Kněžice
(Groß Herrndorf, Groß Hirndorf)
Häuser im oberen Teil des Dorfes. Im Hintergrund ist der Sokol (Falkenberg) zu sehen.
Foto: Jiří Kühn.
Kněžice (Groß Herrndorf) liegt im Tal des Kněžický potok (Erlenbach) ca. 3 km nördlich von Jablonné v Podještědí (Deutsch Gabel), dem es heute verwaltungstechnisch angeschlossen ist. Im Jahr 2001 hatte das Dorf 127 Einwohner.
Das Dorf existierte wahrscheinlich schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, aber schriftlich erwähnt wurde es erstmals 1391 als Kniezycze bei der Teilung des Besitzes von Jindřich Berka von Dubá. Es lag an der alten Handelsstraße von Böhmen nach Zittau, von deren Nutzung im Altertum eine in der Nähe gefundene antike Münze mit dem Bild des römischen Kaisers Gallienus aus dem Jahr 258 zeugt.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Kněžice Berichten zufolge zur Hälfte zerstört. Im Jahr 1654 gab es in dem Dorf 29 Bauern. Bis 1693 war deren Zahl auf 32 gestiegen. Insgesamt lebten 195 Menschen dort. Anfangs ernährten sie sich vor allem von der Landwirtschaft und dem einfachen Handwerk, doch ab dem 17. Jahrhundert setzte sich die heimische Produktion von Garn, Leinen- und später Baumwollstoffen durch. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde im Dorf eine Tischermühle errichtet, die mit Wasser aus dem Teich am nördlichen Ende des Dorfes betrieben wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier ein Bleichhaus gebaut. In Kněžice gab es eine einklassige Schule, für die 1786 ein neues Gebäude mit einem Glockenturm errichtet wurde. Am 19. August 1813 kehrte Napoleon Bonaparte mit seinem Gefolge auf dem Weg nach Jablonné in der örtlichen Gaststätte ein.
Backsteinhaus im Zentrum des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Die Heimweberei überlebte in der Gemeinde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, dann verschwand sie allmählich mit der Erstarkung der Fabrikproduktion in der Region Liberec (Reichenberg). Um 1905 hatte Kněžice 80 Häuser mit 356 Einwohnern, 1914 wurde im Dorf ein Postamt eingerichtet. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gründete Anton Schicht eine Fabrik für Landmaschinen, die während des Ersten Weltkriegs Granaten und Schrapnells produzierte. Ab 1916 arbeiteten hier hauptsächlich Soldaten der ukrainischen Galizien-Brigade, die in einem Lager am Rande von Jablonné v Podještědí interniert waren. In den Jahren 1918-1922 wurde die Straße nach Lvová (Lämberg) gebaut. 1920 wurde im Dorf ein Glockenturm errichtet, der am 15. Juli 1921 eingeweiht wurde. Er beherbergte eine neu gekaufte Glocke, die eine ältere Schulglocke aus dem Jahr 1809 ersetzte. Diese war während des Ersten Weltkriegs konfisziert worden. Im Jahre 1922 wurde das Dorf elektrifiziert. In den Jahren 1930-1933 wurde ein Anschluss an die Straße von Jablonné nach Petrovice (Petersdorf) hergestellt. Am östlichen Ortsrand befand sich damals auch ein Friedhof, der jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschlossen wurde. Inzwischen ist er von Bäumen überwuchert.
Kreuz bei Kněžický-Teich am oberen Ende des Dorfes.
Foto: Jiří Kühn.
Mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Dorf entvölkert und hatte 1947 nur noch 216 Einwohner. Die Landmaschinenfabrik Schicht wurde verstaatlicht und nach mehreren Änderungen des Betreiber- und Produktionsprofils wurde sie zum Produktionszentrum der Nordböhmischen Holzverarbeitungsindustrie. Nach der kommunistischen Machtübernahme im Jahre 1948 wurden private Unternehmen und Gewerbebetriebe geschlossen. Im Dorf blieben nur eine Gastwirtschaft und ein Laden erhalten. Im September 1949 wurde eine Genossenschaft für landwirtschaftliche Maschinen gegründet, die 1950 in eine landwirtschaftliche Einheitsgenossenschaft umgewandelt wurde. Diese hatte jedoch mit zahlreichen Problemen zu kämpfen und wurde am 1. September 1960 in den Staatsbetrieb von Jablonné eingegliedert. Die Entvölkerung des Dorfes setzte sich weiter fort. Im August 1963 wurde die Schule aufgrund der geringen Schülerzahl geschlossen. Bis 1970 war die Einwohnerzahl auf 139 gesunken. Am 1. Januar 1981 wurde Kněžice zusammen mit anderen Dörfern in der Umgebung nach Jablonné v Podještědí eingemeindet.