Uhelná
(Kohlige)

Das Gebäude des ehemaligen Gasthauses Goldener Fasan am Ende der Siedlung.
Das Gebäude des ehemaligen Gasthauses Goldener Fasan am Ende der Siedlung.

Uhelná (Kohlige) ist eine kleine Siedlung, die direkt an der Staatsgrenze zu Polen liegt, etwa 4 km östlich von Hrádek nad Nisou (Grottau), wohin sie heute eingemeindet ist. Im Jahr 2001 hatte sie 33 Einwohner.
Die Gemeinde wurde am Rande der Herrschaft Grabštejn (Grafenstein) gegründet, an einem Ort, in dem früher nur Kohlenbrenner lebten, nach denen die neue Siedlung auch benannt wurde. Im Jahre 1710 wurden hier die ersten 6 Fachwerkhäuser mit einem Gasthaus gebaut. Bis 1771 wuchs ihre Zahl auf 11 an. Im November desselben Jahres brach jedoch in einem der Gebäude ein Brand aus, der auch auf die anderen 4 Häuser übergriff. Es dauerte lange, bis sie wieder instand gesetzt waren. Im Jahre 1788 wurde im Dorf eine Zollstelle eingerichtet. Später wurde ein Zollhaus direkt am Grenzübergang zum damaligen Oppelsdorf (heute Opolno-Zdrój) etwa 1,5 km nordöstlich des Dorfes gebaut. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Zollamt jedoch geschlossen und das Gebäude wurde bis 1938 von der Finanzwache genutzt. In der Nachbarschaft stand noch das Gasthaus "Keilschenke".

Während des Österreichisch-Preußischen Krieges im Juni 1866 lagerten im Dorf über 4.300 preußische Soldaten und Offiziere mit 336 Pferden und weitere 4.000 Mann mit Kanonen auf den umliegenden Wiesen. In Uhelná lebten zu dieser Zeit etwa 190 Einwohner, die sich neben der Landwirtschaft vor allem mit der Weberei beschäftigten. Ursprünglich verarbeiteten sie Leinengarn, gingen aber später zur Baumwollweberei über, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts beibehalten wurde.
Die Einheimischen gingen zuerst in die Kirche in Hrádek. Später wurde das Dorf an die Pfarrei in Václavice (Wetzwalde) angeschlossen. Lange Zeit gab es in Uhelná nur eine kleine Glocke, die an einer riesigen Linde vor dem Haus Nr. 4 hing. Erst im Oktober 1867 baute der Chrastaer (Kratzauer) Maurermeister Karl Knesch eine neuromanische Kapelle zu Ehren Unserer lieben Frau Maria Hülf.

Die Ruinen der Kapelle Unserer Lieben Frau Maria Hülf vor der Restaurierung.
Die Ruinen der Kapelle Unserer Lieben Frau Maria Hülf vor der Restaurierung.

Im Jahr 1930 lebten noch 169 Menschen im Dorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Einwohner vertrieben und neue tschechische Bewohner kamen an ihre Stelle. Im Jahr 1950 gab es jedoch nur noch 83 von ihnen, und in den folgenden Jahren nahm ihre Zahl weiter ab. Der Grenzübergang nach Polen wurde gleich nach dem Krieg geschlossen und die anliegende Schankwirtschaft wurde geschlossen. Die verlassenen Häuser in der Siedlung wurden nach und nach abgerissen und von den ursprünglichen Fachwerkbauten auf dem Dorfplatz ist nur noch ein Haus, Nr. 4 mit der Jahreszahl 1772 über dem Eingang, erhalten geblieben. Das ehemals beliebte Gasthaus "Goldener Fasan" am westlichen Ende des Dorfes wurde nach dem Krieg noch einige Zeit weiter betrieben, später aber geschlossen und von den Grenztruppen genutzt. Das zweistöckige Gebäude mit einer mit Backsteinbändern verzierten Fassade wurde später renoviert und steht noch heute. Auch die Kapelle auf dem Dorfplatz wurde noch eine Zeit lang gepflegt, dann aber ihrem Schicksal überlassen. 2016 waren nur noch die Grundmauern ohne Dach übrig. Erst 2017 begannen die Arbeiten zur Restaurierung der Kapelle, die am 26. Juli 2018 mit der Anbringung eines Sandsteinkreuzes am Turm ihren Höhepunkt fand. In der Nähe wachsen einige Linden, deren Alter auf 150 Jahre geschätzt wird, und auch ein Teil der Lindenallee von Grabštejn herauf war erhalten geblieben, deren Restbestand durch den Kiesabbau in der Sandgrube Václavice vernichtet wurde. Im Jahr 1980 wurden Uhelná und Václavice nach Hrádek nad Nisou eingemeindet.
Im 19. Jahrhundert war eine 200 Jahre alte, 20 Meter hohe Fichte, deren von Schnee und Frost verkrümmter Hauptstamm sieben Seitenstämme aufwies, eine Touristenattraktion und ein dankbares Motiv für Maler. Der Baum ähnelte in seiner Form einer Harfe. Er wuchs im Wald jenseits der Staatsgrenze. Im Herbst 1895 entwurzelte sie ein schwerer Sturm.

Die ehemalige Windmühle aus dem Jahr 1843 wird heute als Ferienhaus genutzt.
Die ehemalige Windmühle aus dem Jahr 1843 wird heute als Ferienhaus genutzt.

Auf einem Feld etwa 500 m südöstlich der Siedlung steht eine Holländer-Windmühle, die im Jahre 1843 von Josef Scholze, einem Bauern und Zimmermann aus Václavice mit Hilfe des Maurermeisters Kunz aus Hrádek gebaut wurde. Doch schon nach 2 Jahren begann der Betrieb einzuschlafen, weil die Bauern es vorzogen, ihr Getreide nach Zittau zu transportieren und andere Mühlen in Chotyně (Ketten) und Chrastava (Kratzau) gebaut wurden. Im Jahr 1847 wurde die Mühle von seinem Sohn Philip übernommen, der sie an verschiedene Interessenten verpachtete, aber keiner hielt es lange aus. Im Jahre 1870 mietete die Mühle der Bäcker Gotthelf Berndt aus dem nahen Sommerau (heute Bialopole in Polen), der hier auch eine Bäckerei eröffnete. Auch er zog nach fünf Jahren nach Václavice. Die Mühle diente dann nur noch zum Mahlen von Getreide und wurde Ende des Jahrhunderts zu einer Scheune umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel sie. In den 1970er Jahren waren nur noch ihre Grundmauern übrig. Sie wurde zuletzt durch den Umbau in ein Ferienhaus vor der völligen Zerstörung gerettet.

Weitere Informationen

Text: Jiří Kühn; Übersetzung: Björn Ehrlich, März 2022.