Kunratické skály
(Felsen bei Kunnersdorf)
Sandsteinfelsen am Westrande des Tales des Svitava- (Zwitte-) -Baches.
Foto: Jiří Kühn.
Die Kunratické skály liegen zwischen den Strassen, die aus Kunratice
u Cvikova (Kunnersdorf bei Zwickau) und Drnovec
(Kleingrün) nach Mařeničky (Klein-Mergtal) führen. Früher nannte man dieses
kleine Felsengebiet nach einem schon längst verschwundenen Mühlgraben die "Mühlflorssteine"
und in der Zeit des Aufschwungs des Tourismus am Anfange des 20. Jahrhundert
wollte man diese Felsen mit dem hochtrabenden Namen "Kunnersdorfer Schweiz"
(Kunratické Švýcarsko) bezeichnen; diese Bezeichnung schloss aber auch die weitere
Umgebung von Kunratice mit dem Dutý kámen (Hohlstein) und dem Skála smrti (Totenstein)
ein.
Um die Steigerung der Anziehungskraft der Umgebung von Kunratice kümmerte sich
damals die hiesige Abteilung des Gebirgsvereins für das nördlichste Böhmen,
insbesondere zwei ihrer rührigsten Mitglieder: der Obmann Lehrer Karl Beckert
und der Wegwart Gendarmerie-Wachtmeister i. R. Karl Bundesmann. Beide zusammen
haben in die Sandsteinfelsen der Umgebung Reliefe mit romantischen Motiven gemeisselt,
die Herr Lehrer Beckert in den heimatkundlichen Ausflügen mit seinen Schülern
nutzte. 1910 erstellten sie das Felsenrelief des Skála smrti (Totenstein) und
1913 den Ausflugsort Dutý kámen (Hohlstein - Körnerhöhe). Ausserdem kümmerten
sie sich um die Markierung der Wanderwege, den Bau von Bänken und um andere
Aktivitäten zur Förderung des Fremdenverkehrs. Die schönsten und anziehendsten
Punkte und romantischen Partien der Kunnersdorfer Felsen verbanden die Mitglieder
des Gebirgsvereines durch einen am 5. November 1933 eröffneten, zu Ehren Karl
Bundesmanns, der anfangs August desselben Jahres gestorben war, benannten Rundwanderweg.
Nach dem 2. Weltkrieg fielen diese Kunnersdorfer Felsen fast der Vergessenheit
anheim, und erst im Herbst 2005 hat man zwischen Kunratice (Kunnersdorf) und
Drnovec (Kleingrün) einen kurzen lokalen Wanderweg markiert, der einige der
hiesigen Anziehungspunkte verbindet.
Waldidyll mit Felsenkapelle.
Foto: Jiří Kühn.
Die alte, vom oberen Teil von Kunratice (Kunnersdorf) nach Drnovec (Klein-Grün) führende Verbindungsstrasse führt durch ein flaches Waldtal, in dem an einem malerischer Winkel zwischen Felsen eine Kapelle steht, die hier 1834 der Bauer und Bleicher Franz Hülle aus Kunnersdorf in den Felsen hauen liess. In ihr befand sich ursprünglich eine hölzerne Marienstatue, später wurde hier ein ungewöhnliches Madonnenbild mit dem Motiv eines Schiffes in Seenot im Hintergrund aufgestellt. Es wurde vom Kunnersdorfer Handelsmann Josef Bundesmann aus Dankbarkeit für seine Errettung vom Schiffbruch in einem Sturm, in den er auf einer seiner Handelsreisen nach Amerika gekommen war, gewidmet. Zu ihrem hundertjährigen Jubiläum wurde diese Kapelle von Karl Beckert und Konrad Henke renoviert, wobei ihre Stirnwand mit einem Säulenportal ausgestattet und in dem Felsen neben ihr eine Sitzbank hergerichtet wurde. Die renovierte Kapelle wurde am 15. August 1934 feierlich eingeweiht. Eine weitere Renovierung wurde im Jahre 2006 auf Kosten der Gemeinde Kunratice (Kunnersdorf) von Kamil Ešner aus Nový Bor (Haida) durchgeführt.
