Dolní Podluží
(Niedergrund)
Dolní Podluží (Niedergrund) ist ein langgestrecktes Dorf im Tale des Baches Lužnička (Lausur) am nördlichen Fusse des Lausitzer Gebirges, etwa 1-4 km südlich und südwestlich von Varnsdorf. Im Westen hängt es mit Horní Podluží (Obergrund) zusammen, mit dem es eine etwa 6 km lange zusammenhängende Talsiedlung bildet. Zu Dolní Podluží gehören auch Kateřina (Katharinental) und Světliny (Lichtenhain).
Geschichte

Blick auf den westlichen Teil der Gemeinde mit der Kirche der hl. Katharina.
Foto: Jiří Kühn.
Dolní Podluží war früher ein wichtiges Zentrum der Herrschaft Tollenstein. Über
seine Gründung ist nichts näheres bekannt, aber seine Enstehung könnte mit der
Tätigkeit der alten Glashütten, die in den umgebenden Wäldern bereits im 13.
und 14. Jahrhundert arbeiteten, oder mit dem Schürfen und Bergbau auf Edelmetalle,
dessen Spuren sich z. B. im nahen Tale Milířka
(Kohlhau) befinden, zusammenhängen. Über den hiesigen Bergbau haben sich leider
keine Nachrichten erhalten, man weiss nur, dass vor 1566 in Dolní Podluží eine
Schmelzhütte stand, in der man aus den abgebauten Erzen Metall gewann.
Zum ersten Male wird die Gemeinde im Jahre 1363 als Voigtsdorf erwähnt, aber
bereits 1471 wird sie unter dem Namen Grund, der seine Lage im Tale bezeichnet,
genannt. Ausser Grund bestand damals noch das Dorf Schneckendorf, das im westlichen
Teile der heutigen Gemeinde lag und unter Georg Schleinitz im 16. Jahrhundert
mit Dolní Podluží, mit dem es später vollkommen verschmolz, vereint wurde.
Mit dem allmählichen Anwachsen der Einwohnerzahl wuchs die Gemeinde in westlicher
Richtung gegen den Lauf der Lužnička weiter, so dass man bereits 1566 Unter-
und Obergrund (das heutige Dolní Podluží und Horní Podluží)
unterschied. Ungefähr um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts entstanden in
der Umgebung die neuen Ansiedlungen Kateřina und Světliny,
und noch später kam es mit dem Aufschwung der häuslichen Textil- und Leinenindustrie
im 18. und 19. Jahrhunderts zu einer weiteren Verdichtung der Besiedlung.

Die Schulen im Ortszentrum.
Foto: Jiří Kühn.
Um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts verbreitete sich im Orte die Herstellung
von Sammt- und Manchesterwaren, die hier im Jahre 1792 Josef Fröhlich aus Varnsdorf
einführte; im Jahre 1816 gründete Ignaz Richter eine zweite Firma. Mit dem Aufschwung
der Textilindustrie entstanden in der Umgebung auch Rasenbleichen, von denen
allein in Dolní Podluží im Jahre 1825 vier im Betriebe standen.
In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts war ausser den erwähnten Samt- und Manchester-Manufakturen
auch eine Türkischrot-Garnspinnerei des Wilhelm Brasse, eine Baumwollenwarenfabrik,
eine Papiermühle, die Stärkefabrik des Josef Worm und die Kartonfabrik Stolle
und Wehnert im Betriebe. Ausserdem gab es hier zwei Mahlmühlen und eine Brettsäge.
Im Jahr 1905 wurde Dolní Podluží an das Stromnetz angeschlossen, das vom Kraftwerk
in Varnsdorf gespeist wurde.
Im Jahre 1930 hatte die Gemeinde 3504 Einwohner, aber nach der Aussiedlung der
deutschen Einwohner in den Jahren 1945-46 fiel die Einwohnerzahl erheblich.
Noch nach dem zweiten Weltkriege hatte die Gemeinde den aus dem Deutschen entlehnten
Namen Dolní Grunt, der erst 1947 durch den Namen Dolní Podluží ersetzt wurde.
Später wurde sie noch mit Horní Podluží vereint,
aber seit 1990 sind die beiden Gemeinden wieder selbständig. Heute leben in
Dolní Podluží über 1100 Einwohner.
Denkmäler und Merkwürdigkeiten

