Bukovany
(Bokwen)

Bukovany (Bokwen) liegt in dem breiten Tal des Baches Dobranovský potok (Rodowitzer Bach) etwa 4 km nordöstlich von Česká Lípa (Böhmisch Leipa) und 1 km südöstlich von Pihel (Pihl). Die Siedlung, zu der auch das weiter nördlich gelegene Chomouty (Komt) gehört, ist heute ein Teil von Nový Bor (Haida). Erstmals wurde es 1454 in den Gerichtsakten erwähnt und gehörte 1471 zusammen mit Pisecna (Pießnig) und Dobranov (Dobern) zum Marktbezirk des heutigen Česká Lípa. Im ältesten Stadtbuch von Česká Lípa wird das Dorf als Buckewyn erwähnt, anderswo finden wir die Namen Bukovina, Bukovín und später wurde der deutsche Name Bokwen verwendet.
Durch das Dorf führte die alte Leipaer Straße von Česká Lípa über Sloup (Bürgstein), Cvikov (Zwickau i.B.) und Krompach (Krombach) nach Zittau. Auf dem Mlýnský vrch (Mühlenberg) an seinem südwestlichen Rand stand eine Veste, die während der Hussitenkriege zerstört und später wieder aufgebaut wurde. Im Jahre 1471 wohnte hier der Ritter Hans Gersdorf Suwa. Nach einigen Angaben existierte die Festung noch im Jahre 1603, als Bukovany zur Herrschaft Sloup gehörte.

Ende des 17. Jahrhunderts waren die Einwohner des Dorfes hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig. Es gab 12 Bauern, 16 Gärtner und zwei Schmiede, deren Hauptkunden wahrscheinlich Handwerker und Kaufleute waren, die auf der alten Leipaer Straße unterwegs waren. Im Jahre 1688 ist im Dorf auch eine herrschaftliche Getreidemühle erwähnt, die bis 1893 in Betrieb war, als sie völlig abbrannte.
Die Gemeinde Bukovany gehörte ursprünglich zur Pfarrei in Česká Lípa, dann in den Jahren 1641 bis 1691 zu Sloup, dann zu Dobranov, und im Jahre 1787 wurden sie wieder Sloup angeschlossen. Es gab nur eine kleine hölzerne Kapelle am südwestlichen Dorfrand, an deren Stelle die Familie Knechtel 1802 die größere steinerne Hl.-Josef-Kapelle errichten ließ, die noch heute steht. Die Kinder gingen in Dobranov zur Schule. Um 1755 wurden sie von Johann Tobias Tröschel im Haus Nr. 32 in Bukovany unterrichtet. Später wurde das Dorf an die Schule in Pihel angeschlossen, wo die einheimischen Kinder bis ins 20. Jahrhundert unterrichtet wurden.
Bukovany hatte eine eigene Gemeindeverwaltung und blieb auch nach der Reform der Staatsverwaltung im Jahre 1850, als das benachbarte Chomouty angeschlossen wurde, eine selbständige Gemeinde. In der Folgezeit entwickelte sich das Dorf jedoch nicht weiter und viele Einwohner zogen aufgrund fehlender Beschäftigungsmöglichkeiten weg. Im Jahr 1869 hatte Bukovany noch 63 Häuser und 380 Einwohner. Bis 1890 sank die Einwohnerzahl auf 274. Die Landwirtschaft blieb auch später die Haupterwerbsquelle, aber ein Teil der Einwohner ging zur Arbeit in die Fabriken in Česká Lípa. Einige betrieben in Heimarbeit Glasveredelung oder Holzbearbeitung.
Im Jahre 1903 wurde am nördlichen Rand des Dorfes an der Straße nach Chomouty ein Friedhof angelegt. Im Jahre 1908 wurden im Dorf zwei Kaisereichen zum Gedenken an den 60. Jahrestag der Herrschaft von Kaiser Franz Joseph I. gepflanzt.

Der Priester Anton Nittel (1826-1907) wurde in Bukovany geboren und gründete 1871 die erste altkatholische Gemeinde in Varnsdorf (Warnsdorf). Er war auch der Autor eines sehr populären deutschen Buches mit Geschichten über den Erzdechanten Hockewanzl von Horní Police (Ober Politz). Aus dem Dorf stammten auch bedeutende Glashändler, die bekanntesten waren Franz Knechtel (+1809), der in Spanien tätig war, und Johann Christoph Socher (1757-1839), in dessen Haus am Marktplatz in Nový Bor (Haida) heute ein Glasmuseum untergebracht ist.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, März 2022.