Vlčí hrádek
(Wolfsburg)

Die felsige Anhöhe, auf der sich die Überreste der Burg befinden, ist heute mit einem Kiefernwald bewachsen.
Die felsige Anhöhe, auf der sich die Überreste der Burg befinden, ist heute mit einem Kiefernwald bewachsen.

Die Burg Vlčí hrádek (Wolfsburg) stand etwa 1,8 km westlich von Vlčí Hora (Wolfsberg) auf einem länglichen Felsblock, der sich vom Fuß des Kamenný vrch (Steinberg) bis zum Vlčí potok (Wolfsbach) erstreckt. Der bewaldete Felssporn fällt auf der Südseite durch unzugängliche senkrechte Wände in das Rakosovy důl (Schilfgrund) und auf der Nordseite in den kurzen Kunzův důl (Kunzens Grund) kurz vor deren Zusammentreffen am Kleinen Wolfsbach. Von der Kreuzung bei der Englův pramen (Engelsquelle) unterhalb des Kamenný vrch führt ein unmarkierter Waldweg zur Burg. Von März bis Juli ist der Zugang jedoch verboten, um den nistenden Großen Uhu und die Schwarzstörche zu schützen.
Die Burg wurde wahrscheinlich Ende des 13. Jahrhunderts auf dem von den Berken von Dubá verwalteten Gebiet errichtet. Es gibt jedoch in historischen Quellen keine Aufzeichnungen darüber und man kennt ihren Namen nicht. Erstmals beschrieben wurde sie im Jahr 1793 von dem Forstingenieur Fr. Fuss aus Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz). Es wird vermutet, dass die Burg zusammen mit anderen Felsenburgen zwischen dem Elbtal und Krásná Lípa (Schönlinde) die Handelswege schützte, die von den Elbumschlagplätzen in Postelwitz und Bad Schandau in die Region Šluknov (Schluckenau) führten. Sie ist vermutlich vor 1339 untergegangen. Funde von verkohltem Holz deuten darauf hin, dass die Burg durch einen Brand zerstört wurde, der aber auch nach der Aufgabe der Burg ausgebrochen sein könnte.

Der Zugangsweg zur Burg führt durch zwei Felsspalten, von denen die erste natürlichen Ursprungs ist und die zweite durch das Herausbrechen von Sandsteinblöcken künstlich verbreitert wurde, die wahrscheinlich für den Bau verwendet wurden. Ein großer Sandsteinblock, der aus dem behauenen Felsen herausragt, wurde früher als Träger für eine Zugbrücke gehalten, doch geht man heute davon aus, dass es hier keinen solchen Eingang gab. Die Burg war oberhalb der Kluft durch einen niedrigen Wall mit einer Trockenmauer geschützt, auf den anderen Seiten nur durch die senkrechten Felswände. Falls es hier Nebengebäude gab, sind keine Spuren davon erhalten. Im westlichen Teil der Burg ist ein annähernd quadratischer, in den Fels gehauener Keller mit Balkenlagern erhalten geblieben, über dem ein Gebäude stand. Es handelte sich wahrscheinlich um ein leichteres Fachwerk- oder Bohlenhaus mit einem oder zwei Stockwerken. Das Untergeschoss wurde von Südosten durch einen schmalen Gang betreten, der wahrscheinlich überdacht war. In die Westwand des Kellers ist ein Gesicht eingeritzt, das möglicherweise mittelalterlichen Ursprungs sein könnte, wie von Fr. Fuss in seiner Beschreibung der Burg Ende des 18. Jahrhunderts vermutet wird. Auf der Südseite des Burggeländes zeigt der Felsen Spuren der Querbalken einer hölzernen Galerie mit einem Vorbau, der die Felskluft überdeckte, gefolgt von einer Furche mit Pfostenlöchern im westlichen Teil des Felsens. Hier befand sich wahrscheinlich eine leichte, mit Lehmputz überzogene Einfriedung. An einer Stelle ist eine quadratische Vertiefung auszumachen, in der sich möglicherweise ein Tor oder ein Wachposten befunden hat.

Am Fuße des Langes Horn, etwa 300 m nördlich des Bergfrieds, befindet sich ein aus Sandstein gefertigter Poststein mit eingravierten Initialen, Symbolen und Jahreszahlen, darunter ein Postrohrsymbol mit der Jahreszahl 1749.

Der Keller des Hauptgebäude und vielleicht das einzige Gebäude der Burg wurde in den Fels gehauen.
Der Keller des Hauptgebäude und vielleicht das einzige Gebäude der Burg wurde in den Fels gehauen.
Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, April 2022.