Mařeničky
(Klein Mergtal)

Mařeničky (Klein Mergtal) ist ein überwiegend zur Erholung genutzes Dorf, gelegen im Tal des Baches Svitávka (Zwittebach), etwa 1 km südlich von Mařenice (Gross Mergtal), zu dem es heute administrativ gehört. Teile des Ortes waren auch ein Teil von Třídomí (Dreihäuser) am alten Weg von Mařenice (Gross Mergtal) nach Kunratice (Kunnersdorf), das Haus „U Bendů“ mit der ehemaligen Häusergruppe der Teichhäuser unter dem Berg Zelený vrch (Dürrberg) und die verschwundene Einschicht Kleinhäusel bei Trávník (Glasert). Im Jahr 2001 lebten im Ort 24 dauerhafte Bewohner.
Das Dorf entstand offenbar gemeinsam mit Mařenice im 14. Jahrhundert und wurde anfangs als Nieder Mergthal erwähnt. Später setzte sich aber der deutsche Name „Klein Mergthal“ durch, der noch bis 1945 gebräuchlich war. Schon im 16. Jahrhundert gab es im Dorf eine Getreidemühle und 1735 baute Josef Pech am Rande von Trávník (Glasert) eine weitere Mühle, die später zu Mařeničky gehörte. Zu dieser Mühle, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Neumannův mlýn (Neumann-Mühle) bezeichnet wurde, leitete man das Wasser über einen in den Felsen gehauenen Kanal von Antonínovo údolí (Antoniental).
Im Jahre 1869 hatte Mařeničky 459 Einwohner, wobei deren Anzahl später schrittweise gesunken ist. Sie lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft und dem Handwerk. Einen Zuverdienst erlangten einige Bewohner durch die heimische Spinnerei und Weberei. Zur Kirche und zur Schule ging man nach Mařenice (Gross Mergtal), wobei aber 1768 in der Mitte des Dorfes eine Gemeindekapelle des hl. Johannis von Nepomuk errichtet wurde. Der Friedhof am Weg zum Jezevčí vrch (Limberg) wurde erst 1904 angelegt. Um das Jahr 1843 gründete Martin Samper nahe der Neumann-Mühle eine Zwirnerei für Baumwollwaren, an deren Stelle 1874 eine Säge errichtet wurde, die später zu einer der größten in der Umgebung von Cvikov (Zwickau) gehörte. Eine weitere Zwirnerei gründete 1862 Joachim Glutig im Haus Nr. 41 im unteren Teil des Dorfes. Schon ein Jahr später wurde sie um eine Schrotmühle erweitert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeitete hier auch eine Anlage zur Schindelherstellung, sowie eine Stampfe zur Produktion von Knochenmehl. Ab 1906 gab es hier außerdem noch eine Baumwollkämmerei und von 1910 bis 1911 eine Glasschleiferei.
Im Jahr 1921 standen im Dorf 73 Häuser, in denen 246 Einwohner lebten. Ein Jahr später wurde das Dorf an das elektrische Netz angeschlossen. Im Jahr 1927 brannte die Neumann-Mühle ab und nach der Wirtschaftskriese in den 30er Jahren kam auch der Betrieb der Zwirnerei im Haus Nr. 41 zum erliegen. Noch im Jahr 1939 lebten in Mařeničky (Klein Mergtal) 172 Menschen. Nach der gewaltsamen Vertreibung der deutschen Bewohner nach dem Krieg war der Ort entvölkert und hatte 1950 nur noch 66 Einwohner. Nach dem Krieg gingen auch die verbliebenen Produktionsbetriebe ein. Die Getreidemühle wurde 1947 offiziell geschlossen und die Sägemühle brannte 1964 ab. Eine Reihe der verlassenen Häuser wurde abgerissen und das selbe Schicksal ereilte auch die Nepomuk-Kapelle, womit der ursprüngliche Dorfkern komplett verschwunden war. In der Nähe hat sich bis heute das mehrgeschossige Gebäude der ehemaligen Getreidemühle Nr. 6 mit der Statue der Jungfrau Maria am Giebel erhalten. Gegenüber steht das gut gepflegte Anwesen Nr. 5 mit Umgebinde und schieferbedecktem Giebel.

Der Backsteinbau der ehemaligen Mühle und das hölzerne Anwesen an der Straße, die aus dem Dorf nach Antonínovo údolí (Antoniental) führt.
Der Backsteinbau der ehemaligen Mühle und das hölzerne Anwesen an der Straße, die aus dem Dorf nach Antonínovo údolí (Antoniental) führt.

In der Umgebung haben sich einige Kreuze erhalten, die nach 2000 renoviert wurden. Eines von ihnen steht gegenüber der ehemaligen Zwirnerei Nr. 41, zwei weitere befinden sich am alten Weg von Kunratice (Kunnersdorf) nach Mařenice (Gross Mergtal), östlich des Ortes. Unweit von Třídomí (Dreihäuser) gibt es an diesem Weg herrliche Felsreliefs mit Bildnissen der allerheiligsten Dreifaltigkeit und des Auszuges der hl. Familie nach Ägypten. Interessant ist auch eine Nische mit einem Kreuzigungsrelief, das in den Felsen am Wasserkanal der ehemaligen Neumann-Mühle, an der Straße nach Trávník (Glasert), eingehauen ist. Am heute nicht mehr benutzen Weg am Westhang des Berges Bota (Stiefelberg) stand eine viereckige Sandsteinsäule aus dem Jahr 1693, die mit einem Kreuzigungsrelief mit Johannis und Maria verziert war und deren Überreste hier bis heute liegen.
In der Umgebung des Ortes gibt es einige Feuchtwiesen, aus denen in Kriegszeiten Torfziegel gewonnen wurden, die aus Mangel an Kohle zum Feuern genutzt wurden. Auf einem Teilstück der Wiesen östlich des Dorfes besteht heute das Naturreservat Rašeliniště Mařeničky (Torfmoor bei Kleinmergtal). In dem kleinen Wäldchen auf der Anhöhe am Südfuße des Bota wuchs ein 17 m hoher und 180 Jahre alter geschützter Spitzahorn, der allerdings durch einen Sturm umstürzte, weshalb der Schutzstatus im Jahr 2000 aufgehoben wurde.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Robert Knothe, Oktober 2020.