region mit Generatorgas beheizt wurde. Darüber hinaus gab es hier noch vier größere und mehrere kleinere Raffinerien. Etwa 40 Familien widmeten sich in heimischen Werkstätten der Veredelung von Glas durch Schleifen oder Bemalen. Außerdem gab es hier Passierwerkstätten, eine Gravurwerkstatt und eine Korbflechterei.

Die ehemalige Post im Zentrum des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Im Jahr 1943 wurden Oldřichov und Mistrovice zu einer Gemeinde namens Nový Oldřichov zusammengeschlossen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Großteil der ursprünglichen deutschen Bevölkerung zwangsweise umgesiedelt. Die Tschechen, die vor dem Krieg aus der Gemeinde fliehen mussten, kehrten zurück. Gleichzeitig kamen neue Siedler aus verschiedenen Teilen Böhmens hierher, aber nur ein Teil von ihnen ließ sich dauerhaft hier nieder. Während 1945 noch 2076 Einwohner in der gesamten Gemeinde lebten, sank ihre Zahl bis 1947 auf 914. Nach dem kommunistischen Umsturz im Februar 1948 verschwanden zudem alle Handwerksbetriebe und kleinen Schleifereien. Die meisten Einwohner mussten zur Arbeit nach Kamenický Šenov, Nový Bor oder Česká Lípa pendeln. Im September 1949 wurde hier eine landwirtschaftliche Genossenschaft gegründet, deren wirtschaftliche Ergebnisse jedoch nicht gut waren, weshalb sie am 1. Januar 1966 vom Staatsgut Nový Bor übernommen wurde. Die Glashütte Clemens Rasch wurde Teil der Jablonecer (Gablonz) Glaswerke und war bis 1966 in Betrieb, als sie geschlossen wurde. Ihre Gebäude dienten dann noch einige Zeit als Lagerhäuser und wurden Ende der 80er Jahre größtenteils abgerissen. In den Jahren 1957–1962 wurde das ehemalige Gasthaus Nr. 91 in Mistrovice zum Kulturhaus umgebaut und die alte Schule Nr. 177 zur Feuerwache.
Im Jahr 1970 gab es in der Gemeinde 268 Häuser und 926 Einwohner. Sechs Jahre später wurde die ungenutzte altkatholische Kirche abgerissen. Ende September 1979 wurde die Eisenbahnstrecke von Kamenický Šenov nach Česká Lípa stillgelegt. Im Juni desselben Jahres richteten die Feuerwehrleute in dem umgebauten Gebäude Nr. 105 in Mistrovice eine „Traditionshalle” ein, in der nach und nach eine umfangreiche Sammlung verschiedener Feuerwehrtechnik, Ausrüstung und zeitgenössischer Fotografien entstand. Nach Fertigstellung des zweiten Gebäudes im November 1989 wurde hier ein Feuerwehrmuseum eröffnet. Seit 1991 finden hier jährlich Feuerwehrfeste statt, deren Höhepunkt eine Fontäne aus Feuerwehrspritzen ist.
Im Jahr 1989 hatte die Gemeinde nur noch 634 Einwohner, doch nach der politischen Wende begann die Einwohnerzahl langsam wieder zu steigen. Auf der alten Eisenbahnstrecke wurde in den Jahren 2008-2013 der Radweg Varhany (=Orgel) angelegt und das ehemalige Kulturhaus in Mistrovice wurde zu einem Zentrum für Bildung und Kultur umgebaut, das für die Organisation verschiedener kultureller und gesellschaftlicher Veranstaltungen genutzt wird. Das Gebäude mit Restaurant und Unterkunft wurde im Juni 2015 feierlich eröffnet.

Das Feuerwehrmuseum.
Foto: Jiří Kühn.

Das Zentrum für Bildung und Kultur.
Foto: Jiří Kühn.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten

Kirche zur Kreuzerhöhung in Mistrovice.
Foto: Jiří Kühn.
Auf einer Anhöhe im unteren Teil des Dorfes steht die schlichte Barockkirche zur Kreuzerhöhung, deren Grundstein am 7. Juni 1843 gelegt wurde. Im folgenden Jahr wurde sie fertiggestellt und am 24. November 1845 geweiht. Der rechteckige einschiffige Bau mit halbrundem Presbyterium hat auf der Westseite eine Giebelfassade mit Eingangsportal und großem halbrunden Fenster, über dem sich ein prismatischer Turm mit einem Glockenstuhl und einem achteckigen Pyramidendach erhebt. Im Turm befindet sich eine Glocke aus dem Jahr 1716 von Johann Balthasar Crommel aus Ústí nad Labem (Aussig), die offenbar nach dem Zweiten Weltkrieg hierher gelangte. Auf dem Dachfirst über dem Presbyterium befindet sich ein Sanctusglöckchen-Türmchen, und an die Nordwand ist eine quadratische Sakristei angebaut. Das Innere der Kirche wird durch große rechteckige Fenster beleuchtet. Auf der Westseite befindet sich eine eingebaute gewellte Empore, die von zwei Säulen getragen wird. Darauf steht die Orgel, die in den Jahren 1874-1875 von Anton Feller aus Libouchec (Königswald) gebaut wurde.
Die Ausstattung der Kirche stammt überwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Der niedrige Hauptaltar in Form eines antiken Säulentempels trägt ein großes Kreuz mit Christus, flankiert von zwei Engeln und einem kleinen Jesuskind, das ein Kreuz mit einer Dornenkrone trägt. Der Seitenaltar der Heiligen Anna stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, gegenüber befindet sich eine spätbarocke Holzkanzel und ein steinernes Taufbecken. An den Wänden hängen Bilder des Kreuzwegs.

