Dolní Kamenice
(Nieder Kamnitz)
Einstöckiges Umgebindehaus.
Foto: Jiří Kühn.
Dolní Kamenice (Nieder Kamnitz) liegt am westlichen
Ende von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz), mit dem
es vollständig zusammenhängt. Das Dorf entwickelte sich aus der Randpartie des
ursprünglichen Dorfes Kamenice (Kamnitz), dessen zentraler Teil in der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts zur Stadt erhoben wurde. Namentlich wird das
Dorf zum ersten Male erst im Jahre 1416 erwähnt, aber wahrscheinlich beziehen
sich auch einige Erwähnungen im Kamnitzer Stadtbuch aus dem Ende des 14. Jahrhunderts
auf Niederkamnitz. Vielleicht bestand bereits im 15. Jahrhundert im Dorfe
ein herrschaftlicher Meierhof, dessen Gründe am Ende des 19. Jahrhunderts
aufgeteilt und die Baustellen an Interessenten verpachtet wurden. Seit 1648
hatte das Dorf ein eigenes Dorfgericht, dem auch Horní Kamenice
(Ober-Kamnitz) zugehörte. Noch im Jahre 1713 hatte Nieder Kamnitz nur 15 Häuser
und begann erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts deutlicher zu
wachsen. Im Jahre 1849 wurde es eine selbständige Gemeinde, zu der auch die
abgelegenen Ortsteile Filipov (Philippsdorf) und Huníkov
(Henne) gehörten.
Zur Vergrösserung der Gemeinde trug in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die
industrielle Entwicklung bei. Die ersten, in den Jahren 1855 und 1857 gegründeten
Spinnereien ubernahm später die Firma Franz Knappe, die bis zu 700 Leute beschäftigte
und so zum wichtigsten Industriebetriebe der Gemeinde wurde. Im Jahre 1860 setzte
hier Franz Preidl die erste der drei Rabsteiner Spinnereien, die nach der nahen
Waldflur ihren Namen hatten, in Betrieb. Weitere zwei Spinnereien baute er im
Jahre 1864 in Kamenická Nová Víska und im Jahre 1867 in
Janská (Jonsbach).
In Jahre 1910 erreichte Dolní Kamenice mit 1064 ihre grösste Einwohnerzahl.
Im Jahre 1943 wurde Dolní Kamenice an Česká Kamenice
angeschlossen, deren Teil sie bis heute geblieben ist.
Im Dorfe haben sich bis heute einige typische Umgebindehäuser erhalten.