Kirche der hl. Katharina.
Foto: Jiří Kühn.
Auf einem freien Platz im Westteil der Gemeinde steht die Kirche der hl.
Katharina, die 1547 an Stelle eines älteren hölzernen Kirchleins aus dem
Jahre 1411 erbaut worden ist. In den Jahren 1721 bis 1734 wurde sie barock umgebaut,
der Turm wurde aber erst 1752 fertiggestellt. Am 17. Juli 1783 wurde sie durch
Blitzschlag stark beschädigt. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie durch den neugotischen
Umbau um 1800. Bei einer weiteren Renovierung im Jahr 1867 brannte der Turm ab.
In den Jahren 1882-1883 wurde ein neuer Turm gebaut. Die Kirche ist einschiffig mit einem
halbkreisförmigen Abschluss und einem prismatischen Turm über der Westfront,
an den Seiten mit zwei quadratischen Sakristeien. In einer von ihnen hat sich
eine Kreuzwölbung aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Auf dem Eingangsportal befindet
sich die Jahreszahl 1801, in das Kirchenschiff ist eine dreiarmige zweistöckige
hölzerne Empore mit Statuen aus dem 19. Jahrhundert hineingebaut. Die spätbarocke
Ausstattung der Kirche stammt aus der Zeit um 1800. Nach 1990 wurde die Kirche mehrmals
ausgeraubt. Sie wurde 1998 wegen des baufälligen Daches geschlossen und wird seit 2010
schrittweise wieder instand gesetzt.
Der von einer Mauer umgebene Kirchhof wurde bis 1855 von Dolní und Horní
Podluží gemeinsam verwendet; seit diesem Jahre haben beide Gemeinden ihren
eigenen Friedhof. An der Kirche stand früher die zur Hälfte gemauerte Pfarre
aus dem Jahre 1788, mit Umgebinde und einem Mansardendach; nach dem Zweiten
Weltkriege wurde sie abgerissen.

Haus No. 184 mit einem Mansardendach.
Foto: Jiří Kühn.
Bis auf den heutigen Tag haben sich im Dorfe einige Häuser
des Lausitzer Typs aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten. Westlich der Kirche
steht das zur Hälfte steinerne einstöckige Haus No. 184 vom Jahre 1817 mit einem
Mansardendach und einem steinernen Portal. Bemerkenswert ist auch der hölzerne
Glockenturm mit Spitzdach im östlichen Teil des Dorfes, der 2016 rekonstruiert wurde.
Am 26. September 2015 wurde an der Fassade des Feuerwehrhauses in der Ortsmitte
eine Statue des Heiligen Florian von Aleš Liška eingeweiht.
Etwa in der Ortsmitte steht an der Strasse eine Statue des hl. Johann von Nepomuk
und an der Hauptstrasse nach Studánka (Schönborn) ein eisernes Kreuz des
hl. Adalbert, das am 4. September 1997 nach der Renovierung neu eingeweiht wurde.
Unweit der Bahnüberführung an der Strasse nach Varnsdorf steht das Denkmal
der Finanzwache-Angehörigen Jan Teichmann und Václav Kozel, die am 22. September
1938 bei einem Überfall der Henleingarden erschossen worden sind. Die schlanke
Säule mit dem Löwenwappen und einer Plakette wurde im September 1945 enthüllt.

Denkmal der Angehörigen der Finanzwach.
Foto: Jiří Kühn.

Der hölzerne Glockenturm im Ostteil der Gemeinde.
Foto: Petr Kühn jun.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Dolní Podluží liegt im Tale des Lužnička-Baches (Lausur) am Nordfusse des Lausitzer Gebirges. Nördlich des Ortes liegt die Stadt Varnsdorf (Warnsdorf), an seiner Südseite erhebt sich der steile bewaldete Hang des Rohál (Hörnel) mit dem Grenzgipfel des Weberberges. Hinter ihnen erstreckt sich das tiefeingeschnittene Tal des Milířka-Baches (Kohlhau) mit vielen, durch einen Bergbau-Lehrpfad zugänglich gemachten Überresten eines ehemaligen Bergbaues. Der obere Teil des Tales endet am Sattel unter dem Ptačinec (Vogelherd), von dem der Grenzkamm weiter nach Osten zum höchsten Punkte des Lausitzer Gebirges, dem Luž (Lausche) führt. Südlich des Ptačinec erhebt sich der Pěnkavčí vrch (Finkenkoppe), aus dem in westlicher Richtung die Čertova pláň (Teufelsplan) mit dem Kozí hřbet (Ziegenrücken) vorspringt. Im Lužnička-Tale westlich der Gemeinde Dolní Podluží liegt Horní Podluží (Obergrund) und am Abhange über ihm das frühere Bergstädtchen Jiřetín (Skt. Georgental) mit dem Wallfahrtsort auf dem Křížová hora (Kreuzberg). Oberhalb von Jiřetín erhebt sich die Felsklippe mit der Ruine der Burg Tolštejn (Tollenstein) und der die ganze Umgebung beherrschende Gipfel des Jedlová-Berges (Tannenberg) mit seinem Aussichtsturm und einem Schisportareal an seinen Abhängen. Von Dolní Podluží nach Osten führt ein Grenzpfad nach dem deutschen Waltersdorf.
