Malý Stožec - Komora
(Kleiner Schöber - Rauchfriedels Kammer)

Der Malý Stožec (Kleiner Schöber, 659 m) ist eine markante Phonolithkuppe etwa 1,5 km südwestlich vom Jedlová-Berge (Tannenberg), von dem er durch einen breiten Sattel getrennt ist. Auf dem langgestreckten Gipfel und den Hängen befindet sich eine Menge wild zerklüfteter Felsentürme mit steilen, im Südosten sogar überhängenden Felswänden, und ausgedehnte, mit einem lichten Buchenwald bewachsene Blockfelder. An einigen dieser Felsen sieht man die charakteristische unregelmässig säulenförmige Ablösung dieses Phonolithes. Der Berg wurde früher manchmal Riesenkopf oder Gesichtsberg genannt, da er im Blick vom Nordwesten an das Profil des Gesichtes einer liegenden Person erinnert. Vom Gipfel des höchsten Felsens (der Nase), der vom Nordosten auf einem markierten Stege zugänglich ist, hat man eine wunderbare Rundsicht, U der der nahe Jedlová-Berg dominiert. Hiner den umgebenden nahen Gipfeln des Lausitzer Gebirges ragt am östlichen Horizont der Ještěd (Jeschken), im Westen sieht man über dem Kessel von Chřibská Kamenice (Kamnitzbach) die Waldlandschaft der Böhmisch-Sächsischen Schweiz mit dem Růžová hora (Rosenberg), dem weiter entfernten Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg) und den Bergen Grosser Zschirnstein und Grosser Winterberg in Deutschland. Im Norden liegt das hügelige Land des Šluknovský výběžek (Schluckenauer Zipfel) und der Oberlausitz. Interessante Aussichten bieten sich auch von anderen Stellen des Gipfels und der Schuttfelder des Westabhanges. Auf den felsigen Abhängen und Schuttfeldern halten sich Gemsen auf, die hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgesetzt worden sind.

Unterhalb der steilen Felsabhänge befindet sich an der Südwestseite des Rückens eine kleine Klufthöhle, die Höhle Komora (Rauchfriedels Kammer), die durch den Absturz eines grossen Felsblockes entstanden ist. In dieser Höhle hat sich angeblich früher Fridolin Rauch, der im Volksmunde als Räuber oder die Menschen meidender Sonderling auftritt, aufgehalten. Einem bis heute erhalten gebliebenen Richterspruch aus dem Jahre 1747 nach wurde er wegen Kirchenfrevel zum Galgen verurteilt. Die Volkssagen schildern ihn aber als Waise, die nur deshalb zum Tode verurteilt wurde, weil sie ein Pferd des Bauern, bei dem sie diente, verlor. Leute, die mit ihm Mitleid hatten, sollten ihm zur Flucht aus dem Kerker geholfen haben und seitdem verbarg er sich in dieser Höhle. Die Not machte ihn zu einem Räuber, der die Reichen beraubte und den Armen gab, und als er 15 Jahre später starb, soll er in der Höhle eine Menge von wertvollen Sachen hinterlassen haben.

In den schönen Mischwäldern am Nordwestabhang des Berges befinden sich an der Bahnstrecke alte Sandsteinbrüche, die im 19. Jahrhundert Stephan Winkler aus Rumburg betrieb. Unter einem unscheinbaren Hange an ihrem Südrande entspringt die Quelle Jordán (Jordanborn), die bereits auf einer herrschaftlichen Karte aus dem Ende des 18. Jahrhunderts eingezeichnet ist. In die Felswand über ihr ist der Name der Quelle und ein geflügeltes Rad (Eisenbahnsymbol) mit den Buchstaben F. F. und der Jahreszahl 1939 eingemeisselt. Ein wenig höher am Hange stehen am Wege zwei Wasserreservoire mit den Jahreszahlen 1910 und 1913, deren Überlauf in einen anderen Bach eingeleitet ist.

Aus dem Malý Stožec läuft ein wenig ausgeprägter Phonolithrücken (543 m) nach dem Norden hervor, der manchmal als Kozí hřbet (Ziegenrücken) bezeichnet wird. Sein Westabhang fällt steil ab ins Tal der Chřibská Kamenice (Kamnitzbach), während der Ostabhang sehr flach ist. Unweit von hier ist eine wichtige Weggabelung, genannt U Křížového buku (An der Kruzifixbuche). Auf einer Lichtung inmitten der Wälder steht hier eine mächtige doppelte Buche mit einem kleinen Holzkreuz und einer Tafel (den gleichen Namen trägt auch der bekanntere Sattel mit dem ehemaligen Hegerhaus zwischen Mlýny /Hillemühl/ und Chřibská /Kreibitz/).

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Petr Kühn.