Statue des Heiligen Johannes Nepomuk beim Friedhof in Oldřichov.
Foto: Jiří Kühn.
Der Friedhof bei der Kirche diente den Einwohnern von Mistrovice bis zum 16. Oktober 1892, als er durch einen neuen Friedhof ersetzt wurde, der etwa 200 m südlich an der Straße nach Volfartice angelegt wurde. Der Friedhof von Oldřichov an der Straße nach Kamenický Šenov ist mindestens seit 1883 belegt. In seiner Nachbarschaft steht die denkmalgeschützte Barockstatue des Heiligen Johannes Nepomuk, die zwischen 1710 und 1764 geschaffen wurde und zusammen mit der Statue Ecce homo auf dem Gelände des Schlosses Mistrovice stand. Seit dessen Verschwinden stand sie bis zum Ersten Weltkrieg an der Grenze zwischen Oldřichov und Mistrovice, von wo sie 1916 auf den Friedhof gebracht wurde. Die Ecce-homo-Statue aus der Zeit um 1780 stand an der Straße zur Kirche, ging jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg verloren.
Auf dem Friedhof befindet sich auch ein Granitdenkmal für 39 Opfer aus Oldřichov aus dem Ersten Weltkrieg, das von Franz Mai aus Litvínov (Ober Leutensdorf) geschaffen wurde. In der Nähe der Abzweigung zur Kirche steht ein weiteres Denkmal von W. Hanel, das den Gefallenen aus Mistrovice gewidmet ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der vierseitige Granitsäule beschädigt und bei einer späteren Renovierung mit einer Frontplatte mit einer Widmung an die Opfer beider Weltkriege versehen. An den Seitenwänden befinden sich Tafeln mit 36 Namen von Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg.

Denkmal für die Gefallenen beim Friedhof in Oldřichov.
Foto: Jiří Kühn.

Denkmal für die Gefallenen in Mistrovice.
Foto: Jiří Kühn.
Im November 1989 wurde im nordwestlichen Teil der Gemeinde ein Feuerwehrmuseum eröffnet, dessen Grundlage die am 9. Juni 1979 eingerichtete „Traditionshalle“ in dem renovierten Gebäude Nr. 105 bildete, das nach 1926 an der Stelle der abgebrannten Glasschleiferei Brandtner errichtet worden war. Die örtliche Feuerwehr hat darin nach und nach eine umfangreiche Sammlung mit mehr als 400 Exponaten von Feuerwehrfahrzeugen und -spritzen, Ausrüstung und historischen Fotografien zusammengestellt. In den Jahren 1987-1989 wurde ein zweites Gebäude errichtet, das am 4. November 1989 feierlich eröffnet wurde. Neben dem Museum befindet sich ein symbolischer Park mit einem Gedenkstein für Jan Masaryk.

Denkmalgeschütztes zweistöckiges Fachwerkhaus Nr. 14 mit verziertem Umgebinde.
Foto: Jiří Kühn.
In der Gemeinde sind bis heute mehrere interessante Häuser erhalten geblieben. Das wohl älteste davon ist ein zweistöckiges Fachwerkhaus mit Umgebinde im westlichen Teil des Dorfes, Hausnummer 64, dessen Fachwerk mit Fischgrätenverbindungen auf einen Ursprung möglicherweise schon zu Beginn der Errichtung von Oldřichov um 1750 hindeutet. Hinter dem Feuerwehrmuseum ist das einstöckige Fachwerkhaus mit der Hausnummer 119 mit verziertem Umgebinde und Holzverkleidung an den Wänden fast unverändert erhalten geblieben. Im oberen Teil von Oldřichov an der Straße nach Kamenický Šenov steht ein schönes zweistöckiges Fachwerkhaus mit der Hausnummer 14 mit reich verziertem Umgebinde und Holzverkleidung an den Wänden, gemauertem Stall und steinernem Eingangsportal, das wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt.

Fachwerkhaus Nr. 119.
Foto: Jiří Kühn.

