Juliovka
(Juliusthal)

Juliovka (Juliusthal) ist eine kleine zur Erholung dienende Siedlung, etwa 1,5 km nördlich von Mařenice (Gross Mergtal) an der Straße nach Dolní Světlá (Niederlichtenwalde), am Abzweig nach Krompach (Krombach) gelegen. Auf dem Gebiet der Siedlung treffen die Katastergrenzen aller drei Dörfer zusammen. Zu Krompach, dessen Teil Juliovka ist, gehören allerdings nur die Häuser am rechten Ufer des Baches Svitávka. Die Gebäude am rechten Ufer des Baches gehören schon zu Mařenice.
Anscheinend stand schon im Jahre 1391 an der Svitávka unterhalb von Krompach (Krombach) eine herrschaftliche Mühle, welche erstmals 1560 im Urbarium der Herrschaft Zákupy schriftlich belegt ist. Beim Verkauf der Herrschaft im Jahre 1612 ist sie allerdings nicht mehr erwähnt, vermutlich da sie damals schon zum Besitz der Glashütte in Krompach (Krombach) gehörte. Die Mühle, die später nach dem benachbarten Teich auch „Teichmühle“ genannt wurde, stand unterhalb einer Felswand am westlichen Fuße des Soví vrch.
Im Jahre 1687 ließ der damalige Besitzer der Herrschaft Zákupy, Herzog Julius Franz von Sachsen-Lauenburg nahe der Mühle eine Glashütte errichten, bei der eine kleine Siedlung entstand, die nach ihm Juliovka genannt wurde. Höchstwahrscheinlich, wurde die Mühle auch für Zwecke der Glashütte genutzt. Hier könnte sich das Pochwerk zum Malen des Quarzes, welches 1688 erwähnt wurde, befunden haben. Erwähnenswert ist, dass die ersten gläsernen Kronleuchter, die nördlich von Italien hergestellt wurden, aus der Hütte in Juliovka stammen und dass sie eine der ersten Hütten war, in der der böhmische Kristall erschmolzen wurde. Anscheinend versuchte man hier auch Rubinglas mit Goldfärbung zu erschmelzen, wobei es leider nicht belegt ist, inwieweit es direkt hier in Juliovka gelang, oder in einer der kleineren, herzöglichen Hütten in Zákupy. Nach dem Tod des Herzogs Julius 1689 kam allerdings die Glasproduktion zum erliegen und die Hütte war spätestens zum Ende des 18. Jahrhunderts verlassen.

Als Siedlung wurde Juliovka erstmals 1706 erwähnt, als Wenzel Kreibich eine neue Mühle am Krompacher Bach mit der Hausnr. 6 errichtete. Im Jahre 1852 wurde Juliovka Teil von Krompach (Krombach) und hatte circa 30 Jahre später 26 Häuser und 125 Einwohner. Bis 1920 verringert sich die Einwohnerzahl allerdings auf 79.
Die ältere Teichmühle war noch Anfang des 20. Jahrhunderts als genossenschaftliche Mühle in Betrieb, sie brannte aber am 8. Mai 1906 vollständig ab. Das zerstörte Gebäude erwarb dann Alfred Winkler aus Mařenice (Gross Mergtal), der sie als Spinnerei wieder aufbaute und zwischen der Straße und den Felsen eine mechanische Weberei errichtete. Ein Stück unterhalb der Fabrik befand sich ein Depot für die Kutschen und Schlitten der ehemaligen Herrschaft Zákupy, welches zur Unterbringung von Dampfmaschinen genutzt wurde, da die Wasserkraft nicht für den Antrieb sämtlicher Maschinen ausreichte. Im Jahre 1928 befanden sich hier außer den sieben Webstühlen noch Maschinen zur Herstellung von Garn und Strümpfen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in der Fabrik Komponenten für die Armee produziert, weshalb sie 1944 von der Widerstandsgruppe um Walter Hoffmann von Kunratice (Kunnersdorf) in Brand gesetzt wurde. Die Fabrik wurde somit zur Ruine und stand noch bis in die 50er Jahre hier, bevor sie abgerissen wurde. In der Mühle mit der Hausnr. 6 betrieb Karl Suske während des 1. Weltkrieges eine Zwirnerei, die im Jahre 1920 um eine mechanische Weberei erweitert wurde. Schon etwa 10 Jahre später funktionierte das Wasserrad nicht mehr und die Weberei ging anscheinend ein. Während des Krieges war das ungenutzte Gebäude abgetragen und heute befindet sich hier ein neues Haus.

