Waltersdorf
Waltersdorf ist ein malerischer Ort, der sich auf einer Länge von ca. 3,5 km entlang eines Baches am Nordhang der Lausche erstreckt. Heute hat es etwa 1700 Einwohner.
Das Dorf wurde im Jahre 1367 an der alten Handelsstraße von Böhmen in die Lausitz gegründet und nach seinem Lokator Walter benannt. Ab 1419 war es der Stadt Zittau unterstellt. Das Zentrum des Dorfes befand sich bereits an der Stelle der heutigen Kirche und des Gasthauses, aber der obere Teil des Dorfes, der sich hinauf zum Sattel unterhalb der Lausche steil hinzieht, wurde erst 1665 gegründet. Ursprünglich war es ein eigenständiges Dorf, hieß Oberwaltersdorf, Neuwaltersdorf oder Neudörfel und hatte ab 1667 mit dem „Oberen Kretscham „eine eigene Gerichtsbarkeit - die heutige "Sonnebergbaude". Die beiden Dörfer wurden im Jahr 1843 zusammengelegt.
Die Haupterwerbsquelle der Bewohner war die Arbeit im Wald, das Herstellen von Holzkohle und später vor allem die Heimweberei. In den Jahren 1538-1600 und 1663-1668 wurden versuchsweise silberhaltige Blei- und Zinkerzgänge, die mit der Lausitzer Verwerfung in Verbindung stehen, in Stollen an den Hängen des Butterbergs abgebaut. Ab dem 16. Jahrhundert gewannen mehrere große Steinbrüche an den Hängen der Lausche und des nahen Sonnenbergs sehr hochwertigen und massiven Sandstein ab, der zu Mühl- oder Schleifsteinen verarbeitet, aber auch ausgiebig für Grabsteine, Skulpturen und vor allem Tür- und Fenstersäulen verwendet wurde. Reich verzierte steinerne Eingangsportale schmücken heute die meisten Häuser des Ortes, aber die berühmteste Skulptur aus heimischem Sandstein ist die Grabkapelle der Familie Kanitz-Kyaw auf dem Friedhof in Hainewalde. Die hiesigen Kreidesandsteine wurden von dem bedeutenden Geologen und Paläontologen Hermann Andert aus Ebersbach eingehend untersucht, der u.a. 2 neue Arten ausgestorbener Ammoniten von hier beschrieb.
Typische Oberlausitzer Fachwerkhaüser.
Foto: Jiří Kühn.
Das Dorf zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Anzahl von gut erhaltenen volkstümlichen Umgebindehäusern aus, die für die Oberlausitz charakteristisch sind. Das Fachwerkerdgeschoss des Hauses wird außen von einem Sturz aus vertikalen Säulen umschlossen, die oben durch horizontale Balken und Bretter verbunden sind und Bögen um die Fenster des Wohnbereichs des Hauses bilden, das sogenannte Umgebinde. Das Geschoss ist meist in Fachwerk ausgeführt und das Dach ist durch eine Reihe von Gauben gekennzeichnet. Über 230 dieser Häuser sind als Denkmal der Volksarchitektur geschützt und die schönsten von ihnen sind durch einen lokalen Naturpfad verbunden.
Bereits im 14. Jahrhundert gab es in Waltersdorf eine Holzkirche, die 1533 durch einen größeren Steinbau mit einem massiven Turm ersetzt wurde. Die Kirche wurde mehrmals repariert und vergrößert, wobei die größten Veränderungen zwischen 1648 und 1657 stattfanden. Eine weitere Erweiterung erfolgte 1713 und der Umbau wurde erst 1729 abgeschlossen. Im Inneren der Kirche befinden sich bemerkenswerte Gemälde an der Empore und eine interessante Orgel mit einem hervorragenden Prospekt, die 1766 das letzte Werk des Zittauer Organisten und Silbermann-Schülers Tamitius war.
In der Nähe der Kirche steht eine von drei früheren Wassermühlen - die Mittelmühle, die 1614 erbaut wurde. Die Mühle war bis 1855 in Betrieb und ist seit 1956 ein bemerkenswertes Museum der Ortsgeschichte mit interessanten Exponaten aus der Geschichte des Mahlens, des Webens und der Forstwirtschaft.
Der in Waltersdorf geborene Pianist und Komponist Johann Christian Friedrich Schneider (1786-1835) wirkte von 1807-1821 als Organist an der Thomaskirche in Leipzig, später als Direktor der Leipziger Oper und als Hofkapellmeister in Dessau. Sein Denkmal steht vor dem Postamt.
Türstock eines Fachwerkhauses.
Foto: Jiří Kühn.
Waltersdorf ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in den westlichen Teil des Zittauer Gebirges. Im Sattel südlich der Gemeinde befindet sich an der tschechisch-deutschen Grenze die Rübezahlbaude mit einem touristischen Grenzübergang nach Dolní Světlá (Niederlichtenwalde). Von hier ist es möglich, den westlich gelegenen höchsten Berg Lausche (793 m) zu besteigen, mit weitem Blick auf Böhmen und Deutschland. Von Waltersdorf aus führt auch ein Naturlehrpfad zum Gipfel. In östlicher Richtung führt der Hohlsteinweg vom Sattel zum malerischen Ort Jonsdorf, vorbei an der reizvollen Felsgruppe der Nonnenfelsen mit Gasthaus, Aussichtspunkt und Klettersteig.
Etwa 0,5 km westlich des Ortes liegt am Nordhang der Lausche der kleine Ort Neu Sorge mit einem Schwimmbad, in dessen Nähe sich auch ein Waldpark mit Theater und Kinderspielplatz befindet. Unweit des unteren Ortsrandes befindet sich ein Waldstrandbad mit Schwimmhalle, welches bereits zum Nachbarort Großschönau gehört. Das 8 ha große Naturschwimmbad hat zwei Wasserflächen, eine zum Schwimmen und die andere zum Bootfahren.
Im Winter gibt es Skipisten mit Skiliften an den Hängen der Lausche oberhalb von Waltersdorf und insgesamt 32 km Langlaufloipen in den umliegenden Wäldern. Das Skigebiet für Anfänger befindet sich in der Ortschaft Neu Sorge.