Hartau

Das Ortsentrum Alt Hartau mit dem ehemaligen Schulbauernhaus (rechts hinter den Bäumen) und dem Fachwerkhaus der alten Schule im Hintergrund.
Das Ortsentrum Alt Hartau mit dem ehemaligen Schulbauernhaus (rechts hinter den Bäumen) und dem Fachwerkhaus der alten Schule im Hintergrund.

Hartau ist ein ursprünglich landwirtschaftlich geprägtes Dorf, das etwa 4 km südlich des Zentrums von Zittau und 2,5 km westlich von Hrádek nad Nisou (Grottau) nahe dem deutsch-tschechisch-polnischen Dreiländereck liegt. Es besteht aus zwei Teilen: Alt-Hartau liegt am Ufer der Neiße und Neu-Hartau erstreckt sich entlang der Straße bis zum Fuß des Zittauer Gebirges. Die Siedlung ist heute ein Teil von Zittau und zählte am 31. Juli 2016 523 Einwohner.
Das Dorf wurde wahrscheinlich Ende des 13. Jahrhunderts von Bauern gegründet, die aus den westlichen Gebieten Deutschlands hierher kamen. Ursprünglich war es ein Teil der Herrschaft Grabštejn (Grafenstein) und sein Name wurde wahrscheinlich von dem Wort "harth" abgeleitet, was einen niedrigen Wald oder Gestrüpp auf feuchtem Boden bedeutet. Die erste schriftliche Erwähnung als "Harte" erfolgte in den Jahren 1375 und 1384, als es von der Stadt Zittau vom Adel gekauft wurde. Der Teil Neu-Hartau entstand nach 1725 entlang eines ehemaligen Viehwegs, der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Handelsweg von Zittau durch das Údolí Bílého potoka (Weißbachtal) nach Jablonné v Podještědí (Deutsch Gabel) führte.

Bauernhof Nr. 39 im südlichen Teil des Dorfes Alt Hartau.
Bauernhof Nr. 39 im südlichen Teil des Dorfes Alt Hartau.

Anfangs beschäftigten sich die Einwohner hauptsächlich mit Landwirtschaft und Fischfang, später auch mit der Heimweberei von Stoffen und dem Anbau von Obst und Gemüse. Eine größere Ausdehnung erfuhr der Ort nach 1836, als in der Umgebung verstärkt minderwertige Braunkohle - Lignit - abgebaut wurde. 3 Jahre später trennte sich Hartau von Zittau und wurde eine selbständige Gemeinde. Bis 1915 wurde die Kohle hauptsächlich in unterirdischen Stollen abgebaut, nach 1906 aber auch im Tagebau des Reichenberger Kohlenvereins RKV, der bis Mai 1925 in Betrieb war. Ab 1860 gab es auch eine Ziegelei am Ortsrand, in deren Grube 1932 ein versteinerter Stumpf einer tertiären Eibe gefunden wurde, der sich heute noch vor dem Gymnasium Johanneum in Zittau befindet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in einem stillgelegten Kohlebergwerk bei Hartau ein neues Flöz gefunden, das zwischen 1948 und 1953 abgebaut wurde.
Vor dem Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Tourismus zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Einwohner der Region. Am 1. Mai 1991 wurde in Alt-Hartau ein touristischer Grenzübergang nach Loučná (Görsdorf) eröffnet und in den folgenden Jahren wurden mehrere Sommerwohnungen gebaut. Seit dem 1. Januar 1999 ist Hartau wieder ein Ortsteil von Zittau.

Hinter der alten Schule befindet sich das Alte Kretschamgut.
Hinter der alten Schule befindet sich das Alte Kretschamgut.

Der alte Teil von Alt Hartau hat noch seinen fast ursprünglichen Charakter mit einigen interessanten denkmalgeschützten Häusern und Bauernhöfen bewahrt. Direkt am Dorfplatz steht die Alte Schule mit Fachwerkstube, Umgebinde und Fachwerkobergeschoss, die 1780-1781 an der Stelle eines älteren Schulhauses erbaut wurde. Dahinter befindet sich das ehemalige Alte Kretschamgut mit einer großen Steinscheune, die 1782 vom örtlichen Bauern Johann Zschirnt erbaut wurde.
Im Zentrum des Dorfes steht das große Bauernhaus Nr. 24 mit großer Scheune, Stall und Schuppen aus dem Jahr 1836, an das sich auf der Südseite ein weiteres denkmalgeschütztes Wohnhaus mit Stall und Fachwerk aus dem Jahr 1848 anschließt, und am südlichen Ende des Dorfes steht das kleinere Bauernhaus Nr. 39 aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Das denkmalgeschützte Gebäude der alten Schule in Alt Hartau.
Das denkmalgeschützte Gebäude der alten Schule in Alt Hartau.
Das Schulgebäude aus dem Jahr 1890 beherbergt heute die private Schkola Hartau.
Das Schulgebäude aus dem Jahr 1890 beherbergt heute die private Schkola Hartau.
Fischereigrenzstein auf dem Dorfplatz in Alt Hartau.
Fischereigrenzstein auf dem Dorfplatz in Alt Hartau.

