Lvová
(Lämberg)

Das östliche Ende von Židovice (Jüdendorf) mit dem großen denkmalgeschützten Haus Nr. 47.
Das östliche Ende von Židovice (Jüdendorf) mit dem großen denkmalgeschützten Haus Nr. 47.

Das Dorf Lvová (Lämberg) liegt im Tal des Panenský potok (Jungfernbach) unterhalb von Lemberk (Schloss Lämberg) etwa 2,5 km nordöstlich von Jablonné v Podještědí (Deutsch Gabel) an der Hauptstraße nach Liberec (Reichenberg). Dazu gehören auch die Ortschaften Kněžičky (Kleinherrndorf), Kunová (Kunewalde), Zpěvná (Vogelgesang) und Židovice (Jüdendorf), mit denen es 1981 an Jablonné angegliedert wurde. Am 1. Januar 2011 hatte Lvová 51 Häuser und 137 Einwohner.

Die Anfänge von Lvová sind wahrscheinlich auf einen Meierhof zurückzuführen, welcher zur Zeit der Gründung der Burg Lemberk als wirtschaftlicher Hintergrund diente. Die ursprüngliche Siedlung, die wie das Schloss den Namen "Lämberg" trug, befand sich in unmittelbarer Nähe des Schlosses. Der Ort wird erstmals 1241 erwähnt und hatte bis Anfang des 19. Jahrhunderts nur 7 Häuser. Von den eingemeindeten Siedlungen wurde Kunová mit seinem Gehöft, das etwa 1,2 km östlich der Burg liegt, bereits 1362 erwähnt und hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch 16 Häuser, von denen heute aber nur noch zwei stehen. Kněžičky, etwa 1 km westlich von Lvová gelegen, wurde angeblich während der Hussitenkriege zerstört und war auch 1518 noch wüst. Die erste Erwähnung als Kniežewes stammt aus dem Jahr 1547, als der Besitzer des Gutes Lämberg es neu besiedeln ließ. Nach 1900 zählte es 19 Häuser und 86 Einwohner. Židovice mit 43 Häusern, die sich um die Hauptstraße herum verteilen, wird erstmals 1574 erwähnt, während Zpěvná mit etwa 10 Häusern an der Ostseite des Hofteichs hinter dem Bahnhof Lvová erst 1790 erstmals genannt wird.

Ein schön renoviertes Haus mit Fachwerkboden im oberen Teil von Židovice (Jüdendorf).
Ein schön renoviertes Haus mit Fachwerkboden im oberen Teil von Židovice (Jüdendorf).

Die Einwohner lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft, die nicht sehr ertragreich war, so dass seit dem 17. Jahrhundert die heimische Produktion von Garn und Leinen zur wichtigsten Lebensgrundlage wurde. Im 18. Jahrhundert gab es eine Gutsbrauerei und andere Wirtschaftszweige wie eine Schmiede, eine Bäckerei oder eine Fleischerei. Seit dem 19. Jahrhundert ist eine Brennerei urkundlich belegt. Unter den Handwerkern befanden sich zwei Weber, ein Schlosser, ein Metzger, ein Tischler und ein Drechsler. Im Jahr 1843 hatte Lvová 191 Einwohner. In der Folgezeit ging die Einwohnerzahl zurück, da die heimische Textilproduktion mit dem Bau von Fabriken allmählich verschwand und die Einwohner zur Arbeit nach Jablonné oder Markvartice (Markersdorf) gehen mussten, wohin viele von ihnen schließlich dauerhaft umzogen.
Mit der Reform der staatlichen Verwaltung im Jahr 1850 wurden die bis dahin getrennten Ortschaften Lemberk, Kněžičky, Kunová, Zpěvná und Židovice zu einem Dorf zusammengelegt. 20 Jahre später wurde durch das Dorf eine Straße von Jablonné nach Rynoltice (Ringelshain) und Liberec gebaut. Im Jahr 1900 wurde die Eisenbahnlinie von Česká Lípa (Böhmisch Leipa) nach Liberec eröffnet. Damals lebten im gesamten Dorf 153 Einwohner. Im Jahr 1910 wurde der Flusslauf des Panenský potok reguliert. In den Jahren 1918-1922 wurde eine Straße von Lvová über Kněžice nach Petrovice gebaut, 1922-1923 wurde der Ort elektrifiziert und eine Zementfabrik dort errichtet.
Nach der Gründung der unabhängigen Tschechoslowakei kamen einige tschechische Beamte in das Dorf. Am 20. November 1922 wurde in einer Klasse für die Kinder von Jüdendorf Tschechischunterricht angeboten. Die Schule in Lemberk war jedoch deutsch und die meisten tschechischen Kinder besuchten die tschechische Schule in Jablonné. Erst im September 1929 wurde in Lemberk eine einklassige tschechische Schule eröffnet, die von etwa 15 Schülern besucht wurde und bis zum 24. September 1938 in Betrieb war. Im Jahr 1933 ließ die örtliche Feuerwehr ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs im Dorf errichten, das am 23. Juli 1933 enthüllt wurde. Das Denkmal wurde jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört.

