Česká Ves
(Böhmischdorf)

Blick aus dem unteren Teil von Česká Ves (Böhmischdorf) auf die Kirche Hl. Laurentius und der Hl. Zdislava und die ehemalige Kirche Unserer Lieben Frau in Jablonné (Deutsch Gabel).
Blick aus dem unteren Teil von Česká Ves (Böhmischdorf) auf die Kirche Hl. Laurentius und der Hl. Zdislava und die ehemalige Kirche Unserer Lieben Frau in Jablonné (Deutsch Gabel).

Česká Ves (Böhmischdorf) schließt an den südlichen Rand von Jablonné v Podještědí (Deutsch Gabel) an, von wo aus es sich aufwärts entlang der Straße nach Mimoň (Niemes) gegen den Kočičí vrch (Katzenberg) erstreckt. Dazu gehört auch die Siedlung Pole (Felden), die etwa 1,5 km südöstlich von hier liegt. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist Česká Ves ein Teil von Jablonné v Podještědí. Am 1. Januar 2001 gab es hier 38 Häuser und 125 Einwohner.

Es wird vermutet, dass Česká Ves zusammen mit Markvartice (Markersdorf) schon vor der Gründung der Stadt Jablonné in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts existierte. Die erste schriftliche Erwähnung als Czeska wes stammt jedoch aus dem Jahr 1391, als die Herrschaft zwischen den Herren von Lemberk und Berka von Dubá aufgeteilt wurde. Im Jahre 1599 verkauften die Berken Jablonné mit Česká Ves an Margarete und Vladislav Hazlovský von Liběchov, aber im Jahre 1619 gewannen sie es wieder zurück. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf mehrmals von sächsischen und schwedischen Truppen verwüstet und nach Kriegsende waren nur noch 13 der 24 Gehöfte bewohnt. Die Menschen bauten hauptsächlich Getreide an. Bereits im 17. Jahrhundert entwickelte sich die typische Heimproduktion zur Herstellung von Garn, Leinen und später auch Baumwollstoffen.

Im Jahr 1843 hatte Česká Ves 48 Häuser und 298 Einwohner. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es von einem Erbrichter verwaltet und nach der Verwaltungsreform im Jahre 1850 wurde Česká Ves eine selbständige Gemeinde mit einem gewählten Bürgermeister und Gemeinderat. Die Siedlung Pole schloss sich dann Jablonné (Deutsch Gabel) an, aber 1855 kam sie wieder unter die Verwaltung von Česká Ves. Im selben Jahr erbaute Filip Pelikán im unteren Teil des Dorfes an der Straße nach Velký Valtinov (Groß Walten) die heute nicht mehr existierende Nový mlýn (Neumühle). Im Jahr 1872 wurde das Dorf von einem großen Brand heimgesucht, bei dem 22 Häuser niederbrannten und etwa 50 Familien einen beträchtlichen Teil ihres Besitzes verloren. 7 Jahre später wurde hier ein Feuerwehrverein gegründet.
Begünstigt wurde die Entwicklung des Ortes durch die Elektrifizierung, die 1910 begann und durch den Bau einer Wasserversorgung, die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen und 1920 abgeschlossen wurde. 10 Jahre später hatte Česká Ves 60 Häuser und 280 Einwohner. Die Siedlung Pole (Felden) hatte weitere 10 Häuser mit 58 Einwohnern. Mit der allmählichen Ausdehnung von Jablonné verschmolz dessen untere Vorstadt mit Česká Ves, aber das Dorf behielt seine Selbstständigkeit bis 1942, als es zusammen mit Markvartice im Rahmen der Reduzierung der staatlichen Verwaltung aus wirtschaftlichen Gründen nach Jablonné v Podještědí eingemeindet wurde. Mit der Nachkriegsvertreibung der Deutschen verringerte sich die Einwohnerzahl erheblich und im Jahr 1950 hatte Česká Ves nur noch 43 Häuser und 169 Einwohner. Damals wurde hier eine Landwirtschaftliche Einheitsgenossenschaft gegründet, die 1957 in den Staatsbetrieb Jablonné eingegliedert wurde.

Im Dorf sind mehrere Kreuze erhalten geblieben und im Garten des Hauses Nr. 8 steht eine gepflegte Nischenkapelle. Im Zentrum des Dorfes, unter dem Haus Nr. 22, befindet sich ein Denkmal, das an zehn hiesige Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg erinnert. Ein interessantes Gebäude war früher das viereckige Feuerwehrhaus im oberen Teil des Dorfes, das einer Kapelle ähnelte, aber wegen seines schlechten Zustands 2018 abgerissen wurde.
Von der Hauptstraße oberhalb des Ortes bietet sich ein schöner Blick nach Norden und Nordwesten auf den Grenzkamm des Lausitzer Gebirges mit dem höchsten Berg Luž (Lausche), dem nahen Jezevčí vrch (Limberg) und der Stadt Jablonné v Podještědí, hinter der sich am Horizont der hoch aufragende Hvozd (Hochwald) mit seinem Aussichtsturm und der spitze Berg Sokol (Falkenberg) erheben.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, März 2022.