An der Straße am nordwestlichen Rand der Siedlung steht das Umgebindehaus Nr. 3 aus dem späten 18. Jahrhundert, und in der Nähe befindet sich ein zweigeschossiges Schulgebäude aus Backstein aus den Jahren 1889-1890, in dem seit 1999 die private Grundschule "Schkola Hartau" untergebracht ist. In seiner Nachbarschaft, auf der Westseite des Dorfplatzes, befindet sich das ehemalige Schulgebäude, das in den 1990er Jahren zum Kulturzentrum umgebaut wurde. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das ehemalige Gasthaus "Zum Hirsch" aus dem Jahr 1882, welches 1999 von der Hartauer Schule erworben wurde. In ihm wurde nach einer Komplettsanierung in den Jahren 2007-2009 das „Lernhaus Kretscham“ eingerichtet.

Unter den Bäumen auf dem Dorfplatz steht der kleine Fischereigrenzstein, der seit dem 24. Juli 1565 die Fischgründe an der Neiße abgrenzte. Er stand ursprünglich am Flussufer etwa 350 m nordöstlich des Dorfes, wurde aber durch landwirtschaftliche Maschinen beschädigt und deshalb nach der Restaurierung 1985 an seinen heutigen Standort im Dorf versetzt. Ein ähnlicher Stein ist noch in Hrádek nad Nisou (Grottau) erhalten.

Auch in Neu Hartau gibt es mehrere typische denkmalgeschützte Umgebindehäuser mit Fachwerk, die oft mit Dielenschalungen bedeckt sind. Im unteren Teil der Hauptstraße steht das Haus Nr. 8, erbaut 1819, 250 m höher in der Nähe des ehemaligen Gemeindeamtes befindet sich das Haus Nr. 11 aus der Zeit um 1800. In der Mitte des Dorfes stehen in der Nähe des Gasthauses "Weißbachtal" die schönen zweigeschossigen Häuser Nr. 27, 40, 44 und das ehemalige Forstgut Nr. 31, erbaut 1783 vom Förster Gottlieb Wenzel.

Das bekannteste Gebäude in Hartau ist jedoch das Röhrhäusel, ein denkmalgeschütztes Haus, das etwa 250 m vom Gasthaus entfernt am östlichen Rand der Siedlung in der Gasse zwischen den Häusern 47 und 49 steht. Das langgestreckte achteckige Haus aus Sandsteinblöcken hat an seinen Wänden 2 Tafeln mit Inschriften, die an seine Geschichte erinnern. Es wurde 1726 von Maurermeister Johann Heinrich Müller als Wassersammelbecken für die neu ausgebaute Wasserversorgung errichtet, die seit 1544 Wasser aus den Quellen des Goldbaches am Hang des Mühlsteinberges nach Zittau brachte. Das Haus diente bis 1864 der städtischen Wasserversorgung und wurde dann bis Ende des 19. Jahrhunderts zur Wasserversorgung von Hartau genutzt.

Etwa 100 m südwestlich der Straße nach Zittau befindet sich der Sowjetische Ehrenfriedhof an der Abzweigung zur Gartenkolonie "An der Lache". Ein 1947 aufgestellter und 20 Jahre später restaurierter breiter Gedenkstein mit einem fünfzackigen Stern an der Spitze erinnert mit einer zweisprachigen Inschrift an die 268 sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter aus dem Zweiten Weltkrieg, die hier zwischen 1941 und 1946 bestattet wurden. Das Denkmal trägt die Namen von 13 damals bekannten Opfern.

In der Umgebung des Ortes sind noch Spuren des alten Kohlebergbaus erhalten, dessen Geschichte den Besuchern auf dem grenzüberschreitenden Lehrpfad zwischen Olbersdorf und Hrádek nad Nisou (Grottau) erklärt wird.

Sowjetischer Ehrenfriedhof in der Nähe der Gartenkolonie An der Lache.
Sowjetischer Ehrenfriedhof in der Nähe der Gartenkolonie An der Lache.
Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, April 2021.