Antonínovo Údolí
(Antoniental)

In den Gebäuden der ehemaligen Spinnerei befindet sich heute ein Fürsorgeheim für geistig behinderte Frauen.
In den Gebäuden der ehemaligen Spinnerei befindet sich heute ein Fürsorgeheim für geistig behinderte Frauen.

Antonínovo Údolí (Antoniental) ist eine Einschicht im Tal des Hamerský potok (Hammerbachtal) etwa 800 m westlich von Mařenice (Mergtal); ihren Namen bekam sie nach der Kapelle des hl. Anton von Padua, die in einen an der Brücke über den Bach stehenden Felsen ausgehauen war.
Im Jahr 1824 bauten Anton Schicht und Josef Brandler unweit der Kapelle eine Baumwollspinnerei, die bis Anfang November 1878, als sie ausbrannte, im Betrieb war. Nach dem Brand wurde sie um ein Stockwerk niedriger erneuert und zur Maschinenschlosserei Wilhelm Neuwinger umgebaut. Noch im 1. Weltkrieg wurden hier Patronenhülsen hergestellt, später wurde die Fabrik aber geschlossen. Im Jahr 1924 wurde das leerstehende Gebäude vom damaligen Bezirk Zwickau gekauft und zu einem Armenasylhaus umgewandelt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde hier ein Rentnerheim eingerichtet und bis 2015 diente das Objekt als Fürsorgeheim für geistig behinderte Frauen.

Zum Antrieb der Fabrik im Antonínovo Údolí wurde das Wasser des Hamerský potok (Hammerbach) genutzt. Der bis heute erhaltene Zuleitungsgraben hat seinen Anfang etwa 250 m oberhalb der Einschicht und führt von hier entlang des linken Bachufers zuerst als offener Mühlgraben und dann als ein 75 m langer, in den Sandsteinfelsen ausgehöhlter Tunnel weiter. Dann folgt wieder ein offener Graben bis zum kleinen Teich oberhalb der Einschicht, aus dem das Wasser unterirdisch zum Wasserrad, das später durch eine Turbine ersetzt wurde, geleitet wurde.
Aus dem Fabriksgebäude floss dann das Wasser durch einen parallel mit dem Hamerský potok (Hammerbach) in das Sandsteinmassiv gegrabenen Tunnel, der ursprünglich 106 m lang war, später aber zur Erhöhung des Gefälles um 2 m vertieft und auf die heutigen 223 m verlängert wurde. Dieser etwa einen Meter breite Gang ist daher 3 bis 4,5 m hoch und ist heute in fast seiner ganzen Länge stellenweise bis zu 1 m tief mit Wasser gefüllt. Der Tunnel öffnet sich mit vier Öffnungen in das Tal; die erste ist etwa 80 m vom ehemaligen Fabriksgebäude entfernt, und um 20 m weiter befindet sich die wahrscheinlich ursprüngliche Ausmündung des Grabens, an der die Jahreszahlen 1821, 1833 und 1853, die vielleicht an verschiedene Bauabschnitte des Tunnels erinnern, eingegraben sind. Die dritte Öffnung befindet sich an der Strassenbrücke neben der Felsenkapelle, von der der Graben noch etwa 20 m unter der Strasse zu seiner definitiven Ausmündung weiterführt. Unweit davon bestand früher ein Teich, aus dem das Wasser durch einen zweiten unterirdischen Graben zur Neumann-Mühle (Neumannův mlýn) bei Mařeničky (Klein-Mergtal) geleitet wurde.

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn.