Mühlsteinberg

Der Mühlsteinberg (482 m) ist eine unscheinbare bewaldete Anhöhe, die sich am Nordfuß des Straßbergs etwa 2,5 km nordöstlich von Lückendorf erhebt. Auf einem niedrigen Felsrücken zwischen den beiden Bergen stand einst die Burg Karlsfried.
Am Gipfel des Berges befindet sich ein Sandsteinfelsen, von dem aus nur noch ein sehr eingeschränkter Blick durch die Baumkronen in Richtung Zittau möglich ist. Vom Sattel auf der Südseite des Berges führt ein Weg dorthin. Zur Linken steht zwischen den Bäumen versteckt der niedrige Klothildenstein, der an den Generaldirektor der Deutschen Post, Ernst Heinrich Wilhelm Stephan (1831-1897) erinnert. Er soll dem Ort sehr zugetan gewesen sein. Er erzählte seinen Freunden während eines Jagdausflugs um 1880 eine Liebesgeschichte aus seiner Jugend über eine gewisse Klothilde. Seine Freunde ließen daraufhin Horatios leicht abgewandeltes Zitat "Hic praeter omnes mihi angulus ridet" ("Jener Winkel lächelte mir vor allen anderen auf der Erde zu") als Andenken an ihre gemeinsamen Jagderlebnisse in einen Felsen gravieren. 1907 wurde der Felsen vom Globus-Gebirgsverein in ein Stephansdenkmal umgewandelt und mit einem ovalen Medaillon versehen. Es wurde jedoch nach 1990 gestohlen und die lateinische Inschrift darunter ist heute unleserlich. Etwa 100 m nordwestlich des Gipfels befindet sich der wenig bekannte Kletterfelsen Mühlsteinnadel.

Die Johannesquelle an der Straße von Eichgraben nach Lückendorf.
Die Johannesquelle an der Straße von Eichgraben nach Lückendorf.

Die alte Handelsstraße "Gabler Straße" von Zittau über Lückendorf nach Böhmen verlief früher an der Westseite des Berges. Sie führte einst von Eichgraben direkt hinauf, wurde aber 1848 umgebaut, um den steilsten Teil des Anstiegs durch eine große Serpentine am Nordhang des Mühlsteinberges zu umgehen. An der unteren Kurve der Straße befindet sich eine schön angelegte Quelle, Johannesquelle genannt. Früher hieß sie Goldbachquelle oder Brückborn und hatte einen kleinen Wasserfall. Diese Quelle wurde 1862 zusammen mit anderen Zuflüssen aus der Umgebung in einem Wasserreservoir gefasst und am 3. November 1864 nach Fertigstellung des Baus der Zittauer Wasserversorgung eingeweiht. Im Juni 1869 brachte der Zittauer Stadtrat zwei Gedenktafeln an der Quelle an. Die erste erinnert an den Besuch von König Johann von Sachsen am 26. Juni 1863, den der Zittauer Oberbürgermeister Ludwig Haberkorn fragte, ob die Quelle seinen Namen, "König Johann Quelle", tragen dürfe, was der König bejahte. Die zweite Gedenktafel erinnert daran, dass der am 25. November 1868 verstorbene Senator Philip Ferdinand Adolph Just aus Dresden sein Vermögen der Stadt Zittau vermachte und 90.000 Taler für den Bau des nach ihm benannten Wasserwerkes spendete. Neben der Einfassung der Quelle wurde ein Wachhaus errichtet, das später als Schankwirtschaft konzessioniert wurde. Allerdings brachte das Schankhaus nicht viel Geld ein, so dass die Pächter häufig wechselten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Lokal geschlossen. Heute ist es ein Privathaus.
An der scharfen Kehre oberhalb der Quelle ist die Jahreszahl 1848 in einen Fels geritzt, die an den Bau der Straße erinnert. An der oberen Kehre, am Anschluss an die ursprüngliche Trasse der Gabler Straße, befindet sich ein kleiner Rastplatz namens "Mühlsteintisch" mit einem Mühlstein als Tischplatte, in deren Rand ein Name und die Jahreszahl 1848 eingraviert sind.

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, Mai 2021.