Dolní Sedlo
(Spittelgrund)
Ansicht der Siedlung von der Südseite.
Foto: Jiří Kühn.
Dolní Sedlo (Spittelgrund) ist ein kleines Vorgebirgsdorf am nordöstlichen Hang des Lausitzer Gebirges unterhalb des Popova skála (Pfaffenstein), etwa 2,5 km südlich von Hrádek nad Nisou (Grottau) entfernt, wohin es heute eingemeindet ist. Im Jahr 2017 hatte es 74 Häuser mit 165 ständigen Bewohnern.
Ursprünglich gab es nur ein Gehöft, das zum Zittauer Spital gehörte, welches später aufgelöst wurde. Auf dessen parzellierten Flächen entstand das Dorf namens Spittelgrund. Um 1635 gehörte es bereits zum Besitztum Grabštejn (Grafenstein). Im Jahre 1786 hatte es 33 Häuser. Im Jahr 1834 war die Zahl der Häuser auf 55 gestiegen. Es lebten dort 422 Einwohner, die ihren Lebensunterhalt ursprünglich mit der Landwirtschaft, dem Handwerk, der Waldarbeit und der Textilherstellung in Heimarbeit verdienten. Seit dem 19. Jahrhundert arbeiteten sie dann vor allem in den Fabriken in Hrádek, Loučná (Görsdorf) und Donín (Dönis).
Häuser an der Straße im oberen Teil des Dorfes. Auf der rechten Seite befand sich früher ein Geschäft, und im Hintergrund ist das gelbe Gebäude der ehemaligen Schule zu sehen.
Foto: Jiří Kühn.
Seit der Verwaltungsreform im Jahr 1850 war das Dorf mit dem benachbarten Horní Sedlo (Paß) verbunden. Damals besuchten die Kinder der Gemeinde die Schule in Chotyně (Ketten). Im Jahr 1868 wurde in Dolní Sedlo eine eigene Schule gebaut. Im Ort gab es auch eine Kapelle, die heute nicht mehr existiert. Das Dorf gehörte zum Bezirk Jablonné (Deutsch Gabel), jedoch wurde die Straße zur Bezirksstadt erst 1922 gebaut. Damals hatte Dolní und Horní Sedlo 114 Häuser und 629 Einwohner.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten deutschen Einwohner vertrieben. Es kamen aber nur wenige Neusiedler aus dem tschechischen Hinterland, so dass es 1950 nur noch 241 Einwohner gab. Viele der verlassenen Häuser wurden später abgerissen, andere wurden durch die wachsende Beliebtheit von Landhäusern vor ihrem Untergang gerettet. Das bekannte Gasthaus des Ortes, das „U Krásné vyhlídky“ („Zur Schönen Aussicht“), war noch einige Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb, wurde dann aber geschlossen.
Im Jahr 1961 wurde das Dorf nach Hrádek nad Nisou eingemeindet. Die örtliche Schule wurde irgendwann zu dieser Zeit geschlossen. Das Gebäude wurde künftig für unterschiedliche Zwecke genutzt und schließlich in ein Wohnhaus verwandelt. Nicht weit davon entfernt steht an der Straße das interessante Steingebäude der ehemaligen Schmiede mit einem Schieferdach.
Aus der Zeit des preußisch-österreichischen Krieges im 18. Jahrhundert gab es in der Umgebung mehrere Schanzen , die vermutlich auch 1813 und 1866 genutzt wurden. Die meisten von ihnen wurden jedoch später verschüttet.
Ehemaliges Gasthaus Zur schönen Aussicht.
Foto: Jiří Kühn.
Die Schmiede an der Straße nach Hrádek (Grottau).
Foto: Jiří Kühn.
In Dolní Sedlo lebte die kinderreiche Familie Schwarz, aus der der bedeutende Dresdner Bildhauer Franz Joseph Schwarz (1841-1911) hervorging. Dessen religiöse Skulpturen schmücken noch heute zahlreiche Kirchen und Grabsteine. Sein 14 Jahre jüngerer Bruder Adolf Schwarz war ebenfalls Bildhauer. Der berühmteste Familienangehörige war der Maler Wenzel Franz Schwarz (1842-1919), ein hervorragender Porträtist prominenter Persönlichkeiten, der aber auch viele Gemälde mit religiösen und weltlichen Motiven schuf.