Weiter südlich von dieser Kapelle erhebt sich eine flache Anhöhe (377 m), die nach den Eigentümern der dortigen Grundstücke "Oysheide" und später "Ackermannsheide" benannt wurde; um 1800 war auf ihr angeblich ein militärische Reitschule. An der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts wurden hier zwei Aussichtspunkte hergerichtet. Der erste - die Kaiser-Jubiläumshöhe (Císařská jubilejní výšina) wurde zur Feier des 50jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josef I. im Jahre 1898 errichtet, die zweite hiess Ackermannshöhe (Ackermannova výšina). Heute sind beide Aussichtspunkte von Wald überwachsen und über den Baumwipfeln sieht man von hier nur den Rand von Drnovec (Kleingrün), den bewaldeten Kamm des Dutý kámen (Hohlstein), den Zelený vrch (Grünberg) und den Ortel (Urteilberg). Am Südrand dieser Anhöhe führte die alte Reichenberger Strasse, die kurz vor Drnovec (Kleingrün) durch einen noch heute sichtbaren Hohlweg führte. Die später umgebaute Strasse wich diesem Hohlweg durch eine scharfe Serpentine aus und nach 1973 wurde auch diese Strecke verlassen und die neue Strasse in einem tiefen Einschnitt dorch den Kamm des Dutý kámen (Hohlstein) durchgeführt.
Karlův odpočinek (Karlsruhe).
Foto: Jiří Kühn.
Aussichtspunkt oberhalb von Kunratice.
Foto: Jiří Kühn.
Die erneuerte Sitzbank der Karlsruhe (Karlův odpočinek).
Foto: Jiří Kühn.
Etwa 200 m nordöstlich der Kapelle ist im Walde ein kleines Felsental, an
dessen Ende sich ein künstlich zugehauter Felsüberhang mit einer in den Stein
ausgehauenen Ruhebank befindet; in deren Wand über der Bank in den Felsen ein
elliptisches Medaillon mit der Inschrift "Karlsruhe" (Karlův odpočinek)
und der Angabe, dass sie von den Mitgliedern der Kunnersdorfer Abteilung des
Gebirgsvereines zu Ehren ihres Obmannes Karl Beckert in den Felsen gehauen worden
ist, eingemeisselt wurde. Ende September 2014 wurde die Sitzbank aus Eschenholz
auf Kosten der Gemeinde von Patrik Mataj renoviert. Unweit von hier ist auf einem
der randlichen Felsen über dem Tal des Svitávka- (Zwitte-) Baches ein über einige
in den Felsen gehauene Stufen zugänglicher Aussichtspunkt hergerichtet. Aus dieser
kleinen, mit einem Geländer versehenen Fläche hat man aber heute nur noch eine
ziemlich stark beschränkte Aussicht in der Richtung zum Jezevčí vrch (Limberg)
In einem etwas weiter nördlich liegenden Tal, durch das ein Waldpfad aus
Kunnersdorf zur Strasse unter dem
Zelený vrch (Grünberg) führt, befindet
sich in einem niedrigen Felsen am Hange die etwa 8 m tiefe, künstlich
erweiterte Höhle Waltro, benannt nach der illegalen Gruppe des
Walter Hofmann, die im 2. Weltkrieg in der hiesigen Umgebung operierte.
Über der Höhle ist ein ziemlich flacher, waldbewachsener Kamm (401 m),
der an seiner Nord- und Ostseite von steilen Felsenhängen begrenzt wird. Von
einem Felsvorsprung an seinem Nordostende hatte man früher eine schöne Aussicht
auf die Kunratické rybníky
(Kunnersdorfer Teiche), heute ist sie aber durch sie umgebende hochgewachsene
Bäume beeinträchtigt.
Eingang in die Waltro-Höhle.
Foto: Jiří Kühn.
Das Innere der Waltro-Höhle.
Foto: Jiří Kühn.