Im Jahr 1930 hatte das Dorf noch 151 Einwohner. Nach der Vertreibung der Deutschen entvölkerte sich das Dorf, so dass 1950 nur noch 42 Menschen dort lebten. Nach dem Krieg wurde die gesamte örtliche Industrie liquidiert. Nach der kommunistischen Machtübernahme im Jahr 1948 wurden die privaten Unternehmen geschlossen. Nur die um 1950 gegründete Einheitliche Landwirtschaftliche Genossenschaft blieb im Dorf bestehen, hatte aber mit zahlreichen Problemen zu kämpfen und wurde am 1. September 1960 in den Staatsbetrieb Jablonné eingegliedert. Zu Beginn der 1950er und 1960er Jahre wurden etwa 40 verlassene und ungenutzte Häuser im Dorf abgerissen. Die ständigen Bewohner zogen jedoch auch später noch weg, da es praktisch keine Arbeitsmöglichkeiten gab. Im Jahr 1977 wurde die örtliche Schule aufgrund der geringen Kinderzahl geschlossen. Zwei Jahre später ereilte auch dem Kindergarten das gleiche Schicksal. Am 1. Januar 1981 wurde Lvová zusammen mit anderen Dörfern in der Umgebung nach Jablonné v Podještědí eingemeindet.

Die wichtigste Sehenswürdigkeit in Lvová ist die Burg Lemberk, die auf einem steilen Hügel über dem Panenská potok steht und in deren Nähe sich einige interessante Häuser der ehemaligen Siedlung Lemberk befinden. Diese sind in der Denkmalschutzzone Lembersko, die 1996 ausgewiesen wurde, erfasst und ausführlich beschrieben. Am Ortsausgang von Židovice, nahe der Hauptstraße nach Rynoltice und Liberec, steht das große, denkmalgeschützte zweistöckige Haus Nr. 47 aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Etwa 100 m davor, an der Abzweigung in den nördlichen Teil des Dorfes, steht eine 2,5 m hohe barocke Mariensäule aus dem Jahr 1734. Sie besteht aus einem Granitsockel mit einer prismatischen Säule und einer Kapitellkapelle, in deren Nische eine moderne Marienstatue steht.
In Kněžičky befinden sich zwei denkmalgeschützte Häuser aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Im Ortskern befindet sich das zweistöckige Fachwerkhaus Nr. 11, das zusammen mit der angrenzenden Scheune ein Gehöft bildet, und etwa 180 m weiter westlich das kleinere Haus Nr. 12 mit einer gemauerten Scheune aus dem Jahre 1925. Auf dem Gebiet von Kněžičky, an der Straße von Jablonné nach Petrovice (Petersdorf), steht ein weiterer Bildstock mit der Mutter Gottes, der 1726 von Georg Richter erbaut wurde.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, April 2022.