Prächtiges Faktorhaus Nr. 77.
Foto: Jiří Kühn.
Von den gemauerten Häusern ist das zweistöckige Gebäude der Gemeindeverwaltung mit einem mittleren Risalit aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert interessant, ebenso wie das daneben stehende Häuschen Nr. 54 mit Blindarkaden und einem Steinportal aus dem Jahr 1836. Aus jüngerer Zeit stammt das einstöckige Gebäude der ehemaligen Post Nr. 158, das 400 m weiter oben an der Abzweigung zum Feuerwehrmuseum steht. Etwa in der Mitte zwischen diesem und dem Gemeindeamt befindet sich das prächtige Faktorenhaus Nr. 77 mit gemauertem Erdgeschoss, einem Fachwerkgeschoss und einem Mansarddach, das wahrscheinlich aus dem 18. oder 19. Jahrhundert stammt. Eine Steintreppe führt zum Haus. Das verzierte Eingangsportal trägt das Symbol eines Ankers, das auf die Übersee-Handelsaktivitäten der ehemaligen Firma Knötsch & Kittel verweist. Im Inneren des Hauses sind die Balkendecken und die alten Malereien an den Fachwerkwänden im Obergeschoss erhalten geblieben.

Holzkreuz an der Straße nach Kamenický Šenov.
Foto: Jiří Kühn.
In der Gemeinde gibt es auch mehrere Kreuze, von denen jedoch die meisten nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört wurden und erst nach dem Jahr 2000 nach und nach renoviert wurden. Das Kreuz vor dem Gemeindeamt wurde 2008 aus dem beschädigten Sockel der verlorenen Statue Ecce homo neu aufgebaut und mit einem neuen Kopf ergänzt, in den ein von lokalen Schmieden gefertigtes Metallkreuz mit dem Korpus Christi eingesetzt wurde. An der Kreuzung der Straße nach Šenov mit dem Radweg steht ein großes Holzkreuz mit einem bemalten Christus-Korpus, das bereits um 1700 aufgestellt und später bis heute renoviert wurde.
Bedeutende Landsleute und Persönlichkeiten
In der Gemeinde waren früher zahlreiche bedeutende Glasgraveure tätig. Aus Oldřichov stammten der Glasmacher und Stammvater der berühmten Glasgraveurfamilie aus Kamenický Šenov, Ignaz Pietsch (1790–1842), der Glasgraveur Ludwig Bienert (1820–1896) und Franz Krause (1872–1959), der sich auf gravierte Jagdszenen spezialisiert hatte. In Mistrovice waren die bekanntesten Kunstgraveure August Böhm (1812–1890), Franz Anton Pelikan (1786–1858) und seine Söhne Josef (1828–1920) und Eduard (1822–1919). Bedeutende Graveure waren auch die Söhne von Ignaz Fritsche (1823–1909) Josef (1856–1909) und Wilhelm (1854–1924), August Helzel (1851–1908), sein gleichnamiger Sohn (*1877) und sein Enkel Ernst (1908–1969) sowie Emil Helzel (1886–1922), der auch Glasmaler war. Josef May, Wilhelm Kittel und Hermann Storch spezialisierten sich um 1900 ebenfalls auf die Gravur von Jagdszenen. Hundert Jahre zuvor war hier der Wappenmaler Josef Löhnert tätig.
Zu den bedeutenden Glasmeistern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten Florian August Gürtler (*1793) und August Hegenbarth, dessen Glasbild „Die Landung Kolumbus'“, das nach einer Vorlage des Prager Malers Christian Ruben entstand, auf der Weltausstellung in Paris 1855 eine hohe Auszeichnung erhielt.
Aus Oldřichov stammten auch der Bildhauer Ernst Hegenbarth (1867–1944), der Präsident der Wiener Künstlervereinigung war, und der Tuberkulose-Spezialist Wilhelm Neumann (1877–1919), der als Professor an der Universität Wien tätig war.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Nový Oldřichov liegt unterhalb der bewaldeten Hänge des Chrastná (Grassenberg) zwischen zwei langgestreckten Bergkämmen. Im Osten befindet sich ein bewaldeter Kamm mit dem höchsten Gipfel Obervald (Wolfsberg) und einem Aussichtspunkt auf den Češka, an dessen abgewandtem Hang die Sommerfrische Slunečná liegt. Im Nordwesten erhebt sich der Bergrücken Smrčník (Forstberg) und Bažantnice (Fasanengarten), auf dem einst der Aussichtsturm Scheibenwarte mit einem Ausflugslokal stand. Ein weiteres Lokal mit Aussicht befand sich auf dem felsigen Felsvorsprung Rozsocha (Sustrich), der aus dem flachen Sattel zwischen Smrčník und Obervald herausragt. Im Tal nordöstlich von Oldřichov liegt die Glasmacherstadt Kamenický Šenov, an deren Rand bei Prácheň (Parchen) der berühmte Felsen Panská skála (Herrenhausfelsen) emporragt, der an eine Steinorgel erinnert.
Im Tal der Bystrá (Absbach) westlich des Dorfes liegt die Siedlung Kerhartice (Gersdorf), die zur nahe gelegenen Stadt Česká Kamenice gehört. Dieses malerische Städtchen mit seinem erhaltenen historischen Kern wird von zwei interessanten Kirchen geschmückt, und seine Umgebung wird vom Zámecký vrch (Schlossberg) mit der Ruine der Burg Kamenice (Kempnitz) dominiert. Südöstlich der Gemeinde liegen im Tal von Libchava in Richtung Česká Lípa (Böhmisch Leipa) Volfartice (Wolfersdorf) mit Nová Ves (Neudorfel) und Horní Libchava (Oberliebich).