Die Dominante des Ortes ist das ehemalige Knobloch’sche Gasthaus mit der Hausnr. 15 an der Kreuzung, dessen zweiflügliger, mehrgeschossiger Teil an der Vorderseite die Jahreszahl 1906 trägt. Früher stand an dessen Stelle das alte, hölzerne Gasthaus „Zum Kaiser Josef II.“, benannt in Erinnerung an den Besuch des Kaisers am 19. September 1779, der im Volksmund überliefert ist. Während des 1. Weltkrieges befand sich hier ein Gasthaus mit Tanzsaal, einem Lebensmittelgeschäft und einem Kino, zum dem der Besitzer Ignaz Knobloch 1923 einen Wasserkanal mit Aquädukt errichtete. Dieser versorgte eine Francis-Turbine mit Wasser, die die Stromversorgung für die Hausbeleuchtung sicherte. Die Anlage diente offenbar noch bis zum Jahr 1945 ihrem Zweck und ein Teil des Kanals mit dem verfallenen Aquädukt aus Stahlbeton auf Backsteinsäulen ist bis heute gut sichtbar. Auch das Haus, an dessen Vorderseite sich eine kleine Plastik von Josef Fojtík aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts befindet, verfällt heute zusehends.

Etwa 100 m weiter in Richtung Krompach (Krombach) steht ein hübsch hergerichtetes Haus Nr. 26, in der zur Zeit der Ersten Republik eine tschechische Gemeindeschule eröffnete, die den Kindern aus Mařenice (Gross Mergtal), Krompach (Krombach) und Světlá (Lichtenwald) noch bis zur Besetzung des Grenzgebietes im Oktober 1938 diente. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Einwohner des Dorfes umgesiedelt und an ihrer Stelle kamen neue tschechische Siedler. Im August 1949 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Glashütte unter dem Soví vrch ein Schwimmbad eröffnet, dessen Bau die Prager Gesellschaft für Familienerholung ermöglichte. Später verkam das Schwimmbad aber und aus ihm wurde ein einfacher Wasserspeicher. An die verschwundene Glashütte erinnert hier bis heute die Jahreszahl 1687 die am Eingang in den Fels gehauen ist.
Nach der Eingemeindung von Dolní und Horní Světlá (Nieder- und Oberlichtenwalde) nach Krompach (Krombach) im Jahre 1960 zog die Krompacher Gemeindeverwaltung in das ehemalige Knobloch’sche Gasthaus. Zum 31. Dezember 1972 hatte Juliovka nur noch 10 Einwohner und im Jahre 1981 wurde es gemeinsam mit Krompach (Krombach), Horní und Dolní Světlá (Ober- und Niederlichtenwalde) an Mařenice (Gross Mergtal) angegliedert. Nach der Wende wurde Krompach (Krombach) mit Valy (Schanzendorf) und Juliovka (Juliusthal) aber wieder selbstständig.

Im Ort haben sich einige hübsche Umgebindehäuser erhalten. Direkt gegenüber der Einmündung der Krompacher Dorfstraße steht das Haus Nr. 266, welches schon zu Mařenice (Gross Mergtal) gehört und in dem sich vor dem Krieg das „Gasthaus zur Schweiz“ und eine Fleischerei befanden. Gegenüber steht ein hölzerner Wegweiser mit geschnitzten Plastiken vom Bildhauer Josef Fojtík. Beim Haus Nr. 11, auf der linken Straßenseite nach Krompach (Krombach), befindet sich in einem Felsen eine Nische mit dem volkstümlichen Relief der Madonna aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. An einer Felswand hinter dem Haus Nr. 67 in Mařenice (Gross Mergtal) findet sich ein heute schon stark verkommendes Relief der Kalvarie.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Robert Knothe, Juni 2020.