Städte und Gemeinden
Petrovice
(Petersdorf)
Petrovice (Petersdorf)
Ortsmitte mit der Kirche der Hl. Dreifaltigkeit im Hintergrund.
Foto: Jiøí Kühn.
Petrovice (Petersdorf) ist ein kleines Bergdorf, das im breiten
Tale des Knìžický potok (Erlenbach) etwa 4,5 km nördlich von
Jablonné
v Podještìdí (Deutsch Gabel) liegt. Der Zeitpunkt seiner Gründung ist unbekannt,
aber die erste Erwähnung des Dorfes stammt bereits aus dem Jahre 1391, als es
zur Herrschaft Jablonné (Gabel) gehörte. Die Gemeinde entstand an der alten
Handelsstrasse aus Böhmen nach Zittau, über deren Alter der unweit von hier
auf dem Wege nach Knìžice (Hirndorf) gemachte Fund einer antiken Münze mit dem
Bildnis der römischen Kaisers Gallienus aus dem Jahre 258 auskunft gibt. Die
Lage dieses Dorfes war leider auch der Grund der vielen Schicksalsschläge, die
es in Kriegszeiten zu erleiden hatte. In den Hussitenkriegen wurde es zusammen
mit den umliegenden Dörfern vollständig verbrannt, einigemale wurde es auch
im Siebenjährigen Kriege in den Jahren 1756 bis 1763 geplündert. Vor Jahren
mahnten an diese schlechten Zeiten noch die Überreste der Schanzen auf dem Èervený
vršek (Roter Hübel).
Die Einwohner von Petrovice (Petersdorf) ernährten sich zum
grössten Teile von der Landwirtschaft und Waldarbeit. Seit dem 17. Jahrhundert
verbreitete sich auch hier die häusliche Herstellung von Garnen, Leinwand- und
Baumwollstoffen, die aber bei der Entwicklung des Textilindustrie in der Umgebung
von Liberec am Ende des 19. Jahrhunderts allmählich einging.
Durch die Aussiedlung der ursprünglichen deutschen Einwohner in den Jahren 1945-1946
wurde das Dorf entvölkert und eine ganze Reihe von Häusern blieb verlassen und
leer. Einige davon wurden später abgerissen, andere als Wochenendhäuser verwendet.
Die Abnahme der ständigen Bewohner setzte sich aber weiter fort und am 1. Januar
1981 wurde Petrovice (Petersdorf) an Jablonné v Podještìdí
(Deutsch Gabel) angeschlossen.
Petrovice (Petersdorf)
Glockenturm am Südende des Dorfes.
Foto: Jiøí Kühn.
Auf einer Anhöhe im Nordteil des Dorfes steht die vom Friedhofe umgebene spätbarocke
Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit. Diese einschiffige Kirche auf einem rechteckigem
Grundriss mit einem hölzernen Glockentürmchen wurde an Stelle einer älteren
hölzernen Kapelle im Jahre 1829 erbaut und 1884 renoviert. Die Innenausrüstung
stammte zum grössten Teile aus dem 19. Jahrhundert. Auf dem Hochaltar stand
eine bemerkenswerte Statue des Hl. Josef aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts,
die Bilder des Hl. Laurentius und der Jungfrau Maria stammten aus der Zeit des
Rokokos um 1758.
Am Südende des Dorfes steht ein barockes Glockenhaus aus dem 18. Jahrhundert,
das aus einem prismatischen Türmchen mit Zwiebeldach und Luzerne und einer später
zugebauten niedrigen, mit einem Kreuzgewölbe gedeckten Kapelle besteht.
An der zur Staatsgrenze führenden Strasse steht das Gebäude der ehemaligen Zollstation
aus dem Jahre 1784, in dem am 19. August 1813 Napoleon Bonaparte mit seiner
Begleitung auf dem Wege nach
Jablonné kurz abstieg.
Nordöstlich des Dorfes bestand früher ein Kalkofen, in dem die hiesigen kalkhaltigen
Sandsteine und Mergel zu Kalk gebrannt worden sind. Seine Spuren waren noch
in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts sichtbar.
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